Binagara – richtiger wohl Binnagara zu schreiben –, Stadt in Indoskythia am östlichen Ufer des Indus[WS 1] und zwar an dessen Mittellauf zwischen der Einmündung des Zaradros im Panğâb und der Gabelung in mehrere Arme in Unter-Sindh, Ptol. ΙII 1, 61. Zu weit nördlich, bei Ahmedpur südlich von Uččh, sucht dieselbe Lassen Ind. Alt. III 143; zu weit südlich, bei Brahmanâbâd nordöstlich von Haidarâbâd, Mac Murdo [475] und ebenso Yule. Genauer lässt sich die Lage bestimmen, wenn wir annehmen, dass die aus dem vollständigeren Exemplare der Weltkarte aufgenommene Station Binnagar des Geogr. Rav. II 1 p. 43, wie es die Stellung derselben hinter Alexandria-Cotrica und Ochyrea gut gestattet, in der Nähe oder seitwärts von Phara gelegen habe, einer Station, welche die Tab. Peut. im Anschluss an Ochyrea auf der grossen Heeresstrasse nach Alexandria Bucephalos vermerkt. Wenn wir Alexandria-Cotrica bei Gandâva. (arab. Qandâbîl) und Kotri, ferner Ochyrea bei Šâhpur oder bei Yaqûbâbâd, endlich Phara bei Ubârô am östlichen Ufer des Indus ansetzen, so kann B. die Stelle der wichtigen, den Indusübergang beherrschenden Feste Rôrî oder Alôr, wohin auch Alex. Cunningham B. versetzt, eingenommen haben. Ein drittes Zeugnis für B. liegt in Μινναγάρα des Peripl. mar. Erythr. 38 vor: so hiess die im Binnenland nördlich von den sieben Mündungen des Sinthos gelegene Metropolis von Indoskythia, welche zur Zeit der Abfassung des Periplus im Besitze der Parthoi stand, deren Könige sich im Lande gegenseitig bekämpften und verdrängten; die Lage von Rôrî spricht nicht gegen diese allgemein gehaltene Angabe, die freilich auch gestattet, an die zur Zeit der ersten Arabereinfälle vielgenannte Stätte von Brahmanâbâd zu denken. Lautlich entsprechen einander die Elemente bin und min; dazu skr. nagara ‚Stadt‘; s. darüber unter Min und Minnagara. Ein ganz verschiedener Ort dagegen ist das ptolemaeische Banagara (s. d.) d. i. Banu-nagara.