RE:Iugum 1
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Joch, röm. Feldmaß | |||
Band IX,2 (1916) S. 2508–2509 | |||
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Iugum, griech. ζυγόν. 1) Das Joch, Paar (von iungo = ζεύγνθμι, schirre an, verbinde). Vgl. Iugerum. Feldmaß, römische Steuerhufe für den Bodenkataster, in der griechischen Welt auf Cypern und Astypalaia ζυγόν (s. u.), mancherorts seiner Funktion entsprechend deutlicher συντέλεσμα genannt (vgl. Epiphanios περὶ μέτρων καὶ σταθμῶν, ed. de Lagarde Symmikta II 200, 92). 1. Für Syrien ist das I. nach der syrischen, aus dem J. 501 n. Chr. stammenden und gleichzeitige Verhältnisse behandelnden Londoner Hs. Nr. 14528 (ed. Land Anecdota Syriaca t. I. Lugd. Bat. 1862, 153f.) von Diokletian erneut determiniert und je nach den verschiedenen Bonitätsklassen u. a. für Weinland zu 5 Iugera (= 2520 • 5 = 12600 ☐m), für Saatacker zu 20 Iugera (= 50400 ☐m), für ager deterioris et montani nomine positus zu 40 (= 100800 ☐m), für ager in τρίτῃ positus seu scriptus zu 60 Iugera (= 151200 ☐m) angesetzt worden. Vgl. Mommsen Herm. III 492ff. [2509]
2. Über das auf Cypern und in Palästina und Arabien gebräuchliche I. handelt ebenso ausführlich wie unverständlich Epiphanios (a. a. O. 200, 86ff.). Dasselbe hat in Cypern 5 Arurai = 12771/2 kleine Iugera (vgl. Viedebantt Herm. XLVI 1911, 22. 27f.) = 25 Plethra bei Ackerland erster Hasse (τῆς πρωτείας γῆς) und 6 Arurai (= 15 Iugera?) = 30 Plethra bei Boden zweiter Klasse (τῆς δευτέρας γῆς). Diese Ansätze kehren zum Teil in dem auf Epiphanios zurückgehenden Fragment περὶ μέτρων γῆς (Hultsch Metrol. script. I 56) wieder, doch findet sich hier auch in einer Zusatznotiz (Viedebantt a. a. O. 28f.) die weitere Angabe, daß das I. (scil. erster Klasse) zu 130 • 130 = 16900 □Ellen, die Arura zu 26 • 130 = 3380 □Ellen, das Plethron zu 26 • 26 = 676 □Ellen anzusetzen sei. Das ermöglicht – meine Ausführung a. a. O. 29 ist in diesem Punkte irrig – die Bestimmung der kyprischen Steuerhufe. In Palästina, dessen Feldmaße nach der Darstellung des Epiphanios mit denen der Kyprier auf das engste verwandt waren, sind, wie aus der Maßtafel des Iulianos von Askalon (Metrol. script. I 200f.) hervorgeht, zwei Ellenmaße in Gebrauch gewesen, die ursprünglich 526,6 (altägyptisch - persisch -philetärisch - ptolemäische Königselle) bezw. 468 mm (altbabylonische Elle, griechischer μέτριος πῆχυς, vgl. Hultsch Metrologie² 46f. Viedebantt Herm. XLVII 620. 590. 594) gemessen haben, und die von den Römern vermutlich auf 532,6 bezw. 473,6 mm erhöht worden sind (vgl. Hultsch Metrologie² 46f. 436ff. 439 mit Anm. 2. Viedebantt Klio 1913). Beide Maße stehen zueinander im Verhältnis 75 : 84 (Iulian a. a. O. 201, 18ff.) d. i. 15 : 131/3, und daraus darf ein Doppeltes entnommen werden, einmal, daß der Ansatz unseres I. zu 130 Ellen ins Gevierte eine Abrundung statt 1331/3 darstellt – eine solche Abrundung ist, da es sich um ein Kataster-, also Schätzungsmaß handelt, nicht befremdlich – und zweitens, daß der ursprüngliche Ansatz auf 150 • 150 = 22500 altbabylonische □Ellen gelautet haben dürfte. Diese aber stellen ehedem eine Bodenfläche von (150 • 468)² = 4928, später eine solche von (150 • 473,6)² = 5046,6 ☐m dar, d. i. 2 • 2523,3 □m oder fast genau zwei römische Iugera (s. d.). Dies also die kyprische Steuerhufe Landes erster Klasse; im Boden zweiter Klasse ist die Hufe um 1/6 größer, und demgemäß hatte sie hier 180 • 180 altbabylonische Ellen, d. i. nach dem alten Wert (180 • 468)² = 7096,3, nach der römischen Steigerung (180 • 473,6)² = 7267,5 ☐m.
3. Das gleiche I. wie auf Cypern galt nach Epiphanios (a. a. O.) in Palästina und in Arabien, nur daß dasselbe hier nicht in 25 bezw. 30 Plethra, sondern (je nach Boden erster und zweiter Klasse) in 30 bezw. 36 Satiaia geteilt wurde. Viedebantt a. a. O.
4. Noch kleiner als auf Cypern und in Palästina und Arabien scheint die Katasterhufe auf den Inseln des Archipelagos gewesen zu sein; denn für Mytilene, Astypalaia und Thera wenigstens dürfte sie mit dem römischen Iugerum gleich und zu 2523 ☐m anzusetzen sein. IG XII 2, 76–80. 3, 180–182. 343–345. Vgl. Mommsen Herm. III 437.