Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bildhauer
Band II,2 (1896) S. 20422043
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Athenis, Bildhauer aus Chios, Sohn des Archermos (s. d.), Bruder des Bupalos, mit dem er zusammen arbeitet, Plin. XXXVI 11–13. Die neuen damals gefundenen parischen Marmorbrüche lieferten ihnen ein vorzügliches Material. Als Zeitgenossen des Hipponax setzt sie Plinius in die 60. Ol., ein Ansatz, der zu der Lebenszeit ihres Vaters Archermos gut stimmt und daher wohl auf glaubwürdiger Überlieferung beruht; nur ist es wahrscheinlicher, dass Hipponax nach einem datierten Werk der beiden Künstler, als dass, wie Plinius meint, diese nach jenem datiert sind. Plinius nennt von ihnen Artemisbilder auf Chios und in Lasos, ferner Marmorstatuen auf Delos, deren Künstlersignatur er mit den Worten übersetzt: non vitibus tantum censeri Chion sed et operibus Archermi filiorum. Mit erbeuteten Figuren von ihrer Hand schmückte Augustus den First des palatinischen Apollontempels, eine Verwendung, von der die weiblichen Figürchen, die am Mittelakroterion des aeginetischen Athenatempels angebracht waren, (Müller-Wieseler Denkm. I Taf. VI) eine Vorstellung geben können. Ob das gleichfalls von Plinius erwähnte karikierte Porträt des Hipponax wirklich existiert hat oder ob es eine legendarische Erfindung ist, um die erbitterten Angriffe des Iambographen auf die Künstler zu erklären, muss unentschieden bleiben. In den Fragmenten des Hipponax wird der Name des Bupalos wiederholt (frg. 11–14) genannt. Den des A. hatte Bergk frg. 13 durch Conjectur herstellen wollen, den Gedanken aber später selbst wieder aufgegeben. Vgl. auch Hor. epod. VI 14. Ovid. Ibis 523. Suid. s. Ἰπῶναξ. Die Legende schliesst damit, dass sich die beiden Bildhauer aus Verzweiflung über den Spott des Dichters erhängen. In einigen der aus dem Perserschutt der Akropolis stammenden Mädchenstatuen (κόραι) so wie den ganz entsprechenden auf Delos und in Rom (Ghirardini Bull. com. IX 1881, 106 tav. [2043] V) zu Tage gekommenen weiblichen Statuen, die sich durch sorgfältigste Arbeit und sehr gesuchte, stark an Manieriertheit streifende Zierlichkeit auszeichnen, hat man mit Recht den Stil des A. und Bupalos und ihrer Schule erkannt. Auch die Sima des ephesischen Artemistempels setzt Murray Journ. of hell. stud. X 1889, 9ff. mit dieser Schule in Verbindung. Brunn S.-Ber. Münch. 1884, 532ff. Robert Arch. Märch. 115ff. Winter Ath. Mitt. XIII 1888, 123ff. Schneider Görlitz. Philologen-Vers. 1889, 348ff. Lechat Bull. hell. XIV 1890, 301 (anders Sophulis περὶ τοῦ ἀρχαιοτέρου Ἀττικοῦ ἐργαστηρίου, Ἐφ. ἀρχ. 1891, 153ff.). Collignon Hist. d. sculpt. grecque I 143ff. Overbeck Gr. Plast. I⁴ 192ff.