Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Oberhirt des Königs Latinus
Band VII A,2 (1943–1948) S. 19401941
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Tyrrhus (so oder Tyrrus ist die richtige Schreibung, die Pauly R.E. VI 2277 an erster Stelle und Preller Röm. Myth. II 335, 3 angeführte Form Tyrreus bzw. Tyrrheus ist nicht bezeugt, vgl. Preisendanz Myth. Lex. V 1468f.), der Oberhirt des Königs Latinus, Besitzer eines zahmen Hirsches, dessen Tötung durch den jungen Ascanius den Anlaß zum Kampf zwischen den Latinern und Troianern gibt, wobei des T. ältester Sohn Almo als erstes Opfer fällt (Verg. Aen. VII 483ff. 531ff.). In des T. Hütte bringt Lavinia später den Silvius, den Ahnherrn der albanischen Könige, zur Welt (Serv. Aen. VI 760 [vgl. Serv. auct. Aen. I 270] und nach ihm Myth. Vatic. fab. 202; origo gent. Rom. XVI 1. 5 [vgl. Zwicker o. Bd. III A S. 130f. Art. Silvius] – nach Cato [von Serv. VI 760 zit.], woran trotz des von Heinze Verg. ep. Technik³ 172, 1 gebilligten Einwands Jordans Caton. fragm. proleg. XXVIII mit H. Peter Hist. Rom. rel. 58f. [frg. 11] und F. Cauer Jahrb. f. Philol. Suppl. XV 117. 28 festzuhalten ist, vgl. Schur o. Bd. XII S. 1002 Art. Lavinia). Der Name T. ist sicher etruskisch und bedeutet den Tyrrhener; Θυρρηνός τις wird er auch Dion. Hal. ant. I 70, 2, wo die Laviniageschichte – in einer mit der Darstellung der origo g. R. (Quellenliteratur bei Schanz² IV 1 S. 69f., dazu Cauer 148) [1941] stark übereinstimmenden Form – ebenfalls erzählt wird (vgl. dazu Schur 1002f. Cauer 155, 162), genannt (so in der Mehrzahl der Hss., was doch wohl trotz der verschiedenen Varianten in den allerdings besten Hss. [vgl. den appar. crit. in der Ausg. von Jacoby] nicht mit Dindorf Thes. ling. graec. VII 2611 B geändert werden darf), mag das Wort hier den Stammes- oder Individualnamen bezeichnen (über die etruskische Herkunft der Namen in dem ursprünglich wohl hierher gehörenden Rutulerkreis vgl. Altheim Griech. Götter i. alten Rom 31; Röm. Religionsgesch. II 84f.). Übrigens scheint die Bemerkung Aspers Schol. Veron. Aen. VII 484 (vgl. Serv. z. d. St.) nomen Tyrrhi (Vergilius) ab historicis traxit. Tyrrhum enim aiunt fuisse pastorem, apud quem Lavinia delituit tum, cum Ascanium timens fugit in silvas. Hic Latini vilicus traditur fuisse darauf hinzudeuten – und nichts würde gegen die Richtigkeit eines solchen Hinweises sprechen –, daß Vergil dem T., dessen Namen er in Verbindung mit der Laviniageschichte vorfand, erst seinerseits die wichtige Rolle beim Kriegsausbruch zuerteilt hat, vgl. Cauer 174, etwas anders Heinze 245.