Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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VII Porphyrogennetus, byzantinischer Kaiser 912-959 n. Chr.
Band IV,1 (1900) S. 10331040 (IA)
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16) Constantinus VII. Porphyrogennetus (Κωνσταντῖνος Πορφυρογέννητος), Sohn Leos des Weisen, byzantinischer Kaiser von 912–959, hat sich als Schriftsteller auf verschiedenen Gebieten versucht. Ganz besonders aber hat er sich durch seinen regen Eifer für die Wissenschaften und durch die Fürsorge und Förderung, die er als Herrscher ihnen angedeihen liess, einen Namen erworben. Die ihm zugeschriebenen und unter seinem Namen überlieferten Schriften, bei denen aber auch zweifelhaft ist, wieweit sie von ihm selbst oder nur unter seinen Auspicien von andern verfasst wurden, sind die folgenden: 1. Eine Lebensbeschreibung seines Grossvaters, des Kaisers [1034] Basilios I. (Ἱστορικὴ διήγησις τοῦ βίου καὶ τῶν πράξεων Βασιλείου τοῦ ἀοιδίμου βασιλέως), die in panegyrischem Tone gehalten ist und einige Gewandtheit in der Darstellung zeigt. Zuerst herausgegeben von Leo Allatius in den Σύμμικτα, Colon. Agripp. 1653, lib. II p. 1ff., in verbesserter Gestalt als 5. Buch der sog. ‚Fortsetzung des Theophanes‘ von Fr. Combefis in den Scriptores post Theophanem, Paris 1685, p. 132ff. und von I. Bekker im Theophanes continuatus des Bonner Corpus script. Byzant., Bonn 1838, p. 211–353 = Migne Patrol. gr. CIX 225–369. Die vier ersten Bücher der ‚Fortsetzung des Theophanes‘ (Οἱ μετὰ Θεοφάνην, Theophanes continuatus), die die Zeit von 813–867 behandeln, sind auf Veranlassung des C. Porphyrogennetus selbst verfasst und mit derselben Tendenz gearbeitet wie das Leben des Basilios I. (867–886), das als 5. Buch dem Werke angegliedert wurde; später ist dann noch ein 6. Buch (über die Zeit von 886–961) hinzugekommen. Die Hauptquelle für die unbekannten Verfasser der vier ersten Bücher und für C. Porphyrogennetus im Leben des Basilios bildeten die vier Bücher Βασιλειῶν des Genesios, in denen dieselbe Zeit (813–886) behandelt war. 2. Zwei Bücher De cerimoniis aulae Byzantinae, Ἔκθεσις τῆς βασιλείου τάξεως nach einem aus der Vorrede entnommenen Titel, während die Überschrift in der einzigen noch vorhandenen Hs. der Leipziger Stadtbibliothek (saec. XI–XII) blos lautet Κωνσταντίνου ... σύνταγμά τι, eine umfangreiche und culturhistorisch sehr interessante Darstellung des Ceremonienwesens am byzantinischen Hofe. Hier und da finden sich Zusätze aus späterer Zeit. In litterarhistorischer Hinsicht sind wichtig die den Kaisern bei verschiedenen Gelegenheiten gewidmeten poetischen Acclamationen, die in dem Werke angeführt werden. Vgl. H. Waeschke in der Festschrift des Francisceum zur Dessauer Philologenversammlung, Zerbst 1884. Herausgegeben mit latein. Übersetzung und ausführlichem Commentar von F. H. Leich und J. J. Reiske, Lipsiae 1751 (2 voll.); daraus abgedruckt im Constantinus Porphyrogennetus des Bonner Corp. script. Byz., Vol. I. II, Bonn 1829–1830 und bei Migne Patrol. gr. CXII 73ff. 3. Zwei Bücher περὶ θεμάτων (De praefecturis), über die Verteilung der einzelnen Heeresabteilungen (θέματα) in den verschiedenen Provinzen des Reiches, von welchen zugleich geographische und statistische Nachrichten gegeben werden, die sich aber gar nicht auf die Zeit des C. Porphyrogennetus, sondern auf die Zeit des Iustinian beziehen; der Verfasser hat sie nämlich grösstenteils aus den dem 6. Jhdt. angehörenden Werken des Stephanos von Byzanz und des Hierokles geschöpft. Das erste Buch mit lateinischer Übersetzung herausgegeben von Bonav. Vulcanius, Lugd. Bat. 1588, das zweite von F. Morel, Paris 1609; beide Bücher von J. Meursius in den Opera Constantini, Lugd. Bat. 1617; von A. Banduri im Imperium Orientale T. I, Paris 1711; von I. Bekker im Const. Porph. des Corp. script. Byz., Vol. III, Bonn 1840, und Migne Patrol. gr. CXIII 63–140. Das zweite Buch mit gelehrter Einleitung herausgegeben von L. Fr. Tafel, Tubingae 1847. 4. Eine an seinen Sohn Romanos gerichtete Schrift über die Staatsverwaltung [1035] (De administrando imperio), in der auch Nachrichten über die verschiedenen Nachbarvölker des Ostens, Nordens und Westens vorkommen, mit welchen das byzantinische Reich damals in meist feindlichen Beziehungen stand. Zuerst herausgegeben von J. Meursius, Lugd. Bat. 1611, wiederholt in den Opera Constantini, 1617; von A. Banduri im Imperium Orientale T. I, Paris 1711; von I. Bekker im Const. Porph. des Bonner Corp. script. Byz., Vol. III, und Migne Patrol. gr. CXIII 157–422. 5. Eine Rede des C. Porphyrogennetus über die Sendung eines Christusbildes an Augaros (Abgar), König von Edessa, das am 16. August 944 nach Constantinopel gebracht wurde (Διήγησις περὶ τῆς πρὸς Αὔγαρον ἀποσταλείσης ἀχειροποιήτου θείας εἰκόνος Χριστοῦ τοῦ θεοῦ ἡμῖν). Herausgegeben von Combefis in den Origines et antiquitates Constantinopol., Paris 1664 p. 75ff. (Migne Patrol. gr. CXIII 423–454). Sie ist auch von Symeon Metaphrastes in das 10. Buch der Legendensammlung aufgenommen. Vgl. A. Ehrhard in der Festschrift z. 1100jähr. Jubiläum des deutschen Campo Santo in Rom 48. 6. Eine C. Porphyrogennetus beigelegte Schrift taktischen Inhalts (Βιβλίον τακτικόν, τάξιν περιέχον τῶν κατὰ θάλατταν καὶ γῆν μαχομένων, abgedruckt in Meursius Opera Constantini und daraus in Meursii Opera von F. Lamius T. VI, Lugd. Bat. 1741) trägt im Titel den Vermerk ὅπερ ξυνέγραψε Κωνσταντῖνος βασιλεὺς ὁ τοῦ Ῥωμανοῦ υἱός, gehört also seinem Enkel Konstantin VIII. (1025–1028); sie ist übrigens im wesentlichen eine Wiederholung der Taktik Leos des Weisen. Nur fragmentarisch erhalten ist eine ebendaselbst abgedruckte und gleichfalls C. Porphyrogennetus beigelegte Schrift verwandten Inhalts Στρατηγικὸν περὶ ἐθῶν διαφόρων ἐθνῶν, über die bei verschiedenen Völkern vorkommenden Kampfesarten.

