Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Taubenheim (Klipphausen)

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Taubenheim
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aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 139–141
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Taubenheim


in den Urkunden auch Duvenheim, Tubinheim, Thubinhayn, liegt am rechten Ufer der kleinen Trübisch, 1¾ Stunden südlich von Meissen, fast am nördlichen Fusse der sanft aber sehr hoch ansteigenden Seeligstädter Höhen, an einem angenehmen Thalgrunde, und in sehr fruchtbarer obstreicher Gegend. Taubenheim, welches jetzt in Ober- und Nieder-Taubenheim besteht, scheint seinen Namen vom serbischen Dab, die Eiche erhalten zu haben und ist das Stammhaus des häufig vorkommenden Geschlechts von Taubenheim.

Das Geschlecht von Taubenheim existirte hier schon im 12. Jahrhundert. Dessen Schloss ist aber nicht dasselbe, auf welchem einer [140] unsrer deutschen Balladen-Dichter seinem Junker von Falkenstein hausen lässt.

Ein Adelbert von Dubenheim kommt hier auf unsrem Schlosse schon 1086 vor. Ein Wygard und Hensel von Taubenheim werden als Vasallen der Meissner Burggrafen 1395 genannt. Haubold von Taubenheim war 1429 der sächsischen Prinzen Hofmeister.

Im Jahre 1457 gehörte Taubenheim nicht mehr denen von Taubenheim, welche übrigens noch immer durch die höchsten Ehrenstellen sich auszeichneten.

Ein Hugo von Taubenheim kommt als Kursächsischer Hofmeister und Zeuge vor, in einer Urkunde von 1464, worinnen Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht dem Städtchen Werdau Privilegien bestätigen. Sophie von Taubenheim war 1492 Aebtissin des Nonnenklosters in Döbeln. Christoph von Taubenheim wurde unter Kurfürst Johann Friedrich in des Landes wichtigsten Religionsangelegenheiten verwendet. Hans von Taubenheim war 1517 Visitator der Universität Wittenberg, so wie 1528 der gesammten sächsischen Kirchen und wurde 1530 als Reichstags-Gesandter nach Augsburg geschickt. Um diese Zeit war auch Christoph von Taubenheim herzoglich braunschweigischer Minister. Dietrich von Taubenheim hatte das bedeutende Amt Königslutter als Pfand von dem Herzog Heinrich innen. Derselbe wohnte als Amtmann zu Brähna 1546 dem Leichenbegängnisse Dr. Luthers bei und Jacob von Taubenheim auf Bedra in Thüringen, war kaiserlicher Oberster. Dessen Sohn Christoph von Taubenheim auf Bedra und Benndorf war Kurfürstlicher Rath- und Amtshauptmann, derselbe, welcher unter den Zeugen aufgeführt wird, als Moriz die Kurlehn über Sachsen empfing. Johann Georg von Taubenheim, Domherr zu Magdeburg, starb im Alter von 72 Jahren. Johann Adolph von Taubenheim, königl. polnischer und kurfürstl. sächs. Kammerherr war 1744 Resident des Stiftes Naumburg und hinterliess zwei gelehrte Söhne, deren ältester 1741 zu Halle die Doctorwürde erhielt, und, im Besitze von Bedra sammt noch acht andern Gütern, sich als Philosoph und Jurist schriftstellerisch berühmt machte. Am 26. Febr. 1737 wurde ein von Taubenheim, vom Meister des Ordens in Sonneburg, zum Johanniter-Ritter geschlagen. Bedra besass das Geschlecht der von Taubenheim noch im 18. Jahrhundert, während unser Schloss Taubenheim, wie wir schon oben erwähnt haben, im Jahre 1457 zu dem sogenannten Miltitzer-Ländchen gekommen war. Der Letzte von Miltitz, Carl von Miltitz, verkaufte das Gut mit Zustimmung seiner Brüder 1514 an Caspar Ziegler auf Polenz, Amtshauptmann auf dem Schellenberg für 6000 rhein. Gulden. Im Besitze folgten dessen Wittwe, dann Hieronymus Ziegler von Klipphausen. Dieses Geschlecht starb bald hierauf aus und das Gut kam wieder an die von Miltitz. Heinrich von Miltitz wird als Nachfolger genannt, von welchem es an Haubold, dann an Ernst und dessen Sohn Hans Haubold von Miltitz kam.

Damals gehörten hierher in Taubenheim selbst 15, in Köttewitz 7, in Sönitz 4, in Burkardtswalde 10, in Ullendorf 2, in Seligstädt 6, in Röhrsdorf 4 Bauern meist nur mit Erbgerichten und ein Sörnewitzer Weinberg.

Zu Anfang des 17. Jahrhunderts war Taubenheim in den Händen der Familie von Ende. Ein Eckold von Ende stellte 1612 3 Ritterpferde und seine Nachkommen besassen Taubenheim bis 1764, wo es der erste Hofmarschall Melchior Heinrich von Breitenbauch kaufte, bei dessen Erben es bis zum Jahre 1821 geblieben ist. Im Jahre 1821 kaufte es vom Landrath von Breitenbauch der Hofrath Tauchnitz, dem im Besitze dessen Wittwe folgte, von welcher es im Jahre 1835 Herr Carl Gottlob Töpold acquirirte, dessen Erben das Gut jetzt noch besitzen.

