Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Werda

Textdaten
<<< >>>
Autor: M. G.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Werda
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 189–191
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Ξ]
[189]
Werda


auch Wehrdaw, Werdaw valgo Wehr liegt auf einer Hochfläche, welche von frischen Winden immer bestrichen wird, 11/4 Stunde nördlich von Schöneck, 2 Stunden östlich von Oelsnitz, 3 Stunden südöstlich von Plauen, 11/2 Stunde westlich von Falkenstein, durch den Ort von Osten nach Westen führt die vom Erzgebirge nach Baiern erbaute Chaussee.

Werda ist rein sorben-wendischen Ursprungs und hatte schon frühzeitig eine kleine Burg die ursprünglich zur Herrschaft Falkenstein gehörte. Nach der Reformation war das Rittergut in den Händen der Familie von Dölau, 1598 besass es Junker Ernst von Dölau, dessen Frau Gemahlin, Sabina, eine geborne von Seitewiz gewesen ist. Von diesem Ernst von Dölau kam das Gut gegen 1620 an Junker Adam von Tettau, der früher in Mechelgrün, zuletzt in Jägerswald lebte. Dieser verkaufte es an seinen Vetter Siegismund von Tettau auf Buch- und Weistroff. Er selbst stirbt im Jahre 1626 in Kottengrün. Nach des Sigismund von Tettau Tode kam das Gut an dessen ältesten Sohn Wolf Ernst von Tettau, der einen schweren Anfang hatte, da während seiner Minderjährigkeit und der seines Bruders im Jahre 1634 das Schloss mit allen Wirthschaftsgebäuden ein Raub der Flammen wurde, welche die feindlichen Kroaten verursacht hatten.

Von diesem Tettau kam das Rittergut an Georg Röhn, Oberförster in Auerbach; von diesem an Christoph Röhn, welcher es an Moritz Heinrich von Trützschler auf Falkenstein und Oberlauterbach verkaufte, von welchem es durch Erbschaft wieder an Julius Heinrich von Trützschler, Hauptmann in Preussischen Diensten, überging. Die Herren von Trützschler haben aber nie hier gewohnt, sondern das Gut durch Hofmeister bewirthschaften lassen.

Unterm Jahr 1763 finden wir als Erb- Lehn- und Gerichtsherrn [190] auf Werda Benjamin von Metzsch aus dem Hause Plohn, dessen Frau Gemahlin eine geborne von Trützschler aus dem Hause Bergen war.

Derselbe hat erst selbst in Werda gewohnt: aber 1711 das Gut an seinen Sohn den Hauptmann Friedrich Carl von Metzsch Pachtweise überlassen und 1728 finden wir Carl Rudolph von Metzsch als Pachter auf dem Rittergute seines Vaters in Werda.

Im Jahre 1751 finden wir es im Besitze eines Friedrich Wilhelm von der Heide und 1764 wird Philipp Christoph von der Heide, welcher Oberaufseher bei der Elsterflösse gewesen ist als Besitzer des Rittergutes Werda genannt, mit welchem die adlichen Familien auf diesem Gute aufhören. Ums Jahr 1773 acquirirte es Nicol. Schinnerling, ein Saitenmacher aus Maarkneukirchen, von welchem es der einzige Sohn, Christian Wilhelm Schinnerling erbte. Nach dessen Ableben überkam es sein Schwiegersohn Carl Heinrich Klemm.

Dieser ging ebenfalls bald mit Tode ab und dessen Erben verkauften es nun an Herrn Gottlob Ferdinand Gräf, den ältesten Sohn des früheren Besitzers der Rittergüter Wiedersberg und Magwiz, welcher mit einem Fräulein von Feilitzsch aus dem Hause Trogen vermählt ist.

Herr Ferdinand Gräf verkaufte aber dieses sein Gut in den 40jer Jahren an die Gebrüder Müller, von denen der eine es jetzt noch besitzt.

Die Wohnung der Herrschaft ist nicht gross, da solche in einer bedrängten Zeit nach dem Brande wieder erbaut worden war, wo man bloss auf das Nothwendige sich beschränkte.

Doch hat Herr Gräf die Wirthschaftsgebäude in guten Zustand gesetzt und überhaupt sehr viel Verbesserungen mit dem Gute vorgenommen.

