Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gilead Landschaft im ostjordanischen Palästina
Band VII,1 (1910) S. 511512
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2) Landschaft (Γαλααδ Joseph. bell. Iud. I 4, 3 u. ö. Euseb. Onom. 240, 36ff. 216. 232. 242. 252. 283. 284. 288. 292 = Hieron. ebd. 124, 23ff. 89. 101. 125. 117. 142. 147. 150; Γαλααδῖτις Euseb. Onom. 279, 22. 287, 92 = Hieron. ebd. 139. 145. Joseph. ant. V 2, 11. 7, 8. VI 14, 8. VII 1, 2. 9, 8 u. ö.; Γαλαδήνη Joseph. ant. I 19, 10. II 3, 3. IV 5, 3. 7, 4 u. ö. Γαλάτις Joseph. Ant. XII 8, 3. 5. 6); Bezeichnung des ostjordanischen Palästina, bezw. eines Teils desselben. Das biblische ‚Gilead‘ und dementsprechend auch das G. bei Josephus in den betreffenden Stellen hat verschiedenen Umfang.

Im engsten Sinne ist der Name gebraucht in der Bezeichnung ‚Gebirge G.‘ (Gen. 31, 21. 23. 25. 47f., nach Hohelied 4, 1. 6, 5 treffliche Ziegenweide). Die an den angeführten Stellen erzählte Geschichte von Jakobs Trennung von Laban gibt eine volkstümliche Etymologie des Namens Gilead = Galʿēd, ‚Steinhaufe des Zeugnisses‘. Heute haftet der Name Dschebel Dschalʿūd an dem Gebirgszug südlich vom Nahr ez-Zerḳā, der im Dschebel ʿOscha seinen höchsten Punkt hat und auf seinem Ostabhang die unter G. Nr. 1 genannten Ruinen Dschalʿūd trägt. Die jetzige Verbindung von Gen. 31 und 32 setzt allerdings für die betreffenden Szenen eine Lage des Gebirges G. nördlich vom Nahr ez-Zerḳā voraus, als die Meinung dessen, der sie verbunden. Aber ursprünglich bildet Gen. 31 eine selbständige Erzählung, die nicht in Verbindung mit dem Folgenden steht. Und daß man die Grenze gegen die Aramäer nach Norden rückte, begreift sich leicht, namentlich da wir nun auch sonst den Namen G. ausgedehnt finden auf das Gebiet nördlich vom Nahr ez-Zerḳā bis zum Jarmūk (Hieromyces). Dies ist der Sprachgebrauch des Deuteronomiums (3, 10ff. Josua 13, 11), welches das Ostjordanland in drei Teile teilt: im Süden der Mischor (‚Ebene‘), dann Gilead, dann (nördlich vom Jarmūk) Basan (s. Batanaea). Im weitesten Sinne endlich wird G. gebraucht als Bezeichnung des ganzen Ostjordanlandes (Gen. 37, 25. Josua 22, 9. II Sam. 11, 9 u. a.). In diesem Sinn gebrauchten auch Eusebius und Hieronymus die Namen; sie lassen den ὄρος Γ. vom Libanon bis ins Amoritergebiet sich erstrecken und auch die südlichen Orte wie Hesbon u. a. lagen ihnen in G. (240, 36ff. u. o. 252. 284). Der Verfasser des I. Makkabäerbriefs dehnt dann den Begriff G. auch auf die Landschaft nördlich vom Jarmūk aus (vgl. 5, 26).

Die geographische Beschaffenheit des Ostjordanlandes [512] wird in dem Artikel Palästina behandelt werden, hier sind nur noch die wichtigsten Daten aus der Geschichte zu vermerken. G. ist stets für die Israeliten ein lebhaft umstrittener Besitz gewesen. Wenn durch Sauls und Davids Kriege die Herrschaft über G. auch für einige Zeit gesichert war, so kam in den Aramäerkriegen des 9. und 8. Jhdts. das Land zum größten Teil mehrfach in die Gewalt der Aramäer von Damaskus. Jerobeam II. (ca. 783–744) brachte es wieder an Israel, aber im J. 733 nahm Tiglat Pileser III. von Assyrien das Gebiet weg und führte die Einwohner größtenteils nach Assyrien. Doch gab es auch nach dem Exil noch zahlreiche Israeliten in Gilead. Erst die Makkabäer richteten wieder ihr Augenmerk auf das Land. Judas holte die Juden von dort heraus nach Jerusalem (vgl. I Makk. 5, 9–54). Johannes Hyrkanus begann dann mit einem Eroberungszug nach Madeba und Alexander Jannaeus eroberte in mehreren Kriegen das ganze Land mit Ausnahme der Stadt Philadelphia (vgl. Joseph. ant. XIII 13, 3). Durch Pompeius wurde ein großer Teil des Gebietes den Juden wieder genommen; die von ihm ‚befreiten‘ Städte schlossen sich zum Zehnstädtebund, Dekapolis, zusammen (s. Art. Dekapolis), von welchem die Städte Gadara, Abila, Pelle, Dium, Gerasa und Philadelphia in G. lagen. Nur ein schmaler Streifen blieb als Provinz Peräa den Juden (s. Art. Peraea).

Serah Merrill East of the Iordan, London 1881; The Survey of Eastern Palestine, Memoirs I London 1889. G. Schumacher Pella, London 1888; Abila of the Decapolis, London 1889; Northern ʾAjlûn, London 1890. G. A. Smith The historical Geography of the Holy Land, London 1894, 517–593. Fr. Buhl Geogr. Pal. 1896. H. Guthe Art. Peräa in Herzogs Realenc. f. prot. Theol. XV 124ff. T. K. Cheyne Art. Gilead in Encykl. Biblica II 1725ff.