Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Kirchenschriftsteller
Band VII,2 (1912) S. 26112612
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7) Hegesippos, Kirchenschriftsteller, den Eusebios oft als Quelle zitiert (die Stellen bei Schwartz in der Ausgabe von Eusebs Kirchengeschichte III 69f.). Seine Zeit ergibt sich aus seinen eigenen Worten (bei Euseb. hist. eccl. IV 22, 3) γενόμενος δὲ ἐν Ῥώμῃ, διαδοχὴν † ἐποιησάμην μέχρις Ἀνικήτου· οὗ διάκονος ἦν Ἐλεύθερος, καὶ παρὰ Ἀνικήτου διαδέχεται Σωτήρ, μεθ᾿ ὃν Ἐλεύθερος. Die Amtsführung des Eleutheros fällt sicher in die Zeit des Marc Aurel (174–189, Harnack Chronologie I 200, aber vgl. Schwartz Euseb. Kirchengesch. III p. CCXXIIff.), und diesem Ansatz für die Zeit der Schriftstellerei H.s widerspricht es nicht, wenn er (bei Euseb. hist. eccl. IV 8, 2) den vergötterten Antinous, den Liebling Hadrians, als ὁ ἐφ᾿ ἡμῶν γενόμενος bezeichnet: [2612] jene Zeit lag nur etwa ein Menschenalter zurück. Geschrieben hat er fünf Bücher ὑπομνήματα (Euseb. hist. eccl. II 23, 3. IV 22, 1 oder πέντε συγγράμματα, IV 8, 2), denen Euseb vornehmlich Notizen über die Schicksale der Jerusalemer Gemeinde entnimmt, so über den Tod des Jacobus (II 23, 4ff.), die Zitation der Verwandten Jesu durch Domitian (III 20, 1f.) und den Tod des Klopas (III 32, 3–8. IV 22, 2ff.). Doch war der Zweck des Werkes wohl in erster Linie Ketzerbestreitung: ἐν πέντε συγγράμμασιν τὴν ἀπλανῆ παράδοσιν τοῦ ἀποστολικοῦ κηρύγματος ἁπλουστάτῃ συντάξει γραφῆς ὑπομνηματισάμενος charakterisiert ihn Euseb. IV 8, 2, und seine eigenen Worte IV 22, 4–7; vgl. III 32, 7–8 weisen in die gleiche Richtung. Im Kampfe mit den häretischen Judenchristen hat er ἐκ τοῦ καθ᾿ Ἑβραίους εὐαγγελίου καὶ τοῦ Συριακοῦ καὶ ἰδίως ἐκ τῆς Ἑβραΐδος διαλέκτου zitiert (IV 22, 8); wenn Euseb fortfährt ἐμφαίνων ἐξ Ἑβραίων ἑαυτὸν πεπιστευκέναι, ihn also für einen getauften Juden hält, so ist das möglicherweise nur eine aus solcher Sprachgewandtheit erschlossene Vermutung. Aus dem Osten stammte er allerdings, da ihn sein Reiseweg nach Rom über Korinth führte (IV 22, 2). Daß er sich im Kampf gegen die Häresie auf die bischöfliche διαδοχή berief nach der Weise seines Zeitgenossen Irenaeus, zeigt außer IV 22, 3ff. auch II 23, 4. III 20, 6. 32, 6. Nach Euseb finden wir nur bei Philippus Sidetes (Cramer Anecd. Gr. II 88. de Boor in Harnack Texte und Unters. V 2, 169) und Stephanus Gobarus (nach Phot. bibl. 232) schwache Spuren von Benutzung des H.; daß Clemens Alexandrinus und Epiphanius 78, 7. 14. 27, 6. 29, 4 auf ihn zurückgehen, ist höchst anfechtbare Vermutung (Zahn Forschungen VI 254ff.). Was andere alte Zeugen, namentlich Hieronymus vir. ill. 22, von ihm berichten, stammt aus Euseb.

Die fragwürdigen Notizen über das Vorhandensein des ganzen H. im 16. Jhdt. sind wertlos. Beste Ausgabe der Fragmente bei Zahn Forschungen z. Gesch. der neutest. Kanons VI (1900) 228ff.; Handausgabe in Preuschens Antilegomena 71ff.; vgl. Harnack Gesch. d. altkirchl. Literatur I 483ff.: Chronologie I 311ff. Bardenhewer Gesch. d. altkirchl. Lit. I 483.