Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/308

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Berbisdorf


1 Stunde südlich von Radeburg am Promnitzbache, eine Stunde nördlich von Moritzburg, an einem grossen Teiche, auf der Strasse von Dresden nach Radeburg, zwischen den Dörfern Beerwald, Boden, Gross-Dittmannsdorf und Medingen gelegen.

Berbisdorf ist der Stammort der Herren von Berbisdorf, die durch den Freiberger Bergbau grosse und reiche Besitzungen erworben haben und in allen Kreisen Sachsens mit Rittergütern beliehen waren.

Im Jahre 1486 kam das Gut an Reinhardt Marschall und im darauf folgenden Jahrhundert erkaufte dasselbe Christoph von Ziegler, ein Sohn des gelehrten Doctors der Theologie, Bernhardt von Ziegler, welcher unbeerbt starb.

Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts besass es Herr Siegismund von Zeidler, Oberster, dann dessen Sohn und Schwiegersohn.[VL 1] Der General Carl Dietrich von Zeidler, später Herr auf Ragewitz mit Grubnitz ist in Berbisdorf geboren.

Der Schwiegersohn von diesem Herrn von Zeidler, der Geh. Rath von Trützschler, kam in den Besitz des Gutes im Jahre 1720, von welchem es dessen Herr Sohn Heinrich Ernst von Trüzschler erbte, dem es, als ehemaligen Merseburger Hofmarschall, noch im Jahre 1752 gehörte, der es bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts noch behauptete.

Erst 1819 acquirirte es der Kammerherr Johann Georg Friedrich von Zaug, von welchem es an die Familie Bassenge gekommen ist, die es jetzt noch besitzt.

Das Rittergutsgebäude ist nicht von grossem Umfang, dagegen können die dazugehörigen Felder und Wiesen nicht schlecht genannt werden, so wie überhaupt Ackerbau und Viehzucht nicht unbeträchtlich sind.

In dasiger Gegend wird reichlich das bekannte Haidekorn gebaut, welches die Grützhändler zu sogenannter polnischer Grütze verarbeiten.

Merkwürdig ist, dass das Rittergutsgebäude zugleich als Kirche dient.

In einem unter dem Dache eingerichteten Beetsaale, zu welchem 46 Stufen führen, werden die gottesdienstlichen Handlungen durch den Pastor von Radeburg verrichtet, von welchem letzterer Ort es Filial ist.

Dagegen ist seit ungefähr 20 Jahren ein ganz neues Schulhaus in Berbisdorf erbaut, in welchem einige 80 Kinder unterrichtet werden.

Vor dem Rittergutshofe befindet sich ein kleiner Thurm, wie solcher in der Abbildung zu sehen ist, wo das Geläute von 2 Glocken sich befindet.

Unser Berbisdorf darf weder mit Berbisdorf oder Berbersdorf im Erzgebirge im frühern Amte Nossen, welches ebenfalls seine Entstehung

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: und Schwiegersohn gestrichen
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/308&oldid=- (Version vom 17.1.2018)