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Titel: Schatzhöhle
Untertitel:
aus: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel S. 942-1013, S. 1325-1326
Herausgeber: Paul Rießler
Auflage:
Entstehungsdatum: 6. Jahrhundert n. Chr.
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: Dr. B. Filser
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Erscheinungsort: Augsburg
Übersetzer: Paul Rießler
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
Kurzbeschreibung:
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[942]
50. Schatzhöhle


1. Kapitel: Erschaffung der Welt
1
Mit der Kraft unsers Herrn Jesus, des Messias, beginnen wir,

die Schrift über die Ableitung der Stämme,
d. h. die „Schatzhöhle“ niederzuschreiben;
sie ist von dem heiligen Herrn Ephraem verfaßt.

2
Herr! Unterstütze mich mit deiner Gnade! Amen.
3
Am Anfang, am ersten Tag, dem heiligen Sonntag,

dem Anfang und Erstgeborenen aller Tage,
schuf Gott Himmel und Erde, Wasser, Luft und Licht,
d. h. die Engel und Erzengel,
die Thronen, Fürsten, Herrschaften,
Machthaber, Kerube und Seraphe,
alle Ordnungen und Heere der Geister,
ferner die Finsternis, das Licht, die Nacht, den Tag, die Winde und Stürme;
alle diese wurden am ersten Tage geschaffen.

4
An diesem Sonntag schwebte der Heilige Geist,

eine aus den Personen der Dreieinigkeit, über dem Wasser.

5
Und durch sein Schweben auf des Wassers Oberfläche wurde dieses gesegnet,

so daß es schöpferisch ward.

6
Die ganze Natur des Wassers wurde heiß und kochend,

und damit ward der Sauerteig der Schöpfung vereinigt.

7
Wie ein Vogel seine Jungen

durch Ausbreiten der schützenden Flügel erwärmt,
so daß sie in den Eiern durch die Wärme des davon ausgehenden Feuers
zu Jungen gebildet werden,
so wurde auch durch die Wirkung des Heiligen Geistes
der Sauerteig der Schöpfung an das Wasser gebunden,
als er, der Paraklet, darüber schwebte.

8
Am zweiten Tag schuf Gott den untern Himmel

und nannte ihn Firmament;
dies zeigt, daß das Firmament nicht die Natur des obern Himmels hat
und in seinem Aussehen von dem Himmel über ihm,
d. h. vom obern, feuerigen Himmel, verschieden ist.

9
Jener zweite Himmel ist aus Licht

und dieser untere von fester Substanz;

[943]

er heißt Firmament,
weil er eine dichte, wässerige Natur besitzt.

10
Und Gott schied am zweiten Tag das Wasser von dem Wasser,

d. h. das obere von dem untern Wasser.

11
Und dieses stieg am zweiten Tag über den Himmel

gleich einer dichten Nebelmasse empor;
so erhob es sich und stieg aufwärts
und lagerte sich oberhalb des Firmaments in der Luft;
aber nach keiner Seite hin ergießt und bewegt es sich.

12
Am dritten Tag befahl Gott dem Wasser unterhalb des Firmaments,

es solle sich an Einem Ort sammeln
und das Trockene solle sichtbar werden.

13
Als nun die Wasserdecke von der Erdoberfläche weggezogen wurde,

zeigte sich, daß sie nicht festsitzend noch festgegründet war,
sondern eine feuchte, elastische Natur besaß.

14
Das Wasser sammelte sich nun in die Meere,

und zwar unterhalb der Erde, in und auf ihr.

15
Und Gott schuf inmitten der Erde, von unten her,

Durchgänge, Adern und Kanäle für den Durchlauf des Wassers
und für die Dünste,
die aus der Erde in diesen Adern und Durchgängen aufstiegen,
sowie Wärme und Kälte zum Besten der Erde.

16
Denn von unten ist die Erde wie ein Schwamm gemacht,

weil sie auf Wasser ruht.

17
Am gleichen dritten Tag befahl Gott der Erde,

sie solle von unten Kraut aufkeimen lassen.

18
Und so ward sie in ihrem Innern schwanger

mit Bäumen, Samen, Pflanzen und Wurzeln.

19
Am vierten Tag schuf Gott Sonne, Mond und Sterne.
20
Und sobald sich die Sonnenwärme über die Erdoberfläche ausbreitete,

erstarkte diese von ihrer Schlaffheit,
weil des Wassers Feuchtigkeit und Flüssigkeit von ihr genommen ward.

21
Als nun der Staub der Erde erhitzt wurde,

ließ sie alle Bäume, Pflanzen, Samen und Wurzeln aufsprießen,
die in ihrem Innern am dritten Tag empfangen waren.

22
Am fünften Tag befahl Gott dem Wasser;

da brachte es alle möglichen Fische und Wassergewürm hervor,
die Walfische, den Leviathan und andere fürchterlich aussehende Tiere,
sowie die Luft- und Wasservögel.

23
Am gleichen fünften Tage schuf Gott aus der Erde

alles Vieh, die wilden Tiere
und die Kriechtiere auf Erden, jedes einzelne nach seiner Art.

24
Am sechsten Tag, dem Freitag, formte Gott den Adam aus Staub

und die Eva aus seiner Rippe.

25
Am siebten Tag ruhte Gott von all seinen Werken,

und so ward derselbe Tag Sabbat genannt.


[944]
2. Kapitel: Erschaffung des Menschen
1
Adams Erschaffung geschah auf folgende Weise.
2
Als am sechsten Tag, dem Freitag,

über allen Ordnungen der Gewalten Ruhe herrschte, sprach Gott:

3
„Wohlan! Lasst uns den Menschen nach unserm Bild, nach unserm Gleichnis machen!“

Damit meinte er die gepriesenen Personen.

4
Als die Engel dieses Wort vernahmen,

waren sie in Furcht und Zittern und sprachen zueinander:

5
„Heute zeigt sich uns ein großes Wunder,

die Gestalt Gottes, unseres Schöpfers.“

6
Und sie sahen Gottes Rechte

sich über die ganze Welt ausbreiten und ausstrecken,
und alle Geschöpfe versammelten sich in seiner rechten Hand.

7
Dann sahen sie, wie er aus der ganzen Erde ein Staubkörnchen nahm,

von allem Wasser ein Wassertröpfchen,
von aller Luft oben ein Windlüftchen
und von allem Feuer ein wenig Wärmehitze.

8
Und die Engel sahen,

wie diese vier schwachen Elemente,
Kälte, Wärme, Trockenheit und Feuchtigkeit,
in seine hohle Handfläche gelegt wurden.

9
Dann bildete Gott den Adam.
10
Zu welchem Zweck aber schuf Gott den Adam aus diesen vier Elementen,

wenn nicht zu dem Zweck,
daß dadurch ihm alles in der Welt untertan sei?

11
Er nahm ein Körnchen von der Erde,

damit alle Naturen, die aus Staub sind, dem Adam dienten,
einen Tropfen aus dem Wasser,
damit alles in den Meeren und Flüssen sein eigen sei,
einen Hauch aus der Luft,
damit alle Arten in der Luft ihm anheimgegeben seien,
und Hitze vom Feuer,
damit alle Feuerwesen und Gewalten ihm Hilfe leisteten.

12
Und Gott bildete Adam mit seinen heiligen Händen

nach seinem Bild und Gleichnis.

13
Als nun die Engel sein herrliches Aussehen gewahrten,

wurden sie von der Schönheit seines Anblicks bewegt.

14
Denn sie sahen seines Angesichts Gebilde,

wie es dem Sonnenballe gleich in herrlichem Glanz entflammt war,
dann seiner Augen Glanz, gleich dem der Sonne,
und seines Körpers Licht, gleich dem des Kristalls.

15
Und er dehnte sich und stand mitten auf der Erde.
16
Und er setzte seine Füße auf den Platz,

woselbst das Kreuz unsers Erlösers aufgerichtet wurde;
darum ward Adam in Jerusalem erschaffen.

17
Dort zog er das Gewand des Königtums an,

und dort ward ihm die Krone der Herrlichkeit aufs Haupt gesetzt.

[945]
18
Dort ward er zum König, Priester und Propheten gemacht;

dort setzte ihn Gott auf den Thron seiner Glorie.

19
Dort gab ihm Gott die Herrschaft über alle Geschöpfe.
20
Und da versammelten sich alle wilden Tiere,

das Vieh und die Vögel und erschienen vor Adam;
da gab er ihnen Namen und sie beugten ihr Haupt vor ihm.

21
Und alle ihre Naturen verehrten ihn und dienten ihm.
22
Und die Engel und die Gewalten hörten die Stimme Gottes,

der zu ihm sprach:

23
„Adam! Ich machte dich jetzt zum König, Priester und Propheten

sowie zum Herrn, Haupt und Führer aller geschaffenen Wesen und Geschöpfe.

24
Dir dienen sie alle und sollen dein eigen sein;

ich gab dir die Herrschaft über alles, was ich geschaffen habe.“

25
Als die Engel dies Wort hörten,

beugten sie alle die Knie und verehrten ihn.


3. Kapitel: Adam und Eva im Paradies
1
Als das Haupt der untern Ordnung sah,

welche Größe dem Adam gegeben worden war,
beneidete es ihn vom gleichen Tag an,
wollte ihn nicht verehren und sprach zu seinen Mächten:

2
„Verehret ihn nicht und preiset ihn nicht mit den Engeln!

Ihm ziemt es, mich zu verehren,
mich, der ich Feuer und Geist bin,
und nicht mir,
daß ich den Staub verehre, der aus einem Staubkörnchen gebildet ist.“

3
Solches brachte der Empörer vor und ward ungehorsam;

so trennte er sich
nach seinem eignen Willen und seiner Freiheit von Gott.

4
Da ward er gestürzt und fiel, er und seine ganze Schar;

am sechsten Tag in der zweiten Stunde geschah sein Fall aus dem Himmel.

5
Es wurden ihnen die Kleider ihrer Glorie genommen.
6
Sein Name ward Satana genannt,

weil er sich abgewandt hatte,
und Scheda, weil er gestürzt worden war,
und Daiwa, weil er das Kleid seiner Glorie verlor.

7
Von jenem Tag an bis heute

sind sie, er und alle seine Heere,
nackt, bloß und häßlich anzuschauen.

8
Als der Satan vom Himmel gestoßen wurde, ward Adam erhöht,

so daß er zum Paradies in einem feurigen Wagen hinauffuhr.
Während nun die Engel vor ihm lobsangen,
die Seraphe ihn heiligten und die Kerube ihn segneten,
fuhr Adam unter Jubel und Lobgesang zum Paradies empor.

[946]
9
Als er hinaufkam, ward ihm vorgeschrieben,

von welchem Baum er nicht essen dürfe.

10
In der dritten Stunde des Freitags

erfolgte seine Auffahrt ins Paradies.

11
Gott warf nun einen Schlaf über ihn

und er schlief ein.

12
Da nahm Gott eine Rippe vom Zwerchfell seiner rechten Seite

und erschuf daraus die Eva.

13
Als Adam beim Erwachen Eva erblickte,

freute er sich recht über sie.

14
Und Adam und Eva waren drei Stunden im Paradies,

mit Glorie bekleidet und in Herrlichkeit glänzend.

15
Das Paradies aber war hoch oben

und überragte alle hohen Berge um drei Spannen
nach dem Maß des Geistes.

16
Der Prophet Moses aber sprach:

„Es pflanzte Gott das Paradies mitten in Eden
und setzte dorthin Adam, den er gebildet hatte.“

17
Eden aber ist die heilige Kirche,

und die Kirche ist Gottes Barmherzigkeit,
die Gott bereit hielt, um sie auf alle Menschen auszudehnen.

18
Weil Gott nach seinem Vaterwissen wußte,

was der Satan gegen Adam plane, kam er ihm zuvor
und nahm ihn in den Schoß seiner Barmherzigkeit auf,
wie von ihm der fromme David in dem Psalm sagt:
„O Herr! Ein Hans der Wohnung bist du uns für immer geworden“;
das heißt: „Du ließest uns in deiner Barmherzigkeit wohnen.“

19
Und als er Gott um die Erlösung der Menschen anflehte, sprach er:

„Sei eingedenk deiner Kirche, die du vordem gegründet hast!“

20
Das heißt: deiner Barmherzigkeit, die du bereitet hast,

um sie auf unser schwaches Geschlecht auszugießen.

21
Eden ist die heilige Kirche,

und das Paradies ist der Ort der Ruhe
und das Erbteil des Lebens,
das Gott für alle heiligen Menschen bereitet hat.


4. Kapitel: Die Versuchung im Paradies
1
Da Adam Priester, König und Prophet war,

brachte ihn Gott ins Paradies hinauf,
damit er in Ehren diene, wie der Priester in der heiligen Kirche,
wovon der fromme Moses Zeuge ist:
„daß er es bebaue“,
nämlich mit priesterlichem Dienst in Lobpreisungen,
„und es bewahre“,
nämlich den ihm durch Gottes Barmherzigkeit übertragenen Befehl.

2
Und Gott ließ Adam und Eva im Paradiese wohnen.
[947]
3
Wahr ist das Wort und wahrheitkündend:

Dieser Lebensbaum in der Mitte des Paradieses
ist ein Vorbild des Erlösungskreuzes, des eigentlichen Lebensbaumes,
und dies ward mitten auf der Erde aufgerichtet.

4
Als der Satan sah, wie Adam und Eva im Paradiese glänzten,

wurde der Empörer vor Neid verzehrt und ausgedörrt.

5
Und so fuhr er in die Schlange hinein und wohnte darin;

dann flog er mit ihr durch die Luft zu des Paradieses Grenzen.

6
Weshalb fuhr er in die Schlange und verbarg sich daselbst?
7
Deshalb, weil er wußte, daß sein Anblick häßlich war.

Hätte Eva seine Gestalt gesehen,
dann wäre sie alsbald vor ihm geflohen.

8
Wer einen Vogel die griechische Sprache lehrt,

bringt einen großen Spiegel her und stellt ihn zwischen sich und ihn;
dann fängt er mit ihm zu reden an.

9
Sobald der Vogel seine Stimme hört, dreht er sich nach rückwärts;

da sieht er seine eigene Gestalt im Spiegel
und gerät alsbald in Freude darüber,
daß der vermeintliche Genosse mit ihm spricht.

10
Und so neigt er in Ruhe sein Ohr
11
und hört die Worte des mit ihm Redenden an,

merkt auf und lernt so griechisch sprechen.

12
Ebenso fuhr der Satan in die Schlange und wohnte darin;

dann gewahrte er den richtigen Zeitpunkt, als er Eva allein sah,
und rief sie bei ihrem Namen.

13
Als sie sich zu ihm wandte, sah sie in ihm ihr Bild,

und er redete mit ihr
und täuschte sie mit seinen lügenhaften Worten;
denn die Natur des Weibes ist schwach.

14
Als sie nun von ihm über den Baum gehört hatte,

lief sie sogleich eilends hin
und pflückte die Frucht des Ungehorsams
von dem Baum der Gebotsübertretung und aß.

15
Sogleich ward ihre Schande bloß,

und sie sah die Häßlichkeit ihrer Nacktheit.

16
Da lief sie nackt fort

und verbarg sich unter einem andern Baum;
dann bedeckte sie ihre Nacktheit mit den Blättern dieses Baumes.

17
Hierauf rief sie Adam, und er kam zu ihr;

da reichte sie ihm die gleiche Frucht zum Essen hin,
und auch er aß davon.

18
Als er gegessen hatte, ward auch seine Schande bloß.
19
Da machten sie sich Schürzen aus Feigenblättern.
20
Und sie waren drei Stunden mit den Schürzen der Schmach bekleidet.
21
Am Mittag empfingen sie das entscheidende Urteil.
22
Und Gott machte ihnen Kleider von dem Fell,

das von den Bäumen abgezogen wurde, nämlich von den Baumrinden;

[948]

denn an den Paradiesbäumen waren zarte Rinden,
zarter als Linnen und königliche Seidengewänder.

23
Und er bekleidete sie mit diesem dünnen Fell,

das ein Kleid um den Körper der Schmerzen bildete.


5. Kapitel: Vertreibung aus dem Paradies
1
In der dritten Stunde betraten sie das Paradies;

drei Stunden erfreuten sie sich der Wohltaten;
drei Stunden war ihre Schande bloß
und in der neunten Stunde erfolgte ihr Auszug aus dem Paradies.

2
Nachdem sie in Trauer hinausgegangen,

redete Gott mit Adam, tröstete ihn und sprach:

3
„Gräme dich nicht, Adam.

Ich will ja dein Erbteil wieder herstellen.
Siehe, wie groß die Liebe zu dir ist!

4
Ich verfluchte um deinetwillen die ganze Erde;

aber dich befreite ich von dem Fluch.

5
Der Schlange schloß ich die Füße in den Bauch

und gab ihr den Staub der Erde zur Nahrung,
und Eva tat ich ins Joch der Untertänigkeit.

6
Du übertratest zwar mein Gebot.

So geh heraus; aber gräme dich nicht!

7
Nach Erfüllung der von mir über euch verhängten Zeiten,

wo ihr draußen auf der Welt des Fluches Fremdlinge sein sollet,
will ich meinen Sohn senden.

8
Er kommt zu deiner Erlösung herab

und wohnt in einer Jungfrau und zieht einen Leib an.

9
Durch ihn wird deine Erlösung und Rückkehr bewirkt.
10
Aber befiehl deinen Kindern,

sie sollen nach deinem Tod deinen Leichnam mit Myrrhen und Stakte salben
und ihn in die Höhle legen!
Darin lasse ich euch wohnen von heute bis zu der Zeit,
wo ihr aus der Umgebung des Paradieses
auf die draußen liegende Erde ziehen werdet.

11
Und wer in jenen Tagen übrig ist,

wird deinen Leichnam mit sich nehmen, ihn wegtragen
und ihn in der Erdmitte, wo ich es ihm zeigen werde, niedersetzen.

12
Denn dort wird dir und allen deinen Kindern die Erlösung zuteil.“
13
Und Gott offenbarte Adam die ganze Zukunft,

sowie daß der Sohn an seiner Statt leiden werde.

14
Nachdem Adam und Eva das Paradies verlassen hatten,

wurde das Paradiesestor verschlossen
und davor stand ein Kerub mit einem zweischneidigen Schwert.

15
Adam und Eva stiegen nun über den Paradiesberg herab;

da fanden sie auf einem Berggipfel eine Höhle.

16
Sie gingen in sie hinein und bargen sich darin;

Adam und Eva waren aber jungfräulich.

[949]
17
Als Adam wünschte, Eva zu erkennen,

nahm er von des Paradieses Grenzen Gold, Myrrhen und Weihrauch,
setzte es in die Höhle und segnete und weihte diese ein,
daß sie sein und seiner Söhne Bethaus sei,
und nannte sie „Schatzhöhle“.

18
Dann stiegen Adam und Eva von diesem heiligen Berg

bis zu seinen Grenzen nach unten herab,
und dort erkannte Adam sein Weib Eva.

19
Sie ward schwanger und gebar den Kain samt seiner Schwester Lebuda.
20
Dann ward sie abermals schwanger

und gebar den Abel samt seiner Schwester Kelimat.

21
Als die Kinder groß wurden, sprach Adam zu Eva:

„Kain soll Kelimat, die mit Abel geboren ward, heiraten
und Abel die mit Kain geborene Lebuda!“

22
Da sprach Kain zu seiner Mutter Eva:

„Ich heirate meine Schwester
und Abel soll die seinige nehmen;“
Lebuda war nämlich schön.

23
Als Adam diese Worte vernahm,

ward er darüber sehr böse und sprach:

24
„Es ist eine Gebotsübertretung,

wenn du deine mit dir geborene Schwester heiratest.

25
Nehmt euch aber von den Baumfrüchten und den jungen Schafen

und besteigt den Gipfel des heiligen Berges;
dann geht in die Schatzhöhle hinein
und bringt dort eure Opfer dar!

26
Betet dann vor Gott und verbindet euch hernach mit euren Weibern!“
27
Nachdem Adam, der erste Priester, mit seinen Söhnen Kain und Abel

auf den Gipfel des Berges hinaufgegangen war,
fuhr der Satan in Kain,
er solle seinen Bruder Abel wegen Lebuda töten,
aber auch deswegen,
weil sein Opfer von Gott verstoßen und nicht angenommen ward,
während Abels Opfer angenommen wurde.

28
Und Kain steigerte seinen Neid gegen seinen Bruder Abel noch weiter.
29
Und als sie in die Ebene hinabstiegen,

erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel
und tötete ihn durch einen Schlag mit einem Feldstein.

30
Sofort aber empfing er das Todesurteil.
31
Und so war er alle seine Lebenstage in Bedrängnis,

und Gott vertrieb ihn ins Gefilde von Nod.

32
Da nahm er seine Schwester mit und wohnte daselbst.


6. Kapitel: Adams Tod
1
Adam und Eva betrauerten Abel hundert Jahre.
2
Dann erkannte Adam wiederum sein Weib Eva,

und sie gebar den Seth,
einen schönen, riesengroßen, wie Adam vollkommenen Mann.

[950]
3
Dieser ist der Vater aller Riesen vor der Flut.
4
Dem Seth ward Enos geboren.
5
Enos zeugte den Kenan und Kenan den Mahalaleel.

Dies sind die Erzväter, die in Adams Tagen geboren wurden.

6
Adam lebte neunhundertdreißig Jahre,

bis zum einhundertfünfunddreißigsten Jahre Mahalaleels.

7
Dann nahte sich sein Sterbetag.
8
Da kam zu ihm sein Sohn Seth mit Enos, Kenan und Mahalaleel;

sie wurden von ihm gesegnet, und er betete über sie.

9
Dann gebot er seinem Sohne Seth und sprach zu ihm:

„Mein Sohn Seth! Achte auf das, was ich dir heute anbefehle!

10
Du sollst es an deinem Sterbetag dem Enos anbefehlen

und Enos dem Kenan und Kenan dem Mahalaleel!
Dieses Wort soll sich in allen Geschlechtern fortpflanzen!

11
Wenn ich gestorben bin,

dann sollen sie mich mit Zimt und Stakte einbalsamieren
und meinen Leichnam in die Schatzhöhle legen!

12
Wer von all euren Nachkommen übrigbleibt,

soll bei eurem Auszug aus diesem Land der Paradiesesnähe
meinen Leichnam mitnehmen,
ihn forttragen und in der Erde Mitte niederlegen!

13
Denn dort wird mir die Erlösung zuteil,

mir und allen meinen Nachkommen.

14
Und du, mein Sohn Seth, sei der Führer der Söhne deines Volkes

und leite sie in aller Gottesfurcht rein und heilig!
Haltet aber eure Nachkommen fern von des Mörders Kain Nachkommen!

15
Als man die Nachricht vom Sterben Adams vernahm,

kamen zu ihm alle seine Nachkommen,
sein Sohn Seth mit Enos, Kenan und Mahalaleel,
sie, ihre Weiber, Söhne und Töchter.

16
Da segnete er sie und betete über sie.
17
Und im Jahr neunhundertdreißig, von der Schöpfung an gerechnet,

schied Adam aus dieser Welt,
am vierzehnten Nisan, in der neunten Stunde, an einem Freitag.

18
In der gleichen Stunde,

wo der Menschensohn am Kreuz seinen Geist dem Vater zurückgab,
gab auch unser Vater Adam seine Seele seinem Schöpfer zurück
und schied aus dieser Welt.

19
Als Adam gestorben war,

salbte ihn sein Sohn Seth mit Myrrhen, Zimt und Stakte nach seinen Geheiß.

20
Weil er der erste Gestorbene auf Erden war,

war die Trauer um ihn sehr groß.

21
Sie trauerten über seinen Tod einhundertvierzig Tage;

dann brachten sie seinen Leichnam auf den Gipfel des Berges
und begruben ihn in der Schatzhöhle.

22
Nachdem sie Adam begraben hatten,

trennten sich die Familien und Stämme der Kinder Seths
von des Mörders Kain Kindern.

[951]
23
Seth nahm seinen Erstgeborenen Enos,

mit Kenan und Mahalaleel und ihren Weibern und Kindern
und brachte sie zu dem berühmten Berg, wo Adam begraben war.

24
Kain aber blieb mit seinen Nachkommen unten in der Ebene,

wo Kain den Abel getötet hatte.


7. Kapitel: Seth und sein Geschlecht
1
Seth war nun der Leiter der Söhne seines Volkes,

und er leitete sie in Reinheit und Heiligkeit.

2
Wegen ihrer Reinheit und Heiligkeit empfingen sie einen Namen,

der ehrenvoller als alle andern Namen für sie war;
sie wurden nämlich „Kinder Gottes“ genannt,
sie, ihre Weiber und Kinder.

