Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gallisches Haarfärbemittel
Band I A,2 (1920) S. 23232324
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Sapo ein germanisches Lehnwort (Walde Lat.-etym. Wörterb. 676. Schrader Reallex. 760f.), bezeichnet ein von Plin. XXVIII 191 zuerst erwähntes, von den Galliern stammendes Haarfärbemittel, um die Haare rötlichblond zu färben, eine Mischung aus Fett und Pflanzenasche, besonders aus Ziegenfett und[WS 1] Buchenasche, sowohl in fester als flüssiger Form. Beide Arten wurden auch von den Germanen gebraucht und zwar von den Männern mehr als von den Frauen. Nach Plin. a. a. O. wurde s. auch als Heilmittel gegen Drüsengeschwulst verwendet. Ähnlich erwähnt im 3. Jhdt. n. Chr. Seren. Sammon. IV 55 s. als Haarfärbemittel und als Schönheitsmittel zur Entfernung von häßlichen Flecken und Narben (XI 157f.). Martial nennt dasselbe Haarfärbemittel, wie der Titel Sapo beweist (XIV 27), bald spuma Batava (VIII 33, 20), bald Chattica spuma (XIV 26, wo Friedländer gemäß den Hss. Chattica statt caustica schreibt), bald Mattiacae pilae (XIV 27). Nach ihm wäre s. eher eine germanische Erfindung, die in Rom gern gegen graue Haare gebraucht wurde. Bemerkenswert ist, daß s. in Form von Kugeln vorhanden war [2324] und gleich unserer Seife Schaum erzeugte. Vielleicht spielt auf dieses Haarfärbemittel Ovid a. a. III 163 an, worunter herbae Germanicae ein Extrakt oder die durch Verbrennung gewonnene Asche verstanden werden kann (Schrader Reallex. 761). Ferner erinnert an die von Plin. a. a. O. mit s. bezeichnete Mischung ein Mittel zum Blaufärben der Haare bei Dioscur. V 131ff., das aus Asche, Fett oder Öl zusammengesetzt war. Als Heilmittel gegen die Elefantiasis wird ,s. von Aret. Cappad. de diuturn. morb. II 13 erwähnt, indem man damit die Kleider einrieb. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß s. ursprünglich nicht dasselbe ist, was wir Seife nennen. Für die Toilette und zum Reinigen von Kleidern und Wäsche benutzten Griechen und Römer eine Reihe von Substanzen, Pulvern und Pomaden, ῥύμματα, ῥυπτικά, σμήγματα genannt (Blümner Technol. I² 174f.). Bis zum 3. Jhdt. ist der heutige Gebrauch der Seife nicht nachweisbar. Eine fetthaltige Masse die man in Pompei gefunden hatte, erwies sich nach der chemischen Analyse nur als Rest von creta fullonica (Presuhn Pompei IV 3, Leipz. 1875. 1881. Hofmann Über vermeintliche antike Seife, Wiener Studien IV (1882) 263ff.). Erst seit dem 4. Jhdt. wird s. griechisch σάπων beständig unter die ῥύμματα gezählt (Oribas. p. 69 Mai. Schol. Lucian. Lexiphr. 2. Zonar. p. 1660. Theod. Priscian. I 3. Cass. Fel. 16. Maxim. Taurin. serm. 1. Corp. gloss. lat. V 515. 21 smegma: sapon vel unguentum). Im colloq. Leid, bezeichnet σήπων ein Mittel zum Reinigen der Hände (Corp. gloss. lat. III 637, 2ff.); als Toilettenmittel überhaupt Corp. gloss. l. II 592, 1. Von s. abgeleitet findet sich bei Theod. Priscan. I 16 das Wort saponatum, das eine Lauge von in Wasser aufgelöster Seife zum Reinigen von Fässern bezeichnet. Fabrikanten oder Verkäufer von Seifen, saponarii, nennen Plin. Valerian. III 13 und S. Gregor, epist. VIII 26. Beckmann Beiträge zur Geschichte der Erfindungen IV 5ff., Leipz. 1786-1805. Becker-Göll Gallus III³ 117. Daremberg-Saglio IV 2, 1062. Blümner Röm. Privatalt. 276.

[Hug. ]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud