Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Röm. Flächenmaß
Band IX,2 (1916) S. 25062507
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Iugerum. Nach Walde Latein. etymolog. Wörterbuch ursprünglich als Pluralis aus dem griechischen ζεύγεσα gebildet (vgl. ζεύγνθμι = iungo, schirre an, verbinde). Verfehlte antike Erklärungsversuche bei Varro (r. r. I 10 = Hultsch Metrol. Script. II 52, 4; vgl. de l. Lat. V 35 = Metrol. [2507] Script. II 51, 15) und Columella (V 1 = Metrol. Script. II 53, 15: hoc [scil. actus quadratus] duplicatum fecit iugerum, et ab eo quod erat iunctum, nomen iugeri usurpavit; vgl. Isidor. Hisp. etymol. XV c. 15 = Metrol. Script. 108, 6). Letzten Endes das Richtige, wenn auch die griechische Herkunft des Wortes außer acht lassend, trifft wohl Plin. XVIII 9: iugerum vocabatur, quod uno iugo boum in die exarari posset. Danach ist das I. also die Feldfläche, die ein Rindergespann (ζεῦγος βοῶν) unter einem Joch (ζυγόν, iugum, s. d.) d. h. ohne Ausschirrung pflügte.

2. Im normalen Maßbetrage ist das I., das übrigens das Hauptflächen- und Staatfeldmaß der Römer bildet, ein Rechteck von 240 • 120 römischen Fuß = 28800 ☐Fuß. Es hat u. a. 12 Unciae von je 2400 ☐Fuß, 288 Scripula oder ☐Decempedae (Perticae) von je 100 ☐Fuß; es wird geglichen mit 31/3 oskisch-umbrischem □ Vorsus (Hultsch Metrologie² 671) und bedeckt eine Ackerfläche von – je nachdem man den römischen Fuß nach dem älteren Betrage von ca. 297,333 bezw. dem jüngeren von 296 mm nimmt (s. Πούς) – 2,546 bezw. 2,5228 ☐km. Stellennachweise bei Lachmann-Rudorff Röm. Feldmesser, Ind. Hultsch Metrol. Script. Indd. s. iugerum, ἰούγερον. Vgl. Rudorff a. a. O. II 278ff. Hultsch Metrologie² 83ff. Nissen Metrologie bei Iw. Müller Handb. I² 841. 866.

3. Mit dem Vordringen des Römerreiches fand das I. (als ἰούγερον) auch in der griechischen Welt, insbesondere, wie die metrologischen Texte zeigen, in Ägypten Eingang. Die Römer haben das herrschende Längen- und Flächenmaßsystem des Ostens, die sog. philetärischen Maße niemals völlig beseitigt, sondern sich damit begnügt, zwischen diesen und ihren eigenen Maßen eine bequeme und proportionale Normenkonvenienz zu schaffen. Diese drückt sich aus in einer Steigerung des (alt-ägyptisch-persisch-philetärisch-ptolemäischen Fußes (= 2/3 Königselle von 526,6 mm) von 351 mm auf 355,2 mm, eine Maßregel durch die das I. zu 20000 (100 • 200 proletarische ☐Fuß zu stehen kam (0,3552²•20000 = 2523). Im übrigen begegnen zumeist folgende Teilmaße: das römische Scripulum (vielleicht versehentlich Metrol. Script. I 186, 29 ἄκαινα genannt) als 1/288 (= 100 römische ☐Fuß), ein μέρος genanntes Maß als 1/240 (= 120 römische = 100 philetärische ☐Fuß), die philetärische Rute (ἄκαινα) als 1/200 (= 144 römische = 120 philetärische ☐Fuß), die römische Uncia als 1/12 (= 2400 römische = 2000 philetärische ☐Fuß), das philetärische Plethron als 1/2 (= 14400 römische = 1200 philetärische ☐Fuß). Vgl. Hultsch Metrologie² 606ff.

4. Ein ἰούγερον μικρόν wird (als Teilmaß der Landeskatastereinheit, vgl. Iugum) durch Epiphanios (περὶ μέτρον καὶ σταθμῶν, ed. de Lagarde Symmikta II 201, 6ff.) und durch das auf jenem fußende Fragment περὶ μέτρον γῆς (Metrol. Script. I 56) für Cypern (Palästina und Arabien?) bezeugt und zu 1/12,5 Iugum d. i., für die erste Bonitätsklasse zu 1/0,25 römisches I. angesetzt; doch bringen beide Quellen mit diesem Maße irrig die nur für das römische I. passende Bemerkung des Plinius, daß die Pflügung eines I. die Tagesarbeit eines Rindergespannes bilde, in Verbindung. Vgl. Viedebantt a. a. O. XLVI 22. 27f