7) lulianos von Laodikea (unbekannt von welchem), Astrolog, dessen Zeit durch die bei ihm mitgeteilten Sternpositionen sicher festgestellt werden konnte (vgl. Boll Catal. codd. astrol. IV 100ff. Cumont-Stroobant La date où vivait l’astrol. J. d. L., Bull. de l’Acad. de Belg. Class. d. lettr. 1903 n. 8 und dazu Boll Berl. phil. Woch. 1904, 1351ff.): seine Fixsternkoordinaten führen auf die Zeit um 500 n. Chr., die Planetenkonstellation, die er beschreibt, nach Stroobants Berechnung auf den 28. Oktober 497. Von seinem [14] Leben ist weiter nichts bekannt. Daß er Heide war, ergibt sich aus den Bruchstücken (vgl. Catal. V 1, 183, 28. 184, 24. 190, 19ff. [Mantik]); von ,dem gnädigen Gotte‘, den wir haben, spricht er ebd. IV 104, 4; und daneben platonisierend von ‚dem feuertragenden (πυρφόρος) und emporhebenden Eros, der uns beflügelt‘. An seiner astrologischen Lehre ist bemerkenswert, daß er, im Gegensatz zu der üblichen Anschauung, alle Sterne als ,gut und für den ganzen Kosmos rettend und hilfreich‘ annimmt; erst ihre gegenseitige Stellung beeinflußt sie ungünstig und bringt durch Nichtbeachtung Schaden (Catal. IV 105, 29; die dazu in Widerspruch stehende Ausführung ebd. p. 151, 21 gehört, wie sich aus p. 152, 3ff. verglichen mit der Vorlage 105, 31 ergibt, einem den Sinn entstellenden Auszug an). Im Einklang stehen mit jenem Prinzip die Darlegungen über die sieben Planeten Catal. I 134ff., worin auf der einen Seite die nüchtern physikalische Astrologie des Ptolemaios (Unterscheidung der Planeten nach Wärme usw.) aufgenommen, auf der andern aber die Wendungen der spätantiken Sonnentheologie wiederholt werden: die Sonne ist König. Herrscher, Lenker und Lebensspender für die ganze Welt, der Mond die Königin, der Merkur Trabant, Bote und Beamter (vgl. Cumont La théol. sol., Mém. prés. p. div. sav. à l’Acad. d. Inscr. XII 2 [1909] 452ff.). Etwas Besonderes ist bei I. die Vorliebe für mythische oder geschichtliche Beispiele (Paris, Alexander d. Gr., Raub der Sabinerinnen), die wir in den Bruchstücken noch wahrnehmen. Seiner recht lesbaren, mancherlei seltenere Worte überliefernden Κοινή wird man ein παραλελυθὼς χρόνος (so die Hss. Catal. IV 104, 27. 30) kaum zumuten dürfen. – Die Reste seiner Schriften sind aufgezählt Catal. IV 102f. Eine Ἐπίσκεψις ἀστρονομική ist in der Tat wesentlich astronomischen Inhalts (jetzt zum Teil herausgeg. Catal. IV 103ff.). Seine astronomischen Kenntnisse und die Sicherheit seiner Beobachtungen oder Berechnungen ist, wie sich aus Stroobants Nachprüfung ergibt, recht bemerkenswert; er darf zum Beweis gelten, daß es an Zwischengliedern zwischen Ptolemaios oder Theon und der arabischen Astronomie auch am Beginn des 6. Jhdts. noch nicht gefehlt hat. Andere Bruchstücke behandeln die Kriegssterndeuterei (περὶ πολέμου), ferner (aus einem Buch περὶ πράξεων) Einkauf, Krankheiten und andere Teile der astrologischen Lehre von den καταρχαί; sodann die Natur der Planeten, die Finsternisse und die astrometeorologische Theorie (περὶ ἀνέμων προγνώσεως, Catal. IV 12, vgl. 183). Zitiert werden in den Bruchstücken die ‚Ägypter‘, d. h. Petosiris-Nechepso (Petosiris wird auch direkt angeführt); Ptolemaios’ Tetrabiblos, die wörtlich ausgeschrieben wird (Catal. VII 22, vgl. IV 100. 106, 17ff. 109); auch der Dichter Dorotheos von Sidon. Er selbst wird benutzt von dem noch rätselhaften Astrologen Palchos, später von Theophilos von Edessa; ein Byzantiner des 9. Jhdts. gibt ihm den nicht ganz unberechtigten Beinamen πολυίστωρ (Catal. IV 100), und Tzetzes stellt ihn neben Hephaestion von Theben (Cumont-Stroobant 557). Ob eine kleine lateinische Schrift mit dem Titel Iuliani Laodicensis mathematici de bello ad dominum Marcum imperatorem de bello eine bloße humanistische [15] Fälschung oder eine durch das Arabische vermittelte Übersetzung von I.s Buch περὶ πολέμου ist, unter der im Arabischen so gewöhnlichen Entstellung irgend eines Kaisernamens im Titel, muß noch untersucht werden.