Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Verfasser einer Arbeit über die Argonauten
Band VIII,1 (1912) S. 988
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5) Herodoros. Es ist schwierig, bei der nachweisbar häufigen Verwechselung der Namen Herodoros, Herodotos (so z. B. Steph. Byz. s. Ἄργος) und Heliodoros, die wissenschaftliche Tätigkeit dieses Mannes zu bestimmen. Sicher ist er der Verfasser einer umfangreichen und gediegenen Arbeit über die Argonauten. In den Scholien zu Apollonios Rhodios begegnet sein Name nicht weniger als 31mal, 4mal mit dem Zusatz ἐν τοῖς Ἀργοναύταις, 2mal ἐν τοῖς Ἀργοναυτικοῖς. Auch die Stephanos-stelle wird, wie das Lemma zeigt, ebenfalls auf dieses Werk zurückgehen, obwohl der Vossianus daselbst Herodotus bietet: λέγονται (sc. Ἀργεῖωνες) καὶ πατρωνυμικῶς, ὡς πολλοὶ καὶ Ἡρόδωρος. Da es sich ausschließlich um historische Belege handelt wird das Werk kaum ein Kommentar oder gar, wie frühere Gelehrte vielfach annahmen, ein Epos gewesen sein, sondern wohl mehr eine umfassende Monographie über die Argonautensage, worauf auch Ausdrücke wie ἱστορεῖ (Schol. Arg. I 747. 769. II 815. 1211. III 594), παριστορῶν (II 752), μαρτυρεῖ (I 185), μνημονεύει ἐν τοῖς Ἀργοναύταις (I 943) hinweisen. Eustathios zitiert wiederholt einen H., meistens zusammen mit Apion, als Verfasser von ὑπομνήματα zu Homer z. B. Il. I 20 εἰς τὰ τοῦ Ὁμήρου, 59 ἐν τοῖς Ἀπίωνος καὶ Ἡροδώρου εἰς τὸν Ὅμηρον ὑπομνήμασι, 116 ἐν τοῖς Ἡροδώρου καὶ Ἀπίωνος ὅτι τὸ ὧς, ὅτε δηλοῖ τὸ ὅμως, περισπᾶται, III 119 τὴν δὲ δοτικὴν διὰ τοῦ ‚εἰ‘ … οὕτως Ἡρόδωρος. Sicher bezeugt ist auch ein Geschichtschreiber des Namens bei Photios cod. 80 frg. 60a B. ὁ τὴν Ὁρφέως καὶ Μουσαίου σύγγραψας ἱστορίαν. Ob wir es hier überall mit ein und derselben Persönlichkeit zu tun haben, ist sehr fraglich, allenfalls könnte man den ersten und dritten identifizieren, aber es fehlen dafür plausible Indizien. Selbst über die Zeit des Verfassers der Ἀργοναυτικά schweben wir völlig im dunklen, sodaß wir nicht einmal sagen können, ob Apollonios den H. als Quelle hat benützen können. Die in den Scholien berührten Diskrepanzen machen es jedenfalls nicht eben wahrscheinlich, daß der Dichter jenem Werke irgendwie wesentliche Details entnommen hat.