RE:Veranius a
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Freund des Dichters Catullus | |||
Band VIII A,2 (1958) S. 2414–2416 | |||
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Veranius, ein Freund des Dichters Catullus. – Der Name erscheint bei Catull c. 9 in den maßgebenden Hss. O und G in der Form Verannius, aber c. 12, 16 sowie c. 28, 3 haben diese Hss. Veranius, ferner c. 12, 17 und c. 47, 3 die Koseform Veraniolus. Über die richtige Schreibung des Namens mit bloß einem n auf Grund inschriftlicher und hsl. Zeugnisse vgl. E. Baehrens Catullkomm., Lpz. 1876, p. 111 und danach M. Lenchantin de Gubernatis Il libro di Catullo Veronese, Turin 1928, p. 20.
Das Wenige, was wir über V. erfahren, enthalten die eben angeführten Gedichte Catulls. Feststehend ist zunächst die Tatsache, daß er zugleich mit Fabullus, einem anderen Freunde des Lyrikers, in Spanien geweilt hat (c. 12, 14ff.). V. und Fabullus, ,die beiden Unzertrennlichen’ (G. Friedrich Catullkomm. 162), dürften dort Kriegsdienste getan haben, wie aus c. 9, 6f. visam te incolumem audiamque Hiberum narrantemKursiver Text [2415] loca, facta, nationes hervorzugehen scheint: man beachte namentlich incolumem und facta; als V. dann nach längerer Abwesenheit aus Spanien heimkam, begrüßte Catull seinen Herzensfreund mit geradezu überschäumendem Jubel: c. 9, 1f. u. 8ff. Ferner ersieht man aus c. 28 und 47, daß V. und Fabullus in der cohors praetoria eines Statthalters Piso geweilt haben, der ihnen in der Provinz zwei minderwertige Nebenbuhler (c. 47, 1) vorzog und sie aus dem reichen Lande keinen Gewinn einheimsen ließ. Es entsteht nun die Frage, welche Persönlichkeit dieser Statthalter Piso war und ob unter dieser Provinz Makedonien oder Spanien zu verstehen ist. Zunächst neigte man der Ansicht zu, daß es sich um Cn. Calpurnius Cn. f. Piso handle, der im J. 65 auf Antrag des Crassus als quaestor pro praetore nach Hispania ulterior entsandt wurde (vgl. CIL I 598; s. o. Bd. III S. 1379f. nr. 69); daß man dabei auf einem Irrwege war, konnte bereits W. Th. Jungclaussen Zur Chronol. der Ged. des Catull, Meldorf 1857, 26ff. aus zeitlichen und sachlichen Anzeichen überzeugend dartun; s. dazu auch L. Schwabe Quaest. Catull. 244ff. und W. Kroll Komm.² 18. Es gelang Jungclaussen aber auch der Wahrscheinlichkeitsbeweis, daß in den bezeichneten Gedichten Catulls der Schwiegervater Caesars, L. Calpurnius Piso Caesoninus, gemeint sei, der 57 bis Anfang 55 die Provinz Makedonien schamlos ausgeplündert hat: s. o. Bd. III S. 1387ff., bes. 1388. Dieser Piso ist uns vornehmlich aus Ciceros Reden de prov. cons., in Pis. und pro Sest. hinlänglich bekannt. Nach oder während der Rückkehr des V. und Fabullus aus der Provinz (c. 28, 11 fuistis) sandte ihnen Catull aus Bityhnien oder nach seiner Heimkehr von Rom aus (also im J. 56 oder 55) das 28. Gedicht, worin er von seinen eigenen traurigen Erfahrungen mit dem selbstsüchtigen Ausbeuterprätor Memmius berichtet, und bald nachher, als er von ihren Enttäuschungen Näheres gehört hatte, schrieb er das zornerfüllte 47. Gedicht. Was uns Cicero über den Charakter des Piso Caesoninus sagt (Sest. 94; prov. cons. 2–8; Pis. 83–98), paßt vollkommen zu der Zeichnung seiner Wesensart bei Catull: s. darüber im nachstehenden. Entspricht diese Gleichsetzung der Wahrheit, so hat das Freundespaar V. und Fabullus offenbar nicht bloß eine gemeinsame Reise nach Makedonien, sondern auch eine nach Spanien unternommen, und es liegt kein ersichtlicher Grund vor, dies für befremdlich zu erachten: doch hat man bei dieser Annahme c. 28 und 47 von den gleichfalls an V. und Fabullus gerichteten Gedichten 9 und 12 (nebst 13) zu scheiden; nur in c. 28 und 47 wird auf die cohors praetoria Bezug genommen, hingegen nur in c. 9 und 12 auf einen Aufenthalt in Spanien, welcher der makedonischen Fahrt der beiden Freunde vorausging. Wenn Kroll a. O. 18 behauptet, daß sich aus c. 12 entnehmen lasse, V. habe damals zur cohors praetoria eines Piso gehört, so fehlt in diesem Gedichte, soviel wir sehen, jede Handhabe für eine solche Aufstellung.