3
So verblieben sie auf diesem Berg

in aller Reinheit, Heiligkeit und Gottesfurcht.

4
An Stelle der Dämonenschar, die vom Himmel gefallen war,

stiegen sie hinauf zum Lobpreis an die Grenzen des Paradieses.

5
Sie waren dort in Ruhe und Muße

und hatten keine andere Arbeit und Beschäftigung,
als Gott mit den Engelscharen zu loben und zu preisen;
denn sie vernahmen fortwährend die Stimme der Engel,
die im Paradiese lobsangen.

6
Dieses war nicht viel höher als sie,

nur ungefähr dreißig Spannen nach dem Maß des Geistes.

7
Sie hatten dort keine Arbeit und Sorge

und kannten weder Säen noch Ernten;
vielmehr nährten sie sich von jenen lieblichen Früchten
der prächtigen Bäume aller Art
und ergötzten sich am Rauche angenehm duftenden Wohlgeruches,
der vom Paradies ausging.

8
Sie waren Heilige, weil sie geheiligt waren,

und ihre Weiber waren ehrbar, ihre Söhne lauter
und ihre Töchter keusch und züchtig.

9
Unter ihnen gab es weder Aufruhr, noch Neid,

noch Jähzorn, noch Feindschaft,

10
unter ihren Weibern und Töchtern

keine unreine Lust noch unzüchtige Rede.

11
Auch hörte man bei ihnen nie Fluchen noch Lügen;

denn ihr ganzer Schwur war: „Bei Abels reinem Blut!“

12
Täglich gingen sie mit ihren Weibern und Kindern

in aller Frühe auf den Gipfel des heiligen Berges
und beteten dort vor Gott an.

13
Sie wurden dann von ihres Vaters Adam Leichnam gesegnet,

erhoben ihre Augen, blickten zum Paradies hin und priesen Gott.

14
So taten sie alle Tage ihres Lebens.
15
Seth lebte neunhundertzwölf Jahre;

da ward er sterbenskrank.

[952]
16
Da kam zu ihm sein Sohn Enos

mit Kenan, Mahalaleel, Jared und Henoch samt ihren Weibern und Kindern.

17
Da wurden sie von ihm gesegnet;

er betete über sie, gab ihnen Aufträge,
beschwor sie und sprach zu ihnen:

18
„Ich beschwöre euch bei Abels reinem Blut,

daß keiner von euch zu des Mörders Kain Kindern
von diesem heiligen Berg herabsteige;
ihr kennet ja die Feindschaft,
die wir mit ihnen haben, seit dem Tag, wo er Abel tötete.“

19
Dann segnete er seinen Sohn Enos, gab ihm den Auftrag wegen Adams Leichnam
20
und machte ihn zum Führer der Kinder seines Volkes,

indem er ihn bei Abels reinem Blut beschwor,
er solle sie in Reinheit und Heiligkeit leiten
und vor Adams Leichnam geziemend dienen
und sich nicht von ihm entfernen.

21
Dann starb Seth im Alter von neunhundertzwölf Jahren,

am siebenundzwanzigsten des gesegneten Monats Ab,
an einem Montag in der dritten Stunde,
im zwanzigsten Lebensjahre Henochs.

22
Sein erstgeborener Sohn Enos salbte seinen Leichnam ein

und begrub ihn in der Schatzhöhle bei seinem Vater Adam.

23
Sie betrauerten ihn vierzig Tage.


8. Kapitel: Kains Tod
1
Enos trat nun den Dienst vor Gott in der Schatzhöhle an,

er war der Führer der Kinder seines Volkes
und hielt alle ihm von seinem Vater Seth gegebenen Gebote;
so leitete er die Kinder seines Volkes in aller Reinheit und Heiligkeit,
indem er sie zur Beharrlichkeit im Gebet ermahnte.

2
In des Enos Tagen, in seinem achthundertzwanzigsten Jahr,

tötete Lamech, der Blinde, den Mörder Kain im Gefilde von Nod.

3
Also war sein Tod:

Lamech stützte sich auf seinen Sohn, einen kleinen Knaben,
und dieser Knabe lenkte ihm seinen Arm auf das Wild,
so oft er solches sah.

4
Nun hörte er die Stimme Kains, der im Wald umherstreifte,

weil er nirgends Ruhe fand.

5
Lamech, der Blinde, aber hielt ihn für ein Tier,

das im Wald umherjagt.

6
So hob er seinen Arm, hielt seinen Bogen bereit, spannte ihn

und schoß ihn gegen jenen Platz ab.

7
Da traf er den Kain zwischen die Augen, daß er hinfiel und starb.
8
Lamech aber glaubte, ein Wild getroffen zu haben

und sprach zu dem Knaben:
„Geh hin, daß wir das Wild sehen, das wir trafen!“

[953]
9
Als sie hinkamen und nachsahen,

sprach zu ihm der Knabe, auf den er sich stützte:
„Wehe, mein Herr! Du hast den Kain getötet.“

10
Da winkte er und schlug die Hände zusammen;

dabei traf er den Knaben und tötete ihn.

11
Enos lebte neunhundertfünf Jahre;

da ward er sterbenskrank.

12
Da kamen alle Erzväter zu ihm,

sein erstgeborener Sohn Kenan
mit Mahalaleel, Jared, Henoch und Metusala samt ihren Weibern und Kindern.

13
Da wurden sie von ihm gesegnet,

und er betete über sie, beschwor sie und sprach zu ihnen:
„Ich beschwöre euch bei Abels reinem Blut,
daß keiner von euch nach der Ebene
ins Lager der Kinder des Mörders Kain von diesem heiligen Berg hinabsteige,
und daß ihr euch nicht mit ihnen vermischet.

14
Hütet euch davor!

Ihr kennt die Feindschaft,
die wir mit ihnen haben, vom Tag an, wo er Abel tötete.“

15
Dann segnete er seinen Sohn Kenan

und gab ihm Aufträge wegen Adams Leichnam,
er solle vor ihm alle seine Lebenstage dienen
und die Kinder seines Volkes in Reinheit und Heiligkeit leiten.

16
Enos starb im Alter von neunhundertfünf Jahren,

am dritten Tag des ersten Tischri, an einem Samstag,
im dreiundfünfzigsten Lebensjahr des Metusala.

17
Dann salbte ihn sein Erstgeborener, Kenan,

und begrub ihn in der Schatzhöhle bei Adam und seinem Vater Seth.

18
Und sie betrauerten ihn vierzig Tage.


9. Kapitel: Kenan und Mahalaleel
1
Kenan trat nun den Dienst vor Gott in der Schatzhöhle an.
2
Es war ein ehrbarer und züchtiger Mann,

leitete die Kinder seines Volkes in aller Gottesfurcht
und vollzog alle Aufträge seines Vaters Enos.

3
Kenan lebte neunhundertzwanzig Jahre;

da ward er sterbenskrank.

4
Da kamen zu ihm alle Erzväter,

sein Sohn Mahalaleel mit Jared, Henoch, Metusala und Lamech
samt ihren Weibern und Kindern.

5
Da wurden sie von ihm gesegnet und er betete über sie;

dann gab er ihnen Aufträge und sprach zu ihnen:
„Ich beschwöre euch bei Abels reinem Blut,
daß keiner von euch ins Lager der Kinder des Mörders Kain hinabsteige.

6
Ihr alle kennt die Feindschaft,

die wir mit ihnen haben, seit dem Tag, wo er Abel tötete.“

[954]
7
Dann segnete er seinen Sohn Mahalaleel,

gab ihm Aufträge wegen Adams Leichnam und sprach zu ihm:

8
„Siehe zu, mein Sohn Mahalaleel!

Diene in Lauterkeit und Heiligkeit vor Gott in der Schatzhöhle
und entfern dich nicht dein ganzes Leben von Adams Leichnam!
Sei du der Führer der Kinder deines Volkes
und leite sie lauter und heilig!“

9
Kenan starb im Alter von neunhundertzwanzig Jahren

am dreizehnten Tag des Monats Heziran,
an einem Mittwochmittag,
im fünfundsechzigsten Lebensjahr Lamechs, des Vaters von Noe.

10
Da salbte ihn sein Sohn Mahalaleel ein

und begrub ihn in der Schatzhöhle.

11
Und sie betrauerten ihn vierzig Tage.


10. Kapitel: Der Fall der Sethiden
1
Mahalaleel trat nun den Dienst vor Gott

an Stelle seines Vaters Kenan an.

2
Er verharrte im Gebet Tag und Nacht,

und mahnte seines Volkes Kinder eindringlich,
die Heiligkeit und Lauterkeit zu bewahren und im Gebet auszuharren.

3
Mahalaleel lebte achthundertfünfundneunzig Jahre;

da kam sein Sterbetag heran, und er ward todkrank.

4
Da kamen zu ihm alle Erzväter,

sein Erstgeborener Jared mit Henoch, Metusala, Lamech und Noe
samt ihren Weibern und Kindern.

5
Da wurden sie von ihm gesegnet und er betete über sie;

dann beschwor er sie und sprach zu ihnen:

6
„Ich beschwöre euch bei Abels reinem Blut,

daß keiner von euch von diesem heiligen Berg herabsteige,
und daß ihr keinen eurer Nachkommen in die Ebene
zu des Mörders Kain Kindern hinabsteigen lasset.

7
Ihr alle kennt ja die Feindschaft,

die wir mit ihnen haben, seit dem Tag, wo er Abel tötete.“

8
Dann segnete er seinen Erstgeborenen Jared,

gab ihm Aufträge wegen Adams Leichnam
und offenbarte ihm, wohin zu gehen er sich anschicke,
und gebot ihm, sich nie im Leben von Adams Leichnam zu entfernen;
er solle vielmehr der Führer der Söhne seines Volkes sein
und sie in Ehrbarkeit und Lauterkeit leiten.

9
Mahalaleel starb im Alter von achthundertfünfundneunzig Jahren,

am zweiten Nisan, an einem Sonntag,
um die dritte Stunde, im vierunddreißigsten Lebensjahr Noes.

10
Sein Erstgeborener Jared salbte ihn ein

und begrub ihn in der Schatzhöhle.

11
Und sie betrauerten ihn vierzig Tage.
12
Dann trat Jared den Dienst vor Gott an;
[955]

er war ein vollendeter Mann und in allen Tugenden vollkommen
und im Gebete bei Tag und Nacht überaus beharrlich.

13
Wegen seiner trefflichen Führerschaft ließ Gott sein Leben länger dauern

als das all seiner Vorgänger.

14
In Jareds fünfhundertstem Jahr übertraten Seths Kinder die Eidschwüre,

womit ihre Väter sie beschworen hatten,
und begannen vom heiligen Berg in der Schlechtigkeit Lager
in das der Kinder des Mörders Kain hinabzusteigen.

15
So vollzog sich der Fall der Kinder Seths.
16
Im vierzigsten Jahre Jareds war das Ende des ersten Jahrtausends,

das von Adam bis Jared reichte.


11. Kapitel: Verschlechterung der Menschheit
1
In diesen Jahren erschienen Handlanger der Sünde und Schüler Satans;

denn dieser war ihr Lehrer.

2
Er fuhr in sie, wohnte in ihnen

und goß in sie die Wirkung des Irrtums,
wodurch der Fall der Kinder Seths bewirkt wurde.

3
Jubal und Tubalkain, zwei Brüder und Söhne Lamechs, des Blinden,

der den Kain getötet hatte,
machten alle Arten von Musik.

4
Jubal machte Flöten, Zithern und Pfeifen.
5
Da fuhren die Dämonen in diese und wohnten darin.
6
Blies man hinein,

dann sangen die Dämonen aus den Flöten heraus
und spielte man auf den Zithern,
dann sangen die Dämonen daraus hervor.

7
Und Tubalkain machte Zymbeln, Klappern und Trommeln.
8
So vermehrte sich der Kainskinder Lasterhaftigkeit und Unkeuschheit,

und sie hatten keine andere Beschäftigung
als allein die Unzucht.

9
Sie unterzogen sich auch nicht mehr den Abgaben

und hatten kein Haupt und keinen Führer.

10
Vielmehr herrschte nur Fressen, Saufen, Völlerei, Trunkenheit,

Tanzen, Singen, teuflisches Lachen
und das Gelächter, das den Teufeln Ruhe bringt,
sowie das wahnsinnige Geschrei der Männer,
die hinter Weibern her wieherten.

11
Und der Satan freute sich sehr darüber,

daß er zu dieser Einwirkung des Irrtums Anlaß gefunden hatte;
denn dadurch brachte er die Kinder Seths vom heiligen Berg herab.

12
Dort hatten sie, statt jener abgefallenen Horde, gedient

und waren von Gott geliebt, bei den Engeln geehrt
und Kinder Gottes genannt worden,
wie der fromme David von ihnen in den Psalmen spricht:
„Ich habe gesagt, daß ihr Götter seid
und allzumal Kinder des Höchsten.“


[956]
12. Kapitel: Lasterhafte Kainiten und Sethiten
1
Und es herrschte Unzucht unter den Töchtern Kains,

und ohne Scheu liefen die Weiber den Männern nach.

2
Und sie vermischten sich miteinander wie eine Herde in Wildheit;

sie trieben voreinander Unzucht, offen, ohne Scham.

3
Zwei und drei Männer fielen über Ein Weib her;

ebenso liefen die Weiber hinter den Männern her,
weil dort in jenem Lager alle Teufel versammelt waren.

4
Die unreinen Geister waren ja in die Weiber gefahren,

und die alten von ihnen waren noch wütender als die jungen.

5
Die Väter und Söhne besudelten ihre Mütter und Schwestern;

die Söhne kannten ihre Väter nicht
und die Väter unterschieden nicht ihre Söhne.

6
Der Satan war der Leiter dieses Lagers geworden.
7
Sie bliesen unter Gejohl die Flöten,

spielten die Zithern unter Einwirkung der Dämonen
und schlugen die Trommeln und Klappern
unter Mitwirkung der bösen Geister.

8
Und der Lärm des Gelächters ward oben in der Luft vernommen

und stieg über den heiligen Berg empor.

9
Als die Kinder Seths das mächtige Geschrei vernahmen

und das Gelächter in dem Lager der Kinder Kains,
da versammelten sich von ihnen hundert starke, kräftige Männer
und faßten den Beschluß,
ins Lager der Kinder Kains hinabzusteigen.

10
Als Jared diesen Beschluß vernahm,

geriet er in große Aufregung, beschwor sie und sprach zu ihnen:

11
Ich beschwöre euch bei Abels reinem Blut,

daß keiner von euch von diesem heiligen Berg hinabsteige.

12
Denket an die Eidschwüre, womit uns unsere Väter beschworen:

Seth, Enos, Kenan und Mahalaleel!“

13
Dann redete Henoch zu ihnen:

„Höret, ihr Kinder Seths!
Jeder, der Jareds Gebot und die Eidschwüre unserer Väter übertritt
und von diesem Berg herabsteigt,
soll niemals wieder hinaufsteigen können!“

14
Sie aber wollten weder auf Jareds Gebot,

noch auf Henochs Worte hören,
sondern erdreisteten sich, das Gebot zu übertreten.

15
So stiegen hundert Männer, Recken an Kraft, hinab.
16
Da sahen sie Kains Töchter, die schön von Ansehen waren

und ohne Scham ihre Schande entblößten.

17
Da stürzten sich Seths Söhne durch die Unzucht mit Kains Töchtern ins Verderben.
18
Dann wollten sie wieder auf den heiligen Berg steigen,

nachdem sie herabgestiegen und gefallen waren.

19
Da waren aber in ihren Augen die Felsen des heiligen Berges wie Feuer.
[957]
20
Und Gott ließ sie nicht mehr nach dem heiligen Ort hinaufsteigen,

nachdem sie sich mit der Unzucht Schmutz verunreinigt hatten.

21
Und abermals erdreisteten sich viele andere nach ihnen

und stiegen herab; auch sie fielen.


13. Kapitel: Jared und Henoch
1
Jared lebte neunhundertsechzig Jahre;

da nahte sich der Tag seines Hinscheidens.

2
Da kamen zu ihm alle Erzväter,

sein Erstgeborener Henoch, Metusala, Lamech und Noe
mit ihren Weibern und Kindern.

3
Sie wurden von ihm gesegnet

und er betete über sie und sprach zu ihnen:
„Ich beschwöre euch bei Abels reinem Blut,
daß ihr nicht von diesem heiligen Berg nach unten steiget.

4
Denn ich weiß,

daß euch Gott nicht länger mehr an diesem heiligen Ort wohnen läßt.

5
Ihr werdet ja das Gebot eurer Väter übertreten

und so auf die draußen liegende Erde verstoßen werden
und nicht mehr an des Paradieses Grenzen wohnen dürfen.

6
Aber sorget, daß von euch der, der diesen heiligen Ort verläßt,

den Leichnam unseres Vaters Adam mit sich nehme,
samt jenen Opferdingen, die in der Schatzhöhle sind,
und ihn dahin bringe, wohin es von Gott befohlen ist,
und ihn dort niedersetze!

7
Du, mein Sohn Henoch, entferne dich nicht von Adams Leichnam,

sondern diene vor Gott in reiner und heiliger Weise
alle Tage deines Lebens!“

8
Jared starb im Alter von neunhundertsechzig Jahren,

am dreizehnten Ijjar, an einem Freitag gegen Abend,
im dreihundertsechsundschzigsten Lebensjahr Noes.

9
Da salbte ihn sein Sohn Henoch ein

und begrub ihn in der Schatzhöhle.

10
Und sie betrauerten ihn vierzig Tage.
11
Da trat Henoch den Dienst vor Gott in der Schatzhöhle an.
12
Die Kinder Seths aber irrten vom rechten Weg ab

und wollten hinabsteigen.

13
Da trauerten um sie Henoch, Metusala, Lamech und Noe.
14
Und Henoch hatte vor Gott fünfzig Jahre gedient,

im dreihundertfünften Jahre Noes.

15
Als Henoch merkte, daß Gott ihn abrufen wollte,

rief er Metusala, Lamech und Noe zu sich und sprach zu ihnen:
„Ich weiß, daß Gott diesem Geschlechte zürnt,
und ein Gericht ohne Erbarmen wird über sie ergehen.

16
Ihr seid die Häupter und zugleich der Überrest dieses Geschlechtes;
17
denn es wird auf diesem Berg kein anderer Mensch mehr geboren werden,

der das Haupt der Kinder seines Volkes wäre.

[958]
18
Aber sehet zu, daß ihr vor Gott in Reinheit und Heiligkeit dienet!“
19
Nachdem Henoch diese Worte gesprochen,

versetzte ihn Gott in das Land des Lebens,
in die lieblichen Wohnungen,
die um das Paradies liegen,
in das Land, das über den Tod erhaben ist.


14. Kapitel: Noe
[1]
Von allen Kindern Seths blieben nur diese drei Erzväter

auf dem Berg der Triumphe übrig,
Metusala, Lamech und Noe;
der Rest ward in das Lager der Kinder Kains hinabgezogen.

2
Als Noe sah, daß die Sünde in seinem Geschlecht groß sei,

bewahrte er in Jungfräulichkeit seine Seele fünfhundert Jahre lang.

3
Dann redete Gott mit ihm und sprach zu ihm:

„Heirate die Haikal, die Tochter der Namos
und Enkelin des Henoch, des Bruders von Metusala!

4
Und Gott gab ihm eine Offenbarung über die Sintflut,

die er herbeizuführen vorhatte.

5
Und Gott redete mit ihm und sprach zu ihm:

„Nach einhundertdreißig Jahren werde ich eine Sintflut veranlassen.

6
Baue dir einen Kasten zur Errettung der Kinder deines Hauses!
7
Baue ihn aber unten im Lager der Kainskinder!

Das Holz soll vom heiligen Berg geschlagen werden!

8
Er soll so beschaffen sein:

Seine Länge sei dreihundert Ellen nach deiner Elle,

9
seine Breite fünfzig Ellen und seine Höhe dreißig Ellen!

Oben sollst du bis zu einer Elle abnehmen!
Mache darin drei Gelasse,
das unterste für das Wild und das Vieh, das mittlere für die Vögel,
und im obersten sollst du mit deines Hauses Kindern sein!

10
Baue darin auch einen Raum für die Geräte

und eine Kammer für die Speisen!

11
Mache dir auch eine Glocke von Ebenholz, das nicht wurmstichig ist!

Ihre Länge sei drei und ihre Breite anderthalb Ellen!
Von ihr soll ein Hammer ausgehen!

12
Du sollst damit dreimal des Tages läuten,

einmal morgens, daß sich die Werkleute zum Bau der Arche versammeln,
einmal des Mittags, damit sie essen,
und einmal des Abends, daß sie sich zur Ruhe begeben!

13
Vernehmen sie dann den Schall der Glocke, sobald du geläutest hast,

und fragen sie dich: Was hast du da gemacht?,
so antworte ihnen: Gott wird eine Wasserflut herbeiführen.

14
Und Noe tat, wie ihm der Herr gebot.
15
Es wurden ihm nun im Zeitraum von hundert Jahren

drei Söhne geboren, Sem, Cham und Japhet,
und er nahm für sie Weiber von des Metusala Töchtern.

[959]
16
Lamech lebte siebenhundertsiebzig Jahre

und starb bei Lebzeiten seines Vaters Metusala,
vierzig Jahre vor der Sintflut, am einundzwanzigsten Elul,
an einem Donnerstag im achtundsechzigsten Lebensjahre Sems,
des Erstgeborenen Noes.

17
Da salbte ihn sein Erstgeborener Noe ein

und sein Vater Metusala bettete ihn,
und sie begruben ihn in der Schatzhöhle
und betrauerten ihn vierzig Tage.


15. Kapitel: Die Riesen
1
Nun blieben Metusala und Noe allein auf dem Berg,

weil alle andern Kinder Seths von des Paradieses Grenzen
nach der Ebene zu den Kindern Kains hinabstiegen.

2
Da vermischten sich Seths Kinder, die Männer, mit den Töchtern Kains.
3
Da wurden diese schwanger und gebaren ihnen riesenhafte Männer,

ein Geschlecht von Riesen, Türmen gleich.

4
Deshalb begingen frühere Schriftsteller einen Irrtum, als sie schrieben,

die Engel seien vom Himmel gestiegen
und hätten sich mit den Menschen begattet,
und von ihnen seien jene Riesen erzeugt worden.

5
Dies ist nicht wahr; denn sie sprachen so ohne Einsicht.
6
Sehet zu, meine Brüder, die ihr dies leset,

und wisset, daß derlei nicht in der Natur der Geisterwesen liegt!

7
Auch die unreinen Teufel, die Übeltaten vollbringen und den Ehebruch lieben,

haben dies nicht in ihrer Natur;
denn es gibt unter ihnen keine männlichen und weiblichen Geschlechter;
sie wurden ja seit ihrem Abfall auch nicht um einen vermehrt.

8
Könnten sich die Dämonen mit den Weibern begatten,

dann hätten sie keine einzige Jungfrau im ganzen Menschengeschlecht
unverderbt gelassen.


16. Kapitel: Noes Auftrag
1
Metusala lebte neunhundertneunundsechzig Jahre;

da kam der Tag seines Hinscheidens.

2
Da kamen zu ihm Noe, Sem, Cham und Japhet mit ihren Weibern.
3
Denn von Seths sämtlichen Nachkommen, die nicht hinabgezogen waren,

waren nur noch diese acht Leute übrig,
denn vor der Sintflut wurden ihnen keine Kinder mehr geschenkt.

4
Diese versammelten sich bei Metusala

und wurden von ihm gesegnet;
er umarmte sie und küßte sie voll Trauer,
indem er über den Fall der Kinder Seths weinte.

5
Dann betete er über sie und sprach zu ihnen:

Von allen Familien und Geschlechtern unserer Väter

[960]

ist nur dieser Rest von acht Menschen übriggeblieben.
Der Herr, unserer Väter Gott, segne euch!

6
Der Gott, der unsern Vater Adam und Eva allein geschaffen hat –

und sie waren fruchtbar und mehrten sich
und so ward von ihnen das ganze gesegnete Land der Paradiesesumgebung erfüllt –
er mache euch fruchtbar und zahlreich,
und die ganze Erde werde von euch erfüllt,
und ihr möget erlöst werden von dem gewaltigen Zorngericht,
das über dieses herausfordernde Geschlecht verhängt wird!

7
Er sei mit euch und bewahre euch!

Die Gabe, die Gott unserm Vater Adam verlieh,
gehe mit euch von diesem heiligen Orte fort!

