Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Halbedelstein, Lapislazuli
Band I A,2 (1920) S. 23562357
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Sapphir. Was die Alten σάπφειρος, sapphirus (bei Plinius schreiben die neueren Ausgaben mit den besten Hss. sappirus) hießen, ist nach heut allgemeiner Annahme nicht unser Saphir genannter Edelstein, sondern der zu den Halbedelsteinen gerechnete Lasurstein oder Lapislazuli, der sonst bei den Griechen auch κύανος hieß; vermutlich ist σάπφειρος ein semitisches Lehnwort (vgl. H. Levy Die semitischen Fremdwörter 56), das sich erst später für den im östlichen Kulturkreise [2357] immer besonders beliebten Stein einbürgerte. Das geht besonders aus der Beschreibung des Steins hervor: er war blau mit goldgelben Punkten (es sind Schwefelkiesteilchen, die aber die Alten für Gold hielten). So nennt Theophr. de lap. 23 den S. ὥσπερ χρυσόπαστος, und 67: μέλαινα οὐκ ἄγαν πόρρω τοῦ κυάνου; Plin. XXXVII 119 sagt von den sappiri: in his aurum punctis conlucet; ebd. 120: caeruleae et sappiri, rarumque ut cum purpura, vgl. ebd. 139 und XXXIII 68. Isid. orig. XVI 9, 2. Dionys. perieg. 1105: χρυσείης κυανῆς τε καλὴν πλάκα σαπφείροιο. Philostr. vit. Apoll. I 25 (σαπφειρίνη λίθος) κυανωτάτη δὲ ἡ λίθος καὶ οὐρανία ἰδεῖν. Nach Plin. XXXVII 120 kam die beste Sorte aus Medien; Ptolem. IV 5, 77 (35 Müll.) und Steph. Byz. s. Σαπφειρινή geben eine Insel dieses Namens im Arabischen Meerbusen als Fundort an. Clem. Alex. protr. I 43 P. nennt den S. einen ägyptischen Stein, während Schol. Apoll. Rhod. II 395 und Etym. M. 708, 14 angibt, daß bei dem skythischen Volk der Sapeirer viel S. vorkomme. Da der Lasurstein in Sibirien am Baikalsee, in Tibet, der kleinen Bucharei, China u. a. vorkommt, so sind Medien und Skythien richtige Angaben, während Clem. Alex. wohl falsch berichtet war. Theophr. de lap. 8 nennt den S. unter den Ringsteinen; wenn Plin. a. a. O. sagt: praeterea inutiles (sappiri) intervenientibus crystallinis centris, so will er damit den S. nicht schlechthin als unbrauchbar für den Steinschnitt bezeichnen, sondern nur, wenn er mit Quarzteilchen vermischt ist. In der Tat ist seine Verwendung als Ringstein und für den Schnitt (obschon für letzteren nur selten) durch zahlreiche alte Funde bezeugt, auch inschriftlich, vgl. CIG II p. 88a. Schon in der ägyptischen Goldschmiedekunst spielt er eine Rolle, vgl. Perrot-Chipiez Hist. de l’art I 837. Flinders Petrie Arts and crafts in anc. Egypt. 80. 85. 88. 91. F. H. Marshall Catal. of the Jewellery in the Brit. Mus. p. LX und nr. 2663f. Auf Verwendung zum Wandschmuck bezw. für Mosaik führt Sid. Apoll. ep. II 10, 4 v. 14f. Wie zahlreiche andere Edelsteine wurde auch der Lapislazuli in Glaspasten nachgeahmt, Plin. XXXVI 198; das ist offenbar schon in frühester Zeit (zuerst in Ägypten) geschehen und dieser blaue Glasfluß ist der homerische κύανος (s. Kyanos). Medizinische Anwendung des σάπφειρος erwähnt Diosk. V 154. Vgl. Beckmann Beitr. z. Gesch. d. Erfindungen III 182ff. Corsi Delle pietre antiche 286f. F. A. Fladung Versuch üb. d. Kennzeichen der Edelsteine 25. Krause Pyrgoteles 96. Kluge Handbuch d. Edelsteinkunde 426ff. Blümner Technol. d. Gr. u. Römer III 274f. Furtwängler Die antiken Gemmen 395f.