Das hiesige Schloss, welches an Gebäuden und Gärten durch Herrn Hofrath Tauchnitz sehr verschönert wurde, ist herrlich, Scharfenberg gegenüber, gelegen. Die jetzigen Wirthschaftsgebäude stammen aus dem Jahre 1802, wo die älteren abgebrannt sind.

Zu dem Gute gehören 400 und einige 70 Scheffel Feld und Wiese, 200 Scheffel Laubholz, grosse Huth-Lehden, Gärten und Obstplantagen, auch zwei bedeutende Weinberge auf Sörnewitzer Flur. Ueberdies befindet sich hier eine Ziegel- und Kalkbrennerei.

Von den hiesigen Mühlen ist die Hofemühle herrschaftlich; eine andere gehörte 1450 als ein bischöflich meissnisches Lehn zu Scharfenberg und zinste dahin 4 Gr. und 16 Scheffel.

Die ganze fruchtbare Umgegend ist von Thälern und Büschen reizend durchschnitten. Schwerlich gestaltete sich so üppig vor 150 Jahren diese Gegend, die wohl aber reich an Wild gewesen sein mag. Im Jahre 1685 hielt Kurfürst Georg II. eine Jagd, wobei 370 Stück erlegt wurden.

[141] Schriftsässig gehörten früher zu dem dasigen Rittergute Köttewitz und Sönitz, Theile von Brockwitz, Burkertswalde, Röhrsdorf, Seeligstadt und Ulbendorf oder Ullendorf.

Diese ganzen Unterthanen waren meist sehr wohlhabend und besassen im Ganzen 72¾ Hufen.

Die Gerichtsherrschaft von Taubenheim hat auch die Collatur über die dasige Kirche und Schule.

Die Kirche gehörte bis zum Jahre 1539 zur sedes Wilsdruff in der Probstei Riesa. Die Gründung derselben kann bei dem Mangel schriftlicher Nachrichten nicht so genau angegeben werden.

Doch stand schon 100 Jahre vor der Reformation hier eine solche. Bis zur Aufhebung des Katholicismus befanden sich in derselben drei Altäre, nämlich: der hohe, und noch stehende „zu St. Anna“, ein zweiter „zu St. Barbara“ unter der Kanzel und ein dritter auf der andern Seite „zu St. Catharina“.

Die Kirche zu Taubenheim ist unter den protestantischen Kirchen Sachsens eine der ältesten, weshalb auch Meissens Mönche, als sie von Meissen vertrieben, sich hierher geflüchtet hatten, nicht lange hier geduldet und gezwungen wurden, nach Böhmen weiter zu fliehen.

Während der ersten Jahrzehnte nach der Reformation ist ein grosser Theil der Gemeinde des von hier vier Stunden entfernten Kirch- und Pfarrdorfes Mohorn geraume Zeit lang in die Tauhenheimer Kirche gepfarrt gewesen, weil damals keine protestantische Kirche dem Dorfe Mohorn so nahe gelegen, als diese.

Die Chöre für die Mohorner haben ihre Stelle in der Taubenheimer Kirche neben der Sacristei gehabt.

Im Jahre 1570 wurde eine herrschaftliche Betstube in der Kirche erbaut, 1588 ein Beichtstuhl und 1598 die Kanzel. Im Jahre 1627 erhielt die Kirche eine Thurmuhr. Im Jahre 1656 wurde dieselbe mit einer Orgel beglückt, welche 1726 durch eine neue vom damaligen Kirchenpatron, Gottlob Ferdinand von Ende verdrängt wurde. Letzterer liess auch auf seine Kosten das Chor weiter herausrücken, zwei neue Emporkirchen bauen, die Weiberstühle erweitern und neue Fenster von Spiegelscheiben einsetzen.

Eingepfarrt hierher sind: Jokischberg, Kobitzsch, Kettewitz, Piskowitz, Seeligstadt, Sönitz, Ullendorf oder Ulbendorf, Weitzschen.

Die Schule zu Taubenheim wird von 160 Kindern besucht. Kirche und Schule stehen unter der Ephorie Meissen.

Im Trübischthale westlich von Weitzschen war früher ein sehr reiches Silberbergwerk.

Im Jahre 1836 hat man auch bei Taubenheim ein Bergwerk angelegt und so gross auch im Anfang die Hoffnungen eines glücklichen Erfolges waren, so sind solche doch nicht in Erfüllung gegangen.

Die frühern Schicksale Taubenheims anlangend, so kann darüber nichts Sicheres mitgetheilt werden, da Nachrichten nicht vorhanden sind.

Der dreissigjährige Krieg brachte Noth und Elend, mehr als zu ertragen war, weshalb auch Angst, Kummer und Sorgen viele Menschen dahin raffte.

Ober- und Nieder-Taubenheim hat jetzt 78 bewohnte Gebäude mit 132 Familienhaushaltungen und 558 Einwohnern. Der ganze Ort gehört zum Gerichtsamt- zum Bezirksgericht- zur Amtshauptmannschaft Meissen, zum Regierungsbezirk Dresden. In Taubenheim befinden sich 2 Gasthöfe, mehrere Kalk- und Ziegelöfen und 3 Mühlen (Windmühlen). Der frühere Pfarrer Mauke ist als Naturforscher bekannt.

M. G.