8
Und die drei Segensmaße, die Gott eurem Vater Adam schenkte,

sollen der Sauerteig sein,
und er soll in euren und eurer Kinder Stamm geknetet werden,
nämlich das Königtum, das Priestertum und das Prophetentum.

9
Höre, Noe, du Gesegneter des Herrn!

Ich scheide jetzt aus dieser Welt, wie alle meine Väter.

10
Nur ihr allein sollt gerettet werden,

du, deine Söhne, dein Weib und ihre Weiber.

11
Tue alles, was ich dir heute gebiete! –

Gott wird eine Sintflut kommen lassen. –

12
Aber, wenn ich gestorben bin,

dann salbe meinen Leichnam
und begrabe mich in der Schatzhöhle bei meinen Vätern!

13
Nimm dein Weib, deine Söhne und deiner Söhne Weiber

und steig von diesem heiligen Berg herab!

14
Nimm mit dir den Leichnam unseres Vaters Adam

und diese drei Opfersachen, Gold, Myrrhen und Weihrauch,
und lege Adams Leichnam mitten in die Arche
und oben darauf die Opfer!

15
Du sollst mit deinen Söhnen im östlichen Teil der Arche sein,

dein Weib mit deiner Söhne Weibern im westlichen!

16
Eure Weiber sollen nicht zu euch herübergehen,

noch ihr zu ihnen!

17
Ihr sollt nicht mit ihnen essen und trinken

und euch nicht mit ihnen begatten,
bis ihr die Arche verlassen werdet!

18
Denn dieses Geschlecht hat Gott zum Zorn gereizt,

und sie sind nicht würdig,
Nachbarn des Paradieses zu sein und mit den Engeln zu lobsingen.

19
Verläuft sich aber das Wasser der Sintflut,

verlasset ihr die Arche und wohnt in jenem Land,
dann sollst du, Noe, Gesegneter des Herrn,
dich nicht von der Arche, von unsers Vaters Adam Leichnam, entfernen!

20
Diene vielmehr Gott in der Arche in reiner und heiliger Weise

alle Tage deines Lebens!

21
Jene Opfer sollen im Osten niedergelegt werden!
[961]
22
Befiehl deinem Erstgeborenen Sem,

er solle nach deinem Tod den Leichnam unseres Vaters Adam mit sich nehmen
und ihn auf die Mitte der Erde verbringen!

23
Dort lasse er einen Mann von seinen Nachkommen wohnen,

daß er dort diene!

24
Dieser soll alle seine Lebenstage enthaltsam bleiben,

kein Weib dort nehmen noch Blut vergießen;
auch soll dort kein Wohnhaus sein!

25
Er soll dort keine Opfer von wilden Tieren oder Vögeln darbringen,

sondern Brot und Wein Gott opfern!

26
Denn dort wird Adams und all seiner Kinder Erlösung vollbracht.
27
Der Engel des Herrn wird vor ihm hergehen

und ihm den Ort, der den Mittelpunkt der Erde bildet, zeigen.

28
Und wer den Dienst vor Adams Leichnam antritt,

soll als Kleid das Fell der Tiere tragen;
er soll weder sein Haupthaar verschneiden
noch seine Nägel abschneiden;
er soll auch einsam bleiben, weil er ein Diener des höchsten Gottes ist.“


17. Kapitel: Noes Abschied
1
Als Metusala all dies dem Noe aufgetragen hatte,

starb er mit Tränen in den Augen und Trauer im Herzen.

2
Er war im Alter von neunhundertneunundsechzig Jahren, als er starb,

am vierzehnten Adar, an einem Sonntag,
im neunundsiebzigsten Lebensjahre Sems, des Noesohns.

3
Da salbte sein Enkel Noe den Leichnam Metusalas

mit Myrrhen, Zimt und Stakte ein;
dann begruben ihn Noe und seine Söhne in der Schatzhöhle.

4
Und sie betrauerten ihn vierzig Tage.
5
Als die Tage der Trauer um ihn verflossen waren,

ging Noe in die Schatzhöhle hinein
und umarmte unter Küssen die heiligen Leichname des Seth, Enos, Kenan, Mahalaleel,
Jared und seines Vater Lamech,
indem seine Augen in großem Leide weinten.

6
Dann nahm Noe den Leichnam unseres Vaters Adam und den der Eva;

sein Erstgeborener Sem trug das Gold, Cham die Myrrhen,
und Japhet den Weihrauch;
so verließen sie die Schatzhöhle.

7
Als sie vom heiligen Berg herabstiegen,

brachen sie in schluchzendes Weinen darüber aus,
daß sie des heiligen Ortes und der Wohnung ihrer Väter beraubt wurden.

8
Sie erhoben ihre Augen zum Paradies,

weinten in Leid, wehklagten in Trauer und sprachen:
„Ruhe im Frieden, du heiliges Paradies,
du Wohnstätte unseres Vaters Adam, der dich verließ,
als er der Glorie beraubt ward und sich versündigt hatte!

[962]
9
Siehe, auch in seinem Tod wird er aus deiner Umgebung vertrieben

und samt seinen Kindern in die Fremde verstoßen,
ins Land der Laster,
damit dort seine Kinder in Schmerzen, Krankheiten, Arbeit,
Mühsal und Ungemach umhergetrieben würden.
Ruhe im Frieden, o Schatzhöhle!

10
Ruhe im Frieden, du Wohnstätte und Erbteil unserer Väter!
11
Ruhet im Frieden, ihr, unsere Väter und Erzväter!

Betet über uns, die wir im Staube liegen,
ihr Freunde und Lieblinge des lebendigen Gottes!

12
Betet über den Rest, der übriggelassen ist von all euren Nachkommen!

Bittet für uns in eurem Gebet, ihr Versöhner Gottes!

13
Ruhe im Frieden, Seth, du Haupt der Väter!

Ruhe im Frieden, Enos, du Lenker der Gerechtigkeit!

14
Ruhet im Frieden, Kenan, Mahalaleel, Jared, Metusala,

Lamech und Henoch, ihr Diener Gottes!
Schreiet in Leid um uns auf!

15
Ruhe im Frieden, du heiliger Berg!

Ruhe im Frieden, du Hafen und Hort der Engel!

16
O Väter, bittet für uns im Leid,

darum, daß ihr des Verkehres mit uns beraubt werdet!

17
Wir aber wollen in Leid aufschreien,

weil wir in unfruchtbares Land verstoßen werden,
wo wir zusammen mit den wilden Tieren wohnen müssen.“

18
Beim Herabsteigen vom heiligen Berg küßten sie seine Felsen

und umarmten seine lieblichen Bäume.

19
So stiegen sie hernieder,

indem sie in großem Leide bittere Tränen vergossen.

20
Leidtragend stiegen sie in die Ebene hinab.
21
Dann ging Noe in die Arche

und setzte Adams Leichnam mitten darin nieder
und die Opfer oben darauf.

22
In diesem Jahr, wo Noe die Arche betrat,

war das Ende des zweiten Jahrtausends;
dieses reichte von Adams Nachkommenschaft bis zur Sintflut,
wie uns jene siebzig weisen Schriftsteller überlieferten.


18. Kapitel: Die Sintflut
1
An einem Freitag,

am siebzehnten Tag des gesegneten Monats Ijjar betrat Noe die Arche.

2
Am Freitagmorgen gingen die wilden Tiere und das Vieh

in die untere Abteilung,
am Mittag die Vögel und alles Gewürm in die mittlere,
und am Abend ging Noe mit seinen Söhnen in den östlichen Teil der Arche
und sein Weib mit den Weibern seiner Söhne in den westlichen Teil.

3
Adams Leichnam ward in die Mitte gesetzt,

weil sie alle darin die Geheimnisse der Kirche darstellten.

[963]
4
Denn die Weiber sind in der Kirche westlich und die Männer östlich,

damit die Männer nicht das Gesicht der Weiber
und die Weiber nicht das Gesicht der Männer sehen.

5
So waren auch in der Arche die Weiber auf der Westseite

und die Männer auf der Ostseite.

6
Und wie die Kanzel in der Mitte ist,

so war auch Adams Leichnam in der Mitte aufgestellt.

7
Und wie in der Kirche unter Männern und Weibern Ruhe herrscht,

so herrschte auch in der Arche unter den wilden Tieren,
den Vögeln und dem Gewürm Ruhe.

8
Und wie dort Könige, Priester und Arme, Bettler in Gleichheit beisammen sind,

nämlich in Eintracht des Friedens,
so waren auch in der Arche Löwen, Panther und andere reißende Tiere
in völliger Ruhe mit dem Vieh zusammen,
die Starken mit den Niedrigen und Schwachen,
der Löwe mit dem Stier, der Bär mit dem Lamm,
des Löwen Junge mit dem Kalb,
die Schlange mit der Taube, der Habicht mit dem Sperling.

9
Als Noe mit seinen Söhnen, seinem Weib und den Weibern seiner Söhne

in die Arche hineingegangen war,
am siebzehnten Ijjar, am Abend,
da ward die Türe der Arche verschlossen,
und Noe befand sich mit seinen Söhnen in einem traurigen Gefängnis.

10
Als nun die Türe der Arche verschlossen war,

öffneten sich die Schleusen des Himmels,
die Abgründe klafften
und die Massen des Okeanos, des großen Wassers, das die Erde umgibt.

11
Als sich die Schleusen des Himmels geöffnet

und sich die Abgründe der Erde aufgetan hatten,
wurden die Winde losgelassen, die Stürme brachen los,
und der Okeanos brauste und floß über.

12
Da liefen Seths Kinder, mit dem Schmutz der Unzucht besudelt, zur Arche,

und flehten Noe an, ihnen die Türe der Arche zu öffnen.

13
Und als sie die Wassermassen sahen,

die sie umgaben und von allen Seiten umströmten,
waren sie in großer Not
und versuchten, auf die Berge des Paradieses hinaufzusteigen;
aber sie vermochten es nicht.

14
Die Arche selbst war verschlossen und versiegelt

und oben auf dem Dach stand der Engel des Herrn als Steuermann.

15
Als nun die Wasserflut gegen sie heranbrauste

und sie in der aufgewühlten, fürchterlichen Masse zu ersticken begannen,
erfüllte sich an ihnen Davids Wort:
„Ich habe gesagt: Ihr seid Götter und Kinder des Höchsten allzumal;
da ihr aber dies tatet und die Buhlerei mit Kains Töchtern liebtet,
so werdet ihr, wie diese, zugrunde gehen und nach ihrer Weise sterben.“


[964]
19. Kapitel: Ende der Sintflut
1
Die Arche ward durch die große Gewalt des Wassers von der Erde aufgehoben;

da ertranken alle Menschen,
ebenso die wilden Tiere, und Vögel, das Vieh und Gewürm,
überhaupt alles, was auf der Erde war.

2
Und das Wasser der Sintflut stieg über alle Gipfel der hohen Berge

fünfundzwanzig Ellen nach dem Maß des Geistes.

3
Die Flut brauste heran und das Wasser hob die Arche empor,

bis sie an die Grenzen des Paradieses kam.

4
Als die Flut vom Paradies gesegnet und gereinigt worden war,

drehte sie sich um, küßte des Paradieses Felsen
und wandte sich zur Verwüstung der ganzen Erde.

5
Und die Arche flog mit des Windes Flügeln über die Flut hin,

von Ost nach West und von Nord nach Süd
und beschrieb so ein Kreuz auf dem Wasser.

6
Einhundertfünfzig Tage flog die Arche auf dem Wasser hin

und kam an einen Ruheort
im siebten Monat, d. i. am siebzehnten Tischri, auf dem Berge Kardo.

7
Da hieß Gott das Wasser sich teilen,

und die obern Gewässer gingen an ihren Ort
oben im Himmel, woher sie gekommen waren;
die Gewässer, die von unten aus der Erde aufgestiegen waren,
wandten sich nach dem untern Abgrund zurück,
und die des Okeanos gingen wieder in ihn hinein.

8
Auf der Erde blieben nur die Gewässer,

die ihr von Anfang an durch göttlichen Wink zu ihrem Bedürfnis gegeben waren;
sie nahmen allmählich bis zum zehnten Monat, dem Schebat, ab.

9
Am ersten Schebat kamen die Gipfel der hohen Berge zum Vorschein,

und nach vierzig Tagen, am zehnten Adar,
öffnete Noe das östliche Fenster der Arche
und schickte einen Raben hinaus, daß er ihm Botschaft brächte.

10
Er flog aus und kehrte nicht wieder.
11
Als das Wasser wieder etwas weniger auf Erden geworden war,

sandte er eine Taube aus;
aber sie fand für sich keinen Ruheort
und kehrte zu Noe in die Arche zurück.

12
Nach sieben Tage schickte er wieder die Taube aus;

sie kehrte zu ihm zurück, in ihrem Schnabel einen Ölbaumzweig.

13
Diese Taube stellt uns die beiden Testamente vor;

in dem ersten nämlich konnte der Geist, der in den Propheten redete,
in jenem Volk, das Gott zum Zorn reizte, keine Ruhe finden;
im zweiten aber ließ er sich ruhig über den Völkern
durch das Wasser der Taufe nieder.


20. Kapitel: Der Bund mit Noe
1
Im sechshundertsten Lebensjahr des Noe, am ersten Nisan,

vertrocknete das Wasser auf der Oberfläche der ganzen Erde.

[965]
2
Im zweiten Monat, d. i. im Ijjar, im gleichen Monat,

wo Noe in die Arche gegangen war,
am siebzehnten Ijjar, an einem heiligen Sonntag,
fand ihr Auszug aus der Arche statt,

3
Da gingen er, sein Weib, seine Söhne und ihre Weiber mit ihnen heraus.
4
Als sie die Arche betraten, gingen sie getrennt hinein,

Noe mit seinen Söhnen, seinem Weib und den Weibern seiner Söhne.

5
Und die Männer erkannten die Weiber nicht, bis sie die Arche verließen.
6
An diesem Tag gingen aus der Arche alle wilden Tiere,

das Vieh, alle Vögel und alles Gewürm.

7
Nachdem sie die Arche verlassen hatten,

begann Noe mit der Urbarmachung des Landes.

8
Sie bauten auch eine Stadt und hießen sie Temanon

wegen der acht Menschen, die aus der Arche gegangen waren.

9
Dann baute Noe einen Altar

und opferte darauf dem Herrn ein Opfer von reinen Tieren und Vögeln,
und Gott ward durch das Noe-Opfer beruhigt.

10
So machte er mit ihm einen Bund auf ewige Zeiten und schwor:

„Ich will keine Sintflut mehr kommen lassen.“

11
Also war der Bund, den er mit ihm schloß;

er entfernte das Geschoß des Zorns von dem Bogen in den Wolken,
löste von ihm die Sehne des Grimmes
und spannte ihn in den Wolken auf;
da war kein Geschoß und keine Sehne mehr an ihm.

12
Denn als er früher am Firmament

gegen das Geschlecht der Kinder des Mörders Kain ausgespannt war,
erblickten sie das Zornesgeschoß,
das auf die Sehne des Grimmes aufgelegt war.


21. Kapitel: Chams Verfluchung
1
Nach der Sintflut und nach dem Verlassen der Arche säten sie Samen aus,

pflanzten einen Weinberg und preßten den neuen Wein aus.

2
Da kam Noe herbei und trank davon;

sobald er aber davon getrunken hatte, ward er trunken.

3
Als er schlief, ward seine Scham entblößt;

da sah sein Sohn Cham die Blöße seines Vaters,
bedeckte sie aber nicht,
sondern lachte und spottete darüber.

4
Er lief fort und rief seine Brüder herbei,

daß auch sie über ihren Vater spotten sollten.

5
Als aber Sem und Japhet davon hörten, wurden sie sehr bestürzt,

holten einen Mantel und gingen rücklings hinein,
indem sie ihr Antlitz abwandten,
um ihres Vaters Blöße nicht zu sehen;
dann warfen sie den Mantel über ihn und deckten ihn zu.

6
Als Noe vom Schlaf des Weines erwachte,

erzählte ihm sein Weib alles, was sich ereignet hatte;
auch er wußte von selbst alles, was ihm begegnet war.

[966]
7
Da ward er auf seinen Sohn Cham sehr zornig und sprach:

„Verflucht sei Kanaan!
Er sei der Knecht der Knechte seiner Brüder!“

8
Warum ward denn wegen Chams Schuld gerade Kanaan verflucht?
9
Als er ein großer Jüngling war und zur Vernunft gelangte,

fuhr der Satan in ihn und ward sein Lehrmeister in der Sünde.

10
Er erneuerte das Werk des Kainshauses

und verfertigte Flöten und Zithern.

11
Da fuhren die Dämonen und Teufel hinein und wohnten darin;

sobald der Wind darin sang,
sangen die Dämonen heraus
und gaben eine gewaltige Stimme von sich.

12
Und wenn man auf den Zithern spielte,

so wirkten die Dämonen von innen.

13
Als Noe hörte, daß Kanaan dies getan habe,

betrübte er sich sehr darüber,
daß des Irrtums Wirkung, wodurch der Fall der Sethkinder bewirkt worden,
dadurch erneuert wurde.

14
Denn durch das Singen, Spielen und Rasen der Kainskinder

hatte der Satan die „Kinder Gottes“ zu Fall gebracht.

15
Und durch das Flöten und Zitherspiel

war in dem frühern Geschlecht die Sünde groß geworden,
bis Gott ergrimmte und die Sintflut schickte.

16
Weil sich nun Kanaan erdreistete und solches tat, ward er verflucht,

und seine Nachkommenschaft ward der Knecht der Knechte;
das sind die Ägypter, Äthiopier und Mysier.

17
Und weil sich Cham erdreistete und seinen Vater verspottete,

wurde er „der Unzüchtige“ bis zum heutigen Tag genannt.

18
Noe aber deutet durch seinen Schlaf im Rausch

das Kreuz des Messias an,
wie von ihm der fromme David in den Psalmen sprach:
„Der Herr wie ein Schläfer wachte auf
und wie ein Mann, der seinen Wein erbrochen hat.“

19
Es rasen die Häretiker, die sagen: „Gott ist gekreuzigt worden;“

er nennt ihn hier „Herr“, wie der Apostel Petrus sagt:
„Gott hat ihn zum Herrn und Messias gemacht,“
nämlich diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.

20
Er sagt nicht „Gott“, sondern „Herr“,

indem er die Einheit der zwei Hypostasen meint,
die zu einer Sohnschaft vereint sind.

21
Als aber Noe von seinem Schlaf erwachte,

verfluchte er den Kanaan
und erniedrigte seine Nachkommen zur Knechtschaft;
dann zerstreute er seine Nachkommen unter die Völker.

22
Und als unser Herr von der Behausung der Toten auferstand,

verfluchte er die Juden und zerstreute ihre Nachkommen unter die Völker.

[967]
23
Die Nachkommen Kanaans aber waren, wie gesagt, die Ägypter;

sie wurden auf der ganzen Erde zerstreut
und dienten als Knechte der Knechte.

24
Und was war die Knechtschaft der Knechtschaft?
25
Diese Ägypter werden im ganzen Land umhergetrieben

und tragen auf ihrem Nacken Lasten.

26
Die andern, die ins Joch der Untertänigkeit gebracht wurden,

gehen nicht zu Fuß,
wenn sie von ihren Herren auf Reisen geschickt werden,
und tragen keine Lasten,
sondern reiten auf Pferden in Ehrenhaftigkeit gleich ihren Herren.

27
Chams Nachkommen aber sind die Ägypter, die Lasten tragen

und zu Fuß auf Reisen gehen,
wobei ihr Nacken von der Last niedergebeugt wird.
So werden sie an den Türen der Kinder ihrer Brüder umhergetrieben.

28
Diese Strafe ward über Chams Nachkommen

wegen der Torheit Kanaans verhängt,
so daß sie sogar der Knechte Knechte wurden.


22. Kapitel: Noes Testament
1
Noe lebte nach dem Auszug aus der Arche noch dreihundertfünfzig Jahre;

da wurde er sterbenskrank.

2
Und es versammelten sich bei ihm Sem, Cham, Japhet, Arpaksad und Sale.
3
Da rief Noe seinen Erstgeborenen Sem herbei

und sprach heimlich zu ihm:
„Beachte, mein Sohn, was ich dir heute sage!
Wenn ich gestorben bin,
dann gehe in die Arche, worin ihr errettet wurdet,
und hole den Leichnam unseres Vaters Adam heraus!
Aber kein Mensch darf dich bemerken.

4
Dann nimm von hier Brot und Wein als Reisezehrung mit!

Sodann nimm mit dir den Melchisedech, des Malach Sohn!

5
Denn ihn erwählte Gott aus allen deinen Nachkommen,

daß er über dem Leichnam unseres Vaters Adam vor ihm diene!

6
Hierauf zieh hinauf und setze ihn am Mittelpunkt der Erde nieder,

und laß Melchisedech dort wohnen!

7
Der Engel des Herrn geht dann vor euch her

und zeigt euch den Weg, den ihr gehen sollt,
ebenso den Ort, wo Adams Leichnam niedergesetzt werden soll,
nämlich den Mittelpunkt der Erde.

8
Dort hängen vier Enden miteinander zusammen;

denn, als Gott die Erde schuf, lief vor ihm seine Kraft her,
und die Erde lief ihr von vier Seiten aus, gleich Winden und Säuseln, nach:
dort aber blieb seine Kraft stehen und kam zur Ruhe.

9
Dort wird die Erlösung Adams und all seiner Kinder vollbracht werden.
10
Von Adam aber bis auf uns

ward in allen Geschlechtern diese Geschichte überliefert:

[968]
11
Adam gab dem Seth Aufträge,

Seth dem Enos, dieser dem Kenan, dieser dem Mahalaleel,
dieser dem Jared, dieser dem Henoch, dieser dem Metusala,
dieser dem Lamech und Lamech mir,
und so gebe ich dir heute diese Aufträge.

12
Diese Geschichte wird zwar unter all euren Nachkommen

nicht mehr erzählt werden.
Du aber zieh hinauf und leg ihn heimlich da nieder, wo es Gott dir zeigt,
bis zum Tag der Erlösung!“

13
Nachdem Noe all dies seinem Sohne Sem aufgetragen hatte,

starb er im Alter von neunhundertfünfzig Jahren,
am 2. Ijjar, an einem Sonntag.


23. Kapitel: Adams Bestattung durch Sem auf Golgatha
1
Nach Noes Tod tat Sem, wie ihm sein Vater geboten hatte.
2
Er ging bei Nacht in die Arche, holte Adams Leichnam

und versiegelte jene mit seines Vaters Siegel,
ohne daß es jemand bemerkte.

3
Dann rief er Cham und Japhet und sprach zu ihnen:

„Brüder! Mein Vater hieß mich fortgehen
und im Land bis zum Meer weiter wandern,
damit ich sehe, wie das Land und die Flüsse beschaffen sind,
und dann zu euch zurückkehren.

4
Mein Weib und meines Hauses Kinder bleiben bei euch.

Mögt ihr auf sie acht geben!

5
Da antworteten ihm seine Brüder:

„Nimm dir eine Anzahl aus der Schar der Männer mit!
Denn die Gegend ist unfruchtbar und unbewohnt;
auch sind wilde Tiere darin.“

6
Da sprach Sem zu ihnen:

„Der Engel Gottes geht mit mir
und bewahrt mich vor allem Übel.“

7
Da sprachen seine Brüder zu ihm:

„Zieh hin im Frieden!
Der Herr, unserer Väter Gott, sei mit dir!“

8
Dann sprach Sem zu Malach,

dem Sohn des Arpaksad und Vater des Melchisedech,
und zu seiner Mutter Jozadak:

9
„Gebt mir den Melchisedech,

daß er mit mir ziehe und mir Unterhaltung auf der Reise biete!“

10
Da sprachen sein Vater Malach und seine Mutter Jozadak zu ihm:

„Nimm ihn und zieh im Frieden fort!“

11
Dann gebot Sem seinen Brüdern und sprach zu ihnen:

„Brüder! Als mein Vater starb, beschwor er mich,
daß weder ich noch sonst jemand von euren Nachkommen die Arche betrete,
und er verschloß sie mit einem Siegel.“

12
Dann sagte er zu ihnen: „Kein Mensch darf sich ihr nähern.“
[969]
13
Hierauf nahm Sem den Leichnam Adams samt Melchisedech

und verließ bei Nacht sein Volk.

14
Da erschien ihnen der Engel des Herrn und ging vor ihnen her;

ihr Weg war sehr leicht, weil sie der Engel des Herrn stärkte,
bis sie an jenen Ort kamen.

15
Als sie nun nach Golgatha, dem Mittelpunkt der Erde, kamen,

zeigte der Engel diesen Ort dem Sem.

