66) L. Fulvius L. fil. Ouf(entina) Gavius Numisius Petronius Aemilianus (der ganze Name CIL VI 1422,[1] unvollständig erhalten XIII 1, 1806; Fulvius Petronius Aemilianus XV 7459; Fulvius Aemilianus XIII 1, 1801. 1805), vielleicht der Sohn des L. Fulvius Rusticus Aemilianus (Nr. 106, s. d.), sicher, wie die Tribus Oufentina beweist, italischer Herkunft (vgl. Kubitschek Imp. Rom. trib. discr. 271). Seine Ämterlaufbahn bis zur praetorischen Rangklasse enthalten zwei Inschriften, deren eine ihm seine
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Gattin in Rom (CIL VI 1422[1] = Dessau 1171), deren andere ihm die Bürger von Lyon in ihrer Vaterstadt setzten (CIL XIII 1,[2] 1806 = Dessau 1172). Er war Patrizier, wie sowohl das Priesteramt des Salius Collinus beweist, als seine spezifisch-patrizische Carriere. Er begann sie als VIvir turmae 1 equitum Romanorum, IIIvir monetalis a(ere) a(rgento) a(uro) f(lando) f(eriundo), praef(ectus) feriar(um) Latinarum (der Lyoner Inschrift zufolge vor dem Münzmeisteramt). Den Adel des F. bezeugen auch die drei Priesterämter, die in seinem Cursus honorum genannt werden; salius Collinus (bis zur Übernahme des Pontificats, vgl. Wissowa Relig. u. Kult. 423f.), pontifex (nach CIL VI 1422[1] schon vor der Quaestur) u. zw. promagister dieser Priesterschaft (vgl. Wissowa 437), endlich [sodalis F]lavialis (fehlt VI 1422). Ohne den sonst üblichen Militärdienst als Legionstribun abzuleisten (vielleicht, wie Mommsen St.-R. I3 546 vermutet, weil er zu den ,für das Respondieren sich vorbereitenden Juristen‘ gehörte), wurde F. quaestor candid(atus) Aug(ustorum duorum), dann praetor tutelarius candidatus Aug(ustorum). Die beiden Augusti sind wahrscheinlich Marcus und Verus, denn F. ist doch wohl der Adressat eines Reskriptes des Kaisers Marcus, das Fragen des Vormundschaftsrechtes behandelte und in Ulpians Schrift de officio praetoris tutelaris zitiert wird (Frgm. Vat. 189 [Fulvio Aemiliano]. 210 [epistula divi Marci ad Aemilianum], vgl. Dessau Prosop. imp. Rom. II 93 nr. 367; dagegen identifizierten ihn Renier Mél. d’épigr. 39. Mommsen Ann. d. Inst. 1853, 70 und Henzen zu CIL VI 1422[1] mit dem anscheinend gleichnamigen Suffectconsul unter Alexander [s. Nr. 67], Krascheninnikoff Philol. LI 1892, 702 mit Barbius ... Fulvius Aemilianus [Nr. 36] und mit Fulvius Rusticus Aemilianus [Nr. 106], Borghesi Oeuvr. VIII 598ff. mit dem Consul des J. 206 [Nr. 6]; die praetura tutelaris und die Ehe mit Cervidia Vestina [s. u.] sprechen für die Annahme Dessaus, der sich auch Hirschfeld zu CIL XIII 1,[2] 1806 anschließt). Die Praetur des F. dürfte in das J. 169 gehören; er war Kandidat beider Kaiser, hat aber den Erlaß von Marcus allein erhalten. Die Stellung eines curator [col(oniae) Lugudunens(is)] ist in der Lyoner Inschrift zwischen Quaestur und Praetur eingereiht, sie fehlt jedoch im stadtrömischen Cursus honorum (aus seiner Amtsführung in Lyon stammt die Inschrift CIL XIII 1,[2] 1805; die Lugdunenser setzten auch seiner Gattin ein Denkmal, XIII 1, 1801, und sind weiterhin in der Clientel der Familie geblieben, vgl. Nr. 67). Ob F. zum Consulat gelangte, ist nicht überliefert (CIL VI 1422[1] wurde zwar an der Porta Appia gefunden, scheint aber nicht, wie Dessau a. a. O. vermutet, den Charakter einer Grabschrift zu tragen). Die Gattin des F. war Attia Cervidia Vestina (o. Bd. III S. 1993), vielleicht die Tochter des angesehenen Juristen Cervidius Scaevola, eines Zeitgenossen Marc Aurels (s. Bd. III S. 1988ff.), der F.s Lehrer in der Jurisprudenz gewesen sein könnte. Als Sohn des F. und der Cervidia ist vielleicht Fulvius Aemilianus cos. 206 (Nr. 34) anzusehen.
Wasserleitungsröhren mit dem Namen Fulvius
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Petronius Aemilianus c(larissimus) v(ir), die an der Straße von Rom nach Ardea gefunden wurden (CIL XV 7459),[3] gehören wahrscheinlich unserem F. an, da die neben ihm als Mitbenützerin genannte Numisia Q. f. Procula in der Mitte des 2. Jhdts. lebte (vgl. o. Bd. IV S. 154f.). Man könnte vermuten, daß sie F.s Mutter war, demnach zweimal verheiratet, mit L. Fulvius Rusticus Aemilianus und mit M. Munatius Popilianus (s. o. Bd. IV a. a. O.). Die Fulvii Aemiliani gehörten im 2. und 3. Jhdt. zu den angesehensten Geschlechtern; sie waren Patrizier (s. o.), zählten mindestens fünf Consulate (s. Nr. 34. 35. 67. 106) und standen, wie man aus den Namen, schließen kann, mit anderen senatorischen Familien in verwandtschaftlichem Verhältnis: so mit den Laelii Fulvii Maximi (der cos. 227 Laelius Maximus führte anscheinend auch die Namen Fulvius und Aemilianus, vgl. Dessau Prosop. II 261 nr. 35 und u. Nr. 84) und den Gavii Fulvii aus Caiatia in Campanien (CIL X 4579.[4] 4580; daß die Fulvii Aemiliani in Campanien begütert waren, ergibt sich aus X 3856, vgl. Nr. 67). In den Verwandtenkreis dieses Hauses gehört endlich noch Barbius ... Fulvius Aemilianus (Nr. 36) und nach Garruccis und Mommsens Vermutung die c(larissima) p(uelia) Aemiliana und die c(larissima) f(emina) Ae(milia?) Gaviana (CIL XV 7979.[5] 7368).