Bidental, Bezeichnung des Blitzgrabes, d. h. der Stelle, an der ein Blitz in die Erde gefahren und unter bestimmten Caerimonien bestattet worden war (s. Fulgur conditum und vgl. vorläufig Mommsen Ber. Gesellsch. d. Wiss. Leipz. 1849, 292f. Marquardt Staatsverw. IIΙ 262f.), so genannt von dem Opfer von bidentes (s. Bidens Nr. 1), das dort zur Expiation dargebracht wurde: Fest. ep. 33 Bidental dicebant quoddam templum, quod in eo bidentibus hostiis sacrificaretur. Fronto de diff. vocab. p. 523 K. bidental locus fulmine factus et expiatus ove; bidentes enim oves appellantur. Non. p. 53, 23 Nigidius Figulus dicit bidental vocari, quod bimae pecudes (dies Erklärung von bidentes) immolentur. Corp. gloss. lat. II 30,8: bidental τόπος κεραυνοπλήξ. 348, 9 κεραυνοβόλιον bidentale. Porph. zu Hor. a. p. 471 id quod Iovis fulmine percussum est, bidental appellatur. Schol. Pers. II 27 bidental dicitur locus secundo percussus fulmine, qui bidente ab aruspicibus consecratur, quem calcare nefas est. Die Stelle war eingefriedigt [430] (saeptum bidental Apoll. Sid. carm. IX 194; vgl. Puteal) und gehörte zu den loca religiosa (Fest. ep. p. 92, 17), die weder betreten noch irgendwie angetastet werden durften (Hor. a. p. 471 triste bidental moverit incestus. Pers. II 27 triste iaces lucis evitandumque bidental u. Schol. a. a. O.). Nach einer Reihe übereinstimmender Zeugnisse fand das expiatorische Opfer der bidentes nach etruskischem Ritual durch die Haruspices statt (Pers. II 26 fibris ovium Ergennaque iubente triste iaces … bidental, und dazu die Schol.: in usu fuit, ut augures vel aruspices adducti de Etruria certis temporibus fulmina transfigurata in lapides infra terram absconderent, cuius in paratione rei oves immolabantur .. Ergennae nomen aruspicis fictum secundum morem Etruscorum. Apul. de deo Socr. 7 § 28 p. 10, 14 Lütj. Tuscorum piacula, fulguratorum bidentalia. Apoll. Sid. carm. IX 193f. quae fulmine Tuscus expiato saeptum numina quaerit ad bidental). Inschriftlich aber kennen wir sacerdotes bidentales, die ein Collegium mit dem (in dieser Anwendung sonst nicht nachweisbaren) Namen decuria unter einem quinquennalis bilden (decuria sacerdotum bidentalium CIL VI 568. Bull. arch. com. 1881, 4, dec(uria) sacerdotum videntalium Bull. arch. com. 1887, 8; quinquennalis decur(iae) bidentalis CIL VI 567, derselbe Mann [quinque]nnalis decuriae [sacerdo]tium videntalium CIL XIV 2839; sacerd(os) bidentali(s) CIL XIV 188), und zwar sind von den sechs bekannten Inschriften drei Weihungen an Dius Fidius (Semoni Sanco deo Fidio CIL VI 567; Sanco sancto Semon(i) deo Fidio ebd. 568; Semoni Sanco sancto deo Fidio Bull. arch. com. 1881, 4), eine vierte (Bull. arch. com. 1887, 8) findet sich auf Bleiröhren, die auf dem Quirinal an der Stelle, wo einst der Tempel desselben Gottes lag (s. Hülsen Rh. Mus. XLIX 1894, 409f.), ausgegraben worden sind (ebendaher stammt auch die Inschrift CIL VI 568). Mit vollem Rechte hat man daher eine besonders enge Beziehung dieser Priesterschaft zu Dius Fidius angenommen (Gilbert Gesch. u. Topogr. d. Stadt Rom I 276f. Anm. Gatti Bull. arch. com. 1887, 8f. Hülsen Röm. Mitt. IV 274). Diese erklärt sich daraus, dass man die bei Tage niederfahrenden Blitze ebenso als von Dius Fidius gesandt betrachtete, wie die nächtlichen von Summanus, weshalb die volle Inschrift des Blitzgrabes in diesem Falle lautet Summanium fulgur conditum (Bull. arch. com. 1881, 6. CIL VI 206), in jenem fulgur Dium (CIL VI 205. X 40. 6423, häufig entstellt fulgur divom CIL V 6778. VII 561. ΧII 3047–3049); wenn Fest. p. 229 und Plin. n. h. II 138 den Iuppiter (Fulgur) als den Entsender der Tagesblitze bezeichnen, so widerspricht das dem nicht, da ja Dius (= Diovis) Fidius von Iuppiter nicht verschieden, nur eine besondere Kultform dieses Gottes ist; dass das Blitzgrab in seiner Anlage mit dem Heiligtume des Dius Fidius die Eigenschaft teilt, dass es nicht bedeckt sein darf, sondern von oben der Himmel hinein sehen muss (Fest. p. 333 vgl. mit Varro de l. l. V 66), hat Gilbert a. a. O. betont. Jedenfalls haben dann diese sacerdotes bidentales nichts mit etruskischem Caerimoniell zu thun, sondern vertreten den ritus Romanus. Da wir den Namen in früherer Zeit [431] nie hören und die inschriftlichen Zeugnisse erst etwa der Zeit der Antonine angehören, so liegt die Vermutung nahe, dass die Priesterschaft erst damals gegründet worden ist, vielleicht als Erneuerung eines wirklichen oder vermeintlichen Priestertums älterer Zeit; die auf der einen Inschrift als Grund der Weihung angegebene Notiz reciperatis vectigalibus weist darauf hin, dass ihnen die Erträge gewisser Steuern als Einkünfte zugewiesen waren (Jordan Ann. d. Inst. 1885, 124f.).