Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Entwässerungskanal
Band IV,1 (1900) S. 5859
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Cloaca, auch cluaca und clovaca, angeblich von cluere = purgare, Plin n. h. XV 119; vgl. zur Wortform und Ableitung F. Solmsen Studien zur latein. Lautgeschichte 141 (clovaca jetzt auch in der Lex municipalis von Tarent, Monum. ined. dei Lincei VI 1895, 411 Z.39) und Strab. V 235 ὑπονόμων τῶν δυναμένων ἐκκλύζειν τὰ λύματα τῆς πόλεως εἰς τὸν Τίβεριν. Das Wort bezeichnet zunächst die vielgepriesenen, in Rom angeblich schon von den Tarquiniern gebauten, später weiter ausgedehnten Canäle zur Entwässerung der tiefer gelegenen Stadtteile um das Forum und zur Ableitung des von den Strassen und aus den Häusern zusammenfliessenden, späterhin auch aus den Wasserleitungen der Stadt stammenden und daher stark strömenden Abwassers, s. Cloaca maxima. Auf die von Vitruv. I 1, 10 nur angedeuteten Rechtsverhältnisse bei den öffentlichen wie bei den privaten Cloaken bezieht sich Digest. XLIII 22. Auch in anderen italischen und römischen Städten werden die ähnlichen Anlagen, sei es dass sie dem ganzen Gemeinwesen dienen, sei es dass sie nur auf einzelne Gebäude berechnet sind (z. B. Vitruv. V 9, 7), C. genannt, von ihrer Gestalt bisweilen auch cuniculi (Plin. n. h. II 197 von Neapel, Cassiod. var. VIII 29 von Parma). Wir sind leider über ihr Alter, ihre Technik und ihre Verbreitung nur mangelhaft unterrichtet. Die Canäle waren nur selten offen (wie in Soluntum; in Amastris veranlasste Plinius ep. X 99. 100 die Überdeckung eines längs der Hauptstrasse fliessenden und als Cloake dienenden Wassers), meistens, mit Ausnahme der erforderlichen Zuflussöffnungen und Einsteigschachte, verdeckt und unterirdisch; die Ausflussmündungen lagen oft in der Stadtmauer (z. B. Faesulae und Volaterrae [Durm Die Baustile II 2, 24] und Athen). In Pompeii, dessen ausgedehntes und gewiss gut erhaltenes Canalisationsnetz noch nicht untersucht ist, befinden sich die Canäle im allgemeinen unter den Trottoirs, doch giebt es auch solche, die unter den Häuservierteln durchführen; wichtig ist, dass die Abtritte sämtlich mit den Abzugscanälen in Verbindung standen (A. Mau Führer d. Pomp. 10. Overbeck-Mau Pomp. 60. 296). In den älteren griechischen Städten war Canalisation (ὑπόνομοι) nicht die Regel (vgl. Strab. V 235). An Smyrna z. B. wird der Mangel von ὑποῤῥύσεις unter den Strassen getadelt (Strab. XIV 646). Dagegen waren in Alexandrien die Hauptstrassenzüge von Wasserleitungen und Cloaken begleitet (Ps.-Callisth. und Iul. Valer. I 31, wo ihr legendarischer Architect Ὑπόνομος heisst. Mahmoud Mém. sur l’antique Alex. 23), ähnlich in dem von [59] Herodes erbauten Caesarea (Στράτωνος Πύργος, Joseph. ant. Iud. XV 340). In Athen hatte man wie in Amastris einen alten Wasserlauf, den Eridanos, zur Anlage einer Cloake benützt; sie mündete beim Dipylon und diente zur Berieselung der Felder (Ziller Athen. Mitt. II 1877, 17. Dörpfeld ebd. XIII 1888, 211).