Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Nicomachus Praef. urbis Romae
Band VI,2 (1909) S. 2511 (IA)–2513 (IA)
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15) Nicomachus Flavianus (Dessau 2948. Not. degli scavi 1893, 521. Subskriptionen der ersten Dekade des Livius, O. Jahn S.-Ber. d. sächs. Ges. d. Wissensch. 1851, 335). Die Briefe des Symmachus an ihn und seine Familie (Buch VI) sind mit Nicomachis filiis überschrieben (vgl. Symm. ep. VIII 23, 3), und auf dem Diptychon, das eine seiner Verschwägerungen mit dem Hause des Symmachus feiert, stehen die Namen Nicomachorum und Symmachorum (W. Meyer Zwei antike Elfenbeintafeln der Kgl. Staatsbibliothek in München. München 1879, 61. 80); sonst wird er regelmäßig F. genannt. Sohn des Vorhergehenden (Dessau a. O. u. sonst), wahrscheinlich Bruder des Venustus (s. o. S. 2507). In erster Ehe scheint er mit einer Tochter oder Enkelin des Appius Claudius Tarronius Dexter (Dessau 4196 = CIL X 1479[1]) verheiratet gewesen zu sein, da sein Sohn Appius Nicomachus Dexter hieß (s. o. Bd. V S. 297); aus derselben Ehe stammte wohl auch seine Tochter Galla (Symm. ep. VI 32), die wahrscheinlich Q. Fabius Memmius Symmachus, den Sohn des Epistolographen Q. Aurelius Symmachus, heiratete. Denn jener nennt den Vater des F. prosocer (Dessau 2947), und eine seiner Urenkelinnen führt ihren Namen (Seeck Symmachus p. XL). Seine erste Ehe hatte F. schon vor dem J. 383 geschlossen (Symm. ep. II 22, 2), doch muß die Frau früh gestorben sein oder sich von ihm getrennt haben; denn er verheiratete sich, wahrscheinlich innerhalb der J. 392–394 (Seeck Symmachus p. LII), mit der Tochter seines Verwandten Q. Aurelius Symmachus (Symm. ep. VI 4. 8. 15. 20. 29. 32. 40, 2. 41. 48. 55. 58. 59. 60. 64. 65, 2. 67. 79. 80). Sein erstes Amt bekleidete er als Consularis Campaniae (Dessau 2948. Not. d. scavi 1893, 521). Als dann sein Vater 383 zum Praefectus praetorio ernannt wurde, berief man auch ihn zu weiterer Beförderung an den Hof (Symm. ep. III 89. IV 2. II 17); doch gelangte er nicht nach Constantinopel, sondern blieb, nachdem er seine Ernennung zum Proconsul Asiae erhalten hatte (Symm. III 69, 2. Dessau a. O. Not. d. scavi a. O.), unterwegs bei seinem Vater (Symm. ep. II 19. 22, 2. V 36), von dem er [2512] am 28. Februar 383 nach Rom zurückgekehrt war, um von dort in seine Provinz zu reisen (Symm. ep. II 24). Als er unterwegs Athen besuchte (Himer. ecl. 13, 12), hielt ihm Himerius eine Rede (Phot. cod. 165 p. 108 a 15), von der Fragmente erhalten sind (ecl. 13). Am 10. Mai 383 wurde an ihn als Proconsul Asiae das Gesetz Cod. Theod. XII 6, 18 gerichtet. Weil er einen Decurionen hatte peitschen lassen, wurde er seines Amtes entsetzt und entzog sich weiterer Bestrafung, indem er zu Schiffe aus dem Reichsteil des Theodosius entfloh (Liban. or. XXVIII 5 p. 136). Als unter dem Usurpator Eugenius (392–394) sein Vater zur höchsten Macht gelangte, wurde er Praefectus urbis Romae, eine Würde, die nach dem Siege des Theodosius natürlich für ungültig galt. Als sie ihm unter Honorius noch zweimal erneuert worden war (Symm. ep. VII 104; vgl. 93. IV 4), nannte er sich daher nur in den Subskriptionen des Livius, die nicht in die Öffentlichkeit drangen, III praefectus urbis; in seiner Neapolitanischen Inschrift heißt er praefectus urbi iterum; sie zählt also nur die von legitimen Kaisern verliehenen Praefecturen (Not. degli scavi 1893, 521); die römische des Forum Traianum vermeidet die Zahl durch die sonst niemals vorkommende Formel praef. urbi saepius (Dessau 2948).

