13) Heliodoros, neuplatonischer Philosoph, Sohn des Hermeias, jüngerer Bruder des Ammonios (s. den Art. Ammonios Nr. 15). Nach öfter abgedruckten Notizen in Hss. (jetzt am besten in Heibergs Ptolem. op. II p. XXXVf., vgl. für die früheren Editionen Catal. codd. astr. gr. II 81) hat er 498–509 astronomische Beobachtungen von einer gewissen Genauigkeit angestellt. Er hatte, wie sich aus diesen Notizen ergibt, mit seinem Bruder Ammonios in Athen bei dem θεῖος Proklos studiert. Nach Suid. s. Ἑρμείας war er Lehrer des Damaskios; die Angabe Byz. Ztschr. a. a. O. und Catal. II 81, 1, daß er auch Lehrer des Eutokios war, ist ein Irrtum. Tannery, der von ihm mehrmals (Ztschr. f. Math. u. Phys. XXXIX [1894], Hist. lit. Abt. 13, 2; Bull. des scienc. math. 1894 p. 19f.) gehandelt hat, vermutet unter Heibergs Zustimmung (a. O. p. XXXVII) in ihm den Verfasser einer Einleitung in die Syntaxis des Ptolemaios, die in Hss. öfter unter dem Titel Θέωνος καὶ ἑτέρων σοφῶν καὶ μαθηματικῶν ἀνδρῶν προλεγόμενα εἰς τὴν σύνταξιν τοῦ Πτολεμαίου (initium ed. Hultsch Papp. vol. III p. XVIIf.) vorkommt: darin wird Syrien zitiert, der Lehrer von H.s Vater Hermeias. Auf H. oder einen seiner Schüler geht nach Heiberg der Archetypus der codd. BC der Syntaxis des Ptolemaios zurück. Diesen Neuplatoniker, der schon durch das Gesagte sich mehr als Astronomen ausweist, denn als Philosophen, hat Boll (Byz. Ztschr. VIII [1899] 525, 1) mit dem Verfasser der zahlreichen in unseren Astrologenhandschriften begegnenden Kapitel (vgl. Catal. codd. astr. I 26, 1) identifiziert, die unter dem Namen H. oder Ἡλιόδωρος φιλόσοφος gehen. Nach Kroll Catal. codd. astr. VI 41, 1 sind aller Wahrscheinlichkeit nach zwei astrologische Werke von ihm zu unterscheiden: 1) ein Kommentar zu des Alexandriners Paulus (zweite [19] Hälfte des 4. Jhdts.) Εἰσαγωνὴ εἰς τὰ ἀποτελεσματικά, 2) eine Ἀστρονομικὴ διαδασκαλία (dazu vgl. Kroll ebd. 30, 1). Aus diesen Schriften liegen einstweilen (eine Ausgabe darf bald erwartet werden) Textproben vor im Catal. codd. astr. IV 81–83. 136–138. 152–154. VII 101f. 113f. Die Doktrin enthält nichts Ungewöhnliches; platonische Auffassung des Verhältnisses von Seele und Leib IV 82, 12f. Als Quelle nennt er Hermes Trismegistos’ Schrift Πανάρετος (IV 81 sucht er deren Spekulation zu rechtfertigen) und Ptolemaios, der ihm wie Hermes Trismegistos θειότατος heißt. Der bei Lydus genannte H. (de ost. c. 2) ist von Wachsmuth² Proleg. p. XXII gewiß mit Recht dem Astrologen gleichgesetzt worden. Mit dem Alchimisten H., der dem Kaiser Theodosios (408–450) ein Gedicht über die schwarze Kunst widmete (Fabricius-Harten VIII 118, vgl. 126) hat der Neuplatoniker nichts zu tun. Ein wunderliches Zeugnis für das Fortleben des Namens des Philosophen H. – doch wohl des unseren – liefert das Catal. codd. astr. III 53 abgedruckte mittelgriechische Rezept, sich einen Schädel zu verschaffen, aus dem Luzifer wahrsagt: es trägt H.s Namen und ist natürlich untergeschoben. Vgl. Zeller Phil. d. Griech. III 2⁴, 893, 1.[1]