Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Offizier des Honorius
Band VIII,1 (1912) S. 405
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6) Offizier des Honorius, grausam, geldgierig und dem Trank ergeben (Hieron. epist. 130, 7 [406] = Migne L. 22, 1112), ermordete am 23. August 408 den Stilicho und wurde dafür durch die Ernennung zum Comes Africae belohnt (Zosim. V 37, 6; vgl. 34, 7). Als Attalus 409 durch Alarich zum Gegenkaiser erhoben wurde, behauptete er Africa gegen die Abgesandten des Usurpators für Honorius (Zosim. VI 7, 5. 6. 8, 3. 9, 1. 2. Sozom. IX 8, 3. 4. 7. 8. Oros. VII 42, 10. Procop. bell. Vand. I 2, 30. 36. Mommsen Chron. min. I 654, 75), unterstützte diesen durch reiche Geldsendungen (Zosim. VI 10, 2) und hielt die Kornzufuhren zurück, so daß in Rom und wahrscheinlich auch im Gotenlager eine schwere Hungersnot ausbrach (Zosim. VI 11. Sozom. IX 8, 7. 8). An ihn als Comes Africae wurde am 25. August 410 ein Gesetz gegen die Donatisten gerichtet (Cod. Theod. XVI 5, 51 = 56). Mit seinem Domesticus Sabinus, den er zu seinem Schwiegersohn machte (Oros. VII 42,11), führte er in Africa eine grausame Willkürherrschaft; namentlich beutete er die Flüchtlinge aus, die sich bei der Eroberung Roms durch Alarich im J. 410 zu ihm gerettet hatten (Hieron. a. O.). Trotzdem wurde er durch das Consulat des J. 413 belohnt (Oros. VII 42, 10) und trat es auch an; doch wurde sein Name später aus den Fasten getilgt (Cod. Theod. XV 14, 13. Mommsen Chron. min. I 467, 1249; vgl. III 527). Denn noch in demselben Jahre erhob er sich gegen den Kaiser, hielt zuerst die Kornzufuhren, die für Rom bestimmt waren, in Africa zurück und setzte dann mit einer ungeheuren Flotte, die man auf 3700 Schiffe schätzte, nach Italien über (Oros. VII 42, 12. 13. Mommsen II 71). In der Nähe von Rom gelandet, scheint er die Absicht gehabt zu haben, gegen Ravenna zu ziehen, wo sich damals Kaiser Honorius aufhielt. Doch schon bei Utriculi trat ihm der Comes Marinus entgegen und besiegte ihn in einer Schlacht, in der 50 000 Mann gefallen sein sollen (Mommsen II 18, 56. 71. Oros. VII 42, 14). Dies geschah vor dem 3. August 413, an dem Honorius das Todesurteil über ihn aussprach und sein Andenken ächtete (Cod. Theod. XV 14. 13; vgl. IX 40, 21). Er floh, von allen verlassen, zu Schiffe nach Karthago, wo er im Tempel der Memoria getötet wurde (Mommsen II 18, 56; vgl. 51. 71, 413. I 246. 467, 1249. 654, 75. Oros. a. O. Philostorg. XII 6). Sein Schwiegersohn Sabinus entfloh nach Konstantinopel, wo er einige Zeit später mit Verbannung bestraft wurde (Oros. VII 42, 14). Sein konfisziertes Vermögen wurde dem Constantius geschenkt (Olymp. frg. 23 = FHG IV 62; vgl. o. Bd. IV S. 1100). Erwähnt Hieron. adv. Pelag. III 19. in Ezech. IX 28. Praedest. I 96 = Migne L. 23, 588. 25, 268. 53, 611.

[Seeck. ]