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eine schwehre Belägerung außgestanden / biß solches Graf Frantz Bernhard von Thurn / auß Mangel deß Entsatzes / endlich den 28. Weinmonats / Anno 1622. auffgeben müssen. Anno 1627. den 8. Herbstmonats / war allhie ein grausames Wetter; dardurch unglaublicher Schade geschehen; und hat es dasmal in den Thurn auffm Schloß / so acht Ehln dick seyn solle / geschlagen / und der Vestung gewaltig zugesetzt. Im Jahr 1642. ist der Schwedische Obrist Schütz / von der Neuß auß / mit 3. tausend Reutern und Dragonern / vor Glatz geschickt worden / sein Glück darvor zu versuchen / wenigstens den Ort von ferne inzuhalten; so er dann auch gethan / und Glatz / darinn der Obriste Hanß Christoff Freyherr von Rubland / etc. lage / umb etwas beschossen / aber nichts darvor außgerichtet / sondern / in seinem Abzug grossen Verlust gelitten hat; wie hievon in Tom. 4. Theatri Europaei, fol. 926. seq. mit mehrerm zu lesen ist. Anno 1646. haben die Schwedischen die Vorstadt zu Glatz überfallen und geplündert. In diesem Jahr entstunde / umb den 27. Augusti / allhie eine grausame Wasserfluth; welche an der Bevestigung / Mühlen / Müntz / Ziehwerck / Floßholz / Mühlgraben / Wehren und Gebäuen / überauß grossen Schaden gethan. Siehe Tom. 5. Theatri Europaei, fol. 1176. a.

Anderthalbe Stund von Glatz ligt Wallersdorff / allda Anno 1646. zu Nachts / auß Unfürsichtigkeit / ein Feuer außkommen / in welchem bey 109. Personen / worunter 70. Kinder / ingleichem deß Edelmanns Frau / so in 6. Wochen gelegen / sammt dem Kind in der Wiegen / auch deß Obristen Tobacks Sachen und Pferde / mitverbrant; also daß sich Toback kümmerlich errettet hat. Siehe Tom. 5. Theatri Europaei, f. 1251.


Gomnitz.

Ein Städtlein in Böheim / welches Graf Tampier Anno 1618. den 2. Octobris / mit einer Kriegs-List eingenommen / und geplündert hat.


Gottesgabe.

Eine Bergstadt / beym Joachimsthal / welche zun Zeiten Käisers Caroli V. im Teutschen Krieg / an Böheim kommen ist.


Grätz.

Dieses Namens seyn 2. Städte in Böheim / deren die Fürnehmste zugenant wird / Königin Grätz / weilen solche Stadt der Böhmischen Königin Leibgeding / und Wittib-Sitz ist. Ligt gegen Schlesien / und an der Elb / und Chrudimka / darein unterhalb die Orlitz kommt. Sie wird von den Böhmen Kralowijhradecz / und der Cräiß / so von der Stadt den Namen / Hradetzky Krag / genant. Als König Johannes in Böheim / der Könige Wenceslai deß Aeltern / und hernach Königs Rudolphi, Wittiben / Städte / Jaromir / Politz und Maut / einnahm; so ließ er Grätz / da sie Hof gehalten / bleiben. Anno 1423. hat sich Königin Grätz dem Zischka ergeben / dessen die Prager / und die Herren / nicht zufrieden gewesen / und daher die Grätzer Vorstadt / den 29. Augusti / angezündet / und in der Creutz-Herren Gassen / einen Thaboritischen Pfaffen / der ohne Ornat die Meß hielte / in S. Anna Kirchen ermordet haben: Darüber sich die Grätzer / so den Zischka heimlich lieb hatten / so erzürneten / daß sie / auß seinem Befelch / das Schloß einrissen: und ist immer zu zwischen den Pragern / so gut Hussitisch waren / und den Thaboriten / so die Päbstliche Ceremonien nicht leiden wolten / Neid geblieben. Käiser Sigismund versuchte einsmals Königin Grätz wieder zu bekommen; aber es musten seine Soldaten unverrichter Sachen wieder abziehen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)