Gangara (v. l. Gaitara), Ptolem. V 11, 2. VIII 19 Hafenplatz an der Westseite des Kaspischen Meeres im Königreich Albanien. Die Hss. gehen stark auseinander, doch wird G. als richtige Lesart erwiesen durch Geogr. Rav. p. 70, 1, wo unter den kaukasischen Stämmen zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meer Tangarenon (zu lesen Gangarenan!) genannt werden; sie sitzen neben den Otenon = Utioi am mittleren Cyrus (Kura). G. meint wohl auch Val. Flacc. VI 67 mit den Gangaridae, welche Bundesgenossen des Kolcherkönigs Aietes gegen die Argonauten sind. Geogr. Rav. p. 51, 17 nennt als westpersische Provinz Gargaridion. Mit dem Namen ist Gangaris der Tab. Peut. und des Geogr. Rav. in Paphlagonien, sonst Gangra geschrieben, zu vergleichen. Ptolemaios setzt G. zwischen die Mündungen des Kyros und des Albanos, rund 270 Stadien nördlich der ersteren. Der Albanos ist auf jeden Fall mit dem unmittelbar nördlich von Bāqu und der Halbinsel Āpsārān mündenden Sumghait gleichzusetzen, weil dieser genau der zwischen Ālbanos und Kyros gegebenen Entfernung der Ptolemaioskarte entspricht und zweitens die in der Nähe seines Oberlaufs angesetzte Stadt Mamechia (s. d.) offenbar identisch mit dem heutigen Šemacha ist. Dann darf aber G. nicht mit Kiepert, Tomaschek und Karl Müller an der Stelle des heutigen Haupthafens Bāqu gesucht werden, da dieses ganz nahe dem Albanos liegt. Nach der Position der Ptolemaioskarte lag G. vielmehr ungefähr da, wo die Tifliseisenbahn das Kaspische Meer erreicht (südlich oder nördlich von Kap Alat), und wird offenbar auch der Ausgangspunkt der sehr wichtigen antiken Straße zum Schwarzen Meer und ein zentraler Stapelplatz des sehr regen, gut bezeugten Transitverkehrs aus Transkaspien (vom Oxus und Indus her) gewesen sein. Bāqu, obwohl der von der Natur am besten ausgestattete Hafen, liegt für die genannte Hauptstraße nicht günstig, schon zu nördlich und von ihr durch ansehnliche Bergrücken, die südöstlichen Ausläufer des Kaukasus, abgetrennt. So erklärt es sich, daß Bāqu erst im Mittelalter emporkommt, – arabische Schriftsteller des 10. Jhdts. erwähnen es als Nofata, im Altertum dagegen der entsprechende Hafenplatz südlicher, in der Mitte zwischen der Kura und der Halbinsel Āpsārān lag.