Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Erianthes, ein Boioter, Teilnehmer an d. Schlacht v. Aigospotamoi
Band VI,1 (1907) S. 437
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Erianthes (auch Erianthos genannt), ein Boioter, welcher an der Schlacht bei Aigospotamoi teilnahm, jedesfalls als Kommandant der boiotischen Schiffe in der peloponnesischen Flotte; seine Statue stand daher in der Gruppe in Delphi, welche Lysander und die bedeutendsten Offiziere der Spartaner und ihrer Bundesgenossen darstellte (Paus. X 9, 9ff., dieses Monument wurde wieder entdeckt, vgl. Bull. hell. XXI 1897, 285ff., die Basis der Statue der E. jedoch nicht gefunden). Bei der Beratung der Bundesgenossen über das Los Athens, welche vor der Kapitulation der Stadt in Sparta stattfand (Xen. hell. II 2, 19ff.), stellte E., welcher Vertreter Thebens war, den Antrag, Athen zu zerstören und dessen Stätte zur Viehweide zu machen (Plut. Lys. 15, mit unrichtiger Zeitbestimmung, vgl. Stedefeldt De Lysandri Plutarchei fontibus 32. 34); der Antrag, welcher auch von den Korinthern und andern unterstützt ward, wurde auf Spartas Eintreten hin verworfen (Xen. a. O.). Vgl. auch Grote Hist. of Greece VIII2 19ff. Ed. Meyer Gesch. d. Altert. IV 664. Busolt Griech. Gesch. III 2, 1634, 2. Trotz der Wandlung der politischen Verhältnisse wurde Theben diese Haltung des E. noch lange nachher zum Vorwurf gemacht, so 373 von Isokrates XIV 302 c und bei den Verhandlungen, welche zu Ende 370 in Athen über ein gegen Theben gerichtetes Bündnis mit Sparta stattfanden, bei denen dieses Argument im Munde der Vertreter Spartas und seiner Bundesgenossen eine große Rolle spielte (Xen. hell. VI 5. 35. 46). Anderseits sollen sich die Thebaner, als sie 395 die Waffenhülfe Athens anstrebten, damit entschuldigt haben, daß dies der Antrag ihres Vertreters, nicht ihrer Stadt gewesen sei (Xen. hell. III 5, 8), umgingen also die Frage, wie weit E. nach Instruktion gehandelt habe.