Dracones sancti. Die Schlange hat bekanntlich im Cultus und im Aberglauben des Altertums eine bedeutende Rolle gespielt und galt überall als heiliges Tier (vgl. Movers Phönizier I 404ff. 501ff. Mähly Die Schlange im Cultus der class. Völker, Basel 1867. Hopf Tierorakel und Orakeltiere, 1888, 182f. und besonders Pottier bei Daremberg-Saglio Dictionnaire II 403ff.). Es ist also nicht wunderbar, dass in verschiedenen Städten dem gefürchteten und verehrten ,Drachen‘ Widmungen gestiftet wurden, so in Rom (CIL VI 143) sanctis draconibus, wo man ohne Grund die Drachen hat erkennen wollen, die Nero als Kind bewacht haben sollen (vgl. Steuding in Roschers Lexikon I 1200), denn die Schlangen werden wohl hier einfach als Symbole des Genius angerufen (Wissowa Relig. der Römer 155) oder sind durch ägyptische Vorstellungen zu erklären (vgl. Bull. Institut. Egyptien 1897, 15ff.). Schlangen wurden im Tempel der Bona Dea,
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wie in den griechischen Asklepieia gehalten (Wissowa a. a. O. 178), und die Legende des Papstes Silvester erzählt noch von einem immanissimus draco, der in einer Grotte des capitolinischen Hügels hauste (Duchesne Liber pontificalis I 109f.; vgl. Mélanges etc. franç. de Rome XVII 1897, 30f.). Besonders in Africa war die Verehrung des D. verbreitet: bei Thugga in der Proconsularis, CIL VIII 15 247. 15 378 Draconi Augusto; in Mauretanien zu Caesarea VIII 9236 Deo Manu(?) Draconis und bei Krenschela Ephem. epigr. VII 741 Numinibus Nympharum et Draconis, wo der Drache wohl als Beschirmer einer Quelle angesehen wurde, wie in manchen Sagen; vgl. ausserdem Toutain Revue archéol. 1895 II 298ff. Gsell Recherches archéol. en Algérie 2. — Die Widmung von Scupi CIL III Suppl. 8838 Draconi et Draccaenae et Alexandro ist wohl auf Alexander von Abonuteichos und Glykon (s. d.) zu beziehen.