Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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caementa, Baumaterial bzw. formlose Bruchsteine
Band III,1 (1897) S. 12771278
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Caementum, meistens im Plural caementa (als fem. u. a. auch in der puteolanischen Bauinschrift CIL I 577 = X 1781), bezeichnet nur selten den Baustein im allgemeinen; in der Regel sind caementa die formlosen Bruchsteine aus den [1278] verschiedensten, jeder Landschaft eigentümlichen Brüchen (vgl. Vitruv. II 7. Plin. n. h. XXXVI 166ff.), insofern sie, nach uralter Sitte durch Lehm, in jüngerer Zeit durch Kalkmörtel (Vitruv. II 4) gebunden, als Baumaterial verwendet wurden. Diese seit ältester Zeit verbreitete Mauertechnik (griech. λιθολόγημα, den Germanen war sie angeblich unbekannt, Tacit. Germ. 16) steht im Gegensatz zum Quaderbau (saxa quadrata) und zur Verwendung von gebrannten oder ungebrannten Ziegeln (structura testacea und latericia); sie heisst caementicium, caementicia structura (parietes caementicii u. ä.) oder opus incertum. Verlangt wurden dazu bei den Römern c. minuta (Cato agric. 18, 7) oder minutissima (Vitruv. II 8, 1. IV 4, 4), und in der puteolanischen Bauinschrift wird als Maximalgewicht der Bruchsteine fünfzehn Pfund ausbedungen, für die Wände von Cisternen wird gar nur 1 Pfund anempfohlen (Vitruv. VIII 7, 14 = Plin. n. h. XXXVI 173); für die Mauerecken waren besondere caementae angolariae erforderlich. Die Bruchsteinwände erhielten meistens einen Verputz von Lehm oder von Stuck; waren sie mit kleinen schräg gestellten Steinen oder Ziegeln von quadrater Form verblendet, so nannte man das reticulatum; beim emplecton und beim diatonicon bestand die Verblendung aus Quadern. Einzelheiten der Bauweise mıt caementa sind namentlich aus Pompeii bekannt gemacht worden.

Litteratur. Nissen Pomp. Studien 57. Mau Pomp. Beiträge 3. Overbeck-Mau Pomp. 503. Blümner Technol. III 146. Durm Die Baustile II 2, 136. Th. Wiegand Die puteolan. Bauinschr., Jahrb. f. Philol. Suppl. XX 710. Daremberg et Saglio Dictionn. I 810.