Es hat 84 Scheffel Feld, 86 Scheffel Wiesenwachs und 94 Acker Holz.

Die Waldungen sind immer noch wohl bestanden, obschon seit einigen Jahren hier viel geschlagen worden ist.

Der ganze Flurbezirk von Werda umfasst aber 1384 Acker 81 Qu.-Ruthen mit 12437,76 Steuereinheiten.

Korn und Kartoffeln gedeihen hier vortrefflich, so wie auch der Bau der Gerste und Hafers bei günstigen Jahren ein guter zu nennen ist.

Bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation stand dem Rittergute über einen Theil des Dorfes die Gerichtsbarkeit zu, ein andrer gehörte unter das Königl. Gerichtsamt Voigtsberg, andere Theile aber unter die von Trützschlerschen Gerichte zu Falkenstein, Mühlberg, Oberlauterbach und Dorfstadt.

Das Ansehen des Ortes hat bei seiner zerstreuten Bauart, da auch die weiten Zwischenräume durch freundliche Baumgruppen nicht ausgefüllt werden, etwas Kahles, zumal da keine hervorragenden Gebäude oder sonstige Anlagen zur Verschönerung des Ortes beitragen.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so hatte Werda im 30jährigen Kriege von Durchmärschen, Plünderungen und Brandstiftungen viel zu leiden, sowie dabei gegen 6–8 Personen durch feindliche Soldaten gewaltsam ihr Leben verloren. Dagegen ist in den französischen Kriegsjahren nicht ein einziger Franzose nach Werda gekommen, obschon das nahe Kottengrün von einigen franz. Marodeurs plünderd heimgesucht worden ist.

Südwestlich von Werda steigt vom Einberge herab eine Anhöhe, von welcher aus man eine weite Aussicht auf die baierschen Gebirge hinaus, sowie in das reussische Voigtland hinunter hat und hinter dieser Anhöhe in einem kleinen Thale nimmt sich das von Werda 1/4 Stunde entfernte, schon erwähnte Kottengrün in seinem grünen Blättergranze von Obstbäumen recht freundlich aus.

Kottengrün ist mit Poppengrün, Pilmannsgrün, Neudorf, Sieh dich für, mit der Schwarzmühle nach Werda eingepfarrt, welches eine freundliche im Jahre 1777 auf den Grund der alten neuerbaute Kirche mit einem schönen Thurme besitzt.

Ursprünglich stand hier eine kleine katholische Capelle, welche sowie eine solche in Bergen, von Falkenstein aus durch einen Capellan besorgt wurde.

Nach Einführung der Reformation auf Voigtlands Höhen, wurden die beiden Gemeinden Werda und Bergen von dem kirchlichen Verbande von Falkenstein abgetheilt und die Capellen zu selbständigen Pfarrstellen erhoben. In Bergen wie in Werda fungirten von dieser Zeit an besondere Pfarrer und daher kommt es, dass der jedesmalige Senior der Falkenstein-Trützschlerschen Familie Collator der Kirchen und Schulen zu Falkenstein, Bergen und Werda ist.

In der Parochie Werda befinden sich ausserdem 3 Schulen, in Werda, wozu Geigenmühle, Teichmühle und Jägerswald gewiesen sind. [191] Neudorf und Kottengrün, wozu Pillmannsgrün gehört. Sieh dich für bildet einen Gemeindebezirk und steht nebst Poppengrün im Schulverbande mit Neudorf.

In Sieh dich für und dessen Nähe befinden sich reiche Torflager, sowie ausserdem zu bemerken ist, dass in der Nähe des Sieh dich führer Gemeindewaldes ein früher wohl bisweilen benutzter Sauerbrunnen befindlich ist.

Im Allgemeinen ist noch erwähnungswerth dass Werda zu den höchstgelegenen Orten des Voigtlandes gehört, indem seine mittlere Höhe fast 2000 Fuss über der Meeresfläche beträgt, daher es auch besonders wegen seiner so wenig geschützten Lage fortwährend von kalten Winden bestrichen wird.

Aber das Klima, wenn auch rauh, ist sehr gesund und allüberall auf diesen Höhen wohnen, wenn auch nicht reiche, aber doch fröhliche gemüthliche Menschen.

Werda mit seinen 118 Gebäuden, worinnen 916 Einwohner leben, gehöret zum Gerichtsamte Falkenstein.

M. G.