Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Aktuarios, Beamter am kaiserl. Hof in Konstantinopel, Medizinschriftsteller
Band IX,2 (1916) S. 17991800
Bildergalerie im Original
Register IX,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|IX,2|1799|1800|Ioannes 24|[[REAutor]]|RE:Ioannes 24}}        

24) Johannes Aktuarios, Sohn eines Zacharias, war, Wie sein Beiname besagt, Beamter am kaiserlichen Hofe zu Konstantinopel. Wann er gelebt hat, läßt sich aus seinen Schriften ermitteln. Das erste Werk hat er nämlich seinem Lehrer Ratzendytes gewidmet, der zu den Zeiten Andronikos’ II. Palaiologos lebte: das zweite seinem Mitschüler Apokaukos, τῷ καὶ ὕστερον χρηματίσαντι μεγάλῳ δουκί, der unter Andronikos III. (1328–1344) lebte und Gesandter der ersten Kantakuzener in Moskau war, Niceph. Greg. XIV 3 p. 435. Er hat also in der ersten Hälfte des 14. Jhdts. gelebt. Seine medizinischen Werke, die in leicht verständlichem, prunklosem Stile geschrieben sind, sind nichts als ein Auszug aus Galen, berücksichtigen jedoch abweichende Meinungen späterer, besonders arabischer Ärzte, die man, wenn die Darstellung spitzfindig wird, als Quellen sofort herausmerkt. Es sind folgende: 1. Περὶ ἐνεργειῶν καὶ παθῶν τοῦ ψυχικοῦ πνεύματος καὶ τῆς κατ’ αὐτὸ διαίτης λόγοι β, fast ganz dem Galen entnommen, herausgegeben von Jac. Goupyl, Paris 1557. J. F. Fischer, Leipzig 1774, und von Ideler in den Physici et medici Gracci I 312-386. Ins Lateinische übersetzt wurden diese Bücher von J. A. de Neustain, Venedig 1547. Scholien zu ihnen findet man bei J. St. Bernard Reliquiae medicinae criticae, ed. Gruner, Jena 1795. 2. Θεραπευτικὴ μέθοδος in sechs Büchern, ein noch heute für den beachtenswertes Werk, der in gefälliger Darstellung lesen will, was Galen, Serapion, Mesue und Rhazes über die Heilkunde erarbeitet haben. Leider sind nur die beiden ersten Bücher von Ideler Phys. et med. II 353–463 herausgegeben, die übrigen muß man in den lateinischen Übersetzungen von J. Ruel, Paris 1539, oder C. H. Mathis, Venedig 1554, lesen. 3. Noch wertvoller ist sein Σύνταγμα περὶ οὔρων in sieben Büchern, das ausführlichste und beste Kompendium der Harnlehre, das wir bis auf die neuere Zeit besitzen, das auch des sonst nirgends bekannten blauen Urines gedenkt. Herausgegeben [1800] ist es wieder von Ideler Phys. et. med. II 3–192, ins Lateinische übertragen von Ambrosius, Leo, Venedig 1519. 4. Περὶ λοιμικὴς, nach einer syrischen Übersetzung des Rhazes gearbeitet. 5. Πραγματεία περὶ οὔρων βαρβάρων μετενεχθεῖσα εἰς τὴν Ἑλλάδα παρὰ τοῦ ἰατρικωτάτου Χριστοδούλου, εἰς ῥυθμὸν δὲ καὶ τάξιν Ἑλληνικὴν ἐκτεθεῖσα παρὰ τοῦ σοφωτάτου καὶ ἰατρικωτάτου τοῦ Ἀκτουαρίου κυροῦ Ἰωάννου τοῦ Ζαχαρίου, stammt aus Avicenna und ist ebenso wie das vorige eine reine Übersetzung, von der es fraglich ist, ob sie I. wirklich selbst angefertigt hat. Sprengel Gesch. d. Med. II 430. Haeser Gesch. d. Med. 430. Schoell Gesch. d. griech. Lit. III 485. Krumbacher Gesch. d. byz. Lit.² (in Iw. Müller) 615.

[Gossen. ]