Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Berbisdorf

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Berbisdorf
Untertitel:
aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 205–206
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Berbisdorf


1 Stunde südlich von Radeburg am Promnitzbache, eine Stunde nördlich von Moritzburg, an einem grossen Teiche, auf der Strasse von Dresden nach Radeburg, zwischen den Dörfern Beerwald, Boden, Gross-Dittmannsdorf und Medingen gelegen.

Berbisdorf ist der Stammort der Herren von Berbisdorf, die durch den Freiberger Bergbau grosse und reiche Besitzungen erworben haben und in allen Kreisen Sachsens mit Rittergütern beliehen waren.

Im Jahre 1486 kam das Gut an Reinhardt Marschall und im darauf folgenden Jahrhundert erkaufte dasselbe Christoph von Ziegler, ein Sohn des gelehrten Doctors der Theologie, Bernhardt von Ziegler, welcher unbeerbt starb.

Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts besass es Herr Siegismund von Zeidler, Oberster, dann dessen Sohn und Schwiegersohn.[VL 1] Der General Carl Dietrich von Zeidler, später Herr auf Ragewitz mit Grubnitz ist in Berbisdorf geboren.

Der Schwiegersohn von diesem Herrn von Zeidler, der Geh. Rath von Trützschler, kam in den Besitz des Gutes im Jahre 1720, von welchem es dessen Herr Sohn Heinrich Ernst von Trüzschler erbte, dem es, als ehemaligen Merseburger Hofmarschall, noch im Jahre 1752 gehörte, der es bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts noch behauptete.

Erst 1819 acquirirte es der Kammerherr Johann Georg Friedrich von Zaug, von welchem es an die Familie Bassenge gekommen ist, die es jetzt noch besitzt.

Das Rittergutsgebäude ist nicht von grossem Umfang, dagegen können die dazugehörigen Felder und Wiesen nicht schlecht genannt werden, so wie überhaupt Ackerbau und Viehzucht nicht unbeträchtlich sind.

In dasiger Gegend wird reichlich das bekannte Haidekorn gebaut, welches die Grützhändler zu sogenannter polnischer Grütze verarbeiten.

Merkwürdig ist, dass das Rittergutsgebäude zugleich als Kirche dient.

In einem unter dem Dache eingerichteten Beetsaale, zu welchem 46 Stufen führen, werden die gottesdienstlichen Handlungen durch den Pastor von Radeburg verrichtet, von welchem letzterer Ort es Filial ist.

Dagegen ist seit ungefähr 20 Jahren ein ganz neues Schulhaus in Berbisdorf erbaut, in welchem einige 80 Kinder unterrichtet werden.

Vor dem Rittergutshofe befindet sich ein kleiner Thurm, wie solcher in der Abbildung zu sehen ist, wo das Geläute von 2 Glocken sich befindet.

Unser Berbisdorf darf weder mit Berbisdorf oder Berbersdorf im Erzgebirge im frühern Amte Nossen, welches ebenfalls seine Entstehung [206] den Herren von Berbisdorf verdanken soll, noch auch mit Berbisdorf bei Chemnitz verwechselt werden.

In den frühesten Zeiten war unser Berbisdorf nach Radeburg eingepfarrt und erst 1612 wurde Berbisdorf eine selbständige Kirchengemeinde, welcher Carl Dietrich von Zeidler ein Legat von 400 Thlr. hinterliess mit der Bestimmung, dass von den Zinsen dieses Capitals dem Pfarrer jährlich 6 Thlr., dem Schulmeister daselbst 2 Thlr. gegeben und das Uebrige unter die bedürftigsten Armen vertheilt werden solle.

Ausser Berbisdorf sind der Kirche zu Radeburg noch 2 Filiale einverleibt Bärwalde und Würschnitz mit Kleinnaundorf.

Alle diese Orte mögen wohl in früher Zeit zum Kloster in Radeburg gehört haben, woher dieser Kirchenverband noch stammt. Die Schicksale des Ortes anlangend, so litt derselbe vorzüglich stark im Jahre 1400[VL 2] durch die Hussiten, welche unter der Anführung des Procopius hieher kamen, und den Ort in Feuer aufgehen liessen, nachdem vorher schon Radeburg ein Raub der Flammen geworden war.

Wenn Radeburg durch ähnliche Schicksale im 18. Jahrhundert mehrmals noch heimgesucht worden ist, so blieb Berbisdorf bis heutigen Tages davon befreit.

Berbisdorf hat eine schöne freundliche Lage und überall wechseln lachende Fluren mit schönen Obstplantagen ab. Sehr viel zur Verschönerung des Ortes ist von den früheren Besitzern, den Herren von Zeidler geschehen, welche damals auch noch das nahe Rittergut „Boden“ besassen.

Die öde und wüste Capelle in Grossdittmannsdorf, welches schriftsässig zum Orte gehörte, haben ebenfalls diese Herren von Zeidler im Jahre 1605 in eine freundliche, schöne Kirche umgewandelt.

Berbisdorf hat einige 80 Häuser mit 550 Einwohnern, welche jetzt zum Gerichtsamte Radeburg geschlagen sind, während es früher und also vor der neuen Gerichtsorganisation seine eigenen Ober- und Untergerichte hatte.

Die Filialkirche von Berbisdorf steht unter der Inspektion von Grossenhain und unter Collatur der hiesigen Gerichtsherrschaft, so dass der designirte Pastor in Radeburg jedes Mal auch die Probepredigt in Berbisdorf halten muss.

Ausser den Rittergutsgebäuden hat Berbisdorf keine nennenswerthen Gebäude, wenn man nicht noch die dasige Mühle mit 2 Gängen als bemerkenswerth bezeichnen will.

(M. G.)     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: und Schwiegersohn gestrichen
  2. handschriftliche Korrektur: 1430