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der Grafen von Wertheim (1556) kam die Kirche an die Grafen von Stolberg-Königstein. Graf Ludwig v. Stolberg aber verkaufte 28. Febr. 1578 das Patronat und alle seine Rechte an die Gräfin Anna v. Hohenlohe und ihre Söhne, Wib. 4, 109 um 1152 fl. Zu den Rechten des Patrons gehörte Wein und Fruchtzehnte, der kleine Zehnte, Zinsen, Gülten, Handlohn und Hauptrecht in Dörrenzimmern und den eingepfarrten Orten. Die Reformation muß schon frühe Eingang gefunden haben, denn nach Wib. 1, 140 war Joh. Eisenmann 1535 aus Hall Pfarrer in Dörrenzimmern. Bei der Visitation 1556 klagte der Pfarrer Luc. Huber, daß das Volk nach Verlesung des Evangeliums aus der Kirche laufe. Die Pfarrei hatte Gülten in Hermuthausen, Eberstal und Mutzenbronn. Außerdem wurde 1489 zur Pfarrei eine „ewige“ Kuh gestiftet.

Im Pfarrhaus zu Dörrenzimmern wurde am 16 Okt. 1752 geboren Johann Gottfried Eichhorn als Sohn des Pfarrers Johann Georg Christoph Eichhorn (der 1741–48 Präceptor in Weikersheim, 1748–59 Pf. in Dörrenzimmern, 1759–79 zweiter Pfarrer in Weikersheim und 1779 Hofprediger war), 1774 Rektor des Gymnasiums in Ohrdruff, 1775 Professor der orientalischen Sprachen in Jena, wo er eine ganze Reihe Abhandlungen über Geschichte und Sprache des Morgenlands schrieb und das Repertorium für biblische und morgenländische Literatur herausgab 1777–1786, 1788 in Göttingen, wo er in seinen Vorlesungen nicht nur die orientalischen Sprachen und die biblischen Wissenschaften behandelte, sondern auch über ältere und neuere Geschichte wie über Literaturgeschichte las. Im Jahr 1825 feierte er sein 50jähriges Doctorjubiläum, 1826 sein Jubiläum als Universitätsprofessor. Er starb am 27. Juni 1827. Seine bedeutendsten Werke sind Einleitung ins A. u. N. Test. 10 Bände. Kommentar zur Apokalypse. Urgeschichte der Menschheit. Geschichte der Literatur 5 Bände 1805 ff. Weltgeschichte 5 Bände 1801–14. Sein Sohn ist der berühmte Rechtslehrer Karl Friedrich Eichhorn, † 1854.

Pfarrer: Jost Vuchenbach 1489. Johann Eisenmann von Hall 1535, Diak. in Kirchberg 1540. Lucas Huber 1556. Kilian Kraus oder Greis von Dinkelsbühl 1561, 1556 in Regenbach, kam später nach Haßfelden. Sigm. Schenkel 1571–1595, wurde nach Gnadenthal removirt, zuletzt entlassen. M. Arnold Lilienfein, Pfarrer in Elpersheim 1583–06, Dörrenz. 1596, † 1610. Joh. Taurinus 1610–22. Diak. später Stiftsprediger in Öhringen. Ludwig Dietzel 1614 Pf.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 479. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_479.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)