Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Bezeichnung d. Reichsfinanzministeriums ab Ende 1. Jh. n. Chr.
Band I A,1 (1914) S. 263264
A rationibus in der Wikipedia
a rationibus in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register I A,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|I A,1|263|264|a rationibus|[[REAutor]]|RE:a rationibus}}        

a rationibus wurde Ende des 1. Jhdts. n. Chr. das Reichsfinanzministerium genannt, Hirschfeld 29ff. Unter Tiberius bezeichnet der Titel ein Hausamt, CIL VI 8409 (wie vielleicht auch im Haushalte Privater, nach Hirschfeld, eine solche Persönlichkeit für die Rechnungsführung vorhanden gewesen sein mag), wird unter Nero schon nur kaiserlichen Freigelassenen gegeben, Tac. ann. XV 35: quos ab epistulis et libellis et rationibus appellet, nomina summae curae et meditamenta. XVI 8. Schon Pallas (o. Bd. I S. 2634) hatte es unter Claudius verstanden, diese zunächst untergeordnete Stellung zu einem sehr einflußreichen unverantwortlichen (Tac. ann. XIII, 14) und dem Inhaber gewaltigen Reichtum verschaffenden Hofamt zu machen (Pallas wird Plin. ep. VIII 6 custos principalium opum genannt), von dessen Umfang Statius silv. III 3 in dem Trostgedichte an Claudius Etruscus beim Tode seines Vaters [264] (o. Bd. III S. 2719), der a r. (v. 86: iam creditur uni sanctarum digestus opum) gewesen war, ein teilweises Bild entwirft. Friedländer Sittengesch. I⁸ 107. Rostowzew Röm. Mitt. XIII 1898, 122f. Daß ein solches Amt, dem die kaiserlichen, das sind damals fast alle öffentlichen Einnahmen und Ausgaben unterstanden, als Hofcharge behandelt werden konnte, erklärt sich, wie Hirschfeld 31 bemerkt, aus dem persönlichen Charakter des ursprünglichen Principates, vgl. Mommsen St.-R. II 948f. Die Beamten sind Gehilfen des Princeps. Als Hadrian die drei großen Hofämter dem Ritterstande vorbehielt, ist der Titel a r. bis auf wenige Ausnahmen (z. B. CIL XIV 2104) verschwunden und statt dessen procurator a r. üblich geworden, der unter diesen ritterlichen Ämtern nach Rang und Gehalt die vornehmste Stellung hatte. Listen der a r. und procuratores a r. geben Friedländer a. O. 173ff. mit Hirschfelds Nachträgen und Rostowzew in Ruggiero Dizion. epigr. III 133f.

In dieser Verwaltung waren noch außer einem im Range geringeren Gehilfen viele Unterbeamte (darunter aber keine dispensatores und arcarii, Hirschfeld 30) tätig, vgl. Rostowzew 135, CIL VI p. 3457, so adiutores CIL VI 455, 8417–8424. 9003. IX 2438, der letzte im J. 183 erwähnt, VI 8420, tabularii CIL III 33725. VI 8410, 8426–8428. 8450. 8545. VIII 21008. Ephem. epigr. VII 1263, adiutores tabularii CIL VI 8429, custos tabulari a r. 8431, optio tabellariarum offici rationum 8424 a, proximi CIL III 348. VI 6009. 8425. Sehr wahrscheinlich (Hirschfeld 32, 1) ist manchmal auch Bureaubeamten selbst aus dem Sklavenstande der Titel a r. gegeben, CIL XI 4360. VI 8408. 33467f. Friedländer 174 hat alle, bei deren Namen sich der einfache Zusatz a r. ohne nähere Bestimmung findet, als oberste Dirigenten in seine Liste aufgenommen. Diese verschiedenen Unterbeamten sind zumeist Freigelassene, haben eine geachtete Stellung, können sogar zu Procuraturen gelangen, so der proximus rat. CIL III 348, der tabularius a r. VI 8450.

Nicht mit dem procurator a r. gleichzusetzen ist der in Inschriften aus der zweiten Hälfte des 2. Jhdts. CIL VI 1564. 1598. X 1785 genannte procurator summarum rationum (s. Procurator), Rostowzew in Ruggiero Diz. epigr. III 135, der wie der Zusatz summus zeigt, kaiserlicher Beamter war, nach Hirschfelds 33 wahrscheinlicher Vermutung ein Unterdirigent der Fiscalverwaltung, den Marc Aurel zur Entlastung des procurator a r. eingesetzt oder vielmehr die frühere Gehilfenstellung unter diesem Titel gehoben hat. Wie schon selten früher, so CIL X 6092, findet sich im 2. Jhdt. für a r., procurator a r. der Titel rationalis, CIL XV 7740–7742. 7746f. = XIV 1981f.‚ der den letzteren im 3. Jhdt. ganz verdrängte; ein (proc.) a r. ist nur noch genannt Not. d. scavi 1895, 351. CIL VI 31384; s. Rationalis.