Ausser diesen von ihm selbst oder unter seiner persönlichen Mitwirkung verfassten Schriften liess C. Porphyrogennetus verschiedene Sammelwerke herstellen in der Absicht, die sinkende Wissenschaft dadurch zu erhalten und zu fördern, dass aus den vorhandenen Werken der früheren Zeit Encyklopädien des Wissenswertesten zusammengestellt werden sollten: ein zwar nützliches und wohlgemeintes Bestreben, dem wir die Erhaltung von bedeutenden Bruchstücken zahlreicher verlorener Werke des Altertums zu verdanken haben, das aber andererseits auch Schaden verursachte, indem die bequeme Benutzung solcher Auszüge zu dem Verlust der vollständigen Werke mancher der älteren Autoren, aus denen Stücke in diese Sammlungen aufgenommen wurden, sicherlich viel beigetragen hat. Von selbständiger wissenschaftlicher Arbeit ist in diesen Werken wenig zu erkennen, die Auszüge wurden rein mechanisch angefertigt, teilweise wurde auf ältere Sammelwerke zurückgegriffen, die mit geringen Abänderungen und Zusätzen neu herausgegeben wurden. Mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit lassen sich die folgenden Sammelwerke auf die Anregung oder Anordnung des C. Porphyrogennetus zurückführen:

