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den Herren von Berbisdorf verdanken soll, noch auch mit Berbisdorf bei Chemnitz verwechselt werden.

In den frühesten Zeiten war unser Berbisdorf nach Radeburg eingepfarrt und erst 1612 wurde Berbisdorf eine selbständige Kirchengemeinde, welcher Carl Dietrich von Zeidler ein Legat von 400 Thlr. hinterliess mit der Bestimmung, dass von den Zinsen dieses Capitals dem Pfarrer jährlich 6 Thlr., dem Schulmeister daselbst 2 Thlr. gegeben und das Uebrige unter die bedürftigsten Armen vertheilt werden solle.

Ausser Berbisdorf sind der Kirche zu Radeburg noch 2 Filiale einverleibt Bärwalde und Würschnitz mit Kleinnaundorf.

Alle diese Orte mögen wohl in früher Zeit zum Kloster in Radeburg gehört haben, woher dieser Kirchenverband noch stammt. Die Schicksale des Ortes anlangend, so litt derselbe vorzüglich stark im Jahre 1400[VL 1] durch die Hussiten, welche unter der Anführung des Procopius hieher kamen, und den Ort in Feuer aufgehen liessen, nachdem vorher schon Radeburg ein Raub der Flammen geworden war.

Wenn Radeburg durch ähnliche Schicksale im 18. Jahrhundert mehrmals noch heimgesucht worden ist, so blieb Berbisdorf bis heutigen Tages davon befreit.

Berbisdorf hat eine schöne freundliche Lage und überall wechseln lachende Fluren mit schönen Obstplantagen ab. Sehr viel zur Verschönerung des Ortes ist von den früheren Besitzern, den Herren von Zeidler geschehen, welche damals auch noch das nahe Rittergut „Boden“ besassen.

Die öde und wüste Capelle in Grossdittmannsdorf, welches schriftsässig zum Orte gehörte, haben ebenfalls diese Herren von Zeidler im Jahre 1605 in eine freundliche, schöne Kirche umgewandelt.

Berbisdorf hat einige 80 Häuser mit 550 Einwohnern, welche jetzt zum Gerichtsamte Radeburg geschlagen sind, während es früher und also vor der neuen Gerichtsorganisation seine eigenen Ober- und Untergerichte hatte.

Die Filialkirche von Berbisdorf steht unter der Inspektion von Grossenhain und unter Collatur der hiesigen Gerichtsherrschaft, so dass der designirte Pastor in Radeburg jedes Mal auch die Probepredigt in Berbisdorf halten muss.

Ausser den Rittergutsgebäuden hat Berbisdorf keine nennenswerthen Gebäude, wenn man nicht noch die dasige Mühle mit 2 Gängen als bemerkenswerth bezeichnen will.

(M. G.)     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1430
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/309&oldid=- (Version vom 17.1.2018)