16
Als Sem den Leichnam unseres Vaters Adam

oberhalb dieses Ortes niedergesetzt hatte,
gingen vier Teile auseinander,
und die Erde öffnete sich in Gestalt eines Kreuzes;
da legten Sem und Melchisedech den Leichnam Adams hinein.

17
Sobald sie ihn hineingelegt hatten,

bewegten sich die vier Seiten
und umschlossen den Leichnam unseres Vaters Adam;
dann schloß sich die Türe der äußeren Erde.

18
Und dieser Ort ward „Schädelstätte“ genannt,

weil dort das Haupt aller Menschen hingelegt wurde,
„Golgatha“, weil er rund war,
„Hochpflaster“,
weil darauf der Kopf der bösen Schlange, der Satan, zertreten ward
und „Gabbatha“, weil darin alle Völker versammelt wurden.

19
Da sprach Sem zu Melchisedech:

„Du bist der Diener des allerhöchsten Gottes:
denn dich allein erwählte Gott,
daß du vor ihm an diesem Orte dienest.

20
Bleibe für immer hier

und entferne dich nie in deinem Leben von diesem Ort!

21
Nimm auch kein Weib!

Verschneide deine Haare nicht!
Vergieße kein Blut an diesem Ort!
Opfere weder wilde Tiere noch Vögel,
vielmehr stets Brot und Wein!

22
Errichte auch kein Gebäude an dieser Stelle!
23
Der Engel des Herrn wird stets zu dir herabsteigen und für dich sorgen.“
24
Dann umarmte Sem den Melchisedech unter Küssen und segnete ihn;

hierauf kehrte er zu seinen Brüdern zurück.

25
Da fragten Melchisedechs Vater Malach und seine Mutter Jozadak:

„Wo ist der Knabe?“
Er antwortete ihnen:
„Er starb auf der Reise und ich begrub ihn.“
Da trauerten sie recht um ihn.


24. Kapitel: Sems Geschlecht
1
Sem lebte sechshundert Jahre; dann starb er.

Sein Sohn Arpaksad, Sale und Eber begruben ihn.

2
Arpaksad erzeugte nämlich im Alter von fünfunddreißig Jahren den Sale;

sein Gesamtleben betrug vierhundertunddreißig Jahre.

[970]
3
Er starb;

da begruben ihn sein Sohn Sale, Eber und Peleg
in der Stadt Arpaksad, die er unter seinem Namen gebaut hatte.

4
Sale erzeugte im Alter von dreißig Jahren den Eber;

sein ganzes Leben betrug vierhundertunddreißig Jahre.

5
Er starb;

da begruben ihn sein Sohn Eber, Peleg und Regu
in der Stadt Selichon, die er unter seinem Namen gebaut hatte.

6
Eber erzeugte im Alter von vierunddreißig Jahren den Peleg;

sein ganzes Leben betrug vierhundertvierundsechzig Jahre.

7
Er starb;

da begruben ihn sein Sohn Peleg, Regu und Serug
in der Stadt Eberin, die er unter seinem Namen gebaut hatte.

8
Peleg erzeugte im Alter von dreißig Jahren den Regu;

sein ganzes Leben betrug zweihundertneununddreißig Jahre, und er starb.

9
In Pelegs Tagen zogen alle Stämme und Nachkommen der Kinder Noes

von Osten herauf
und fanden eine Ebene im Lande Sinear;
sie wohnten dort und hatten einerlei Sprache und Rede.

10
Von Adam bis dahin redeten sie alle in dieser Sprache,

nämlich in der syrischen Sprache, die die aramäische ist;
denn diese Sprache ist die Königin aller Sprachen.

11
Die früheren Schriftsteller irren, wenn sie sagen,

das Hebräische sei die erste Sprache gewesen,
und hierbei mischten sie den Irrtum der Unwissenheit in ihre Schriften.

12
Denn alle Sprachen der Welt gingen vom Syrischen aus,

und alle Reden in den Büchern sind mit ihr untermischt.

13
In der Schrift der Syrer dehnt die linke Seite die rechte aus,

und der Rechten Gottes nähern sich alle Kinder der Linken,
die Griechen, die Römer und die Hebräer;
die rechte dehnt hier die linke aus.

14
In des Peleg Tagen wurde der Turm zu Babel gebaut;

dort wurden ihre Sprachen verwirrt,
und von dort wurden sie über die ganze Erde zerstreut.

15
Dieser Ort hieß Babel, weil dort die Sprachen verwirrt wurden.
16
Nach der Sprachentrennung starb Peleg in großer Trauer,

mit Tränen in den Augen und Traurigkeit im Herzen,
weil in seinen Tagen die Erde verteilt worden war.

17
Es begruben ihn sein Sohn Regu, Serug und Nachor

in der Stadt Pelegin, die er unter seinem Namen erbaut hatte.

18
Auf Erden gab es dann zweiundsiebzig Sprachen

und zweiundsiebzig Stammhäupter,
und jeder Sprachstamm machte sich ein Haupt zum König.

19
Japhets Stamm umfaßte siebenunddreißig Völker und Reiche;

Gomer, Javan, Madai, Tubal, Mesech und Tiras,
sowie alle Reiche der Alanäer;
dies alles sind Kinder Japhets.

[971]
20
Chams Kinder sind Kusch, Misraim, Put und Kanaan

samt allen ihren Kindern.

21
Sems Kinder sind Elam, Assur, Arpaksad, Lud und Aram

samt allen ihren Kindern.

22
Die Kinder Japhets nehmen die Enden des Ostens

vom Berg Nod an den Ostgrenzen bis zum Tigris ein,
und an den Grenzen des Nordens von Baktrien bis Gadir.

23
Die Söhne Sems wohnen von Pars im Osten bis zum Meer im Westen;

ihnen gehört der Mittelpunkt der Erde;
sie besitzen das Reich und die Herrschaft.

24
Die Kinder Chams nehmen den ganzen südlichen Teil

und noch einen kleinen Teil im Westen ein.

25
Regu lebte zweiunddreißig Jahre und erzeugte den Serug.
26
In des Serug Tagen, in seinem einhundertdreißigsten Jahr,

herrschte der erste König auf Erden,
Nimrod, der Riese, der neunundsechzig Jahre regierte;
die Hauptstadt seines Reiches war Babel.

27
Dieser erblickte etwas gleich einer Krone am Himmel;

da berief er den Weber Sisan
und dieser flocht ihm eine ähnliche
und setzte sie ihm aufs Haupt.

28
Deshalb sagt man,

es sei die Krone vom Himmel zu ihm herabgestiegen.

29
In des Regu Tagen ging das dritte Jahrtausend zu Ende.


25. Kapitel: Anfang des Götzendienstes
1
In seinen Tagen machten sich die Mesräer, d. i. die Ägypter,

den ersten König, namens Puntos;
er herrschte achtundsechzig Jahre über sie.

2
In des Regu Tagen herrschte auch ein König

in Saba, Ophir und Chavila.

3
In Saba regierten sechzig der Töchter Sabas,

und viele Jahre lang regierten Weiber in Saba
bis zum Königtum des Davidsohnes Salomo.

4
Über die Kinder Ophirs herrschte der König Lephoron,

der Ophir aus goldenen Steinen baute;
denn alle Steine in Ophir sind von Gold.

5
Über Chavilas Kinder herrschte Chavil, der Chavila erbaute.
6
Regu starb im Alter von zweihundertneununddreißig Jahren;

ihn begruben sein Sohn Serug, Nachor und Thare
in der Stadt Orgin, die er unter seinem Namen gebaut hatte.

7
Serug lebte dreißig Jahre;

da zeugte er den Nachor;
sein ganzes Leben betrug zweihundertdreißig Jahre.

8
In des Serugs Tagen kam die Furcht vor den Götzen in die Welt;

in seinen Tagen nämlich begannen die Menschen, ihnen Bilder zu machen.

[972]
9
Der Eintritt der Götzen in die Welt kam aber daher,

daß die Menschen auf der ganzen Welt zerstreut waren
und weder Lehrer, noch Gesetzgeber besaßen,
noch irgend jemand,
der ihnen den Weg der Wahrheit zeigte, worauf sie wandeln sollten.

10
Deshalb verfielen sie in dreisten Irrtum.
11
Einige von ihnen beteten in ihrem Irrtum die Sonne an,

einige den Mond und die Sterne,
einige die Erde und die wilden Tiere, die Vögel, das Gewürm, die Bäume,
Felsen, Meertiere, das Wasser und die Winde.

12
So blendete der Satan ihre Augen,

daß sie in der Finsternis des Irrtums wandelten,
weil sie keine Hoffnung auf die Auferstehung hatten.

13
Starb einer von ihnen,

so machten sie von ihm ein Bild, das ihm ähnlich war,
und setzten es auf sein Grab,
damit sie die Erinnerung an ihn nicht aus den Augen verlören.

14
Als der Irrtum auf der ganzen Erde ausgesät war,

wurde sie voll von Götzen aller Art, männlichen und weiblichen.

15
Serug starb im Alter von zweihundertdreißig Jahren,

und ihn begruben sein Vater Nachor, Thare und Abraham
in der Stadt Saregin, die er unter seinem Namen gebaut hatte.

16
Nachor erzeugte im Alter von neunundzwanzig Jahren den Thare.
17
In Nachors Tagen, in seinem siebzigsten Jahr,

als Gott sah, daß die Menschen die Götzen anbeteten,
erfolgte ein großes Erdbeben;
da taumelten sie alle, fielen hin und verloren die Besinnung;
aber sie mehrten nur abermals ihre Schlechtigkeit.

18
Nachor starb einhundertsiebenundvierzig Jahre alt;

ihn begruben sein Sohn Thare und Abraham.

19
Thare erzeugte im Alter von fünfundsiebzig Jahren den Abraham.


26. Kapitel: Entstehung der Götzenbilder
1
In Thares Tagen, in seinem neunzigsten Jahr,

erschien die Giftmischerei auf Erden
in der Stadt Ur, die Horon, Ebers Sohn, gebaut hatte.

2
Darin lebte ein sehr reicher Mann;

dieser starb in jener Zeit.

3
Da machte sein Sohn von ihm ein Bild aus Gold, setzte es auf sein Grab

und ließ hier einen Knaben wohnen, daß er es bewache.

4
Da fuhr der Satan in das Bild und wohnte darin.
5
Und der Satan redete mit dem Jüngling durch seines Vaters Bild.
6
Da kamen Diebe und trugen alles, was der Jüngling hatte, fort;

nun ging er zu seines Vaters Grab und weinte.

7
Da redete der Satan mit ihm und sprach zu ihm:

„Weine nicht vor mir,
sondern geh hin, bring deinen kleinen Sohn und schlachte ihn mir als Opfer!
Dann wird dir alsbald alles, was du verlorest, zurückerstattet.“

[973]
8
Er tat sogleich, wie ihm der Satan gesagt hatte;

er schlachtete seinen Sohn und wusch sich in seinem Blut.

9
Da fuhr der Satan alsbald aus jenem Bild und in den Jüngling hinein

und lehrte ihn Giftmischerei, Zauberei, Wahrsagerei,
die Chaldäerkunst, Schicksale, Zufälle und das Losen.

10
Damals begannen die Menschen,

ihre Kinder den Teufeln zu schlachten und die Götzen anzubeten,
weil die Dämonen in alle Bilder fuhren und darin wohnten.

11
In Nachors hundertstem Jahr,

als Gott sah, daß die Menschen ihre Kinder den Teufeln opferten
und die Götzen anbeteten,
öffnete Gott die Behälter der Winde und das Tor der Stürme.
Da ging ein Sturmwind über das ganze Land,
riß die Bilder und des Teufels Opferstätten um,
raffte die Götzen, die Bilder und Opferhöhen zusammen
und machte große Hügel darüber bis auf den heutigen Tag.

12
Diese Windsbraut nennen die Lehrer die „Windflut“.
13
Es gibt aber Leute, die schwatzen,

diese Hügel seien in den Tagen der Flut entstanden;
wer solches sagt, irrt weit von Wahrheit ab.

14
Denn vor der Sintflut gab es auf Erden keine Götzen,

und die Flut trat auch nicht wegen der Götzen ein,
sondern wegen der Unzucht der Kainstöcher.

15
Anderseits waren damals gar keine Menschen in jenem Land;

es war vielmehr öde und wüst;
denn unsere Väter waren schon vorher in die Fremde vertrieben worden,
weil sie nicht würdig waren, Nachbarn des Paradieses zu sein.

16
Sie wurden ja durch die Arche nach den Bergen von Kardo getrieben

und von dort über die ganze Erde zerstreut.

17
Diese Hügel aber entstanden wegen der Götzen,

und unter ihnen liegen alle Götzen der damaligen Zeit verborgen.

18
Auch die Dämonen, die darin wohnten, sind in diesen Hügeln;

es gibt keinen einzigen Hügel, worin nicht Dämonen sind.


27. Kapitel: Entstehung des Feuerdienstes
1
In des Riesen Nimrod Tagen erschien ein Feuer, das aus der Erde stieg.
2
Da stieg Nimrod hinab, sah es und betete es an;

dann stellte er Priester an,
die dort dienten und Weihrauch hineinwarfen.

3
Seit jener Zeit begannen die Perser bis auf den heutigen Tag das Feuer anzubeten.
4
Der König Sisan fand eine Quelle in Derogin;

er machte ein weißes Pferd und stellte es oben darauf,
und wer badete, betete dieses Pferd an.

5
Von da an begannen die Perser, dieses Pferd anzubeten.
6
Nimrod ging nach Jokdora, das Nod ist.
7
Als er zum Meer kam, fand er dort den Jonton, des Noe Sohn.
[974]
8
Er stieg hinab und wusch sich im gleichen Meer;

dann opferte er und betete den Jonton an.

9
Da sprach Jonton zu ihm: „Du bist König und betest mich an?“
10
Da antwortete ihm Nimrod: „Deinethalben kam ich herab.“
11
Da lehrte Jonton den Nimrod

die Weisheit und Orakelgelehrsamkeit und sprach zu ihm:
„Komm nicht wieder zu mir!“

12
Als er östlich hinaufstieg und dieses Orakel zu gebrauchen anfing,

verwunderten sich viele über ihn.

13
Idascher, der Priester, diente jenem Feuer, das aus der Erde emporstieg.

Er sah nun, wie sich Nimrod mit jenen alten, hohen Künsten abgab.
Da bat er den Dämon, der um das gleiche Feuer erschien,
er möge ihn Nimrods Weisheit lehren.

14
Und da die Dämonen gewohnt sind,

alle, die sich ihnen nahen, durch die Sünde zu verderben,
sagte der Dämon zu diesem Priester:
„Kein Mensch kann Priester oder Magier werden,
wenn er sich nicht zuvor mit seiner Mutter, Tochter und Schwester begattet“.

15
Der Priester Idascher tat so.
16
Von da an begannen die Priester, Magier und Perser

ihre Mütter, Schwestern und Töchter zu nehmen.

17
Dieser Magier Idascher begann zuerst die Sternbilder zu erforschen

sowie die Schicksale, Lose, Zufälle, das Augenblinzeln
und alle derartigen Dinge der Chaldäerkunst.

18
Diese ganze Lehre des Irrtums gehört den Dämonen an,

und wer sie ausübt, wird mit den Dämonen bestraft.

19
Dagegen jenes Orakel des Nimrod verwarf keiner der rechtgläubigen Lehrer,

weil es Jonton ihn gelehrt hatte;
auch diese benützten es.

20
Die Perser nannten es Orakel, die Römer Astronomie.
21
Die Astrologie aber, die die Magier besitzen, ist Giftmischerei

und Lehre des Irrtums und der Dämonen.

22
Es gibt aber Leute, die sagen,

daß es in Wirklichkeit Schicksale, Zufälle und Lose gebe;
diese irren.

23
Nimrod gründete im Osten starke Städte:

Babel, Ninive, Resen, Seleucia, Ktesiphon und Aserbeidschan;
auch machte er drei Festungen.


28. Kapitel: Abraham
1
Thare, Abrahams Vater, lebte zweihundertfünfzig Jahre;

dann starb er.

2
Es begruben ihn Abraham und Lot in Haran.
3
Dort redete Gott mit Abraham und sprach zu ihm:

„Verlaß dein Land und das Haus deiner Familie
und geh in das Land, das ich dir zeigen werde!“

[975]
4
Da nahm Abraham die Kinder seines Hauses,

sein Weib Sara und seinen Brudersohn Lot
und zog nach dem Land der Amoriter herauf.

5
Er war fünfundsiebzig Jahre alt,

als er nach dem Westen des Euphrat ging.

6
Achtzig Jahre war er alt,

als er die Könige verfolgte und seinen Brudersohn Lot befreite.

7
In jener Zeit aber hatte er keinen Sohn,

weil Sara unfruchtbar war.

8
Als er aus dem Krieg mit den Königen zurückkehrte,

berief ihn Gottes Fügung,
und er ging auf den Berg von Jebus.

9
Da ging ihm Salems König,

Melchisedech, der Priester des allerhöchsten Gottes, entgegen.

10
Als Abraham den Melchisedech sah,

ging er eilends hin, fiel auf sein Antlitz und verehrte ihn;
dann stand er von der Erde auf, umarmte und küßte ihn;
da wurde er von ihm gesegnet.

11
Nachdem Melchisedech den Abraham gesegnet hatte,

gab ihm Abraham den Zehnten von allem, was er hatte,
damit er ihn an den heiligen Mysterien teilnehmen lasse
am Brot des Opfers und am Wein der Erlösung.

12
Nachdem ihn Melchisedech gesegnet

und ihn der heiligen Mysterien teilhaftig gemacht hatte,
redete Gott mit Abraham und sprach zu ihm:

13
„Dein Lohn ist sehr groß;

dich hat jetzt Melchisedech gesegnet
und dir das Brot und den Wein mitgeteilt;
nun will auch ich dich segnen
und deine Nachkommen zahlreich machen.“

14
Als Abraham sechsundachtzig Jahre alt war,

wurde ihm Ismael durch die Hagar geboren.

15
Der Pharao hatte die Hagar der Sara als Magd gegeben.
16
Sara aber war Abrahams Schwester vom Vater her;

denn Thare hatte zwei Weiber genommen.

17
Als nämlich Jauna, Abrahams Mutter, gestorben war,

nahm sich Thare ein Weib und nannte sie Naharjath;
aus ihr ward Sara geboren.

18
Deswegen sagte er:

„Sie ist meine Schwester, die Tochter meines Vaters,
aber nicht meiner Mutter.“


29. Kapitel: Isaaks Opferung
1
Abraham war neunundneunzig Jahre alt;

da ging Gott in sein Haus und schenkte Sara einen Sohn.

2
Abraham war hundert Jahre alt, als ihm Isaak geboren wurde.
[976]
3
Isaak war zweiundzwanzig Jahre alt, als ihn sein Vater mitnahm

und auf den Berg Jebus
zu Melchisedech, dem Diener des allerhöchsten Gottes, hinaufstieg.

4
Der Berg Jebus nämlich ist das Amoritergebirge

und auf diesem Platz ward das Kreuz des Messias errichtet.

5
Daselbst sproßte ein Baum auf,

der das Lamm trug, das den Isaak rettete.

6
Dieser Ort ist der Mittelpunkt der Erde, das Grab Adams,

der Altar des Melchisedech,
Golgatha, die Schädelstätte und Gabbatha.

7
Dort sah David den Engel, der das feurige Schwert trug.
8
Und dort brachte Abraham seinen Sohn Isaak als Brandopfer dar;

er sah das Kreuz des Messias und die Erlösung unseres Vaters Adam.

9
Der Baum war ein Vorbild des Kreuzes unseres Herrn, des Messias,

und das Lamm in seinen Zweigen
das Geheimnis der Menschwerdung des einzigen Wortes.

10
Deshalb rief Paulus aus und sprach:

„Wären sie einsichtig gewesen,
so hätten sie nicht den Herrn der Glorie gekreuzigt.“
Der Mund der Häretiker verstumme, die in ihrem Wahnsinn
dem Ewigseienden Leiden beilegen!

11
Als der Messias acht Tage alt war,

erhob sich Joseph, Mariens Verlobter,
und beschnitt den Knaben nach dem Gesetz;
er beschnitt ihn, wie es nach dem Gesetz Brauch war.

12
Und so brachte auch Abraham seinen Sohn zur Opferung hinauf,

indem er dadurch den Kreuzestod des Messias darstellte.

13
Deshalb verkündete der Messias offen vor den versammelten Juden:

„Abraham, euer Vater, hat sich gesehnt, meine Tage zu erleben;
er hat sie gesehen und sich darüber gefreut.“

14
Dort erschien dem Abraham der Tag der Erlösung Adams;

er sah ihn und freute sich darüber
und es ward ihm geoffenbart,
daß der Messias statt Adam leiden würde.


30. Kapitel: Jerusalems Gründung
1
Im gleichen Jahr, wo Abraham seinen Sohn zum Opfer brachte,

ward Jerusalem gebaut.

2
Der Anfang seiner Erbarmung geschah also:

Als Melchisedech erschienen war und sich den Menschen gezeigt hatte,
kamen zu ihm Abimelech, der König von Gedar,
Amraphel, der König von Sinear,
Arioch, der König von Dalassar, Kedor Laomer, der König von Elam,
Birsa, der König von Gomorrha,
Sineab, der König von Adama, Semair, der König von Seboim,

[977]

Salach, der König von Bela, Tabik, der König von Darsos,
und Baktor, der König der Wüste.

3
Diese zwölf Könige kamen zu Melchisedech,

dem König von Salem und Diener des allerhöchsten Gottes.

4
Als sie seine Gestalt sahen und seine Worte hörten,

baten sie ihn, mit ihnen zu gehen.

5
Er sprach zu ihnen:

„Ich darf nicht von hier an einen andern Ort ziehen.“

6
Da beeilten sie sich untereinander,

ob sie ihm nicht eine Stadt bauen wollten,
indem sie zueinander sprachen:
„Er ist in Wahrheit der König der ganzen Erde
und Vater aller Könige.“

7
So bauten sie ihm eine Stadt

und machten darin Melchisedech zum König.

8
Melchisedech hieß sie Jerusalem.
9
Als Magog, der König des Südens, davon hörte,

kam er zu ihm, besah seine Gestalt, sprach mit ihm
und gab ihm Opfer und Geschenke.

10
So ward Melchisedech bei allen Völkern geehrt

und „Vater der Könige“ genannt.

11
Dies ist es, was der Apostel sagte:

„Seine Tage haben keinen Anfang und kein Ende.“

12
Den Unwissenden aber kam es vor,

als ob er gar kein Mensch gewesen sei,
und sie behaupteten irrtümlich von ihm, er sei Gott.

13
Durchaus nicht!

Aber seine Tage haben weder Anfang noch Ende.

14
Denn, wie ihn Sem, Noes Sohn, von seinen Eltern wegführte,

wird kein Wort darüber gesagt,
wie alt er gewesen sei, als er nach Osten hinaufzog,
auch nicht, in welchem Alter er aus dieser Welt schied.

15
Da er aber der Sohn des Malach

und Enkel Arpaksads, des Semsohnes, war
und nicht der Sohn eines der Erzväter,
so sagte der Apostel,
daß kein Mensch vom Stamme seines Vaters vor dem Altare diente.

16
Der Name seines Vaters ist in den Stammregistern nicht verzeichnet,

weil die Evangelisten Matthäus und Lukas nur die Erzväter aufzeichneten;
deshalb ist auch der Name seines Vaters und seiner Mutter unbekannt.

17
Der Apostel sagte aber nicht, er habe keine Eltern,

sondern nur, daß sie in den Stammregistern
von Matthäus und Lukas nicht aufgezeichnet seien.

18
Im hundertsten Jahre Abrahams gab es im Osten einen König, namens Kumros;

dieser baute Samosata und Claudias
nach dem Namen seiner Tochter Kalod,
sowie Perre nach dem seines Sohnes Poron.

19
In Regus fünfzigstem Jahr zog Nimrod herauf
[978]

und baute Nisibis und Edessa.

20
Haran, das Edessa ist, umgab er mit der Mauer der Haranith,

des Weibes des Dasan, des Priesters auf dem Berg.

21
Die Einwohner Harans errichteten ihr ein Bild und beteten es an.
22
Baltin ward dem Tammuz gegeben;

da aber Beelschemin sie liebte, floh Tammuz vor ihm;
da legte sie Feuer an, und Haran verbrannte.


31. Kapitel: Isaak
1
Als Sara, Abrahams Weib, gestorben war,

nahm sich Abraham die Ketura,
die Tochter des Baktor, Königs der Wüste, zum Weib.

2
Es wurden ihm von ihr geboren Simron, Jaksan, Medan

und Midian, Jesbak und Suach.
Von diesen stammen die Araber ab.

3
Als Isaak vierzig Jahre alt war,

ging Eliezer, ein Nachkomme Abrahams, hinab
und holte aus dem Osten Rebekka;
Isaak nahm sie dann zum Weib.

4
Als Abraham gestorben war, begrub ihn Isaak neben Sara.
5
Als Isaak sechzig Jahre alt war,

ging Rebekka mit Esau und Jakob schwanger.

6
In ihren Geburtsnöten ging sie zu Melchisedech;

da betete er über sie und sprach zu ihr:
„Zwei Völker sind in deinem Leib,
und zwei Nationen werden von deinen Lenden abgesondert,
d. h. aus deinem Leib hervorgehen,
und eine Nation wird stärker als die andere sein
und der Ältere soll dem Jüngern untertan sein,“
d. h. Esau soll dem Jakob dienen.

7
Im siebenundsechzigsten Jahre Isaaks wurde Jericho

von sieben Königen erbaut,
von dem Chittiterkönig, dem Amoriterkönig,
dem Gergesiterkönig, dem Jebusiterkönig,
dem Kanaaniterkönig, dem Hiviterkönig und dem König der Phereziter.

8
Jeder einzelne von ihnen führte eine Mauer um die Stadt auf.
9
Vorher aber hatte schon der Sohn des Ägypterkönigs Mesrin die Stadt Jericho erbaut.
10
In der Wüste hatte Ismael die Handmühle

zu einer Mühle der Sklavenarbeit gemacht.

11
Im einhundertsten Lebensjahr Isaaks

segnete er den Jakob, der vierzig Jahre alt war.

12
Nachdem dieser seines Vaters Segen erhalten hatte,

stieg er nach Osten hinab.

13
Als er einen Tag in der Wüste von Beerseba gegangen war,

schlief er dort;
beim Schlafengehen nahm er einen Stein
und legte ihn als Kopfkissen unter.

[979]
14
Da sah er im Traum ein Gesicht;

da stand auf der Erde eine Leiter,
und ihre Spitze reichte in den Himmel;
die Engel Gottes stiegen auf ihr auf und nieder,
und oben auf ihr stand der Herr.

15
Da erwachte Jakob aus seinem Schlaf und sprach:

„Das ist fürwahr Gottes Behausung.“

16
Dann nahm er den Stein seines Kopfkissens,

baute einen Altar, salbte ihn mit Öl,
tat ein Gelübde und sprach:
„Alles, was ich habe, will ich diesem Stein verzehnten.“

17
Für die Einsichtigen aber ist es offenkundig:

Die Leiter, die Jakob sah, stellt das Kreuz des Erlösers dar;
die Engel, die auf- und niederstiegen, sind die Diener
bei Zacharias, Maria, den Magiern und den Hirten.

18
Der Herr, der oben an der Spitze der Leiter steht,

ist der Messias, der an der Spitze des Kreuzes hängt,
um in die Unterwelt herniederzusteigen und uns zu erlösen.

19
Als Gott dem frommen Jakob das Kreuz des Messias

durch die Leiter und die Engel gezeigt hatte,
die Höllenfahrt des Messias zu unserer Erlösung,
die Kirche, das Gotteshaus, und den Altar durch den Stein,
die Opfer durch den Zehnten und die Ölsalbung,
da ging Jakob abermals weiter nach Osten hinab,
und dort zeigte ihm Gott die Taufe.

20
Er erblickte nämlich drei Herden, die an einem Brunnen lagerten.
21
Ein großer Stein lag auf der Brunnenöffnung;

da ging Jakob hin, wälzte den Stein von dem Brunnenloch
und tränkte die Schafe seines Mutterbruders.

22
Als er die Schafe getränkt hatte,

nahm er die Rachel und küßte sie.

23
„Brunnen“ aber nennt man die Taufe,

die den Geschlechtern und Stämmen verborgen war.

24
Der fromme Jakob und die drei Schafherden, die daran lagerten,

geben uns ein Vorbild der drei Abteilungen bei der Taufe,
der Männer, der Weiber und der Kinder.

25
Daß Jakob die Rachel, die mit den Schafen kam, zwar sah,

aber nicht umarmte und küßte,
bis er den Stein vom Brunnen weggewälzt
und bis die Schafe getrunken hatten,
weist auf das Gesetz der Kinder der Kirche,
wonach sie die Lämmer des Messias nicht früher umarmen und küssen,
als bis die Taufe vor sich geht
und diese hinabsteigen und aus dem Wasser die Kraft anziehen
und dann die Kinder der Kirche umarmen und küssen.

26
Jakob arbeitete bei Laban sieben Jahre

und dann wurde ihm die, die er liebte, erst nicht gegeben;
dies bedeutet,

[980]

daß den Juden, die dem Pharao, Ägyptens König,
Knechtsdienste leisteten und dann Ägypten verließen,
nicht das Testament der Kirche, der Braut des Messias, gegeben wurde,
sondern da alte, veraltete und verderbte.

27
Das bedeutet die erste Tochter, die Jakob erhielt;

ihre Augen waren häßlich,
während Rachels Augen schön waren und ihr Antlitz strahlend.

28
Über das erste Testament war nämlich ein Schleier gebreitet,

so daß die Kinder Israels seine Schönheit nicht sahen;
das zweite Testament aber ist eitel Licht.


32. Kapitel: Jakob und seine Söhne
1
Jakob war siebenundsiebzig Jahre alt,

als er seines Vaters Isaaks Segen empfing.

2
Im Alter von neunundachtzig Jahren

erzeugte er mit Lea seinen Erstgeborenen, Ruben.

3
Dies sind Jakobs Söhne:

Ruben, Simon, Levi, Juda, Issachar und Zabulon;
dies sind die Kinder der Lea;

4
Joseph und Benjamin sind die Kinder der Rachel;

Dan und Naphtali die der Bilha, Rachels Magd.

5
Nach zwanzig Jahren kehrte Jakob zu seinem Vater Isaak zurück.
6
Das ganze Leben Isaaks währte einhundertachtzig Jahre

bis zum einunddreißigsten Jahre Levis;
er starb im einhundertzwanzigsten Jahre Jakobs.

7
Dreiundzwanzig Jahre nach der Rückkehr Jakobs aus Haran

wurde Joseph an die Midianiter verkauft;
dies geschah noch zu Isaaks Lebzeiten,
und sie trauerten um ihn.

8
Als Isaak gestorben war,

begruben ihn Jakob und Esau und seine andern Kinder
bei Abraham und Sara.

9
Sieben Jahre später starb Rebekka

und wurde bei Abraham, Isaak und Sara begraben.

10
Auch Rachel starb und ward bei ihnen begraben.
11
Juda, Jakobs Sohn, heiratete die Kanaaniterin Sua;

da betrübte sich sein Vater Jakob darüber,
daß er sich ein Weib aus Kannaas Stamm genommen habe.

12
Da sprach Jakob zu Juda:

„Der Gott unserer Väter Abraham und Isaak lasse nicht zu,
daß sich Kanaans Stamm mit meinen Nachkommen mische!

13
Dem Juda wurde von der Kanaaniterin Sua

Ger, Onan und Sela geboren.

14
Juda nahm für seinen Erstgeborenen Ger die Thamar als Weib;

da er aber mit ihr in sodomitischem Beilager war,
ließ ihn Gott sterben.

[981]
15
Dann gab Juda die Thamar dem Onan;

als aber sein Same warm wurde,
daß er ihn in Thamar versenken konnte,
verderbte er ihn außerhalb;
da ließ Gott auch ihn sterben.

16
So gestattete Gott dem Stamme Kanaans nicht,

sich mit Jakobs Stamm zu mischen;
denn Jakob hatte zum Herrn gebetet,
daß sich nicht der Stamm Kanaans,
des Erstgeborenen Chams, „des Unzüchtigen“,
mit den Nachkommen der Stämme der Väter mische.

17
Gott trieb die Thamar auf die Straße;

da schlief Juda bei ihr in unzüchtiger Weise.
So ward sie schwanger und gebar Peres und Zerach.

18
Jakob zog mit all seinen Nachkommen nach Ägypten zu Joseph herab,

und war siebzehn Jahre in Ägypten.

19
Jakob starb einhundertsiebenundvierzig Jahre alt;

Joseph war sechsundfünfzig Jahre alt,
als sein Vater starb, im zwölften Jahr des Kahat.

20
Die weisen Ärzte des Pharao balsamierten ihn ein,

und Joseph führte ihn hinauf
und begrub ihn bei Abraham und seinem Vater Isaak.


33. Kapitel: Die Stämme Jakobs
1
Es gibt Schriftsteller, die behaupten,

daß von Jakobs Tod an sich die Stämme untereinander ableiten
und miteinander vermischen;
dies tun sie aber nicht im Licht der Wahrheit.

2
Denn es liegen zwei Geschlechterreihen vor:

eine „der Stämme“ und eine „der Kinder Israels“.

3
Denn als sie aus Ägypten zogen,

erzeugte Juda den Peres,
dieser den Hesron, dieser den Aram,
Aram den Aminadab, dieser den Nahasson.
Nahasson war Fürst in Juda.

4
Aminadab gab Nahassons Schwester

dem Eleazar, dem Sohn des Priesters Aaron;
von ihr ward der Hohepriester Pinechas geboren;
dieser hielt durch Gebet die Pest ab.

5
Ich zeigte dir also,

daß von Aminadab durch Nahassons Schwester
das Priestertum der Kinder Israels abgeleitet wurde
und von ihrem Bruder Nahasson das Königtum.

6
So stammte also das Priestertum

und das Königtum der Kinder Israels
von Juda ab.

7
Nahasson erzeugte Selia

und Selia erzeugte Boas.

[982]
8
Siehe jetzt, wie von Boas und der Moabiterin Ruth

das Königtum ausgegangen ist,
da nämlich Boas als Greis die Ruth heiratete,
damit Lot, Abrahams Neffe,
an der Reihe des Königtums teilhabe!

9
So versagte Gott nicht dem gerechten Lot den Lohn seiner Arbeit;

denn in der Fremde hatte er sich mit Abraham abgemüht
und Gottes Engel in Frieden bei sich aufgenommen.

10
Lot, der Gerechte, wurde deshalb auch nicht gerügt,

daß er bei seinen Töchtern geschlafen habe.

11
Gott verlieh dem Samen dieser beiden,

daß daraus die Reihe der Könige abstamme.
So ward aus dem Samen Lots und Abrahams der Messias geboren.

12
Von der Moabiterin Ruth wurde nämlich Obed geboren,

von Obed Isai, von Isai David, von David Salomo.
Diese stammen aus der Reihe der Moabiterin Ruth, der Tochter Lots.

13
Von der Ammoniterin Naëma, einer andern Lotstochter,

die Salomo zum Weibe nahm,
ward Rehabeam geboren,
der nach Salomo König wurde.

14
Salomo nahm viele Weiber,

siebenhundert Freie und dreihundert Konkubinen;
aber von den tausend Weibern, die er nahm,
hatte er keinen Sohn, außer von der Ammoniterin Naëma.

15
Warum schenkte ihm Gott keinen Sohn von ihnen?
16
Damit nicht der schlechte Same der Kanaaniter, Jebusiter,

Amoriter, Chittiter, Gergesiter
und der andern von Gott gehaßten Völker
mit der Geschlechterreihe des Messias vermischt würde.


34. Kapitel: Moses
1
Die Geschlechterreihe der Kinder Israels ist folgende:

Levi, Amram, Moses, Josue, des Nun Sohn,
und Kaleb, des Jephunne Sohn;
diese wurden in Ägypten geboren.

2
Als Moses geboren ward, wurde er im Flusse ausgesetzt.
3
Da nahm ihn die Ägypterin Sipor, des Pharaos Tochter, auf,

und er verblieb im Hause Pharaos vierzig Jahre.

4
Darauf tötete er den Ägypter Phetkom, Pharaos Oberbäcker.
5
Als dies der Hof des Pharaos erfuhr,

nachdem Makri, des Pharaos Tochter,
die „Ägyptens Trompete“ hieß
und die den Moses großgezogen hatte, gestorben war,
fürchtete er sich und floh nach Midian
zu dem Kuschiten Reguel, dem Priester von Midian.

6
Er nahm sich des Priesters Tochter, die Kuschitin Sipora, zum Weib;

von ihr wurden zwei Söhne geboren, Gerson und Eliezer.

[983]
7
In Mosis zweiundfünfzigstem Lebensjahr

ward in Ägypten Josue, des Nun Sohn, geboren.

8
Moses war achtzig Jahre alt,

als Gott mit ihm aus dem Dornbusch redete,
und wegen der Furcht vor ihm ward seine Zunge schwer;
deshalb sagte er zu Gott:
„Siehe, mein Herr!
Von dem Tag an, wo du mit mir sprachest,
ist meine Zunge schwer geworden.“

9
Er war in Ägypten vierzig Jahre

und vierzig im Haus des Priesters von Midian
und vierzig an der Spitze des Volkes.

10
Er starb im Alter von einhundertzwanzig Jahren auf dem Berg Nebo.
11
Josue, des Nun Sohn, war der Führer der Kinder Israels

siebenundzwanzig Jahre lang.

12
Nach Josues Tod erhob sich über Israels Kinder

achtzig Jahre lang Kusan, der Grausame.

13
Dann leitete Athniel, des Kena Sohn

und Bruder des Kaleb, des Jephunnesohnes, Israel vierzig Jahre.

14
Dann wurden die Kinder Israels den Moabitern

achtzehn Jahre lang untertan.

15
Dann führte Ehud, des Gera Sohn, die Israeliten achtzig Jahre an.
16
In seinem sechsundzwanzigsten Jahre war das Ende des vierten Jahrtausends.


35. Kapitel: Die Richter, David und Salomo
1
Nabin, der Trockene, hatte dann zwanzig Jahre die Führerschaft,

Debora und Barak vierzig Jahre.

2
Da wurden die Israeliten den Midianitern sieben Jahre untertan,

und Gott befreite sie durch Gideon;
dieser leitete sie vierzig Jahre.

3
Dann war sein Sohn Abimelech drei Jahre König,

Thola, der Pua Sohn, dreiundzwanzig Jahre
und der Gileaditer Jair zweiundzwanzig.

4
Dann wurden abermals die Israeliten

den Ammonitern achtzehn Jahre untertan.
Gott befreite sie durch Jephta, der seine Tochter opferte;
er leitete sie sechs Jahre.

5
Ebzan, der Nahasson ist, leitete sie dann sieben Jahre,

Elon, der aus Zabulon stammte, zehn Jahre
und Adbon acht Jahre.

6
Dann wurden die Israeliten den Philistern vierzig Jahre untertan;

Gott befreite sie durch Simson,
und dieser führte sie zwanzig Jahre an.

7
Dann waren die Israeliten achtzehn Jahre ohne Führer;

hernach stand ihnen der Priester Heli vor
und leitete sie vierzig Jahre.

[984]
8
Dann stand ihnen Samuel vor

und führte sie zwanzig Jahre an.

9
In des Samuels Tagen erzürnten die Israeliten Gott,

der sie aus der Knechtschaft der Ägypter befreit hatte.

10
Sie machten sich Saul, des Kis Sohn, zum König,

und er regierte sie vierzig Jahre.

11
In Sauls Tagen lebte Goliath, der Riese der Philister;

er zog heran, bedrängte Israel und lästerte Gott.

12
Da tötete ihn David, des Isai Sohn.
13
Daraufhin ward David von den Töchtern Israels verherrlicht

und folgte Saul nach.

14
Den Saul töteten die Philister, weil er den Herrn verlassen

und seine Zuflucht zu den Dämonen genommen hatte.

15
David herrschte vierzig Jahre über die Israeliten,

nach ihm Salomo gleichfalls vierzig Jahre.

16
Salomo tat große Wunder;

er schickte auch nach Ophir
und ließ von den Goldbergen das Gold holen;
sechsunddreißig Monate waren dabei die Schiffe unterwegs.

17
Er baute in der Wüste Tadmor

und führte dort große Wunderwerke aus.

18
Als Salomo an die Grenzen des Gebirges, das Seïr hieß, gelangte,

fand er dort den Altar,
den Pirozakar, Pioraza und Jazdod erbaut hatten.

19
Diese hatte nämlich der Riese Nimrod

zu dem Priester des Berges Seïr, Bileam, geschickt,
weil er von ihm gehört hatte, er forsche in den Sternbildern.

20
Als sie an Seïrs Grenzen kamen,

bauten sie dort einen Altar der Sonne.

21
Als ihn Salomo sah,

baute er dort eine Stadt
und nannte sie Heliopolis, d. i. Sonnenstadt.

22
Er baute auch Aradus mitten im Meer.
23
Und er war berühmt und gepriesen,

bis das Gerücht seiner Weisheit nach allen Richtungen der Erde drang.

24
Da zog die Königin von Saba ihm entgegen.
25
Salomo liebte den König von Thrus, Hiram, besonders.
26
Und Hiram herrschte fünfhundert Jahre in Thrus,

von den Tagen des davidischen Königtums
bis zum Königtum des Sedekia
und aller israelitischen Könige,
bis er vergaß, daß er ein Mensch sei, lästerte und sprach:

27
„Ich bin Gott und sitze auf Gottes Sitz, mitten im Meer.“
28
Ihn tötete der König Nebukadnezar.


36. Kapitel: Salomos Pracht
1
In Hirams Tagen kam der Purpur als Gewand der Könige auf.
2
Als ein Hund am Meeresufer vorüberging,
[985]

sah er eine Purpurschnecke, die aus dem Wasser hervorkam.

3
Da biß er in sie;

sofort ward seine Schnauze mit dem Blut der Schnecke erfüllt.

4
Da sah ihn ein Hirte;

dieser holte Wolle und reinigte damit dem Hund die Schnauze.

5
Von dieser Wolle aber machte er sich eine Krone

und setzte sie sich aufs Haupt.

6
Als er in der Sonne umherging, glaubten alle, die ihn sahen,

es sprühten Feuerfunken aus seinem Haupt.

7
Als Hiram davon hörte, schickte er nach ihm,

und als er die Wolle sah, erstaunte und verwunderte er sich.

8
Da kamen alle Färber zusammen und verwunderten sich darüber;

sie gingen hinaus, die Sache zu untersuchen,
fanden solche Schnecken und freuten sich recht.

9
Salomo ward sehr übermütig.
10
Die Nahrung seiner Tafel bestand täglich aus vierzig Stieren, hundert Schafen,

dreißig Maß Weizenmehl, sechzig Maß anderes Mehl
und dreihundert Krügen Wein,
abgesehen von Hirschen, Rehen, Damhirschen und der Jagdbeute des Feldes.

11
Er ward dreist, übertrat das Gesetz

und hörte nicht auf seines Vaters Gebote.

12
Er nahm sich tausend Weiber von all den Völkern, die Gott haßte.
13
In seinem Alter schenkte er sein Herz den Weibern, die damit spielten;

er hörte auf ihre Worte, tat ihren Willen
und verleugnete seines Vaters David Gott.

14
Er baute den Teufeln Opferhöhen, opferte den Götzen und Bildern

und betete das Werk von Menschenhänden an.

15
Da wandte Gott von ihm sein Angesicht, und er starb.
16
Er regierte in Jerusalem einundvierzig Jahre;

nach ihm herrschte sein Sohn Rehabeam.


37. Kapitel: Rehabeam und seine Nachfolger
1
Dieser kam einundvierzig Jahre alt zur Regierung.
2
Er befleckte Jerusalem mit Unzucht,

mit des Teufels Opferstätten und dem Geruch des Heidentums.

3
Und Davids Königreich ward entzweigespalten.
4
Im fünften Jahr seiner Regierung zog Ägyptens König Sisak

gegen Jerusalem herauf
und nahm alle Schätze für des Herrn Tempeldienst weg,
sowie alle königlichen Schätze Davids und Salomos,
die goldenen und silbernen Gefäße,
indem er sich brüstete und sprach:
„Ich nehme nicht euer Eigentum,
sondern nur die Reichtümer, die eure Väter aus Ägypten fortnahmen.“

5
Rehabeam starb in seines Vaters Salomo Gottlosigkeit;

nach ihm herrschte sein Sohn Abia.

6
Er verderbte Jerusalem in Unzucht und Gottlosigkeit,

weil des Abisalom Tochter Maëcha seine Mutter war.

[986]
7
Er starb in seines Vaters Gottlosigkeit.
8
Nach ihm herrschte sein Sohn Asa vierzig Jahre in Jerusalem.
9
Er tat, was vor dem Herrn gut war,

verbannte die Unzucht aus Jerusalem
und hielt von seinem Volke Gottlosigkeit ferne;
denn er hielt Gottes Gebote.

10
So vertrieb er sie aus seinem Reich

und verspottete sie vor allem Volk wegen des Götzenopfers.

11
Gegen ihn zog Zerach herauf;

da erniedrigte ihn Gott vor Asa.

12
Asa starb in seiner Gerechtigkeit, wie sein Ahne David.
13
Nach ihm herrschte sein Sohn Josaphat.
14
Dieser ging auf seines Vaters Asa Wegen

und tat, was vor dem Herrn gut war.

15
Doch Gott ergrimmte über ihn,

weil er das Haus Achabs liebte;
deshalb gestattete ihm Gott nicht,
von Ophir Gold zu holen.

16
Er machte Schiffe, um sie auszuschicken;

aber sie zerschellten in Eseongeber.

17
Er war zweiunddreißig Jahre alt, als er zur Regierung kam;

seine Mutter war Asuba, Silchis Tochter.

18
Josaphat starb in seiner Gerechtigkeit;

nach ihm herrschte sein Sohn Joram.

19
Er war zweiunddreißig Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und regierte acht Jahre in Jerusalem;
er tat nicht, was vor dem Herrn gut war.

20
Er opferte den Teufelsaltären und starb in Gottlosigkeit.
21
Nach ihm regierte sein Sohn Achazja;

er kam im Alter von zweiundzwanzig Jahren zur Regierung
und war ein Jahr in Jerusalem.

22
Er tat in diesem einen Jahr Übles vor dem Herrn.
23
Wegen der von ihm verübten Schlechtigkeit und Gottlosigkeit

überlieferte ihn Gott in die Hände seiner Feinde,
und sie töteten ihn.

24
Nach seinem Tode tötete seine Mutter alle Kinder

aus dem königlichen Hause Davids;
denn sie glaubte,
auf diese Weise das Königtum der Judäer austilgen zu können.

25
Sie ließ vom königlichen Haus keinen Sprossen übrig,

den sie nicht tötete,
bis auf Joas,
den Joseba, die Tochter Jorams und Enkelin Josaphats, heimlich weggenommen
und bei sich im Hause verborgen hatte.

26
So herrschte Achabs Schwester sieben Jahre in Jerusalem

und befleckte es mit Unzucht,
weil sie gebot, die Weiber sollten öffentlich ohne Furcht Unzucht treiben

[987]

und die Männer mit den Weibern ihrer Nächsten Ehebruch begehen,
da ihnen keine Schuld beigemessen würde.

27
Alle Unzucht Jezabels

und die Gottlosigkeit des Achabhauses verübte sie in Jerusalem.


38. Kapitel: Joas und seine Nachfolger
1
Nach sieben Jahren dachten die Kinder Jerusalems darüber nach,

wen sie sich zum König machen sollten.

2
Als der Priester Jojada davon hörte,

versammelte er sie im Hause des Herrn,
dem von Salomo erbauten Tempel.

3
Als alle versammelt waren,

sprach der Priester Jojada zu ihnen:
Wer, sagt ihr, soll König sein und auf Davids Thron sitzen,
wenn nicht ein König und ein Königssohn?“

4
Als er ihnen einen solchen zeigte, freuten sie sich recht

und zogen hinauf, die Obersten über Hundert und die über Tausend.

5
Da führten die Läufer und Trabanten den König in das Haus des Herrn

und die allenthalb bewaffneten Kriegerscharen umgaben ihn.

6
Da setzte ihn der Priester Jojada auf den Thron seines Vaters David.
7
Er war sieben Jahre alt, als er König wurde.
8
Er regierte vierzig Jahre in Jerusalem;

seine Mutter war Sibea von Beerseba;
Atalja aber wurde ermordet.

9
Doch Joas mißachtete die Wohltat,

die der Priester Jojada ihm erwiesen hatte;
er vergoß nach seinem Tod das unschuldige Blut seiner Söhne.

10
Joas starb, und nach ihm regierte sein Sohn Amasja.
11
Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und regierte neunundzwanzig Jahre in Jerusalem;
seine Mutter hieß Joadan.

12
Es starb Amasja;

nach ihm regierte sein Sohn Uzzia.