1. Die Basiliken (Τὰ Βασιλικά), das byzantinische Gesetzbuch, eine Zusammenstellung aus den verschiedenen Teilen des iustinianischen Corpus [1036] iuris (Digesten, Codex, Novellen) in 60 Büchern. Das Werk war schon unter Basilios I. begonnen und unter Leo dem Weisen fortgeführt worden; unter C. Porphyrogennetus wurde es vollendet und besonders durch Auszüge aus früheren Bearbeitungen der Digesten und Novellen erweitert. Die Basiliken bildeten fortan die Grundlage des Rechtsstudiums, und wurden später vielfach bearbeitet, durch Zusätze vermehrt und excerpiert. Herausgegeben von W. Ernst Heimbach, Lipsiae 1833–1897 (7 voll.); der 6. Band (1870) enthält Heimbachs Prolegomena und Register, der 7. Band (1897) Bruchstücke aus einem ambrosianischen Palimpsest herausgegeben von Ferrini und Mercati.

2. Die Sammlung der Geoponika (Γεωπονικά), ein aus Excerpten aus älteren Werken zusammengestelltes Handbuch der Landwirtschaft in 20 Büchern, deren jedes in eine Anzahl Capitel zerfällt und mit einer kurzen Vorrede versehen ist. In der ältesten Handschrift (Laur. F saec. XI) und in deren Abschriften ist dem Ganzen ein Widmungsschreiben an C. Porphyrogennetus vorausgeschickt. In einem Marcianus (M saec. XIV) und in jüngeren Hss. steht an der Spitze die Überschrift: Ἀρχὴ σὺν θεῷ τοῦ βιβλίου τῶν περὶ γεωργίας ἐκλογῶν: Κασσιανοῦ Βάσσου σχολαστικοῦ. Man hat daher gewöhnlich angenommen, dass Cassianus Bassus im Auftrage des Kaisers C. Porphyrogennetus die Sammlung redigiert hat. E. Oder hat indessen gezeigt, dass der Verfasser des Widmungsschreibens mit dem eigentlichen Redactor der Ἐκλογαὶ περὶ γεωργίας nicht identisch ist und dass dieser (Cassianus Bassus) einer viel früheren Zeit, dem 6. Jhdt. oder Anfang des 7., angehört hat. Die uns vorliegenden Geoponika sind also nur eine unter C. Porphyrogennetus veranstaltete Überarbeitung eines älteren Sammelwerkes, das ein gewisser Cassianus Bassus verfasst hatte. Dieser war selbst im wesentlichen nichts als Redactor, indem er hauptsächlich zwei frühere Werke über Landwirtschaft benützte, in welche bereits Auszüge aus älteren Autoren aufgenommen waren: die Συναγωγὴ γεωργικῶν ἐπιτηδευμάτων (12 Bücher) des Vindanios Anatolios aus Berytos (4. Jhdt.) und die Γεωργικά (15 Bücher) eines Didymos (4. oder 5. Jhdt.). Ausgaben der Geoponika: von Brassicanus, Basileae 1539; von P. Needham, Cantabrigiae 1704; von N. Niclas, Lipsiae 1784 (4 voll.); Kritische Ausgabe von H. Beckh, Lipsiae (Teubner) 1895. Über Quellen, Verfasser und Überlieferung vgl. W. Gemoll Berliner Studien f. class. Philol. I (1884) 1–280. H. Beckh De Geopon. codicibus, Acta semin. philol. Erlang. IV (1886) 261–346. E. Oder Rh. Mus. XLV (1890) 58–99. 212–222 und XLVIII (1893) 1–40.

