Gaulus ist die nordwestliche Insel der Maltagruppe, zwischen dem westlichen und östlichen Mittelmeerbecken gelegen (Procop. bell. Vand. I 14), 66,8 qkm, heute Gozo. Die Angabe Strabons (VI 277), G. wäre vom Pachynum prom. (Südostecke Siziliens) 88 Millien entfernt, ist übertrieben (die Entfernung beträgt in Luftlinie ca. 100 km).
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Die Küste, besonders im Süden und Westen, fällt steil zum Meer ab, bildet auf der Nord- und Ostseite Buchten (Marsa Forno, Bucht von Migiarro). Diodoros (V 12) lobt zu sehr, wenn er G. λιμέσιν εὐκαίροις κεκοσμημένη nennt. Der Name der Insel ist phönizisch: gól (CISem. I 132) und bedeutet wie die griechische Form Γαῦλος (Suid. s. v.) das Lastschiff; er wurde wohl gewählt auf Grund des Anblickes, den das aus dem Meer aufragende Eiland (strato Gaulum spectabile ponto Sil. Ital. XIV 274) von weitem gewährt. Die Namensform Γαῦδος findet sich bei Strab. VI 277, dann bei Byzantinern (Georg. Cypr. 592. Leon. Sapient. et Phot. ordo patr. 592. Nil. Doxopatr. 312 u. a.; vgl. Nikephor. p. 25 de Boor), hat ihre Fortbildung im Arabischen Gûd.š (vgl. Mayr Die Insel Malta 28), im Mittellatein: Gaudisium (Winkelmann Acta imp. ined. I 713 n. 938) und im heutigen Gozo. Im 8. oder 7. Jhdt. mag wohl die Insel von den Phöniziern besetzt und die gleichnamige Stadt inmitten derselben, dort wo heute Raboto liegt, gegründet worden sein. Wahrscheinlich im 5. Jhdt. kam sie unter karthagische Herrschaft. Das erste Zeugnis für diese ist Skylax 111. Wann G. römisch wurde, ist direkt nicht überliefert. Vielleicht erfolgte die endgültige Besetzung durch C. Sempronius, der zu Anfang des zweiten Punierkrieges Malta wegnahm, Liv. XXI 51. Es ist nicht bestimmt, ob G. eine civitas foederata oder libera geworden ist. Die Münzen, welche die Stadt prägte, weisen griechische Typen, teils griechische (ΓΑΥΛΙΤΩΝ) teils punische Inschrift auf (Mionnet Suppl. I 462. Hill Coins of ancient Sicily 227ff. Mayr a. O. 98. Die antiken Münzen der Inseln Malta, Gozo und Pantellaria, München 1895). Wohl gleichzeitig mit Sizilien (vgl. Drumann-Gröbe I 81) erhielt G. nach Caesars Tod das römische Bürgerrecht, die Bürger wurden in die Tribus Quirina eingereiht (Kubitschek Imperium Rom. trib. discr. 131). Municipium und Decurionen werden öfter genannt, CIL X 7502.[1] 7503. 7506–7508. Der CIL X 7494[2] erwähnte Chrestion Aug(usti) lib(ertus) proc(urator) insularum Melit(ae) et Gaul(i) hat wahrscheinlich die von Sizilien abgetrennte Inselgruppe selbständig verwaltet; vgl. Mommsen zu CIL X 6785[3] und Mayr a. O. 107. Nach dem Gotenkrieg ist G. sicher byzantinisch und gehörte zur Provinz Sizilien, Georg. Cypr. 592. Die Insel wird noch erwähnt Mela II 120. Plin. n. h. III 92. V 42. Lib. generat. Riese Geogr. 164. Anonym. Leidens. ed. Manitius 26. Geogr. Rav. V 23. Steph. Byz. Chron. Pasch. 53, 5. Syncell. 90, 11 u. a. Vgl. besonders A. Mayr Die Insel Malta im Altertum, München 1909, der Gozo mehrere Abschnitte widmet und eingangs die ältere Literatur anführt.