Während seiner ersten Stadtpraefectur gelang es ihm, Rom vor Mangel zu bewahren. Trotzdem scheint, durch die Christen aufgehetzt, das Volk sich gegen ihn erhoben zu haben (Symm. ep. VI 1). Als dann sein Vater durch Selbstmord gefallen und der Usurpator Eugenius getötet war, suchte er ein Asyl in einer Kirche und erkaufte sich von Kaiser Theodosius Begnadigung, indem er zum Christentum übertrat (August. de civ. dei V 26, 1). Auch seine väterliche Erbschaft wurde nicht, wie es Rechtens gewesen wäre, konfisziert (Aug. a. O. Symm. IV 19, 2. 4, 2. 6, 2. 51, 1. IX 47), sondern nur das Gehalt, das er und sein Vater von dem Usurpator empfangen hatten, für die Staatskasse zurückgefordert, und vielleicht wurde ihm auch dieses erlassen (Symm. ep. IV 19, 1. 51, 1. V 47).

Das erste Zeichen der wiederhergestellten kaiserlichen Gunst erhielt er, als er auf Veranlassung des Stilicho (Symm. ep. IV 6, 2. VI 10. 36, 2) durch einen Brief des Kaisers (Symm. ep. VI 30. 36. VII 95) zum Consulatsantritt des Flavius Mallius Theodorus (Symm. ep. V 6), d. h. zum 1. Januar 399, an den Hof nach Mailand eingeladen wurde (Symm. ep. VI 35, 1. IX 47). Mit zahlreichen Empfehlungsbriefen des Symmachus (ep. IV 6. 39. V 6. VII 47. 95. 102. IX 47) ausgestattet, reiste er dorthin. Als Stadtpraefect kehrte er nach Rom zurück, und die Würde, welche ihm der Usurpator verliehen hatte, war so auch durch den legitimen Kaiser erneuert (Symm. ep. IV 4. VII 93. 96, 3. 104. VIII 29). Das Amt bekleidete er länger, als es sonst üblich war (Symm. ep. VII 50: domini et filii mei Flaviani prolixus in iudicando labor); er ist darin nachweisbar vom 6. Juni 399 (Cod. Theod. XIV 10, 3) bis zum 8. November 400 (Cod. Theod. XV 2, 9; vgl. III 31. XI 30, 61. XIII 5, 29). Als der natalis urbis des J. 401 gefeiert wurde, d. h. am 21. April, hatte er es kürzlich niedergelegt und nahm die Lobeserhebungen, die ihm [2513] über die gute Führung desselben zugingen, auf einem seiner campanischen Landsitze entgegen (Symm. ep. VI 40: vgl. 42), vielleicht dem Gauranum, das Symm. ep. VIII 23, 3 genannt wird.

Seine dritte Stadtpraefectur läßt sich zeitlich nicht bestimmen; doch wird er sie jedenfalls nach dem Tode des Symmachus (402) bekleidet haben, da sie in dessen Briefen nicht erwähnt wird. In welcher dieser Praefecturen er das Secretarium Senatus erbaute, das später abbrannte und im J. 412 wiederhergestellt wurde (CIL VI 1718[2]), läßt sich nicht mehr bestimmen. Nachdem die Usurpation des Heraclianus in Afrika gescheitert war, wurde er 414 gemeinsam mit Caecilianus (s. o. Bd. III S. 1173) als außerordentlicher Commissar dorthin gesandt, um die Verhältnisse der Diözese zu ordnen (Cod. Theod. VII 4, 33). Nach seiner dritten Stadtpraefectur hielt er sich in der sizilischen Stadt Henna auf (seinen Grundbesitz in Sizilien erwähnt Symm. IV 71, 1) und beschäftigte sich dort mit der Emendation der ersten Dekade des Livius, wie deren Subskriptionen bezeugen (O. Jahn S.-Ber. d. sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 1851, 335). In hohem Alter bekleidete er dann noch die Praefectura praetorio Italiae Illyrici et Africae (Dessau 2948), in der er vom 29. April 431 (Cod. Theod. XI 1, 36; vgl. Cod. Iust. II 15, 1. IV 61, 13) bis zum 24. März 432 nachweisbar ist (Cod. Theod. VI 23, 3). Während derselben wurde ihm zu Ehren seinem Vater eine Statue auf dem Traiansforum errichtet (Dessau 2948). An ihn gerichtet Symm. ep. VI 1–81; erwähnt Symm. ep. II 88. IV 2. 71. VII 3. 16, 3. 35, 2. 100. 110. VIII 23. CIL VI 32189[3].

[Seeck. ]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Corpus Inscriptionum Latinarum X, 1479
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 1718
  3. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 32189