90) Furius Saturninus, ein Mann, der in der Augusteischen Zeit zu den höchsten Kreisen in Beziehung gestanden haben muß. Der ältere Seneca führt von ihm contr. VII 6, 22 eine Sentenz in griechischer Sprache an, die mit ihrer scharfen Pointe (ὁ μὲν πατὴρ χείρων γέγονεν τυράννου, ὁ δὲ δοῦλος ἐαυτοῦ in der Kontroversie vom demens pater, der seine Tochter einem Sklaven gab) Senecas Urteil bestätigt, er sei zwar berühmter gewesen in foro als in declamationibus, indessen habe er tam honeste deklamiert, daß man merkte, er sei für dies Gebiet nicht minder begabt, nur minder damit vertraut. Die betreffende Deklamation hielt F. für den als Freund des Horaz (s. bes. carm. III 17) bekannten jungen L. Aelius Lamia (cos. 3 n. Chr., †33; o. Bd. I S. 522 Nr. 76), den Sohn des gleichnamigen Freundes des Cicero. Ob diese Deklamation ein Bestandteil eigentlichen rhetorischen Unterrichts war, den F. dem Lamia erteilte, oder eine dem Freunde zuliebe gelegentlich gehaltene Epideixis der Fähigkeit, griechisch zu deklamieren, ist nicht zu entscheiden. Diese Fähigkeit ist bei einem geborenen Römer, der doch F. wohl war, bemerkenswert genug. Von F.s Tätigkeit in foro erwähnt Seneca nur eine, aber gewiß die berühmteste seiner Prozeßreden gegen L. Valerius Messala Volesus (cos. 5 n. Chr.), die die Verurteilung dieses Mannes herbeiführte (Volesum condemnavit sagt Seneca; der Name erst von Lipsius hergestellt), der als Proconsul von Asien durch unerhörte Grausamkeit sich hervorgetan hatte und gegen den auf libelli des Divus Augustus hin ein Senatsbeschluß gefaßt wurde (Tac. ann. III 68 und dazu Nipperdey. Sen. de ira II 5, 5. Prosopogr. imp. Rom. III 371). Vgl. Buschmann Progr. Parchim 1878, 20.