Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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A., römischer Centurio, Freund Martials um 85 n. Chr.
Band XXIII,2 (1959) S. 19401941
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6) A. Pudens, ein römischer Centurio, Freund Martials, der ihn in vielen Epigrammen erwähnt. Sein Gentilname ist nicht überliefert. Martial nennt ihn meist Aulus (V 28, 2. VI 54, 2. 78, 1. VII 14, 1. VIII 63, 1. 4. IX 81, 1. XI 38, 1. XII 51, 2), aber auch Pudens (I 31, 2. IV 13, 1. 29, 1. V 48, 3. VII 11, 2. XIII 69), einmal auch Aulus Pudens (VII 97, 3) und in VI 58 sowohl Aulus (Z. 1) als auch Pudens (Z. 6). Er stammte aus Umbrien (XIII 69, 1), und zwar aus Sassina, der Heimat des C. Caesius Sabinus (o. Bd. III S. 1316f.), als dessen municeps er bezeichnet wird (VII 97, 3), vgl. A. Stein Der röm. Ritterstand (1927) 374 (wo in Anm. 3 durch Druckversehen VII 95 angegeben ist). Wahrscheinlich war er daher in der Tribus Pupinia eingeschrieben, vgl. Kubitschek Imperium Rom. tributim discriptum 75.

Aus I 31 (herausgegeben im J. 85 oder 86) erfahren wir, daß sein Lieblingsknabe Encolpus ein Gelübde ablegte, sein Haar dem Apollon zu weihen, wenn sein Herr, der Centurio, zum Primipilus befördert würde. Das scheint dann im J. 89 geschehen zu sein; denn nach V 48 (herausgegeben im Herbst 89) hat Encolpus tatsächlich sein Haar geopfert, wozu P. nur ungern seine Zustimmung gab. Vgl. auch VI 58, 10 pili praemia. Eine weitere Beförderung und Erhebung in den Ritterstand wünscht ihm Martial VI 58, 10. Das wäre die Ernennung etwa zum Cohortenpraefect; es scheint aber nicht, daß dieser Glückwunsch in Erfüllung ging, wenigstens nicht, solange Martial Epigramme veröffentlichte.

Als Centurio diente P. unter anderem in Pannonien, da er nach XIII 69 pannonische cattae nach Rom schickte. Auf diese Provinz scheint auch VI 58 hinzuweisen, wonach er in einer der nördlichen Grenzprovinzen militärische Dienste leistete; doch könnte Getici sidera eher auf Kämpfe gegen die Daker schließen lassen, vgl. E. Köstlin Die Donaukriege Domitians (Diss. Tübingen 1910) 69f. 74.

Von seinen sonstigen Lebensverhältnissen wissen wir, daß er mit Claudia Peregrina verheiratet war, IV 13 (herausgegeben Dez. 88). Aus XIII 69 Mavult haec dominae mittere dona Pudens (verfaßt zwischen 83 und 89) hat man geglaubt, auf eine vorhergehende Ehe schließen zu dürfen. Doch scheint hier mit Recht G. Friedrich Herm. XLIII (1908) 635f. darauf hinzuweisen, daß da einige Hss. domnio anstatt dominae überliefern – diese Lesung nimmt Lindsay, auch Izaak an –, so daß nicht seine Gattin, sondern einer seiner Lieblingsknaben gemeint sein könne, was übrigens so auch dann verstanden werden könnte, wenn dominae geschrieben wird. [1941] Daß er daneben geistigen Bestrebungen nicht ferne stand, zeigt seine Bitte (VII 11), Martial möge ihm ein von dem Dichter eigenhändig verbessertes, mangelhaft ediertes Exemplar seiner Epigramme zukommen lassen. XII 51, 2 ist die zeitlich letzte Erwähnung des P. bei Martial (das XII. Buch ist Anfang 102 ediert; zur Chronologie der Gedichte Martials s. Schanz-Hosius Gesch. d. röm. Lit. II4 [1935] 551).