3. Die Sammlung der Hippiatrika, Auszüge aus älteren Werken über Tierarzneikunde, wird gewöhnlich, da sie sich mit den Geoponika berührt (das 16. Buch der Geoponika kehrt fast wörtlich in den Hippiatrika wieder), ebenfalls auf C. Porphyrogennetus zurückgeführt. Ein directes Zeugnis dafür ist nicht vorhanden, die Thatsache wird deshalb neuerdings (von Ihm und Oder) in Abrede gestellt. Dennoch ist es nicht unwahrscheinlich, dass wenigstens diejenige Redaction, die in den meisten Hss. überliefert und bisher [1037] allein gedruckt ist, unter C. Porphyrogennetus entstanden ist. Die älteste Hs., die sich jetzt in der Königl. Bibliothek in Berlin befindet (Cod. Phillipps. 1538), gehört dem 10. Jhdt. an und ist so kostbar ausgestattet, dass sie als ein für einen Kaiser bestimmtes Exemplar angesehen werden muss. Unter den benützten Autoren, aus denen Auszüge aufgenommen sind, kommen am meisten vor ein Hippokrates und ein Apsyrtos, die unter Konstantin d. Gr. lebten, sodann ein gewisser Hierokles, der seine zwei Bücher περὶ ἵππων θεραπείας einem Freunde Namens Bassus gewidmet hatte und selbst bereits Apsyrtos benützte, also später lebte und wohl dem 5. oder 6. Jhdt. angehörte. Vgl. M. Ihm Rh. Mus. XLVII (1892) 312–318. E. Oder Rh. Mus. XLVIII (1893) 33ff. Leop. Cohn Byz. Ztschr. IX 1900, 158ff. Ausgabe von S. Grynaeus, Basel 1537. Eine kritische Ausgabe wird von E. Oder vorbereitet. Eine vielfach abweichende Redaction enthalten der Parisinus 2322 und eine Hs. des Emmanuel College in Cambridge: vgl. E. Miller Notices et Extraits XXI 2 (1865) 1–163. E. Oder Rh. Mus. LI (1896) 52–69.

4. Die tiergeschichtliche Sammlung (Συλλογὴ τῆς περὶ ζῴων ἱστορίας χερσαίων πτηνῶν τε καὶ θαλαττίων Κωνσταντίνῳ τῷ μεγάλῳ βασιλεῖ καὶ αὐτοκράτορι φιλοπονηθεῖσα), eine Compilation aus der von Aristophanes von Byzanz verfassten Epitome der aristotelischen Tiergeschichte mit Zusätzen aus anderen Schriftstellern, hauptsächlich aus Aelian und Timotheos von Gaza, wie der Zusatztitel ausdrücklich besagt (Ἀριστοφάνους τῶν Ἀριστοτέλους περὶ ζῴων ἐπιτομή, ὑποτεθέντων ἑκάστῳ ζῴῳ καὶ τῶν Αἰλιανῷ καὶ Τιμοθέῳ καὶ ἑτέροις τισὶ περὶ αὐτῶν εἰρημένων). Von den vier Büchern der ursprünglichen Sammlung sind bisher nur zwei bekannt geworden: das erste Buch in einer von Minoides Mynas vom Athos nach Paris gebrachten Hs. (herausg. von Val. Rose Anecd. Gr. et Graecolat. II, Berlin 1870), das zweite Buch in einer Athos-Hs.; beide Bücher herausgegeben von Spyr. Lambros in dem von der Preuss. Akademie d. W. herausgegebenen Supplementum Aristotelicum Vol. I pars 1, Berol. 1885.

5. Die Sammlung der Iatrika, ein von Theophanes Nonnos im Auftrage des Kaisers C. Porphyrogennetus verfasstes Handbuch der Medicin (Θεοφάνους Νόννου πρὸς Κωνσταντῖνον τὸν πορφυρογέννητον βασιλέα σύνοψις ἐν ἐπιτομῇ τῆς ἰατρικῆς ἁπάσης τέχνης), eine hauptsächlich aus Oribasios geschöpfte Compilation. Herausgegeben von Jo. Steph. Bernard unter dem Titel Theophanis Nonni Epitome de curatione morborum, Gothae 1794–1795 (2 voll.). Ebenderselbe verfasste auf Anordnung des Kaisers ein Compendium der Diaetetik in zwei Büchern, das in einigen Hss. unter dem Titel Θεοφάνους περὶ διαίτης πρὸς Κωνσταντῖνον τὸν βασιλέα καὶ πορφυρογέννητον erhalten ist; teilweise (aber anonym) herausgegeben von Ideler Phys. et med. gr. min. II 257ff. Vgl. Leop. Cohn Byz. Ztschr. IX 1900, 154ff.