13
Er war sechzehn Jahre alt, als er auf den Thron kam,

und regierte fünfzig Jahre in Jerusalem;
seine Mutter hieß Jechalja.

14
Er tat Gutes vor dem Herrn.
15
Er wurde aber dreist, betrat das Allerheiligste,

nahm vom Priester Gottes die Weihrauchpfanne
und räucherte im Tempel des Herrn.

16
Weil er das tat, ward Aussatz über ihn gebreitet.
17
Und dem Propheten Isaias ward die Prophetengabe genommen,

weil er ihn nicht ermahnt hatte, bis Uzzia starb.

18
Nach ihm herrschte sein Sohn Jothan;

er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zur Regierung kam,
und herrschte sechzehn Jahre in Jerusalem;
seine Mutter war Jerusa, des Sadok Tochter;
er tat vor dem Herrn Gutes.

[988]
19
Jothan starb, und nach ihm herrschte sein Sohn Achaz;

er war zwanzig Jahre alt, als er zur Regierung kam.

20
Er herrschte sechzehn Jahre in Jerusalem;

seine Mutter war Aphin, Levis Tochter.

21
Er tat Übles vor dem Herrn und opferte den Teufeln.
22
Gegen ihn zog der König von Assyrien Tiglatpilesar herauf.
23
Achaz nannte sich selbst in einem Schreiben seinen Knecht,

und so knechtete ihn der Assyrier.

24
Er schickte dem König von Assyrien Gold und Silber aus dem Haus des Herrn;

während seines Königtums
wurden die Israeliten in die Gefangenschaft geführt.

25
Und der König schickte Leute aus Babel,

daß sie an Stelle der Israeliten in diesem Land wohnten;
da wollten Löwen sie töten.

26
Daraufhin sandte der König von Assyrien zu ihnen den Priester Uri,

und er lehrte sie Gesetze.


39. Kapitel: Hizkia
1
Achaz starb; da regierte nach ihm sein Sohn Hizkia.
2
Hizkia war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und er regierte neunundzwanzig Jahre in Jerusalem;
seine Mutter war Abi, des Zacharias Tochter.

3
Er tat Gutes vor dem Herrn, zerbrach die Altäre,

und zerstörte die eherne Schlange,
die Moses in der Wüste gemacht hatte,
weil sie die Israeliten anbeteten,
und verbannte in Jerusalem die Gottlosigkeit.

4
In seinem vierten Jahr zog Salmanassar, Assyriens König, herauf

und führte den Rest Israels in die Gefangenschaft;
er trieb sie nach Medien jenseits Babels.

5
Im zwanzigsten Jahre Hizkias zog der Assyrierkönig Sanherib herauf

und nahm alle Städte und Dörfer Judas ein;
nur Jerusalem blieb durch Hizkias Gebet verschont.

6
Er aber wurde sterbenskrank, betrübte sich und weinte.
7
Nun gibt es Leute, die ihn tadeln;

sie bemühen sich aber nicht, zu erfahren, weshalb er sich betrübte.

8
Der Grund der Betrübnis des Hizkia war der,

daß er keinen Sohn hatte, der nach ihm regieren konnte,
als er sterbenskrank war.

9
Als er mit den Augen seiner Seele aufschaute und sah,

daß er keinen Sohn habe, der nach ihm regieren konnte,
ward er traurig, weinte und sprach:

10
„Wehe mir! Ich sterbe kinderlos,

und jene Segnung,
deren Gabe durch sechsundvierzig Geschlechter uns zuteil geworden,
wird heute von mir genommen,
und durch mich wird Davids Königtum abgeschafft;
mit mir wird heute die Geschlechtsreihe der Könige Judas abgeschlossen.“

[989]
11
Dies war Hizkias Betrübnis.
12
Nachdem er von seiner Krankheit aufgestanden war,

wartete er noch vierzehn Jahre;
da ward ihm Manasse geboren.

13
Und Hizkia starb in großer Beruhigung darüber,

daß er einen Sohn hinterließ, der auf seines Vaters David Throne saß.


40. Kapitel: Manasse und seine Nachfolger
1
Manasse war zwölf Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und regierte fünfundzwanzig Jahre in Jerusalem;
seine Mutter hieß Hephsiba.

2
Er war schlechter und gottloser als alle seine Vorgänger,

baute den Teufeln Opferhöhen, opferte den Götzen,
erfüllte Jerusalem mit Frevel und erzürnte Gott.

3
Als ihn der Prophet Jesaias ermahnte,

stellte er ihm nach und sandte gottlose Leute aus.

4
Diese zersägten den Propheten Jesaias mit einer Säge

auf einem Holzblock vom Kopf bis zu den Füßen.

5
Er war einhundertzwanzig Jahre alt, als sie ihn zersägten,

und neunzig Jahre Gottes Prophet.

6
Es reute aber den Manasse, als er Jesaias getötet hatte;

er zog ein Bußgewand an, verhängte ein Fasten über sich
und aß das Brot unter Tränen sein ganzes Leben,
weil er Übles getan und den Propheten getötet hatte.

7
Es starb Manasse, und sein Sohn Amon ward nach ihm König.
8
Dieser war zweiundzwanzig Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und herrschte zwei Jahre in Jerusalem;
seine Mutter war Mesulemeth.

9
Amon tat Übles vor dem Herrn

und ließ seine Söhne durchs Feuer gehen.

10
Er starb, und nach ihm herrschte sein Sohn Josias.
11
Er war acht Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und herrschte einunddreißig Jahre in Jerusalem;
seine Mutter war Jedida, die Tochter des Adaja von Baskat.

12
Er tat Gutes vor dem Herrn

und wandelte ganz auf dem Weg, den sein Vater David gegangen war;
er wich weder rechts noch links ab.

13
Ihn tötete Pharao, der Lahme.
14
Nach seinem Tode herrschte sein Sohn Joachaz.
15
Er war dreiundzwanzig Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und herrschte drei Monate in Jerusalem;
seine Mutter war Hamutal, die Tochter des Jeremias aus Libna.

16
Er tat Übles vor dem Herrn, wie Manasse getan hatte.
17
Ägyptens König, Pharao der Lahme, nahm ihn gefangen

in Riblat im Landa Hemat,
als er noch König in Jerusalem war,
und legte dem Land einen Tribut auf
von hundert Talenten Silber und zehn Talenten Gold.

[990]
18
Dann stellte Pharao, der Lahme, den Eljakim auf, den Sohn des Josias,

anstatt seines Vaters Josias als König
und nannte seinen Namen Jojakim.

19
Den Joachaz aber führte er fort;

er kam nach Ägypten und starb daselbst.

20
Jojakim gab dem Pharao Silber und Gold;

er legte aber nach Pharaos Befehl das Silber und Gold auf das Land um;
jeder Mann vom Volk des Landes brachte, wie es ihm zukam,
Silber und Gold nach dem Befehl Pharaos, des Lahmen.


41. Kapitel: Jerusalems Fall
1
Jojakim war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und herrschte elf Jahre in Jerusalem;
seine Mutter war Sebuda, die Tochter des Pedaja von Ruma.

2
Er tat vor dem Herrn Übles, wie seine Väter getan hatten.
3
In seinen Tagen zog Nebukadnezar, der König von Babel,

gegen Jerusalem herauf.

4
Jojakim ward ihm drei Jahre untertan.

Da fiel er ab und erhob sich gegen ihn;
Da ließ der Herr wegen seiner Sünden Kriegsscharen gegen ihn kommen.

5
Jojakim entschlief dann zu seinen Vätern,

und nach ihm herrschte sein Sohn Jojakin.

6
Der König von Ägypten aber zog nicht mehr aus seinem Land;

denn der König von Babel hatte ihm alles genommen,
was der ägyptische König besessen hatte,
vom Bach Ägyptens bis zum Euphratfluß.

7
Jojakin war achtzehn Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und herrschte drei Monate in Jerusalem;
seine Mutter war Nechusta, die Tochter Elnatans aus Jerusalem.

8
Er tat vor dem Herrn Übles, wie sein Vater getan hatte.
9
In dieser Zeit zog Nebukadnezar, der König von Babel,

gegen Jerusalem herauf.

10
Und der König von Babel führte sein Volk

im achten Jahre seiner Regierung weg;
er nahm auch von dort den ganzen Tempelschatz des Herrn,
sowie den Schatz des königlichen Palastes mit sich.

11
Er führte nach Babel ganz Jerusalem, Jojakin,

seine Mutter, seine Weiber, seine Großen
und alle tüchtigen Krieger;
diese brachte der König von Babel in die Gefangenschaft nach Babel.

12
Dann stellte der König von Babel seinen Oheim Matanja

an seiner Statt als König auf
und nannte seinen Namen Sedekia.

13
Sedekia war zwanzig Jahre alt, als er zur Regierung kam,

und herrschte elf Jahre in Jerusalem;
seine Mutter war Hamutal, die Tochter des Jeremias aus Libna.

[991]
14
Er tat vor dem Herrn Übles, wie Jojakin getan hatte.
15
So kam der Zorn des Herrn über Jerusalem.
16
Und Sedekia empörte sich gegen den König von Babel.
17
Da kam im neunten Jahre seiner Regierung

Nebukadnezar, der König von Babel, gegen Jerusalem herangezogen.

18
Da wurde die Stadt

bis zum elften Jahr des Königs Sedekia eingeschlossen und belagert.

19
Als man in die Stadt eindrang,

flohen alle Kriegsleute aus der Stadt bei Nacht auf dem Weg zum flachen Feld.

20
Das Heer der Chaldäer aber verfolgte den König

und holte ihn in der Ebene von Jericho ein.

21
Da wurde sein ganzes Haus von ihm getrennt,

und so ergriffen sie den Sedekia
und schleppten ihm zum König von Babel nach Riblat hinauf;
da hielt dieser über ihn Gericht.

22
Die Söhne des Königs Sedekia ließ der Babelkönig vor seinen Augen schlachten;

dann blendete er den Sedekia selbst,
band ihn mit Ketten und führte ihn nach Babel.


42. Kapitel: Cyrus
1
Da trug Simeon, der Hohepriester, dem Kriegsobersten eine Bitte vor,

weil ihm bei diesem Redefreiheit gewährt war.

2
Da gab er ihm alle Bücher der Heiligen Schriften

und verbrannte sie nicht.

3
Da band sie Simeon, der Hohepriester, zusammen

und warf sie in einen Brunnen.

4
Nun wurde Jerusalem zerstört und verwüstet,

und niemand blieb darin mehr übrig
als der Prophet Jeremias,
der dort wohnte und Wehklagen darüber zwanzig Jahre lang erhob.

5
Dann starb der Prophet Jeremias in Samaria;

es begrub ihn der Priester Or in Jerusalem,
wie ihn Jeremias beschworen hatte.

6
Bis zur letzten Verwüstung Jerusalems

enthalten die Schriftsteller der Hebräer, Griechen und Syrer die Wahrheit
und sind imstand, die Geschlechterregister der Stämme und Völker aufzuzeigen,

7
Von der Zerstörung Jerusalems an dagegen

ist keine Wahrheit mehr in ihren Schriftwerken;
nur die Stammesvater sind dort verzeichnet,
während jene nicht aufzeigen, woher die Reihe der Priester stammt.

8
Jojakin war siebenunddreißig Jahre im Gefängnis;

nach seiner Entlassung heiratete er Gulith, des Eljakim Tochter,
und erzeugte von ihr in Babel den Salathiel.

9
Jojakin starb;

da heiratete Salathiel die Hetbath, des Helkana Tochter,
und erzeugte von ihr den Zerubabel.

[992]
10
Zerubabel heiratete die Malkat, die Tochter des Schreibers Ezra;

aber ihm ward von ihr in Babel kein Sohn mehr geboren.

11
Denn in den Tagen Zerubabels, des Obersten von Juda,

herrschte in Babel Cyrus, der Perser.

12
Cyrus heiratete Salathiels Tochter und Schwester Zerubabels

nach persischem Gesetz und machte sie zur Königin.

13
Da bat sie den Cyrus,

den Israeliten die Rückkehr zu ermöglichen.

14
Weil Zerubabel ihr Bruder war,

deshalb war sie so eifrig auf die Rückkehr aus der Gefangenschaft bedacht.

15
Cyrus liebte sein Weib wie sich selbst und tat ihr den Willen.
16
Er ließ im ganzen Lande Babel Herolde ausgehen,

daß sich alle Israeliten versammeln sollten.

17
Als sie versammelt waren,

sprach Cyrus zu Zerubabel, seines Weibes Bruder:
„Erhebe dich und führe die Kinder deines Volkes heim!
Zieht im Frieden nach Jerusalem hinauf!
Baue die Stadt deiner Väter wieder auf;
wohne darin und herrsche über sie!“

18
Weil Cyrus die Rückkehr der Israeliten veranlaßte,

sprach Gott: „Ich habe meinen Diener Cyrus bei der Rechten ergriffen.“

19
Und Cyrus wird genannt „Mein Hirte, der Gesalbte des Herrn“,

darum, daß sein Same in Davids Samen
durch Mesainat, Zerubabels Schwester, die er heiratete,
aufgenommen wurde.

20
Nun zogen die Israeliten von Babel herauf,

während Zerubabel über sie König war
und Hohepriester Josue, der Sohn des Josadak, ein Nachkomme Aarons,

21
wie der Engel dem Propheten Zacharias zeigte

und ihm sagte: „Dies sind Ölkinder.“

22
Als sie aus der Gefangenschaft im zweiten Jahr des Cyrus zurückkehrten,

war das Ende des fünften Jahrtausends.


43. Kapitel: Ezra und Zerubabel
1
Als sie hinaufzogen, hatten sie keine Schriften des Propheten.
2
Da stieg der Schreiber Ezra in jenen Brunnen

und fand eine mit Feuer gestillte Räucherpfanne
und einen wohlriechenden Rauch, der daraus emporstieg.

3
Da nahm er dreimal von der Asche jener heiligen Bücher

und tat sie in seinen Mund.

4
Da verlieh ihm Gott alsbald den Geist der Prophetie,

und er erneuerte alle Schriften der Propheten.

5
Das Licht, das sich in jenem Brunnen vorfand,

war das Licht der Heiligkeit im Tempel des Herrn.

6
Zerubabel war nun König in Jerusalem,

Josue, des Josadak Sohn, Hoherpriester
und Ezra war der Schriftsteller des Pentateuch und der Propheten.

[993]
7
Als die Israeliten aus Babel zogen, feierten sie ein Passa.
8
Diese drei Passa feierten die Israeliten in ihrem ganzen Leben:

eines in Ägypten zu Mosis Zeiten,
der andere unter der Regierung des Josias
und das dritte, als sie von Babel fortzogen.

9
Dann wurde von ihnen das Passa bis in die Ewigkeit abgeschafft.
10
Von Jerusalems erster Gefangenschaft,

wobei Daniel in die Gefangenschaft ging,
bis zur Regierung des Persers Cyrus
waren es nach Jeremias Weissagung siebzig Jahre.

11
Die Israeliten begannen mit dem Tempelbau

in den Tagen Zerubabels, Josues, des Josadaksohnes,
und des Schreibers Ezra.

12
Sein Wiederaufbau war in sechsundvierzig Jahren vollendet,

wie es im heiligen Evangelium geschrieben steht.

13
Die Geschlechterreihe aber ging den Schriftstellern wiederum verloren;

sie können uns nicht aufzeigen,
woher die Stammesväter ihre Weiber nahmen,
und nicht, woher diese stammten.

14
Ich aber habe die wahre Reihe erhalten

und werde jedermann den wirklichen Sachverhalt zeigen:

15
Als die Israeliten von Babel heraufzogen,

erzeugte Zerubabel von Malkat, der Tochter des Schreibers Ezra,
den Abiud.

16
Abiud heiratete die Sakiat,

die Tochter des Priesters Josue, des Josadaksohnes,
und erzeugte von ihr den Eljakim.

17
Eljakim heiratete die Halab, Dornibs Tochter,

und erzeugte von ihr den Azor.

18
Azor heiratete die Jalpat, der Hasor Tochter,

und erzeugte von ihr den Sadok.

19
Sadok heiratete die Keltin, der Dornim Tochter,

und erzeugte von ihr den Achin.

20
Achin heiratete die Heskat, des Tail Tochter,

und erzeugte von ihr den Eliud.

21
Eliud heiratete Bestin, des Hasol Tochter,

und erzeugte von ihr den Eleazar.

22
Eleazar heiratete die Dihat, des Tola Tochter,

und erzeugte von ihr den Matthan.

23
Matthan heiratete die Sabrat, des Pinechas Tochter,

und erzeugte von ihr zwei Söhne in einem Leib,
den Jakob und den Jonakir.

24
Jakob heiratete die Hadbit, des Eleazar Tochter,

und erzeugte von ihr den Joseph.

25
Jonakir heiratete die Dina, des Pachod Tochter,

und erzeugte von ihr Maria,
aus der der Messias geboren ward.


[994]
44. Kapitel: Nachexilische Geschlechtsregister
1
Da keiner der frühern Schriftsteller

diese Geschlechterreihe der Nachkommen ihrer Väter fand,
bedrängten die Juden die Kinder der Kirche,
sie sollten ihnen die Eltern der seligen Maria
in der Reihe ihrer Stammregister nachweisen.

2
Sie forderten die Kinder der Kirche auf,

sie sollten die Reihe ihrer Väterstämme erforschen
und ihnen den wahren Sachverhalt aufweisen.

3
Denn sie nannten Maria eine Ehebrecherin.
4
Jetzt aber wird der Mund der Juden verstummen,

und sie werden glauben,
daß Maria aus dem Hause Davids und Abrahams stammt.

5
Denn die Juden haben keine Geschlechterreihe,

die ihnen den wahren Sachverhalt der Männer ihrer Väter aufzeigen könnte,
weil dreimal ihre Schriften im Feuer verbrannt sind:

6
einmal in den Tagen des Antiochus,

der eine Verfolgung gegen sie erregte,
den Tempel des Herrn besudelte und sie zwang, den Götzen zu opfern;

7
zweitens in den Tagen...,

drittens in den Tagen des Herodes, als Jerusalem zerstört wurde.

8
Deshalb waren die Juden in großer Bedrängnis,

weil sie keine wahre Geschlechterreihe der Nachkommen ihrer Väter hatten.

9
Sie bemühten sich zwar schleunigst, auf der Wahrheit zu fußen;

aber sie vermochten es nicht.

10
Sie hatten nämlich viele Schriftsteller;

aber jeder von ihnen schrieb, wie er wollte.

11
So stimmten sie nicht miteinander überein;

denn sie konnten nicht auf dem Boden der Wahrheit stehen.

12
Auch unsere Schriftsteller, die Söhne der Kirche, waren nicht imstande,

uns die sichere, feste Wahrheit aufzuzeigen,
weder, wie Adams Leichnam nach Golgatha hinaufgebracht ward,
noch, woher die Eltern des Melchisedech waren,
noch woher die Eltern der seligen Maria.

13
Als die Israeliten von der Kirche bedrängt wurden

und die Wahrheit nicht fanden,
wurden sie dreist und schrieben nach dem Geschwätz des Irrtums
und dies... uns... diese Reihe von dreiundsechzig Stämmen;
sie reicht von Adam bis zum Messias.

14
Woher aber sich jeder einzelne von ihnen ein Weib nahm,

und wessen Tochter sie war,
das konnten weder die griechischen, noch die hebräischen,
noch die syrischen Schriftsteller aufzeigen.

15
Weil nun jeder einzelne der göttlichen Lehrer in der Kirche

eine wahrhafte Lehre als Fundament gab, –
und sie gaben den Gläubigen eine Waffe,
um damit zu kämpfen und ihre Feinde zu bekriegen, –

[995]
16
so hat auch uns der Messias Gnade verliehen,

daß wir das, was jenen unmöglich war,
in ihren reichen Schatz aufnehmen können.

17
Wir bemühten uns mit viel Sorgfalt, dies zu tun,

sowie es unser im Messias berühmter Bruder Nemesius liebt.
daß wir das, was jenen unmöglich war,
so, wie es unser im Messias berühmter Bruder Nemesius liebt,

18
Obwohl ich durch meine Nachlässigkeit abgehalten werde,

während du von der Liebe zur Lehre kein Auge abwendest,
und zwar wegen deiner gütigen Zuneigung zu mir,
so war ich doch bestrebt,
deine an mich gestellten Forderungen zu erfüllen
und dir davon schriftlich zu berichten.

19
Höre, mein Bruder Nemesius!

Diese Geschlechterreihe, die ich dir schreibe,
fand noch keiner von allen Lehrern.

20
Diese dreiundsechzig Geschlechter,

von denen des Messias Menschwerdung abgeleitet wird,
leiten sich also ab:

21
Adam erzeugte den Set.
22
Set heiratete die Kelimat, die mit Abel geboren ward,

und erzeugte von ihr den Enos.

23
Enos heiratete die Anna, die Tochter der Jobal

und Enkelin der Choch, der Tochter Sets,
und erzeugte von ihr den Kenan.

24
Kenan heiratete die Perjat, die Tochter der Kotim

und Enkelin des Jarbal,
und erzeugte von ihr den Mahalaleel.

25
Mahalaleel heiratete die Sechatpar, des Enos Tochter,

und erzeugte von ihr den Jared.

26
Jared heiratete die Sebida, die Tochter der Kuchlon

und Enkelin des Kenan,
und erzeugte den Henoch.

27
Henoch heiratete die Sadkin, die Tochter der Topich

und Enkelin des Mahalaleel,
und erzeugte von ihr den Metusala.

28
Metusala heiratete die Sakut, die Tochter der Sokin

und Enkelin des Henoch,
und erzeugte von ihr den Lamech.

29
Lamech heiratete die Kipa, die Tochter der Tautab

und Enkelin des Metusala,
und erzeugte von ihr den Noe.

30
Noe heiratete die Haikal, die Tochter des Namos,

und erzeugte von ihr Sem, Cham und Japhet.

31
Sem erzeugte den Arpaksad, dieser den Sala, dieser den Eber,

dieser den Peleg, dieser den Regu, dieser den Serug
und erzeugte den Tare.

[996]
32
Tare heiratete zwei Weiber, die Jona und die Salmut;

er erzeugte aus der Jona den Abraham
und aus der Salmut die Sara.

33
Abraham heiratete die Sara und erzeugte den Isaak.
34
Isaak heiratete die Rebekka und erzeugte den Jakob.
35
Jakob heiratete die Lea und erzeugte den Juda.
36
Juda erzeugte den Perez aus der Tamar.
37
Perez erzeugte den Hesron.
38
Hesron erzeugte den Aram, dieser den Aminadab,
39
dieser den Rahasson, dieser den Salmon

und Salmon erzeugte den Boaz aus der Rahab.

40
Boas heiratete Ruth, die Tochter des Lot,

und erzeugte den Obed.

41
Obed erzeugte Isai und Isai den König David.
42
David heiratete Batseba und erzeugte aus ihr den Salomo.
43
Salomo erzeugte den Rehabeam, dieser den Abia, dieser den Asa,

dieser den Josaphat, dieser den Joram, dieser den Achazja,

44
dieser den Joas, dieser den Amasja, dieser den Uzzia, dieser den Jotam,

dieser den Achaz, dieser den Hizkia, dieser den Manasse,
dieser den Amon, dieser den Josias, dieser den Jojakim, dieser den Jechonias,
dieser den Salatiel, dieser den Nedabja,

45
dieser den Zerubabel, dieser den Abiud, dieser den Eljakim,

dieser den Azor, dieser den Sadok, dieser den Achin,
dieser den Eliud, dieser den Eleazar, dieser den Matthan,
dieser die Sibrat, die Tochter des Pinechas;
er erzeugte den Jakob und den Jonakir.

46
Jakob heiratete die Hadbit, des Eleazar Tochter,

und erzeugte den Joseph, den Verlobten Mariens.

47
Jonakir heiratete die Dina, die Anna ist, des Pachod Tochter;

sechzig Jahre nach ihrer Heirat
gebar sie Maria, aus der der Messias geboren ward.

48
Weil Joseph der Sohn des Oheims Mariens war,

so wurde sie durch das Vorherwissen Gottes,
der wußte, daß Maria von den Juden verfolgt würde,
dem Sohn ihres Oheims übergeben, daß er auf sie achte.

49
Sieh nun, Bruder Nemesius,

wie von der Geschlechterreihe der Davidsnachkommen
die Eltern der seligen Maria abstammen.

50
Siehe! Dich stellte ich auf den Boden der Wahrheit,

worauf keiner der Schriftsteller fußen konnte.

51
Siehe, wie sich diese dreiundsechzig Stämme

von Adam bis zur Geburt des Messias ableiten!

52
Auch für die Juden ist es eine Freude,

die Nachkommen der Stämme ihrer Väter zu finden.

