Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Quartier in Sparta, ein bevorzugter Stadtteil
Band XX,2 (1950) S. 18391841
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Pitana, eins der Quartiere von Sparta. Literatur: Bölte u. Bd. IIIA, Ehrenberg a) o. Bd. XVII. b) u. Bd. III A. Pareti Storia di Sparta arcaica I 183f. Ziehen u. Bd. III A. IG V 1 (zitiert IG).

1. Der Name: Πιτάνα Pind, Ol. VI 28. Eurip. Tro. 1112 u. a. Πιτάνη Herodot. III 55. Kallim. hym. III 172 und die Koine. Ethnikon Πιτανάτης IG 472, 10. 663, 9. Paus. III 14, 2 a. Πιτανήτης Herodot. a. O. Πιτανᾶται IG 675. 685. Auch als Adjektiv wird Πιτανάτης gebraucht. Dittenberger Herm. XLII 178. Πιτανήτης λόχος Herodot. IX 53. Πιτανάτης λ. Thuk. I 20, 3. Hesych. s. Πιτανάτης. Phot. lex. s. Πιτάνη. Ehrenberg a) 1695, 46. Die Benennung wurde 214 n. Chr. aufgegriffen von Caracalla. Herodian. IV 8, 3. Ehrenberg b) 1450, 22. Πιτανάτης στρατός Hesych. s. v., vielleicht aus einem Tragiker; eine epische Quelle, an die Ehrenberg a) 1695, 35 denkt, ist aus metrischen, grammatischen und sachlichen Gründen ausgeschlossen. Πιτανάτης ἀγών Hesych. s. v. Die Kürze der beiden ersten Silben von Πιτάνα lehrt das Metrum bei Pind. Eurip. Kallim. u. a. — Eine Erklärung des Namens ist bisher nicht gefunden. Verknüpfungen mit πίτνημι, Pape-Benseler, und πίτυς, Grasberger Studien zu griech. ON. 237, sind Spielereien. Die Wiederkehr des Namens in der Aiolis läßt sich aus Übertragung durch Auswanderer aus Lakonien erklären, die den Penthiliden folgten. Hanslik o. Bd. XIX S. 550, 8. Alkaios frg. 43, 6 mit Diehls Note.

2. Die Nachrichten über die Wettkämpfe der Sphaireis ergeben, daß P. eine Oba war, Busolt Staatsk. 646, 2. Ehrenberg a) 1694, 17, das heißt ein Wohnbezirk von Sparta, Ehrenberg a)) 1695, 19. Die Bezeichnungen bei den Schriftstellern, Ehrenberg a) 1694, 46, ergeben, daß ihnen die spartanischen Verhältnisse unbekannt waren. Als Wohnort des Menelaos (u. 4) heißt P. πόλις bei Eurip. a. O. und Schol. Kallim. a. O.; so erscheint es bei Plin. n. h. IV 16 unter den oppida von Lakonien. δήμος bei Herodot III 55 ergab für den attischen Leser eine im wesentlichen richtige Vorstellung (gegen Ehrenberg a) 1695, 33); mit dem städtischen Demos Kollytos, Judeich Topogr. von Athen² 169, vergleicht es Plut. de exil. 6, 601 B.

3. Die Lage von P. Plan von Sparta Ann. Brit. Sch. XIII Taf. I, danach Skizze u. Bd. III A S. 1354. Der älteren Forschung bot sich als einziger Anhalt Pind. Ol. VI 28 παρ’ Εὐρώτα πόρον mit dem Schol. 46 ἐπικειμένης ταῖς ὄχθαις τοῦ Εὐρώτα. Man rückte deshalb P. in die Nähe der [1840] römisch-byzantinischen Brücke, Curtius Pelop. II 234. Robert Paus. als Schriftsteller 156, v. Wilamowitz Pindaros 232, oder in die Gegend südöstlich vom Theaterhügel, Leake Morea I 176. — Eine feste Grundlage ergaben erst die 1906 begonnenen englischen Ausgrabungen. Durch sie wurde einmal der Verlauf der von Nabis erbauten Stadtmauer festgestellt, Ann. Brit. Sch. XII 284ff. XIII 5ff. Bölte 1359f.; sodann kamen etwa 1 km westlich von der Theaterruine zwei Ziegel zutage mit dem Stempel ΠΙΤΑΝΑΤΑΝ, Wace Ann. XIII 42 Abb. 7 G. Bölte 1360, 9. Damit war es auch möglich, den Weg genauer zu verfolgen, den Paus. III 14, 1 einschlägt, nachdem schon Bursian Geogr. II 126 und Hitzig-Blümner Paus. I 784 aus ihm die richtige Ansetzung entnommen hatten, Bölte 1361, 5. 1323, 26. — P. lag also westlich und südwestlich vom Theaterhügel, der Akropolis. Diese gehörte nicht zu P., wie Ehrenberg a) 1695, 33 will, so wenig wie die Akropolis von Athen zu einem der Demen gehörte. Burgen sind keine Wohngebiete. Im Westen reichte P. nicht bis an die Höhe Klaráki heran, in der wir nach aller Wahrscheinlichkeit das Issorion zu erkennen haben. Denn dies lag ἐγγὺς Πιτάνης nach Polyain. II 1, 14, und zu Agesilaos’ Zeit noch außerhalb der Stadt nach Nepos Ages. 6, 2. Die Lage der berühmten Weinorte in der Nähe von P., die Athen. I 31 C D nach Alkman frg. 53 D behandelt, ist noch nicht bestimmt, o. Bd. XVII S. 2281.

