Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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III. als König von Pontos M. I. (ca. von 281-266 v. Chr.)
Band XV,2 (1932) S. 21582160
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7) M. III., als König von Pontos M. I., ὁ κτίστης, Sohn des Ariobarzanes: Diod. XIX 40, 2. Plut. Demetr. 4, offenbar eines Bruders M.’ II. (Nr. 6): C. Th. Fischer zu Diod. XX 111, 4. Beloch Gr. Gesch.² IV 2, 214. Vgl. unter Nr. 6. Da er ein Altersgenosse des Demetrios Poliorketes (ἑταῖρος καθ’ ἡλικίαν) war, ist er um 338 geboren worden: Plut. Demetr. 4. 52. Mit seinem [2159] Oheim M. II. ist er wohl zu Antigonos übergetreten, mit dessen Sohn Demetrios er enge Freundschaft schloß, so daß dieser ihn vor Mordanschlägen seines Vaters warnte. Er flüchtete nach Kappadokien und gründete hier am Südufer des Pontos Euxeinos das pontische Reich: Plut Demetr. 4; apophthegm. reg. Antig. 18. Appian. Mithr. 9. Lucian. Macrob. 13. Wenn Diod. XX 111, 4 sagt: Μ. πολλοὺς προσεκτήσατο, τῆς δὲ Καππαδοκίας καὶ Παφλαγονίας ἦρξεν ἔτη τριάκοντα ἕξ, so zeigt er, daß er über Lage und Ausdehnung des pontischen Reiches keine klare Anschauung hatte; dasselbe gilt von Appian. Mithr. 9, der das eigentliche Kappadokien und Kappadokien am Meere ein Reich bilden läßt, das erst später geteilt worden sei (vgl. Ed. Meyer 37f.). M. setzte sich zunächst in Kimiata am Olgassysgebirge fest: Strab. XII 562. Appian. a. O., also wohl in der Nähe des Halys; Leonhard Paphlagonia 348 setzt es nach Djendere bei Kotsh-hisar. Seine Macht wuchs rasch, doch ist der Umfang seines Gebietes nicht näher zu bestimmen (Ed. Meyer 39f.). Eine Stütze Reinachs Trois royaumes 162; pl. X 2 (ein Goldstater mit der Aufschrift βασιλέως Μιθραδάτου) für die Annahme, daß er sich den Königstitel beigelegt habe, wird zwar durch Head HN² 500, der diese Münze in die zweite Hälfte des 3. Jhdts. setzt, erschüttert, aber schon aus Synkellos p. 523, 5 und 593, 7ff. Bonn, der die Dauer des pontischen Königreiches auf 218 Jahre berechnete, hat Reinach 161; Mithr. Eup. 7, 3 mit Recht als Ausgangsjahr 281 v. Chr. erschlossen, also entweder den Sieg über Seleukos I. bzw. dessen Tod oder den Tod des Lysimachos (so v. Gutschmid III 527. Niese Griech. u. makedon. Staaten I 352, 1). Damals also wird M. die Königswürde angenommen haben, nicht, wie Ed. Meyer 39 vermutete, 296 v. Chr., denn nach Reinach Trois royaumes 1328. und Kubitschek o. Bd. I S. 635 ist die pontische mit der bithynischen Aera identisch. Da eine Oberherrschaft des Lysimachos über Pontos sehr fraglich ist (vgl. Ed. Meyer 40f. Hünerwadel Untersuch, z. Gesch. d. Lysim., Zürich 1901, 52. Beloch IV 1², 234. Ernst Meyer 31. Strab. XII 534. Polyb. IV 38, 11), dagegen eine Bedrohung durch Seleukos I. und die siegreiche Abwehr durch Trog. prol. 17 und Memn. XI 2 (FHG III 531) überliefert wird — Memnon spricht von einem Bündnis mit Herakleia, Byzanz und Chalkedon —, so ist wohl der Tod des Seleukos die Veranlassung zu der Annahme des Königstitels gewesen. M. gewann die Stadt Amastris, die von ihrem Dynasten Eumenes dem Sohne des M., Ariobarzanes, übergeben wurde: Memn. XVI (FHG III 535): 279 v. Chr.; zur Zeit Ed. Meyer 43, 2. Staehelin Kleinasiat. Galater² 11, 2. Aus seiner Regierung wird noch überliefert, daß die Galater im Dienste des M. und Ariobarzanes eine ägyptische Truppenabteilung, die zu Schiff nach Pontos gekommen war, besiegten, sie bis zum Meere verfolgten und zum Dank dafür von dem pontischen Herrscher das phrygische Hochland erhielten, in dem sie dann Ankyra gründeten: Apollonios frg. 13 (FHG IV 312). Diese Nachricht ist in mehr als einer Hinsicht verdächtig, besonders, weil der Name der [2160] Stadt Ankyra von ihr auf die eroberten ägyptischen Schiffsanker zurückgeführt wird. Sie wird daher von Bouché-Leclerq Hist. des Lagides I 170, 3 als logographische Erfindung abgelehnt, während Bevan House of Seleucus I 154 und Beloch IV 2², 500f. ihr sehr skeptisch gegenüberstehen. Ganz verkehrt ist es, das Gefecht nach Karien zu legen, weil Apollonios in seinen Καρικά darüber berichtet hat (Niese ΙΙ 79, 3. 129. C. F. Lehmann-Haupt Klio ΙΙI 533), oder es ,Schlacht bei Ankyra‘ zu nennen (v. Gutschmid Kl. Schr. III 579). Zweifelhaft bleibt auch, ob das Ereignis, wie Droysen I² 272f. und Staehelin 11 annehmen, in den ersten syrischen Krieg gehört, der 274/73 begann: so Smith Babyl. historical texts (Lond 1924) und Tarn Journ. stud hell. XLVI 155ff.; vgl. noch Lehmann-Haupt Klio III 496ff.; Epitymbion f. Swoboda 142ff. Beloch IV 2², 497ff. W. Otto Philol. LXXXVI 408. Doch kann man der Notiz wohl entnehmen, daß M. mit Antiochos I. verbündet war (so auch Bevan) und daß die Galater in engen Beziehungen zu ihm standen (Ed. Meyer 44). Da M. und Ariobarzanes nebeneinander genannt werden, haben v. Gutschmid III 549 und Ed. Meyer 46 (vgl. Beloch 215f.) gemutmaßt, daß M. seinen ältesten Sohn zum Mitregenten angenommen habe; jedenfalls darf man nicht mit Droysen den Krieg an das Ende der Regierungszeit des M. rücken und ihn sich in die des Ariobarzanes hineinerstrecken lassen, da Μιθριδάτῃ καὶ ἀριοβαρζάνῃ ein Neben-einander, nicht ein Nacheinander bezeichnet (Ed. Meyer a. O.). Gegen die Angabe bei Lucian. Macrob. 13, M. sei 84 Jahre alt geworden, spricht der Umstand, daß er ein Altersgenosse des Demetrios (Plut. Demetr. 4) gewesen sei. Nach Diod. XX 111, 4 regierte M. 36 Jahre, starb also um 266 v. Chr. (Beloch IV 2², 215). Ihm folgte Ariobarzanes.

[Geyer. ]