6. Die historische Encyklopädie, das bedeutsamste der von C. Porphyrogennetus angeordneten wissenschaftlichen Unternehmungen. Sie war in der Weise angelegt, dass aus den vorhandenen Werken der griechischen Historiker alles [1038] das, was für jene Zeit wissenswürdig und notwendig erschien, excerpiert wurde und die so hergestellten Auszüge nach sachlichen Gesichtspunkten in bestimmte Rubriken geordnet und unter 53 Abschnitte (κεφαλαιωδῶν ὑποθέσεων βιβλία νγʹ) verteilt wurden. Das Werk sollte den Inbegriff der historischen und politischen Wissenschaft enthalten und die grosse Masse der älteren Geschichtswerke selbst ersetzen, die oft schwer zugänglich oder zu umfangreich waren, um mit Nutzen gelesen zu werden. Bei dem gänzlichen Verlust mancher dieser Geschichtswerke sind die konstantinischen Excerpte für uns von unschätzbarem Werte. Leider sind uns von den 53 Büchern, in welche die umfangreiche Sammlung zerfiel, nur 4 Bücher erhalten, und zwar περὶ πρεσβειῶν vollständig, περὶ ἀρετῆς καὶ κακίας zur Hälfte, περὶ γνωμῶν in bedeutenden Bruchstücken, περὶ ἐπιβουλῶν in geringeren Resten, die übrigen sind verloren gegangen; aus Verweisungen in den erhaltenen Abschnitten erfahren wir auch die Titel von anderen Büchern, so dass uns im ganzen 26 Titel bekannt sind. Vgl. E. Schulze De excerptis Constantinianis quaestiones criticae, Bonn 1866. H. Waeschke Über die Reihenfolge der Excerpte Konstantins, Philol. XLI (1882) 270–283. C. de Boor Zu den Excerpten-Sammlungen des C. Porphyrogennetus, Hermes XIX (1884) 123–148. C. Wachsmuth Einleitung in das Studium der alten Geschichte, Leipzig 1895, 69–77. Excerpiert sind von Historikern der classischen Zeit Herodot, Thukydides und Xenophon, von den späteren Polybios, Diodor, Dionys von Halikarnass, Nikolaos von Damaskos, Josephos, Appian, Arrian (Anabasis), Cassius Dio, Dexippos, Eunapios, Zosimos, Priskos, Malchos, Petros Patrikios, Prokopios, Agathias, Menander, Theophylaktos, Malalas, Georgios Monachos, Theophanes, Ioannes Antiochenus. Der Titel des ersten Buches der Sammlung war περὶ βασιλέων ἀναγορεύσεως, der Titel περὶ πρεσβειῶν umfasste das 27. Buch, der Titel περὶ ἀρετῆς καὶ κακίας das 50. Buch. Die aus vier Büchern erhaltenen Auszüge sind die folgenden: 1. Ἐκλογαὶ περὶ πρεσβειῶν (Excerpta de legationibus) bestehen aus zwei Teilen; der erste Teil enthält Berichte der Historiker über Gesandtschaften fremder Völker an die Römer, der zweite Teil Berichte über Gesandtschaften der Römer an fremde Völker. Zuerst unvollständig (nur die Excerpte aus Polybios) herausgegeben Antwerp. 1582 ex bibliotheca Fulvii Ursini; ergänzt von David Hoeschel, Aug. Vindel. 1603 (Excerpta Hoescheliana); vollständig herausgegeben von K. H. Fabrot mit den Noten von H. Valesius, Paris 1609, und von Niebuhr im ersten Bande des Corpus script. Byz., Bonn 1829 (Migne Patrol. gr. CXIII 605ff.). Vgl. H. Nissen Kritische Untersuch. über die Quellen der 4. und 5. Dekade des Livius, Berlin 1863, 313–323. 2. Ἐκλογαὶ περὶ ἀρετῆς καὶ κακίας (Excerpta de virtutibus et vitiis, auch Excerpta Peiresciana genannt nach dem ehemaligen Besitzer der in Tours befindlichen Hs. Nic. Claude Fabre de Peiresc). Herausgegeben von H. Valesius, Paris 1634. Genaue Beschreibung des Codex Peirescianus von Th. Büttner-Wobst in den Ber. Sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1893, 261–353. Vgl. auch Cassius Dio ed. E. [1039] Gros vol. I (1845) 57–84. 3. Ἐκλογαὶ περὶ γνωμῶν (Excerpta de sententiis). Aus einem vaticanischen Palimpsest herausg. von A. Mai Scriptor. vet. nova collectio vol. II, Rom 1827. Die Excerpte aus Polybios neu herausgeg. von Th. Heyse, Berlin 1846. Emendationen auf Grund einer neuen Collation der Hs. gab H. van Herwerden Spicilegium Vaticanum, Lugd. Bat. 1860. Über die Excerpte aus Cassius Dio und dessen Fortsetzern vgl. U. Ph. Boissevain De excerptis Planudeis et Constantinianis, Progr. Rotterdam 1884. C. de Boor Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung, Byzant. Ztschr. I (1892) 13–33. 4. Ἐκλογαὶ περὶ ἐπιβουλῶν κατὰ βασιλέων γεγονυιῶν (Excerpta de insidiis), in einer Escurial-Hs. gefunden und herausgegeben von C. Aug. L. Feder, Darmstadt 1848–1855 (3 voll.). Sehr zweifelhaft ist, ob die Excerpte περὶ στρατηγημάτων und περὶ δημηγοριῶν mit der konstantinischen Sammlung etwas zu thun haben. Die Auszüge περὶ στρατηγημάτων finden sich in einer von Minoides Mynas nach Paris gebrachten Athos-Hs. und sind herausgegeben von C. Wescher Poliorcétique des Grecs, Paris 1867 p. 195–279. Vgl. C. Müller FHG II 31–42. V Proleg. VIIff. 21ff. Die Auszüge περὶ δημηγοριῶν, eine Sammlung militärischer Ansprachen, sind aus einer Florentiner Hs. saec. X herausgegeben von A. Koechly Anonymi Byzantini rhetorica militaris, Progr. Zürich 1855–1856. Die Vermutung von Reiske, dass Teile des ersten Abschnittes περὶ βασιλέων ἀναγορεύσεως in den Cap. 91–96 des ersten Buches der Schrift De cerimoniis aulae Byzantinae erhalten seien, ist widerlegt von H. Waeschke Über das von Reiske vermutete Fragment der Excerpte Konstantins περὶ ἀναγορεύσεως, Progr. Dessau 1878.

