Schön Suschen
Schön Suschen.
(1776.)
Schön Suschen kannt’ ich lange Zeit;
Schön Suschen war wohl fein;
Voll Tugend war’s und Sittsamkeit;
Das sah ich klärlich ein.
Wie Ebb’ und Flut zur See.
Ganz wohl mir tat es, wann ich kam,
Doch, wann ich ging, nicht weh.
Und es geschah, dass nach der Zeit
Da tat’s mir, wann ich schied, so leid.
So wohl mir, wann ich kam;
Da hatt’ ich keinen Zeitvertreib
Und kein Geschäft, als sie;
Und fühlte nichts, als sie.
Da war ich dumm und stumm und taub;
Vernahm nichts, ausser ihr;
Sah nirgends blühen Blum’ und Laub;
Nicht Sonne, Mond und Sternenschein,
Mir glänzte nur ein Kind,
Ich sah, wie in die Sonn’ hinein,
Und sah mein Auge blind.
Gar anders ward es mir;
Doch alle Tugend, Sittsamkeit
Und Schönheit blieb an ihr.
Ich kam und ging, ich ging und kam,
Ganz wohl mir tat es, wann ich kam,
Doch, wann ich ging, nicht weh. –
Ihr Weisen, hoch und tief gelahrt,
Die ihr’s ersinnt, und wisst,
Warum sich’s liebt und küsst?
Ihr hohen Weisen, sagt mir’s an!
Ergrübelt, was mir da,
Ergrübelt mir, wo, wie und wann,
Ich selber sann oft Nacht und Tag,
Und wieder Tag und Nacht,
So wundersamen Dingen nach;
Doch hab’ ich nichts erdacht. –
Sein Sausen ihr wohl hört,
Allein ihr wisset nicht, woher?
Wisst nicht, wohin er fährt?