Servilius, alte Form Serveilius wiederholt auf Münzaufschriften (Nr. 13. 14. 16) und Steininschriften (z. B. den Terminalcippen von 700 = 54 CIL I² 766; s. Nr. 93), römischer Geschlechtsname. Die Gens Servilia war patrizisch, gehörte zu den sechs angeblich von König Tullus Hostilius nach Rom gezogenen albanischen Geschlechtern und nahm unter ihnen nächst dem iulischen den ersten Platz ein (Liv. I 30, 2. Dionys. III 29, 7). Industris in fastis (Plin. n. h. XXXIV 137) erscheint sie zum ersten Male mit dem Consul von 259 = 495 Nr. 76. Die diesem Anherrn beigelegten Cognomina Priscus und Structus machen bei seinen Nachkommen zwei anderen Platz, Ahala und Fidenas, die anscheinend zwei Hauptlinien bezeichnen; doch läßt sich weder der Wechsel der Beinamen noch die Fortpflanzung und Ausbreitung des Geschlechts in dieser frühen Zeit genügend erkennen (vgl. die Vorbemerkung zu Nr. 32ff. 56ff. 73ff.). Die Behandlung dieser älteren Servilier bei Lübbert De gentis Serviliae commentariis domesticis, Univ.-Progr. Kiel 1875 hat jetzt keinen Wert mehr. Mit dem Konsul 412 = 342 (Nr. 35) verschwindet das Geschlecht für fast ein Jahrhundert aus den Fasten und Annalen; nur der Consul von 460 = 284 mit einem ganz singulären Kognomen Tucca (Nr. 88) steht in der Zwischenzeit für sich da. Die zweite Periode der Geschichte des Geschlechts beginnt in der Zeit des ersten punischen Krieges; die Consuln von 502 = 252 und 503 = 251, Enkel desselben Cn. Servilius von zwei verschiedenen Söhnen, begründeten die beiden neuen Linien der Caepiones und der Gemini (Nr. 43, 62). Ihre Erinnerungen reichten über den gemeinsamen Großvater kaum zurück, nur in der Ableitung von dem Mörder des Sp. Maelius (Nr. 32). Ihre Grabstätte lag vor der Porta Capena zusammen mit anderen aus derselben Zeit (Cic. Tusc. I 13); ihr als Heiligtum verehrtes Wahrzeichen, dessen Zunahme oder Abnahme dem Wachstum oder dem Rückgang ihres Ansehens entsprochen haben soll, war ein kupferner Tiens (Messala Rufus de familiis Romanis bei Plin. n. h. XXXIV 137; vgl. Mommsen Münzwesen 536, 230), also eine Reliquie von geringem Alter. Die Caepiones behaupteten unter den herrschenden Geschlechtern eine mächtige Stellung, obgleich sie keinen wirklich hervorragenden Feldherrn oder Staatsmann aufweisen konnten; aber die Katastrophe des Consuls von 648 = 106 (Nr. 49) stürzte sie so tief hinab, daß sie trotz der größten Anstrengungen sich nicht mehr zur alten Höhe erheben konnten. Als ihr letzter Erbe
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und zugleich als der letzte Verteidiger der Republik sank Brutus nieder, von mütterlicher Seite und durch Adoption zu ihnen gehörend, daher mit offiziellem Namen Q. Caepio Brutus genannt (s. Nr. 42). Von den Gemini ist der eine im Beginn des Hannibalischen Krieges Plebeier und der Stammvater einer Familie der plebeischen Nobilität geworden (Nr. 59); diese hat zwar im nächsten Jahrhundert nicht gleichen Schritt mit den patrizischen Caepionen zu halten vermocht, hat aber nach deren Sturze besonders durch die beiden tüchtigen Isaurici Nr. 93 und 67 den servilischen Namen zu neuen Ehren gebracht und die alten Überlieferungen fortgesetzt. Die Genealogie dieser Servilier seit dem 3. Jhdt. v. Chr. hat Mommsen Münzw. 535f. und Röm. Forsch. I 117–119 in wesentlichen Punkten aufgehellt; für ihre Geschichte, zumal für ihr unermüdliches Ringen um Erhaltung der aristokratischen Staatsordnung und um die eigene Geltung im Staat vgl. meine Röm. Adelsparteien (Stuttgart 1920) 133ff. 246ff. 285ff. 333ff. 347ff. 364ff. mit den Stammtafeln, die besonders auch die Verschwägerung mit anderen Adelsfamilien zeigen. Die hier gegebene Stammtafel sieht davon fast ganz ab, ebenso von unsicheren Vermutungen, so daß nicht alle zu dem Geschlecht gerechneten Persönlichkeiten darin zu finden sind. Plebeische Servilier, deren Zusammenhang mit ihm nicht mehr nachweisbar ist, kommen erst seit dem Kriege mit Perseus vor. Aber die angeseheneren von ihnen, mit den Beinamen Brocchus, Casca, Glaucia, Globulus, Rullus, beschränken sich im Gebrauch der Praenomina auf solche, die auch bei den patrizischen und den nachweisbar davon abgespaltenen plebeischen Serviliern üblich waren: C. Cn. M. P. Q. (Sp. nur in der ersten Periode bei Nr. 74. 85 und 86); so kann immerhin eine ursprüngliche Verbindung bestanden haben. Vornahmen wie A. L. Sex. begegnen erst spät und bei geringen Leuten.