Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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XIII. (Eusebes?) genannt Asiatikos, König der Syrer 69-65 v. Chr.
Band I,2 (1894) S. 2485 (IA)–2487 (IA)
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36) Antiochos XIII. (Eusebes ?), genannt Asiatikos, Sohn des A. X. Eusebes und der ägyptischen Prinzessin Kleopatra Selene. Seine Jugend hatte er in Kleinasien verlebt (nach Iust. XL 2, 3 in angulo Ciliciae), daher sein Beiname Asiatikos [2486] (Appian. Syr. 70). Etwa im J. 75 war er, noch ein Knabe, mit seinem Bruder nach Rom gekommen, um seine und seiner Mutter angebliche Erbansprüche auf Ägypten geltend zu machen, war aber hiemit abgewiesen worden. Fast zwei Jahre war er in Rom geblieben und dann etwa 73 über Sicilien nach dem Osten heimgekehrt (Cic. Verr. IV 27. 28. 30). Nachdem Tigranes Herrschaft in Syrien im J. 69 ein Ende gefunden und auch sein Feldherr Magadates Syrien verlassen hatte, trat A., dem Knabenalter eben entwachsen, als Praetendent auf und gewann, von den Syrern willig aufgenommen, die Herrschaft (Appian. Syr. 49). Lucullus, der inzwischen am 6. October 69 den glänzenden Sieg bei Tigranokerta gewonnen hatte, bestätigte ihn als König (Appian. a. O. Iust. XL 2, 3, der ihn mit dem Vater, A. X. Eusebes, verwechselt, ebenso wie Euseb. chron. I 261 und Appian. Mithr. 106). Solange Lucullus am Ruder war, blieb A. unbehelligt. Nachdem aber Pompeius das Commando übernommen hatte, d. h. 66 v. Chr., hat seine Regierung nur noch ein Jahr gewährt. Sein Sturz wird daher ins J. 65 gehören (so ist Appian. Syr. 70 zu deuten; Kuhn 44, der dem A. überhaupt nur ein Jahr giebt, 68–67, hat Appians Worte ἐν ταῖς ἀσχολίαις ταῖς Πομπηίου nicht berücksichtigt). Sein Sturz wird folgendermassen erzählt. Es brachen Unruhen in Antiocheia aus, da die Antiochener ihn wegen einer ,Niederlage‘ verachteten. Wer ihm diese Niederlage beigebracht hat, wird nicht gesagt. Ob Azizos der Araber (vgl. auch Dio Cass. XXXVI 19, 3, wonach im J. 67 die Antiochener mit den Arabern in Streit lagen)? Der nicht unbedeutende Aufstand in Antiocheia wurde von A. unterdrückt. Die Rädelsführer flohen nach Kilikien und bewogen hier den Philippos (II.), den Sohn des Philippos I., den Enkel des A. VIII. Grypos, mit Ansprüchen auf den Thron hervorzutreten. So wurde der alte Erbfolgestreit, der von den Stiefbrüdern A. VIII. und IX. entfacht, von ihren Kindern fortgeführt war, nun in der dritten Generation von den Enkeln wieder aufgenommen. Das bessere Recht war auf Seiten des Philippos. Dieser liess sich darauf von dem Araberhäuptling Azizos das Diadem aufsetzen und wurde von diesem in Syrien als König eingeführt (Diod. XL 1 a). A. bat nun Sampsikeramos, den Häuptling von Emesa (Strab. XVI 753), um Hülfe. Dieser ging scheinbar auf das Anerbieten ein, im Geheimen verabredete er aber mit Azizos, beide Könige, A. und Philippos II., zu beseitigen und unter sich den Besitz Syriens zu teilen. A. ging sorglos in die Falle und wurde von Sampsikeramos gefangen genommen (Diod. XL 1b). Als im J. 64 Pompeius nach Syrien kam, bat ihn A., ihn in sein väterliches Reich einzusetzen. Irrtümlich erzählen dies Iustin XL 2, Eusebios I 261f. und auch Appian Mithr. 106 (wiewohl er Syr. 49. 70; b. c. V 10 den Hergang richtig darstellt) von seinem Vater A. X. Nach den vorliegenden Berichten ist es sehr unwahrscheinlich, dass A. dieses Gesuch als Gefangener des Sampsikeramos an Pompeius gerichtet habe (so Kuhn 45). Vielmehr muss er damals frei gewesen oder geworden sein. Es ist nicht undenkbar, dass Sampsikeramos selbst die Einsetzung des A. wünschte, da er besser bei der [2487] Regierung des schwachen Seleukiden als bei einer straffen römischen Provincialordnung fahren musste, und ihn deshalb zu den Verhandlungen mit Pompeius frei gelassen hat. Als Pompeius es aber vorzog, Syrien als Provinz einzuziehen (er konnte darauf hinweisen, dass die syrische Bevölkerung selbst den A. nicht haben wollte, Iust. XL 2, 3 nedum recusanti, vgl. Euseb. I 261, 24ff.), da bemächtigte sich Sampsikeramos wieder der Person des A. und tötete ihn (vor 63, Diod. XL 1 b). Als letzten Seleukiden bezeichnet ihn Appian b. c. V 10; Syr. 70. Die Münzen mit der Umschrift Βασιλέως Ἀντιόχου Ἐπιφανοῦς Φιλοπάτορος Καλλινίκου, die bisher dem A. zugeschrieben wurden (auch noch Kuhn 44), gehören nach Babelon CLXXIIff. vielmehr dem A. XII. Von A. sind bisher zufällig keine Münzen bekannt. Da auch sonst Urkunden über ihn fehlen, so kennen wir seinen officiellen Beinamen nicht (Asiatikos gehört in die Reihe der vulgären Spitznamen wie Hierax, Grypos, Kyzikenos u. s. w.). Jedenfalls wird aber auch dieser Seleukide einen officiellen, sacralen, seine Göttlichkeit illustrierenden Beinamen gehabt haben. Bedenkt man, dass Iustin, Porphyrios und auch Appian (Mithr. 106) den A. mit seinem Vater A. X. Eusebes verwechseln, so liegt die Vermutung nahe, dass die Gleichheit des sacralen Beinamens der beiden schuld an dieser Confusion der gemeinsamen Quelle gewesen ist, dass also auch A. wie sein Vater ,Eusebes‘ geheissen habe. Diese Vermutung wird namentlich durch die von Kuhn a. O. übersehene Stelle Appian. Mithr. 106 nahegelegt, wo dieser letzte Seleukide ausdrücklich Eusebes genannt wird (denn τοῦ Ἀντιόχου ist nach dem Zusammenhang notwendig derselbe wie der drei Zeilen vorher genannte Ἀντίοχος ὁ Εὐσεβής). Eine Bestätigung dieser Hypothese bleibt abzuwarten. Vgl. Clinton Fasti hell. III 344ff. Kuhn Beiträge z. Gesch. d. Seleukiden 44ff.