4. P. war ein bevorzugter Stadtteil; das bezeugt Plut. de exil. 6, 601 B, das bestätigt die Nennung bei Pindar und Euripides. In P. nennt Paus. III 14, 2 zuerst die τάφοι τῶν Ἀγιαδῶν βασιλέων, § 3 μνήματα, § 6 τοῦ τάφου; ohne den Zusatz βασιλέων § 3 und 6. Es war offenbar eine geschlossene Anlage, daher § 6 ἀπὸ τοῦ τάφου τῶν Ἀγιαδῶν. Bestattungen innerhalb des Wohngebietes waren in Sparta gestattet, Plut. Lyk. 27. Wace und Dickins Ann. XIII 155. Es ist anzunehmen, daß die Mitglieder des Königshauses in der Nähe wohnten. Hesych. s. Ἀγιάδαι • τόπος ἐν Λακεδαίμονι kann sich auf deren Quartier beziehen, und in ihm, nicht in dem Grabbezirk, wird man sich das Heiligtum des Asklepios ἐν Ἀγιαδῶν καλούμενον denken, das nach Paus. III 14, 2 nahe bei den Gräbern lag.

Auf dem Wege von den Gräbern zum Dromos, Bölte 1369, 34, sieht Paus. III 14, 6 eine οἰκία Μενελάου τὸ ἀρχαῖον. Die Spartaner haben ihre Stadt mit vielen, wenn auch bescheidenen Monumenten ausgestattet. Man darf darin eine bestimmte Politik erkennen, welche die dorische Herrschaft als die legitime Nachfolgerin der achaiischen erweisen wollte, dieselbe Politik, die nach außen nur die Gemeinde der Lakedaimonier hervortreten ließ, Bölte 1277, 48. Die Bodenforschung hat bisher auch nicht den bescheidensten Anhalt dafür ergeben, daß irgendein Teil des Stadtgebietes in vordorischer Zeit besiedelt gewesen wäre, Bölte 1355, 32. Die Verbindung von Menelaos mit P. kennt schon Euripides und der Dichter (o. 1) bei Hesych. s. Πιτανάτης στρατός• ὁ τῶν Έλλήνων ἥτοι ἀπὸ μέρους ἢ διὰ τὸν Μενέλαον, ὅς ἦν Πιτανάτης, οὗ χάριν ἐστράτευσαν. In der Nähe der Agiadengräber lag die λέσχη [1841] Κροτανῶν• εἰσὶ δέ οἱ Κροτανοὶ Πιτανατῶν μοῖρα Paus. III 14, 2. Man denkt an die Lesche Plut Lyk. 16, in der τῶν φυλετῶν οἱ πρεσβύτατοι über das Schicksal der Neugeborenen entschieden. Andere Leschen ebd. 25.

5. Den Kult der Artemis in P. erwähnt Kallim. hym. III 172. Nach Paus. III 14, 2 hatte sie in P. zwei Heiligtümer; in dem einen wurde sie als Αἰγιναία verehrt, Ziehen 1462, 56, in dem anderen als Ἰσσωρία oder Λιμναία, Hesych. s. Ἰσσωρία. Ziehen 1463, 13. Das Heiligtum der Issoria in P. ist von dem auf dem Issorion, Plut, Ages. 32. Polyain. II 1, 14, verschieden. Bölte 1367, 10. Vielleicht sollte die Epiklesis Limnaia das Heiligtum in der Ebene von dem auf der Höhe unterscheiden. Λιμναία bei Pausanias in Αἰγιναία zu ändern, Ziehen 1463, 44, geht nicht an, weil das Heiligtum der Aiginaia kurz vorher genannt ist. Den gymnischen Agon in P., Hesych. s. Πιτάνη, verbindet Ziehen 1463, 57 vermutungsweise mit den Ἰσσώρια, Hesych. 8. Ἰσσωρία. Nilsson Griech. Feste 214. Bölte 1367, 23.

6. Das Epigramm des Dioskurides Anth. Pal VII 229. Flut. apophth. Lac. 51, 234 F, vgl. Auson. epigr. 24, auf Thrasybulos und Tynnichos aus P. bezieht Reitzenstein o. Bd. V S. 1127, 40 auf den Kampf in der Thyreatis, Ehrenberg b) 1380, 17. — In dem Epigramm IG 730. Kaibel 473 heißt P. Λυκαονίη, wie Hiller v. Gaertringen IG a. O. erklärt, weil der Dichter Pitanam antiquissimam pelasgicam dicere volebat.