Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bezeichnung zweier Pflanzen: a) karpasos, b) karpesion
Band III,2 (1899) S. 1574
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2) Zwei Pflanzen, a) Der Saft der κάρπασος getrunken verursacht tiefen Schlaf und plötzliche Erstickungsanfälle; doch ist er ein Gegengift gegen den Schierlingstrank (Ps.-Diosc. alex. 13. Aët. XIII 65; καρπησία bei Paul. Aeg. V 44). Archigenes (bei Gal. XII 445) salbte damit die Haare, um sie kraus und schwarz zu erhalten. Columella (X 17) nennt als wildwachsend in Italien helleborus und carpasum und schreibt letzterem einen schädlichen Saft zu. In den dem Orpheus zugeschriebenen, ca. 400 n. Chr. verfassten Argonautica (922) kommt es als Zauberkraut im Garten der Hekate vor. Identisch mit dem Saft dieser Pflanze ist wohl das giftige opocarpathon (Plin. XXVIII 158. XXXII 58 und 97) und wohl auch das giftige, aber der Myrrhe beigemischt, äusserlich als Pflaster angewandte ὀποκάλπασον (Gal. XIV 56). Die Bestimmung der Pflanze ist bisher nicht gelungen. Vielleicht aber führt der heutige Name σκάρφη, welcher für Helleborus orientalis Gars. und Helleborus niger L. gebraucht wird (C. Fraas Synopsis plant. flor. class. 285), auf die richtige Fährte, zumal da auch Apsyrtos (Hippiacr. p. 43, 15) von einem ἑλλέβορον schlechthin und einem zweiten, welches vulgär καρπίον genannt werde, spricht. Man müsste dann an Veratrum album L. denken. Eine, wenn auch schwache Stütze findet diese Erklärung noch von anderer Seite. In den mittelalterlichen Hermeneumata medicobotanica wird carpessio durch ebuli semen erklärt (Corp. gloss. lat. III 537, 62. 620, 42), und, obwohl ebulum sonst Sambucus ebulus L. ist, wird einmal (Corp. gloss. lat. II 57, 44) ebulem = ελλεβορος gesetzt (anders freilich ebulum ebd. 46).

b) Das καρπήσιον war eine dem φοῦ, Valeriana phu L. oder Valeriana officinalis L., im Geschmack und der Wirkung ähnliche Pflanze, welche sich besonders in Pamphylien in grosser Menge fand (Gal. XII 15 und 606. XIV 71. XIX 727. Orib. coll. med. XV 1, 10, 26f. Aët. I. Alex. Trall. II 397 Puschm. Paul. Aeg. VII), also wohl Valeriana Dioscoridis Sibth., jedenfalls ist es nicht mit der vorigen Giftpflanze zu verwechseln. Auch scheint kein Zusammenhang mit dem aram. kerafsa = Apium graveolens (Imm. Löw Aram. Pflanzennamen 1881, 222) zu bestehen.

[Olck. ]