Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Zöschau

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Zöschau
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aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 225–226
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Zöschau


auch Zeschau, in Urkunden Gerischo und Gzoisho mit Rechau, als Vorwerke ¾ Stunde südlich von der Stadt Oschatz entfernt, an der Strasse von Oschatz nach Lommatzsch, zwischen Lannewiz, Nassenberg, Kreina und Kreischa, in fruchtbarer obstreicher Gegend gelegen.

Diejenigen irren, welche den Namen des Orts von der wendischen Göttin Ciza herleiten wollen: Viel gewisser ist es, dass einer im 10. Jahrhundert seinen früheren Namen ablegte und dafür den Namen des Guts Zöschau annahm.

Blosse Vermuthung ist es, wenn Einige als beliehenen Besitzer im 10. Jahrhundert den Grafen von Esico nennen und ausserdem noch im Jahre 1004 der Bischoff von Meissen, Aegidius als solchen erwähnen, der Zöschau innen hatte.

So viel steht fest im Jahre 1501 wurde der Herzog Georg Wolf von Schleinitz mit dem Gute beliehen, von welchem es sein Sohn 1523 erbte, welcher Georg von Schleinitz hiess. Dieser verkaufte später die beiden Vorwerke, nebst Zöschau an Dietrich von Schleinitz. – Im Jahre 1637 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Wolf von Schleinitz, und im Jahre 1660 ein Hanns von Schleinitz, dann hatte es bis zum Jahre 1688 Hanns Georg von Schleinitz innen. Von diesem kam das Gut an Adam Heinrich Pflug, welcher dasselbe noch 1718 besass. Ueberhaupt blieb die Besitzung in den Händen dieser Familie bis 1789, wo Johann Gottfried Baron von Lorenz das Gut erkaufte.

Im Jahre 1779 ging es auf den Amtshauptmann August Heinrich von Boblick über, der sich mit der Tochter des vorigen Besitzers Josephe Mariä von Lorenz verehlichte. Später kam es in die Hände des Königl. Sächs. Geheimerath Consistorial-Präsidenten, Comthur des Königl. Sächs. Civilverdienstordens D. von Weber. Der jetzt damit beliehene Besitzer ist Herr Albert Theodor von Weber.

Das Rittergut wurde mit 2 Ritterpferden verdient, hat innerhalb der Hofrhede ein schönes massives Herrenhaus von 2 Stockwerken, das Erdgeschoss mit eingerechnet, nebst denen zur Oeconomie erforderlichen Gebäuden und Scheuern, ausserhalb der Hofrhede einen Lust- und Gemüsegarten, einen zweiten, wenig davon entfernt gelegenen Garten, das Pfarrbauergut im Dorfe und das schon genannte Vorwerk in Rechau.

Das Gut hat einen bedeutenden Viehbestand und besitzt an Flächenraum [226] 420 Scheffel Acker-, 70 Scheffel Wiesen-, 15½ Scheffel Holzungs- und 46½ Scheffel Teichland.

Die Teiche sind gross und deren Karpfen und Hechte wenigstens in der Umgegend sehr geschätzt.

Zum Gute gehörten bis hierher auch die Ortschaften: Zöscha, Rechau, Kleingerzig und 60 Schocke von Salbitz, dann Pulsitz, Weichteritz und Rochzahn. Ueber die beiden letzten Orte hatte Zöschau nur die Erbgerichte, von Genzig gehörte ein Theil von 14 Häusern mit 60 Einwohnern zum Gute; von Wetzig 1½ Hufe.

Mit dem Rittergute ist von jeher ein Bauergut, das ehemals ein gewisser Ulitzsch besass, verbunden gewesen. Das Pfarrbauergut war vormals die Pfarrwohnung, wurde aber mit dem dazugehörigen Feldgute, die Pfarrhufe genannt, im Jahre 1507 an einen Bauer, Caspar Lehmann, erblich verkauft. Der auf der südwestlichen Seite des Orts liegende Teich ist der grösste im ganzen Amte Oschatz.

Das Dorf Zöschau selbst enthält, ausser dem Rittergute, die Pfarre und Schulgebäude und noch 7 Wohnhäuser, darunter 1 Gasthof und 1 Schmiede. Nur einige 100 Schritt davon entfernt liegt das Dorf Rechau, was zu dem Rittergute gehört, mit 10 Feuerstätten, wobei 1 Wasser- und 1 Windmühle sich befindet.

Die Einwohner dieses Orts erwerben sich, mit wenig Ausnahmen ihren Unterhalt als Tagearbeiter auf dem Rittergute. Vorzüglich hat der Amtshauptmann von Boblik auf Verdienst seiner Unterthanen gesehen. Durch dessen rastlose Bemühungen wurde die Oeconomie des Guts sehr emporgebracht; die hier stehenden schönen italienischen Pappelalleen sind seine Pflanzung, die Einwohner von Zöschau bestehen aus einem Pferdner, 3 Viertel Hufegutsbesitzern und 4 Häuslern.

Der Besitzer des Gutes ist zugleich Collator über Kirche und Schule.

Von der Kirche geht die Sage, dass sie ursprünglich eine Kapelle des Bischoffs von Meissen gewesen sei und zu dessen Sommerresidenz Mügeln gehört habe.

Im Jahre 1437 wurde diese Kirche im Innern ganz erneuert, mit mehrern Pastoren versehen und mit einem neuen Orgelwerke von der Gerichtsherrschaft beschenkt. Die Kirche selbst gewährt jetzt einen recht freundlichen Anblick. Eingepfarrt sind Kreina und Rechau.

Kreina gehört zum Rittergute Hof, brannte im Jahre 1830 ganz ab und ist seitdem weit schöner wieder aufgebaut. Es enthält mehrere sehr bedeutende Güter und im Ganzen 12 Feuerstätte.

Die Einwohnerzahl der gesammten Parochie mit Kindern und Dienstboten beläuft sich ungefähr auf 300 Seelen.

Zöschau mit Kreina war im Jahre 1637 bis auf einen Menschen ausgestorben.

Erst im Jahre 1653 hatten sich wieder gegen 30 Einwohner von Neuem versammelt.

Seit dem Jahre 1837 ist in Zöschau ein ganz neues, stattliches Schulhaus errichtet, in welchem ungefähr 40 Kinder unterrichtet werden.

Der Gasthof im Orte heisst das Gasthaus „Zum weissen Ross“.

Zöschau mit Rechau gehört jetzt zum Gerichtsamte Oschatz.

(M. G.)