Anders liegen die Dinge, wenn man nur eine einzige gemeinsame Reise des Freundespaares – nämlich nach Spanien – annehmen will. In diesem Falle müßten sich V. und Fabullus im Gefolge [2416] eines Propraetors Piso dort befunden haben. Den Namen des Statthalters von Hispania citerior für das J. 57 kennen wir nicht; der sehr behutsam vorgetragenen Vermutung A. Rieses Die Ged. des Catullus, Lpz. 1884, S. 20, daß an M. Pupius Piso Calpurnianus zu denken sei, fehlt der leiseste Schein einer Glaubwürdigkeit. Auf recht schwachen Füßen steht auch Krolls Hypothese (a. O. 18), daß es möglicherweise der obengenannte L. Piso Caesoninus gewesen sei, der damals die Provinz Spanien verwaltet hat, weil er um das J. 60 ,in einer Provinz gewesen sei’ (s. Münzer o. Bd. III S. 1387). Hingegen lehrt eine Gegenüberstellung der Charakteristiken, die Catull und Cicero von Piso geben – mögen beide Bilder auch vom Haß etwas verzerrt und allzu düster geraten sein –, daß hier doch derart sinnfällige Gleichläufigkeiten vorliegen, daß es schwer fällt, dabei an zwei verschiedene Personen zu denken. Schon Baehrens 177 wies auf die freche, entehrende Behandlung der Legaten durch den Gewaltmenschen Piso hin, die Cicero Pis. 88 erwähnt; und nicht anders benahm er sich selbstverständlich gegenüber dem Gefolge: s. dazu Catull c. 28, 11ff. und c. 47. Vollends aufs engste berühren sich nachstehende zwei Stellen: Catull 28, 4f. Satisne cum isto vappa frigoraque et famem tulistis? und Cic. Pis. 40 An exercitus nostri interitus ferro, fame, frigore, pestilentia? Vgl. noch Catull 47, 1 Porci et Socration und Cic. Pis. 67 Graeci stipati, quini in lectulis, saepe plures; ipse solus sowie ebd. 22 iacebat in suorum Graecorum foetore; s. G. Friedrich 162, 1. Und so lösen sich denn alle oben berührten Rätsel, wenn wir zwei gemeinsame Züge der befreundeten Gefährten annehmen.
Endlich haben die von Catull gebrauchte Deminutivform Veraniolus (c. 12, 17 und c. 47, 3) sowie der überströmende Herzenserguß in c. 9 zu der Meinung geführt, V. sei in des Dichters Gunst höher gestanden als Fabullus: s. Baehrens 130. Aber von der gelegentlich metrisch besseren Verwendbarkeit von Veraniolus abgesehen, liegt in Fabullus ohnehin sehr wahrscheinlich eine deminutivische Form (zu Fabius) vor: W. Schulze Eigennamen 176, vgl. 162; und auch der Wechsel in der Anordnung der beiden Namen, wie er sich in c. 12, 15ff. zeigt, macht wohl zur Genüge deutlich, daß der Dichter mit beiden Personen durch die Bande einer gleich innigen Zuneigung verbunden war.
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Band R (1980) S. 221 | |||
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Veranius
[a]) Freund des Dichters C. Valerius (VII A 2353 Nr. 123) Catullus. VIII A 2414 (Z. 49 lies: ›S. 937 zum Art.‹).
Anmerkungen (Wikisource)
BearbeitenSiehe auch Veranius 1–Veranius 21.