53
Sieh, Bruder Nemesius,

wie in des Cyrus Tagen das Ende des fünften Jahrtausends ist!

54
Von Cyrus bis zum Leiden unseres Erlösers sind fünfhundert Jahre

gemäß der Prophezeiung Daniels, der weissagte und sprach:

[997]

„Nach zweiundsechzig Wochen wird der Messias getötet werden.“
Diese Wochen sind eben die fünfhundert Jahre.

55
Siehe, wie dadurch der Juden Mund verschlossen wird.
56
Weil sie sich erfrechten, zu sagen,

es sei der Messias bis jetzt noch nicht gekommen,
müssen sie notwendig zwischen zwei Dingen wählen,
entweder Daniels Weissagung anzunehmen oder sie zu verwerfen.

57
Seine Weissagung hat sich ja erfüllt,

und die Wochen sind vorübergegangen;
der Messias ist getötet
und die heilige Stadt von Vespasian zerstört worden.


45. Kapitel: Der Messias
1
Sieh, jetzt, Liebhaber der Lehre, unser Bruder Nemesius,

wie im zweiundvierzigsten Jahr der Regierung des Augustus
der Messias zu Bethlehem in Juda geboren wurde,
wie es im heiligen Evangelium geschrieben steht.

2
Zwei Jahre vor der Geburt des Messias erschien den Magiern der Stern;

sie sahen am Firmament einen Stern,
der heller als alle andern Sterne strahlte.

3
In seiner Mitte war ein Mädchen, das einen Knaben trug,

und der auf seinem Haupte eine Krone hatte.

4
Es war nämlich eine Gewohnheit der frühern Könige und chaldäischen Magier,

alle ihre Zustände aus den Sternbildern zu erforschen.

5
Als jene den Stern sahen, gerieten sie in Verwirrung und Furcht

und ganz Persien ward erregt.

6
Die Könige, die Magier, Chaldäer und Weisen Persiens waren bestürzt

und fürchteten sich erst vor diesem Zeichen, das sie erblickten,
und sprachen:

7
„Beschloß vielleicht der König von Ninive,

mit dem Land des Nimrod Krieg anzufangen?“

8
Eilends lasen die Magier und Chaldäer in ihren gelehrten Büchern;

sie erreichten nun durch die Kraft der Weisheit ihrer Schriften ihren Zweck
und lernten, auf dem festen Boden der Wahrheit stehend.

9
Denn in Wahrheit wurde von den chaldäischen Magiern das gefunden,

daß sie durch den Lauf derjenigen Sterne,
die sie Tierkreiszeichen nannten,
im voraus die Wirklichkeit der Tatsachen erkannten,
bevor diese selbst eintraten.

10
Diese Erkenntnis wird auch den Seefahrern zuteil,

so daß sie, bevor ein Wirbelwind eintritt oder sich ein Sturm gegen sie erhebt,
aus dem Lauf der Gestirne erkennen,
daß gegen sie eine Gefahr im Anzug ist.

11
Als nun diese Magier in dem Orakel des Nimrod lasen,

fanden sie darin, daß in Juda ein König geboren würde.
Und der ganze Weg der Heilsordnung des Messias
wurde ihnen so geoffenbart.

[998]
12
Sofort verließen sie den Osten, gemäß der Tradition,

die sie durch ihrer Väter Überlieferung erhalten hatten,
zogen hinauf zu den Bergen von Nod,
die an den Eingängen zum Osten sich im Norden befinden,
und nahmen von dort Gold, Myrrhen und Weihrauch mit.

13
Daraus magst du ersehen, Bruder Nemesius,

daß sie das ganze Amt der Heilsordnung unsers Erlösers kannten,
eben aus jenen Opfergaben, die sie holten:

14
das Gold für den König, die Myrrhen für den Arzt

und den Weihrauch für den Priester.

15
Sie erfuhren, wer er sei,

und erkannten, daß er König, Arzt und Priester wäre.

16
Denn, als der Sohn des Königs von Saba noch ein kleiner Knabe war,

brachte ihn sein Vater zu einem Rabbi,
und da lernte er das Buch der Hebräer besser,
als all seine Gefährten und Volksgenossen.

17
Er sagte seinen Dienern,

daß auch in allen Jubiläenbüchern geschrieben sei,
der König werde in Bethlehem geboren werden.

18
Es sind die folgenden,

die dem König die Opfergaben darbrachten,
Könige und Königssöhne:

19
Hormizd von Makozdi, Persiens König, der „König der Könige“ hieß

und in Adhorgin unten wohnte,
Jazdegerd, der König von Saba,
und Peroz, der König von Seba, das im Osten liegt.

20
Als sie eben hinaufziehen wollten,

wurde das Reich der Riesen, ein starkes Heer, aufgeregt und unruhig;
auch alle Städte des Ostens gerieten vor ihnen in Aufregung.

21
Auch Jerusalem und Herodes wurden von ihnen erschreckt,

als sie hinaufzogen.
Der letztere aber befahl ihnen:
„Zieht im Frieden hin und forscht eifrig nach dem Kindlein,

22
und habt ihr es gefunden,

dann kommt und zeigt es mir an,
daß auch ich hingehe, es anzubeten!“

23
Er war aber insgeheim voll List in seinem Herzen,

und mit seinem Munde heuchelte er nur Verehrung.


46. Kapitel: Die drei Weisen
1
Als die Magier hinaufzogen,

war eben in Juda eine große Aufregung
wegen des Erlasses des Kaisers Augustus, der befahl,
es solle sich jeder Mann
in seiner Heimat und Vaterstadt schätzen lassen.

[999]
2
Deshalb erschrak Herodes so sehr und sprach zu den Magiern:

„Zieht hin und forscht nach ihm!“

3
Sie hießen Magier

wegen der Magiertracht, die alle Heidenkönige trugen;
wenn sie nämlich opferten und ihren Göttern Opfer darbrachten,
dann legten sie zwei Trachten an,
die des Königtums innen und außen die des Magiertums.

4
So waren auch jene, als sie zum Messias hinaufzogen,

mit zwei Gewändern ausgerüstet,
damit sie ihre Opfer darbringen könnten.

5
Als sie aus Jerusalem und von Herodes fortzogen,

erschien ihnen der Stern,
der ihnen ein Wegweiser auf der Reise war,
und sie freuten sich recht.

6
Der Stern ging vor ihnen her, bis sie in eine Höhle gingen;

da sahen sie das Kindlein in Windeln gewickelt
und in einer Krippe liegen.

7
Während sie hinaufgingen, dachten sie auf dem Weg bei sich,

sie würden großartige Wunder schauen, wenn sie dorthin kämen,
die Gesetzesordnung und staatliche Einrichtung einer Residenz.

8
Denn sobald der König geboren sei, meinten sie,

fänden sie im Lande Israel einen königlichen Hof,
goldene Lagerstätten, die aufgeschlagen seien,
den König und den Königssohn in Purpur gekleidet,
Heere und Heeresabteilungen, die dem König eilfertig dienten,
am Hof Große, die ihn durch Geschenke ehrten,
des Königs Speisetafeln hergerichtet und Leckerbissen darauf,
und Diener und Dienerinnen, die in Ehrfurcht aufwarteten.

9
Dies, meinten die Magier, würden sie sehen;

aber sie sahen dies nicht,
sondern weit Herrlicheres als dies,
sobald sie die Höhle betraten.

10
Sie sahen Joseph, der in Staunen dasaß,

und Maria, die in Verwunderung war.

11
Aber es war kein kostbares Lager für sie ausgebreitet,

keine Tafel gedeckt
und kein einziges Zeichen königlicher Gewalt vorhanden.

12
Obwohl sie all diese Niedrigkeit und Armut sahen,

zweifelten sie doch nicht in ihrem Herzen,
sondern näherten sich in Furcht,
beteten ihn in Verehrung an
und brachten ihm ihre Opfergaben dar:
Gold, Myrrhen und Weihrauch.

13
Es betrübte Maria und Joseph recht,

daß sie nichts hatten, um es ihnen vorzusetzen;
aber die Magier nährten sich von ihrer Wegzehrung.

14
Es war aber der Messias acht Tage alt,

als die Magier ihm die Opfer darbrachten.

15
Zur selben Zeit, wo Joseph den Messias beschnitt,

empfing Maria die Opfergaben.

16
Denn Joseph beschnitt ihn in Wirklichkeit nach dem Gesetz.
17
Er nannte es Beschneidung,

während doch nichts von ihm weggeschnitten wurde.

18
Denn wie ein Eisen, das durch eine Feuerflamme hindurchgeht

und sie durchschneidet, aber sie selbst nicht schneidet,
so wurde auch der Messias beschnitten,
ohne daß etwas von ihm weggenommen wurde.

19
Als die Magier drei Tage bei ihm waren,

sahen sie die himmlischen Mächte beim Messias auf- und niedersteigen
und hörten die Gesänge der Engel, die lobsangen und riefen:

20
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott;

von seinem Ruhm sind Himmel und Erde erfüllt.“

21
Da gerieten sie in große Furcht, glaubten in Wahrheit an den Messias

und sprachen:
„Dieser ist der König, der vom Himmel kam und Mensch wurde.“

22
Und Peroz sprach zu ihnen:

„Jetzt weiß ich, daß des Isaias Weissagung wahr ist;
denn, als ich in der Schule der Hebräer war,
las ich im Isaias und fand darin folgendes:
Ein Kind ist uns geboren; ein Sohn ist uns geschenkt;
sein Name ist „Wunderbar, Rat, Gott, Ewiger, Held.“

23
An einer andern Stelle steht geschrieben:

„Siehe, eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären,
und sein Name heißt Immanuel, d. i. Gott mit uns.“

24
Weil er aber wie ein Mensch war

und die Engel vom Himmel zu ihm herniederstiegen,
so ist er in Wahrheit der Herr der Engel und der Menschen.

25
Und es glaubten die Magier alle und sprachen:

„Dieser ist in Wahrheit Gott;
denn uns sind auf Erden
schon so oft Könige, Helden und Heldensöhne geboren worden;
aber noch nie hat man gehört,
daß die Engel zu ihnen herniedergestiegen wären.“

26
Alsbald standen sie alle auf

und verehrten ihn als Herrn und König des ganzen Weltalls;
dann bereiteten sie ihre Wegzehrung
und kehrten auf dem Wüstenweg wieder in ihr Land zurück.


47. Kapitel: Herodes
1
Es gibt Leute, die darüber streiten,

wo der Messias war, als die Kinder ermordet wurden.

2
Es steht aber geschrieben,

er sei nicht im Lande Juda gefunden worden.

3
Deshalb zog er nach Ägypten,

damit das Schriftwort erfüllt würde:
„Aus Ägypten berief ich meinen Sohn.“

4
Wisse! Als der Messias nach Ägypten kam,

wurden alle Götzen dort niedergestreckt,
fielen auf die Erde und zerbrachen,
auf daß sich die Schrift erfüllte:
„Siehe, der Herr fuhr auf schnellen Wolken und kam nach Ägypten;
da erzitterten vor ihm Ägyptens Götzen.“

5
Er kehrte nicht aus Ägypten heim,

sondern blieb dort, bis Herodes gestorben war;
nach diesem herrschte sein Sohn Archelaus.

6
Erinnere dich nur daran, Bruder Nemesius, daß ich sagte,

alle Menschen, die dem Herodes untertan waren,
seien in einer Schätzung gewesen!
Diese wurde in fünfzig Tagen zu Ende geführt.

7
Bis diese Schätzung vollendet und untersiegelt war

und Herodes sie zugesiegelt
und nach Rom an Augustus geschickt hatte,
wurde von Herodes nicht nach dem Messias geforscht,
und bis dahin wurden die Kinder nicht ermordet;

8
vielmehr wurde während dieser Aufregung infolge der Schätzung

der Messias geboren.

9
Als vierzig Tage nach seiner Geburt verflossen waren,

kam er zum Tempel des Herrn,
wo ihn Simeon der Greis,
der Sohn Josues und Enkel Josadaks, trug,
in dessen Tagen die Gefangenen von Babel heraufgezogen;
er war nämlich fünfhundert Jahre alt,
als er den Messias auf seinen Armen trug.

10
Da sprach der Engel zu Joseph:

„Steh auf, nimm dein Kind und seine Mutter und fliehe nach Ägypten!“

11
Als nun die Schätzung vorbei war, wurden die Juden entlassen,

so daß jeder in sein Land und nach seinem Wohnort zurückkehrte.

12
Da forschte Herodes nach den Magiern,

und man sagte ihm:
„Sie sind in ihr Land zurückgekehrt.“

13
Da ergrimmte er heftig, sandte sofort Leute aus

und ließ alle Kinder von Bethlehem und allen Dörfern ringsum töten.

14
Als er an den Kleinen vorüberging

und darunter nicht den Johannes, des Zacharias Sohn, fand, sprach er:

15
„Wahrlich, sein Sohn wird über Israel herrschen;“

denn er hatte etwas von dem gehört,
was dem Zacharias vom Engel gesagt worden war,
als er ihm den Johannes verhieß.

16
So sandte er zu Zacharias und ließ ihm sagen:

„Bring mir den Johannes!“

17
Da sprach Zacharias:

„Ich bin Priester und diene im Tempel des Herrn;
ich weiß nicht, wo das Kind und seine Mutter ist.“

18
Deshalb ward Zacharias zwischen den Stufen und dem Altar ermordet.
19
Elisabeth aber nahm den Johannes und ging in die Wüste.
20
Den Herodes ereilte sofort das göttliche Strafgericht,

das kein Erbarmen kannte;
er verfiel in eine Krankheit.

21
Sein Atem ward übelriechend

und sein Leib von Würmern zerfressen;
so ward er in großer Qual gepeinigt,
bis die Menschen wegen seines entsetzlichen Geruches
ihm nicht mehr nahe kommen konnten.

22
In dieser bittern Qual raste seine Seele zu äußerster Finsternis hin.
23
Aber selbst noch in seinem Tod richtete er viele zugrund,

da er seinem Sohn Archelaus
und seiner Schwester Salome befohlen hatte:

24
„Sobald ich tot bin,

sollen alle die von mir gefangen Gesetzten getötet werden!“

25
Er hatte nämlich aus jedem Haus eine Person eingesperrt und gesagt:

„Ich weiß wohl,
daß die Juden über meinen Tod eine große Freude haben werden.
Damit sie sich aber nicht freuen,
während ihr traurig seid und weinet,
sollen meine Gefangenen getötet werden,
damit sie infolge meines Todes eine Trauer halten,
obschon sie es nicht wollen!“

26
Sie taten, wie er ihnen befahl.
27
Als das geschah,

war nicht ein einziges Haus in ganz Juda übrig,
worin nicht Trauer herrschte,
wie dies zu Mosis Zeit in Ägypten der Fall war.


48. Kapitel: Taufe, öffentliches Leben und Tod des Messias
1
Als Herodes tot war und Joseph von seinem Tod gehört hatte,

kehrte er nach Galiläa zurück.

2
Als der Messias dreißig Jahre alt war,

wurde er von Johannes getauft.

3
Johannes war sein ganzes Leben in der Wüste

und nährte sich von einer Wurzel, die Kamus hieß und wilder Honig war.

4
Im zwölften Jahr der Regierung des Tiberius litt der Messias.
5
Erkenne nun, Bruder Nemesius,

daß in des Jared Tagen, in seinem vierzigsten Jahr,
das Ende des ersten Jahrtausends war,

6
im sechshundertsten Jahr des Noe das Ende des zweiten Jahrtausends,

im vierundsiebzigsten Jahr des Regu das Ende des dritten Jahrtausends,
im sechsundzwanzigsten Jahr des Eliud das Ende des vierten Jahrtausends,

7
im zweiten Jahr des Cyrus das Ende des fünften Jahrtausends,

und im fünfhundertsten Jahr des sechsten Jahrtausends
litt der Messias in seiner Menschheit!

8
Wisse auch, daß der Messias zu Nazareth in Maria wohnte,

in Bethlehem geboren und in eine Krippe gelegt wurde,
von Simeon im Tempel Salomos getragen,
in Galiläa erzogen
und von Maria Magdalena gesalbt wurde!

9
Er aß das Passa im Haus des Nikodemus,

des Bruders von Joseph von Ramta;
er ward im Haus des Hanan gefangen,
im Haus des Kaiphas mit einem Rohr gehauen.

10
Er umklammerte im Prätorium des Pilatus die Säule

und wurde mit einer Geißel gepeitscht.

11
An einem Freitag, am vierzehnten Nisan, litt unser Erlöser.
12
In der ersten Stunde des Freitags

bildete Gott den Adam aus Staub,
und in der ersten Stunde des Freitags
empfing der Messias von den Kindern Adams ihren Speichel.

13
In der zweiten Stunde des Freitags

versammelten sich die wilden Tiere, das Vieh und die Vögel bei Adam,
und er gab ihnen Namen, während sie vor ihm das Haupt beugten,

14
und in der zweiten Stunde des Freitags

scharten sich die Juden gegen den Messias,
indem sie mit den Zähnen gegen ihn knirschten,
nach dem Wort des frommen David:
„Große Farren haben mich umgeben,
fette Ochsen mich umringt.“

15
In der dritten Stunde des Freitags

ward die Glorienkrone auf Adams Haupt gesetzt,
und in der dritten Stunde des Freitags
ward auf das Haupt des Messias die Dornenkrone gesetzt.

16
Drei Stunden war Adam im Paradies,

wo er in Glorie strahlte,
und drei Stunden war der Messias im Richthaus,
wo er mit Geißeln gepeitscht wurde.

17
In der sechsten Stunde

stieg Eva auf den Baum der Gebotsübertretung,
und in der sechsten Stunde
stieg der Messias ans Kreuz, den Baum des Lebens.

18
In der sechsten Stunde

gab Eva dem Adam die Frucht des bittern Todes,
und in der sechsten Stunde
gab die ungerechte Gemeinde dem Messias Essig und Galle.

19
Drei Stunden war Adam unter dem Baum seiner Scham entblößt,

und drei Stunden war der Messias am Kreuzesstamme nackt.

20
Von Adams rechter Seite

ging Eva, die Mutter, deren Kind sterblich war, hervor,
und von des Messias rechter Seite
ging die Taufe aus, deren Kinder unsterblich sind.

21
An einem Freitag sündigten Adam und Eva,

und an einem Freitag ward ihre Sünde vergeben.

22
An einem Freitag starben Adam und Eva,

und an einem Freitag lebten sie wieder.

23
An einem Freitag bekam der Tod Gewalt über sie,

und an einem Freitag wurden sie von seiner Herrschaft erlöst.

24
An einem Freitag gingen Adam und Eva aus dem Paradies,

und an einem Freitag stieg unser Herr ins Grab.

25
An einem Freitag ward die Scham Adams und Evas entblößt,

und an einem Freitag sandte der Messias aus und ließ sie bekleiden.

26
An einem Freitag entblößte der Satan ihre Scham,

und an einem Freitag entblößte der Messias den Satan
und all seine Gewalten
und machte sie offenkundig zuschanden.

27
An einem Freitag ward des Paradieses Pforte geschlossen,

und an einem Freitag ward sie geöffnet,
und hinein ging der Schächer.

28
An einem Freitag ward dem Kerub das zweischneidige Schwert gegeben,

und an einem Freitag siegte der Messias durch den Speer
und zerbrach des Schwertes Schneide.

29
An einem Freitag

ward Adam gegeben,
und an einem Freitag
ward das Königtum, Priestertum und Prophetentum
den Juden genommen.

30
In der neunten Stunde des Freitags

stieg Adam zum flachen Land von des Paradieses Höhe hernieder,
und in der neunten Stunde des Freitags
stieg der Messias von der Höhe des Kreuzes hinab
zu den untern Örtern der Erde, zu denen, die im Staube lagen.


49. Kapitel: Golgatha
1
Wisse! In allem ward der Messias dem Adam gleich,

wie es geschrieben steht.

2
An jenem Ort, wo Melchisedech als Priester diente,

wo Abraham seinen Sohn Isaak zur Opferung hinaufführte,
dort ward der Stamm des Kreuzes errichtet.

3
Dieser Ort ist der Mittelpunkt der Erde,

und dort stoßen die vier Teile zusammen.

4
Denn als Gott die Erde schuf, lief seine Kraft vor ihr her,

und die Erde lief hinter diesen her.

5
Dort auf Golgatha blieb Gottes Kraft stehen und kam zur Ruhe,

und dort vereinigten sich die vier Enden der Welt;
dieser Ort bildet die Grenzen der Erde.

6
Als Sem den Leichnam Adams hinaufbrachte,

war jener Ort die Pforte der Erde;
sie öffnete sich.

7
Nachdem Sem und Melchisedech den Leichnam Adams

in den Mittelpunkt der Erde gelegt hatten,
liefen die vier Teile zusammen und schlossen Adam ein.

8
Die Pforte schloß sich wieder,

daß keiner der Kinder Adams sie öffnen konnte.

9
Als oberhalb von ihr das Kreuz des Messias errichtet wurde,

das Kreuz des Erlösers Adams und seiner Nachkommen,
öffnete sich die Türe des Ortes über Adam.

10
Und als oberhalb derselben der Kreuzesstamm eingerammt war

und der Messias durch den Speer den Sieg errang,
lief aus seiner Seite Blut und Wasser,
floß hernieder in Adams Mund
und bildete für ihn die Taufe,
und so ward er dadurch getauft.

11
Als die Juden den Messias an den Stamm des Kreuzes hefteten,

teilten sie unter dem Kreuz seine Kleider untereinander,
wie geschrieben steht.

12
Sein Rock war von Purpur, der Gewandung eines Königs.
13
Als sie ihm das Königsgewand auszogen,

erlaubte Pilatus nicht,
daß sie ihm ein einfaches Gewand anzögen,
sondern eben ein solches Königskleid, von Purpur oder Scharlach.

14
Aus diesem beiden ist ersichtlich, daß er ein König war.
15
Denn kein anderer Mensch, als ein König, darf in Purpur gekleidet werden.
16
Es sagt einer der Evangelisten: „Sie bekleideten ihn mit einem Obergewand von Purpur“,

und dieses Wort ist wahr und recht glaubwürdig.

17
Ein anderer sagt von Scharlach;

auch er verkündete die Wahrheit.

18
„Das von Scharlach“ zeigt uns das Blut an

und „das von Purpur“ das Wasser;
das rote war wie Blut und das purpurne blaß wie Wasser.

19
„Das von Scharlach“ verkündet uns die fröhliche und unsterbliche Natur,

„das von Purpur“ die traurige und sterbliche der Menschheit.

20
Beachte, Bruder Nemesius,

daß der Scharlach das Leben versinnbildet!

21
Es sprachen die Kundschafter zur Buhlerin Rahab:

„Hänge das Seil von Scharlach zum Fenster heraus!“,
eben das Seil, an dem sie herabgestiegen waren,
nachdem sie bei ihr freundlich aufgenommen worden waren.

22
Dies ist das Vorbild unsers Herrn, des Messias,

und das Seil von Scharlach das seines kostbaren, lebenspendenden Blutes.


50. Kapitel: Die Erlösung
1
Sie flochten eine Krone aus Dornstacheln,

setzten sie auf sein Haupt und zogen ihm königliche Kleider an;
sie wußten aber nicht, was sie taten.

2
Sie beugten die Kniee, beteten ihn an und sprachen mit ihrem Mund,

ohne dazu gezwungen zu sein:
„Sei gegrüßt, du König der Juden!“

3
Siehe, Bruder!

Auch nach seinem Tod ward ihm nichts Königliches vorenthalten.

4
Die Juden und die Soldaten,

die Bediensteten des Herodes und des Pilatus, stritten darüber,
wie sie den Rock des Messias zerschneiden
und unter sich verteilen könnten,
weil es sie alle nach der Schönheit seines Anblickes gelüstete.

5
Auch der Hauptmann, der das Kreuz bewachte, zeugte

und sprach vor der ganzen Versammlung:
„Wahrlich, dieser Mann ist Gottes Sohn.“

6
Er sagte auch zu ihnen:

„Mir erlauben es die Gesetze nicht,
daß ich das königliche Gewand zerschneide.
Werft das Los darüber, wen es trifft!“

7
Als die Juden und die Diener des Königs das Los darüber warfen,

fiel es auf einen Soldaten, der ein Krieger des Pilatus war.

8
Der Rock unsers Herrn aber war ungenäht,

durch und durch von oben an gewirkt,

9
Wenn nun da, wo er lag und aufbewahrt wurde, Regenmangel eintrat,

dann trug man den Rock ins Freie
und in der gleichen Stunde, wo man ihn zum Himmel emporhob,
fiel starker Regen.

