Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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älterer Name des aitolischen Sees
Band IX,1 (1914) S. 5051
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6) H. war nach Apollodoros bei Strab. X 460 Λυσιμάχεια ... κειμένη πρὸς τῇ λίμνῃ τῇ νῦν μὲν Λυσιμαχείᾳ, πρότερον δ' Ὕδρᾳ, ein älterer Name des aitolischen Sees, der zur Zeit Apollodors [51] nach der Stadt Lysimacheia hieß. Die Ruinen dieser Stadt sind von Lolling 1/2 Stunde südlich vom Dorfe Murstiánu entdeckt und im Urbaedeker S. CXLIVf. eingehend beschrieben, vgl. Hellen. Landeskunde 139. H. Kiepert FOA XV. R. Kiepert FOA XVI Text 8f. Der See H.-Lysimacheia ist also der See von Angelókastron (Zygós bei Leake 128). Die ältere Ansetzung von Lysimacheia bei Pappadátes (Leake 122. 128. 153. Bursian I 135. Woodhouse 221) beruht auf Unkenntnis der Ruinen von Murstiánu und einer seltsamen Verwirrung bei Leake inbezug auf die Lage von Pappadátes, die noch bei Woodhouse 224 nachwirkt. Mit der Lokalisierung von Lysimacheia bei Murstiánu entfallen auch alle Beziehungen der Namen H. und Lysimacheia zu dem größeren, östlichen See, der alten Trichonis, die Woodhouse 224ff. so viel Schwierigkeiten schufen.

An der Stelle von Angelókastron lag im Altertum die Stadt Konope, später Arsinoe benannt (Woodhouse 209ff.). Konope begegnet aber auch bei Anton. Liber. 12 aus Nikandros (Schneider Nicandrea 90ff. Oder 50) als Name des Sees, in dem Kyknos und seine Mutter Thyrie sich ertränken. Der See wird darauf umbenannt und erhält, wie Oder 14 mit großer Wahrscheinlichkeit vermutet, den Namen der Mutter: ἡ λίμνη ⟨θυρίη⟩ μετωνομάσθη. Wir haben also in Konope und Thyrie ebenfalls Benennungen des Sees von Angelókastron anzuerkennen. Dieselbe Erzählung finden wir in Ovid. met VII 371ff., wo die Mutter (380) Hyrie heißt, der See (371) Hyries lacus. Der damit verbundene Ausdruck Cyeneia Tempe ist schon von Leake 154 auf die Klisúra (Woodhouse 14) bezogen, deren nördlicher Ausgang dem südöstlichen Ende des Sees von Angelókastron gegenüberliegt. Das weist alles in dieselbe Gegend.

Es ergibt sich also folgendes Verhältnis:

der westliche der beiden aitolischen Binnenseen trug im Altertum einerseits den Namen der beiden Städte Konope und Lysimacheia, andererseits einen Namen, der uns in dreifacher Brechung als Hydra, Hyrie, Thyrie vorliegt. Denn das scheint sicher, daß diese drei Formen Varianten desselben Namens sind, entstanden durch Lese- oder Schreibfehler, die vor unseren Quellen liegen (z. B. Θυρίη aus ὅν θ' Ὑρίη τέκε). Leake 153, Bursian 135, 1, Lolling Hellen. Landesk. 139 betrachten Ὑρίη als das Ursprüngliche. Eine Schwierigkeit bleibt. Bei Anton. Liber. heißt es von Kyknos ᾥκει ... μέσον Πλευρῶνος καὶ Καλυδῶνος, was bei Ovid. met 382 adiacet his Pleuron wiederklingt. Vielleicht wollte Nikandros nur durch die Anknüpfung an diese sagenberühmten Namen das Interesse des Lesers für die Erzählung wecken. Leake Northern Greece I. Bursian Geographie I. Woodhouse Aetolia. Oder De Antonino Liberali, Bonn 1886.

[Bölte. ]