Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Von Seneca d. Ä. zitierter Rhetor
Band V,2 (1905) S. 1563
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2 Rhetor, wird von Seneca dem Älteren in seinem Buche Oratorum et rhetorum sent. div. col. öfters citiert, bald lobend, bald tadelnd. Er hat nur griechisch declamiert (Contr. X 5, 24) und war ein Redner von Temperament (ebd.). Berüchtigt war eine Stelle in einer Rede, welche die homerische Erzählung vom Angriffe des Kyklopen auf das Schiff des fliehenden Odysseus metaphrasierte. Seneca führt sie suas. I 12 an, aber leider ist sie ausgefallen, wie so viele griechische Citate in dieser Sammlung. Nur zwei Bruchstücke sind erhalten, aus denen man seltsamerweise Verse hat machen wollen, was doch einmal dem Charakter des Dorion und andrerseits dem Begriff der μετάφρασις widerspricht (in metaphrasi Homeri Seneca, vgl. Capperonnier zu Quintil. X 5, 15; Maccabaeorum I. β II. 30). Vielleicht hat die, anscheinend überlieferte, Form ὄρεος statt ὄρους zu der Annahme geführt; es sei darum daran erinnert, dass in der hellenistischen Prosa der Zeit solche Ionismen keineswegs selten sind. Unter anderem hatte D. übertreibend gesagt: ,Vom Gebirge wird ein Gebirge losgerissen‘. Nun erwähnt Demetrios de elocutione, der die corrupta eloquentia wohl kennt und manches daraus anführt, aus einer Metaphrase der nämlichen Homerstelle einen Ausspruch, den er scharf tadelt (c. 115): ἐπὶ τοῦ Κύκλωπος λιθοβολοῦντος τὴν ναῦν τοῦ Ὀδυσσέως ἔφη τις· φερομένου τοῦ λίθου αἶγες ἐνέμοντο ἐν αὐτῷ. Dies stimmt in der Überschwänglichkeit der Schilderung sehr gut und ist vielleicht noch ein Bruchstück des D. (vgl. Radermacher Demetr. de eloc. p. 91, wo hinzuzufügen ist das Citat c. 239 aus einer κατηγορία Περιάνδρου?, vgl. Herodot. V 92, 7).