10
Auch der, der ihn durchs Los erhalten hatte,

trug ihn hinaus, so oft die Stadt Regen benötigte,
und jener bewirkte das Wunder.

11
Er wurde ihm dann mit Gewalt von Pilatus abgenommen,

und dieser sandte ihn dem König Tiberius.

12
Dieser Rock versinnbildet uns den wahren Glauben,

den alle Völker nicht zu spalten vermögen.

13
Drei Ehrengaben, wie es keine kostbareren mehr gibt,

waren früher den Juden geschenkt worden:
das Königtum, das Priestertum und das Prophetentum.

14
Das Prophetentum durch Moses,

das Priestertum durch Aaron
und das Königtum durch David.

15
Diese drei Gaben, wovon die Geschlechter und Stämme der Israeliten

jahrelang Gebrauch machten,
wurden ihnen an Einem Tag genommen.

16
Sie gingen der drei Dinge verlustig und wurden ihnen entfremdet,

dem Prophetentum durch das Kreuz, dem Priestertum durch das Zerreißendes Rockes
und dem Königtum durch die Dornenkrone.

17
Auch der Versöhnung Geist, der im Tempel in dem Allerheiligsten wohnte,

verließ sie, zog aus und zerriß den Vorhang des Heiligen in zwei Stücke.

18
Auch das Passa floh und verließ sie;

denn sie feierten kein weiteres Passa mehr.

19
Wisset, Brüder!

Als Pilatus sie nötigen wollte, das Rüsthaus zu betreten,
sagten sie zu ihm:
„Wir können das Prätorium nicht betreten,
weil wir noch kein Passa gegessen haben.“

20
Als ihnen von Pilatus betreffs der Hinrichtung unseres Herrn

die Erlaubnis gegeben war,
gingen sie eilends in das Heiligtum,
holten daraus die Bretter und die Bundeslade
und machten davon das Kreuz für den Messias.

21
Wirklich! Ihnen ziemte es, auf den gleichen Brettern,

worauf sie das Testament getragen hatten,
auch den Herrn des Testamentes zu tragen.

22
Das Kreuz des Messias bestand aus zwei Hölzern,

die eine und dieselbe Höhe, Tiefe, Länge und Breite hatten.

23
Der Apostel Paulus bemühte sich recht,

auf daß die Völker wüßten,
welches die Kraft des Kreuzes sei,
das die Höhe, Tiefe, Länge und Breite der Erde enthalte.

24
Als sie den Messias, das leuchtende Licht der ganzen Erde, erhöhten

und auf den Leuchter des Kreuzes setzten,
erlosch und verdunkelte sich das Licht der Sonne,
und ein Schleier der Finsternis verbreitete sich über die ganze Erde.

25
Drei Nägel waren in den Leib unsers Erlösers geheftet,

zwei in seine Hände und einer in seine beiden Füße.

26
Der Schächer waren es zwei,

einer zur Rechten und einer zur Linken.


51. Kapitel: Der Juden Schuld
1
Man reichte ihm Essig und Galle in einem Schwamm.
2
Durch den Essig, den sie ihm gaben, ward ihnen angedeutet,

daß sich ihr früherer Wille umgewandelt hatte
und sie sich vom rechten Weg zur Schlechtigkeit gewandt hatten,

3
und durch die Galle

ward die Bitterkeit der hartnäckigen Schlange angedeutet, die in ihnen war.

4
Sie zeugten, daß auch sie zu ihm gehört hatten,

zu ihm, der der gute Weinberg ist,
wovon die Propheten und Könige und Priester die herzerfreuenden Weine tranken.

5
Aber, weil sie schlechte Erben waren,

so wollten sie nicht für den „Weinberg meines Lieben“ arbeiten.

6
Anstatt der Trauben brachten sie Herlinge hervor,

und der Wein, den sie aus den Herlingen preßten, war sauer.

7
Als sie den Erben ans Kreuz geschlagen hatten,

mischten sie ihm von dieser Hefe ihren schlechten Wein,
und gaben ihm von dem Wein des Weingartens der Völker zu trinken;
aber er wollte nicht.

8
„Gebt mir von dem Weinstock, den mein Vater aus Ägypten brachte!“
9
Es wußte der Messias,

daß sich an ihm erfüllen würde die Weissagung des Moses,
der über sie prophezeit und gesagt hatte:

10
„Ihre Trauben sind bittere Trauben

und ihre Beeren sind Galle;
ihr Gift ist Drachengift und ihr Haupt das einer schlimmen Otter;
solches vergeltet ihr dem Herrn.“

11
Siehe, Bruder Nemesius,

wie der fromme Moses mit dem Auge des Geistes voraussah,
was dem Messias in Zukunft geschehen würde:
„Solches vergeltet ihr dem Herrn.“

12
Der Weinstock war ein Herling,

nämlich die Gemeinde der Kreuziger;
ihre Töchter waren die bitteren Trauben
und ihre Söhne die bitteren Beeren,

13
Kaiphas, ihr Haupt, die wütende Otter,

sie alle schlecht
und voll von dem Gift des Satans, der der wilde Drache ist.

14
Statt des Wassers aus dem Felsen, der sie in der Wüste getränkt,

gaben sie ihm Essig zu trinken,
statt Manna und Wachteln Galle.

15
Sie gaben ihm aber nicht in einem Becher zu trinken,

sondern in einem Schwamm,
um zu zeigen,
daß von ihnen der Segen ihrer Väter verschwunden war.

16
Dies bekundet folgendes:

Wenn ein Gefäß leer ist und kein Wein mehr darin,
dann wäscht und reinigt man es mit einem Schwamm.

17
So entleerte auch der Messias,

als die Juden ihn gekreuzigt hatten,
das Königtum, Priestertum und Prophetentum
sowie die Messianität und nahm sie von ihnen.
So blieben nur ihres Leibes Gefäße übrig,
die beraubt und leer waren.

18
Als das Gesetz und die Propheten erfüllt waren

und als Adam auferweckt ward
und die Quelle des lebendigen Wassers sah,
das zu seiner Erlösung herabgesandt war,
siegte der Messias durch den Speer,
und aus seiner Seite liefen Blut und Wasser herab.

19
Aber sie waren nicht miteinander vermischt.
20
Warum kam das Blut vor dem Wasser heraus?
21
Aus zwei Gründen:

einmal, weil durch das Blut dem Adam das Leben gegeben werden sollte,
und dann, nach dem Leben und der Auferstehung, das Wasser zu seiner Taufe
und zweitens zeigte er durch das Blut, daß er unsterblich sei,
durch das Wasser aber, daß er sterblich und leidensfähig sei.

22
Das Blut und das Wasser flossen in Adams Mund herab,

und so ward Adam erlöst und zog das Gloriengewand an.

23
Der Messias schrieb den Brief seiner Zurückführung mit seinem eigenen Blut

und legte ihn in die Hände des Schächers.


52. Kapitel: Von Adam bis zum Messias
1
Als alles vollendet war,

wurde der Gemeinde ein Scheidebrief geschrieben,
und sie ward verstoßen und des Gloriengewandes beraubt,
wie schon vorher von ihr David durch den Heiligen Geist geweissagt hatte:
„Bis zu des Altares Hörnern,
bis hieher werden die Feste der Juden fortgeführt.“

2
Bis zu den Hörnern des Altars, d. h. bis zum Kreuz des Messias, nämlich:
3
von Adam zu Seth, von Seth zu Enos, von Enos zu Kenan,

von Kenan zu Mahalaleel,
von Mahalaleel zu Jared, von Jared zu Henoch,
von Henoch zu Metusala,

4
von Metusala zu Lamech, von Lamech zu Noe,

von Noe zu Sem, von Sem zu Arpaksad,
von Arpaksad zu Sale, von Sale zu Eber, von Eber zu Peleg,
von Peleg zu Regu, von Regu zu Serug,

5
von Serug zu Nachor, von Nachor zu Thare, von Thare zu Abraham,

von Abraham zu Isaak, von Isaak zu Jakob, von Jakob zu Juda,
von Juda zu Perez, von Perez zu Hesron,

6
von Hesron zu Aram, von Aram zu Aminadab,

von Aminadab zu Nahasson,
von Nahasson zu Salmon, von Salmon zu Boaz, von Boaz zu Obed,
von Obed zu Isai, von Isai zu David,

7
von David zu Salomo, von Salomo zu Rehabeam,

von Rehabeam zu Abia, von Abia zu Asa,
von Asa zu Josaphat, von Josaphat zu Joram,
von Joram zu Achazja, von Achazja zu Joas,

8
von Joas zu Amasja, von Amasja zu Uzzia,

von Uzzia zu Jotham, von Jotham zu Achaz,
von Achaz zu Hizkia, von Hizkia zu Manasse,
von Manasse zu Amon, von Amon zu Josias,

9
von Josias zu Joachaz, von Joachaz zu Jojakim,

von Jojakim zu Jojakin, von Jojakin zu Salathiel,
von Salathiel zu Zerubabel, von Zerubabel zu Abiud,
von Abiud zu Eliachim,

10
von Eliachim zu Azor, von Azor zu Sadok,

von Sadok zu Achin, von Achin zu Eliud,
von Eliud zu Eleazar, von Eleazar zu Matthan,
von Matthan zu Jakob und Jonakir,

11
von Jonakir zu Maria, von Maria zur Krippe,

von der Krippe zur Beschneidung,
von der Beschneidung zum Tempel, vom Tempel nach Ägypten,

12
von Ägypten nach Galiläa, von Galiläa nach Jerusalem,

von Jerusalem nach dem Jordan,
vom Jordan in die Wüste, von der Wüste nach Judäa,
von Judäa zur Predigt,

13
von der Predigt zum Saal, vom Saal zum Passa,

vom Passa zum Richthaus, vom Richthaus ans Kreuz,
vom Kreuz ins Grab, vom Grab zum Saal,
vom Saal zum Himmel
und vom Himmel auf den Thron, wo er sitzet zur Rechten seines Vaters.

14
Sieh, Bruder Nemesius, wie die Geschlechter und Stämme abgeleitet werden!

Von Adam bis zu den Juden und von den Juden,
vom einen zum andern, bis zum Kreuzestod des Messias.

15
Von da an hörten die Feste der Juden auf,

wie schon der fromme David von ihnen sagte:
„Bindet die Feste mit Ketten bis zu den Hörnern des Altars.“

16
Die Ketten sind die Stämme, wovon einer an den andern knüpft;

der Altar ist das Kreuz des Messias.

17
Bis zum Kreuz des Messias werden die Feste der Juden

im Priestertum, Königtum, Prophetentum und Passa herabgeführt.

18
Vom Kreuzestod des Messias an sind sie alle den Juden genommen worden,

wie ich gesagt habe,
und über ihnen ist fernerhin kein König, Priester, Prophet oder Passa mehr,
wie von ihnen Daniel weissagte.

19
„Nach zweiundsechzig Wochen wird der Messias getötet

und die heilige Stadt zerstört werden bis zum Ende des Krieges,“
d. h. bis in Ewigkeit der Ewigkeiten.


53. Kapitel: Des Messias Begräbnis
1
Als das ganze Gesetz und die Propheten erfüllt waren

und der Messias am Kreuze hing,
gingen Joseph, der Bruder des Nikodemus und des Kaliopha,
zu Pilatus hinein;
denn er trug des Pilatus Siegelring,
war er doch Ratsherr und hatte große Redefreiheit bei ihm.

2
Er bat um den Leichnam unsers Erlösers;

da befahl jener, daß er ihm gegeben würde.

3
Als er den Leichnam fortgetragen hatte, gebot Pilatus sofort,

daß ihm auch der Garten gegeben würde,
worin das Grab unsers Erlösers war.

4
Dieses gehörte dem Joseph und war ihm durch Erbschaft zugefallen,

nämlich durch den Leviten Pinechas, den Vetter Josephs.

5
Auch Joseph war aus Jerusalem;

aber er war in Ramtha Ratsherr geworden;
alle Briefe,
die während der ganzen Regierung des Pilatus geschrieben wurden,
wurden mit dem Siegel, das Joseph hatte, gesiegelt.

6
Als er den Leichnam unsers Herrn vom Kreuz herabgenommen hatte,

liefen die Juden hin, nahmen das Kreuz

und trugen es nach dem Tempel,
weil es die Bretter der Bundeslade waren.

7
Nikodemus balsamierte den Leichnam unseres Herrn ein;

Joseph wickelte ihn in reine, neue Linnen
und begrub ihn in einem neuen Grab,
das für Josue, Nuns Sohn, für sein Begräbnis gemacht war.

8
Weil aber dieser mit dem Auge des Geistes sah

und ihm der Weg der Heilsordnung des Messias vorschwebte,
nahm er den Stein, der mit den Israeliten in der Wüste gewandelt war,
und legte ihn vor die Grabestüre;
deshalb wurde er nicht darin begraben.

9
Als Joseph, Nikodemus und Kaliopha den Messias begraben hatten,

legten sie diesen Stein vor die Türe des Begräbnishauses.

10
Dann gingen die Hohenpriester mit dem Gefolge des Pilatus hinaus

und drückten Siegel oben auf das Grab und den Stein.

11
Jetzt, Bruder Nemesius, staune und preise Gott dafür,

daß sich alle Balken des Kreuzes des Messias
an die Bretter der Lade des Gottesdienstes
und an die Hülle des Heiligtums der Versöhnung anschlossen!

12
Diese war es, wovon Gott dem Moses geboten hatte,

er solle einen Brustschild des Gerichtes und des Friedens machen,
des Gerichtes für die Juden, die ihn kreuzigten,
und des Friedens, die an ihn glauben.

13
Sein Kreuz war vom Holz des Heiligtums

und sein Grab war neu, indem es für den Tod des Josue, des Nunsohnes, bestimmt war.

14
Der Fels aber, der der Messias ist,

hatte in der Wüste sechshunderttausend Menschen Wasser gespendet;
jetzt ist er ein Altar und gibt allen Menschen Leben.

15
Dieses Wort des Apostels,

daß dieser Fels der Messias war, ist wahr und sehr glaubwürdig.

16
Joseph war nun zum Ratsherrn in Ramtha ernannt worden,

Nikodemus zum Lehrer des Gesetzes in Jerusalem
und Kaliopha in Emaus zum Schriftsteller der Hebräer.

17
Nikodemus bereitete für den Messias in dem Saal alles vor,

was zum Passa nötig war.

18
Joseph wickelte ihn ein und begrub ihn in seinem Erbe,

und Kaliopha nahm ihn in sein Haus auf.

19
Als er vom Totenreich auferstanden war,

waren ihm diese wie Brüder der Wahrheit und Lauterkeit.

20
Als ihn Joseph vom Kreuze abnahm,

nahm er auch die Schrift, die oben an seinem Haupt,
d. h. oben am Kreuz des Messias angeheftet war;
denn sie war von Pilatus
auf Griechisch, Lateinisch und Hebräisch abgefaßt.

21
Warum schrieb aber Pilatus kein Wort Syrisch darauf?
22
Weil die Syrer keinen Anteil an dem Blut des Messias hatten

und weil Pilatus ein weiser und wahrheitsliebender Mann war.

23
Er wollte keine Lüge niederschreiben,

wie es ungerechte Richter tun;
er tat vielmehr, wie es im Gesetze Mosis steht:
„die, die Gerechten verdammen...“

24
Nach ihrem Namen als Gottesmörder

sollten sie zuerst dort Hand an ihn legen.

25
Pilatus schrieb es und heftete es oberhalb vom Messias an,

den Herodes, der Grieche, Kaiphas, der Jude, und der Römer Pilatus töteten.

26
Die Syrer aber haben keinen Anteil an seinem Tod;

dafür ist Abgar, der König von Edessa Zeuge.

27
Er wollte nach Jerusalem heraufziehen und es zerstören,

weil die Juden den Messias gekreuzigt hatten.


54. Kapitel: Christi Höllenfahrt und Auferstehung
1
Die Niederfahrt des Messias zur Unterwelt war nicht vergeblich,

sondern Ursache einer Menge von Wohltaten für unser Geschlecht.

2
Seine Niederfahrt zu den unteren Orten der Erde

löste des Todes Herrschaft auf
und spendete Vergebung denen, die ohne Gesetz gesündigt hatten.

3
Sie zerstörte die Unterwelt, tötete die Sünde,

beschämte den Satan, betrübte die Teufel,
schaffte die Opfer- und Brandopferhöhen ab,
bereitete dem Adam die Rückkehr
und vereitelte die Feste der Juden.
Als er am dritten Tag aus dem Grab auferstand,
erschien er Kepha und Johannes.

4
Als der Messias noch im Grabe war

und die Wächter um das Grab herumsaßen,
faßte Simon Kepha in seinem Herzen den Entschluß,
den Wächtern Wein zum Trinken zu geben,
damit sie trunken würden und einschliefen;
dann wollte er das Grab öffnen
und daraus des Messias Leichnam holen,
ohne die Grabsiegel zu verletzen, damit nicht die Juden sagten:
„Seine Jünger haben ihn gestohlen.“

5
Als die Wächter aßen und tranken,

stand der Messias auf
und zeigte sich dem Kepha, der in Wahrheit glaubte,
daß er der Messias sei, der Herr des Himmels und der Erde.

6
Kepha aber näherte sich nicht dem Grab.
7
Darnach erschien er den Wächtern offenkundig

und ging zu seinen Jüngern in den Saal;
hier berührte ihn Thomas.

8
Dann erschien er ihnen auch am Meer.
9
Dafür, daß Simon Kepha ihn dreimal vor den Juden verleugnete,

bekannte er ihn dreimal vor den Jüngern.

10
Er übergab und überantwortete ihm in die Hände seine ganze Herde,

indem er zu ihm vor seinen Jüngern sprach:
„Weide mir meine Lämmer, meine Schafe, meine Lämmer!“
Das sind die Männer, Weiber und Kinder.

11
Vierzig Tage nach seiner Auferstehung

übertrug er den Aposteln die Handauflegung der Priesterschaft,
fuhr gen Himmel und setzte sich zur Rechten seines Vaters.

12
Dann versammelten sich die Apostel

und gingen in den Saal mit Maria, der heiligen Jungfrau, hinauf.

13
Simon Kepha taufte Maria,

und Johannes, der Jüngling, nahm sie zu sich.

14
Sie beschlossen zu fasten, bis sie den Geist empfingen,

den Paraklet, an Pfingsten alle in gleicher Weise,
da, wo sie versammelt waren.

15
Es wurden an sie Zungen ausgeteilt,

und jeder von ihnen ging hin
und lehrte das Volk, dessen Sprache er empfangen hatte,
so daß kein Streit bis in Ewigkeit unter ihnen war.

16
Ende der Schrift dieses Buches

über die Ordnung der Ableitung der Stämme
von Adam bis auf den Messias
Es heißt „Schatzhöhle“.

17
Gott sei Ehre in Ewigkeit! Amen.


Erläuterungen

[1325]
50. Zur Schatzhöhle

Die Schatzhöhle, d. i. die Höhle, worin die Paradiesesschätze aufbewahrt sind, stammt aus der Schule des hl. Ephräm des Syrers. Die Schrift enthält eine reiche Fülle althebräischer Sagen und Legenden (s. C. Bezold, Die Schatzhöhle übersetzt 1883).

  • 1: 7 Gen 1, 1 ff.
  • 2: 3 Die hl. Dreifaltigkeit.
  • 3: 16 Gen 2, 8 18 Ps 90, 1. 19 Ps 74, 2.
  • 4: 1 Gen. 2, 15.
  • 5: 11 Jerusalem.
  • 6: 20 Der Erste der natürlich Gestorbenen; vor ihm starb ja Abel.
  • 11: 12 Ps 82, 6.
  • 15: 8 Beachtenswerte Polemik.
  • 16: 28 wie die ägypt. Priester.
  • 17: 22 Die LXX, deren Zahlen hier benützt sind.
  • 18: 15 Ps 82, 6.
  • 19: 6 Kardo = Chalder in Armenien.
  • 21: 18 Ps 78, 65. 19 Apg. 2, 36
  • 22: 6 in Jerusalem.
  • 23: 18 Joh 19, 13.
  • 24: 17 Alanäer = Alanen, skythischer Volksstamm, urspr. im Kaukasus. 20 Der Berg Nod = das Zagrosgebirge s. 45, 12. Gadir = Cadix. 21 Pars = Persien; Meer = Mittelmeer.
  • 25: 6 Orgin = Urhoi, Edessa. 13 Weish 14, 15.
  • 26: 13 Ez 3, 15 Tel Abib als Tel Abub „Ruinenhügel aus der Zeit des Flutsturmes“ gedeutet, am Chaboras, in dessen Nähe auch Tel Charscha und Tel Melach lagen. 16 Kardo = Chalder in Armenien.
  • 27: 4 Sisan erinnert an Sassan, den Ahnherrn der Sassanidendynastie. Derogin = Aserbeidschan. 6 Jokdora = Sokotra „die Insel der Seligen“, wo Gilgamisch seinen Ahnen Utnapischtim, den babylon. Noe, aufsucht und befragt. Jonton entspricht den babyl. Fischmenschen Oannes und Idotion bei Berosus. 13 Idascher erinnert an Ardeschir, den Gründer der Sassanidendynastie, oder es ist Zaraduscht, d. i. Zoroaster damit gemeint.
  • 28: 6 Gen 14, 1 ff. 17 Jauna = die Ionierin, Griechin.
  • 29: 10 s. 1 Kor 2, 8. 13 Joh 8, 56.
  • 30: 2 Gedar statt Gerar (Gen 20, 1). Dalassar statt Elassar. Tarel st. Tidal. Geläer st. Gojim. Semair st. Semeber. Die zwei letzten Könige fehlen in Gen 14, 2. Magog heißt hier König des Südens s. 3 Sibyll. 319 „Magog zwischen den äthiop. Flüssen“. 18 Der König Kumros erinnert an die Kimmerier. Samosata Stadt am obern Euphrat, Claudias vielleicht Claudiopolis in Commagene. 19 Lies „in Nimrods fünfzigstem Jahr“. Nimrod, Repräsentant der Kassiten, baut Nisibis und Edessa, beide in Nordmesopotamien. Perre unbekannt. 20 Haran ist nicht Edessa; wohl aber standen beide als Nachbarstädte in enger Verbindung; die Edessener wie die Haranier waren Sabier. Übrigens wechselt bei arabischen Autoren Orasi mit Orani; sonach wäre auch die Gleichung Haran oder Aran = Ursa-Edessa nicht ausgeschlossen. Nimrod vertritt auch den Mond. Haranith = die Haranierin Baltin = Ischtar. Ihr Gemahl Dasan ist der Mondgott Sin und der Berg ist der Himmelberg. 22 Baltin = Ischtar. Lies Tamura (Nimrod) st. Tamuz! Beelschemin ist der Sonnengott. Der Frühjahrsmondgott wird durch den Sonnengott, den Herrn der 2. Jahreshälfte überwunden.
  • 31: 6 Gen 25, 23 7 Mesrin ist Ägypten.
  • 33: 7 Selia = Salmon (Ruth 4, 20 f).
  • 34: 12 Kuschan Rischataim Ri 3, 8 f.
  • 35: 1 nach Ri 3, 31 Samgar, des Anath Sohn. 5 s. Ri 12, 8 ff. 27 Ez 28, 2.
  • 40: 13 Pharao Necho
  • 42: 18 Is 44, 28; 45, 1.
  • 44: 6 Antiochus Epiphanes im Jahr 168 v. Chr. 7 in den Tagen des Pompejus im Jahr 63 v. Chr. und zu Herodes Zeit im Jahr 38 v. Chr.
  • 44: 54 Dan 9, 26.

[1326]

  • 45: 12 die Berge von Nod = das Zagrosgebirge. 19 Adhorgin vielleicht Pasarga dae. Saba das westafrikanische Land, nach Jos. Ant. II 10, 2 Meroe, Seba das glückliche Arabien.
  • 46: 20 Is 6, 3. 22 Is 9, 5 23 Is 7, 14.
  • 47: 3 Hos 11, 1. 4 Is 19, 1. 9 Neh 12, 26. 9 Ramta = Arimathäa. 14 Ps 22, 13. 18 Die Synagoge.
  • 48: 3 Die vier Erdteile. 11 Mt 27, 35. 16 Mt 27, 28, Mk 15, 17. 21 Jos. 2, 18.
  • 50: 1 s. Is 5,1 ff. 8 Hos 10, 1. 9 Dt 32, 32 ff.
  • 51: 1 Ps 118, 27. 15 Ps 118, 27. 19 Dan 9, 26.
  • 52: 2 Kaliopha = Kleophas. 8 Ex 17, 6. 23 Ex 18, 22.