Zu den hsl. erhaltenen Auszügen lassen sich weitere Bruchstücke der historischen Excerptensammlung aus anderen Quellen gewinnen, namentlich aus dem Lexikon des Suidas, der nachweislich mehrere Abteilungen der konstantinischen Sammlung (wie περὶ ἀρετῆς καὶ κακίας und περὶ ἐκκλησιαστικῶν) benützt und wohl den grössten Teil seiner historischen Artikel aus ihnen geschöpft hat. Vgl. C. de Boor Hermes XX (1885) 327ff. XXI (1886) 1–26. Vielleicht hängen auch mit der konstantinischen Sammlung die anderweitig erhaltenen Auszüge aus Polybios und Diodor irgendwie zusammen (Polybios-Excerpte aus einem Cod. Urbinas ed. Hervagen, Basel 1549; Diodor-Excerpte aus einem Laurentianus ed. D. Hoeschel im Anhang seiner Ausgabe der Excerpta de legationibus). Der Gegenstand bedarf noch genauerer Untersuchung. Eine neue Gesamtausgabe aller Auszüge ist sehr nötig.

In gleicher Weise wie die genannten Sammelwerke mögen auch noch andere wissenschaftliche Unternehmungen jener Zeit der Anregung des Kaisers C. Porphyrogennetus ihr Entstehen zu verdanken haben. So die von Symeon Metaphrastes (Logothetes) verfasste grosse Sammlung von Heiligenleben, die nach einer Angabe des Michael Psellos in dem Enkomion auf Symeon ‚auf Befehl des Kaisers‘ unternommen wurde, womit wahrscheinlich C. Porphyrogennetus gemeint ist. Vgl. A. Ehrhard in Krumbachers Geschichte der Byzant. Litteratur² 200ff. und (über [1040] den ursprünglichen Bestand und die hsl. Überlieferung der Sammlung und ihr Verhältnis zu den älteren Heiligenlegenden) in der Festschrift zum elfhundertjährigen Jubiläum des deutschen Campo Santo in Rom, Freiburg 1897, 46–82.

Allgemeine Litteratur über C. Porphyrogennetus: Alfr. Rambaud L’empire grec au dixième siècle, Constantin Porphyrogénète, Paris 1870. Ferd. Hirsch Konstantin VII. Porphyrogennetos, Progr. der Königstädtischen Realschule, Berlin 1873. K. Krumbacher Geschichte der Byzantin. Litteratur² 252–264.

[Cohn. ]