Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Philosoph 3. Jh. n. Chr., aus Alexandrien, mit Beiname Sakkas
Band I,2 (1894) S. 1863 (IA)
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14) Aus Alexandrien, mit dem Beinamen Sakkas, angeblich weil er sich in seiner Jugend durch Tragen von Getreidesäcken seinen Lebensunterhalt erwarb. Von christlicher Abkunft, ward er durch das Studium der Philosophie zur altgriechischen Religion zurückgeführt (Porph. bei Euseb. h. e. VI 19, 7. Theodor. Cur. gr. aff. VI p. 96. Suid. s. Ἀμμώνιος, Πλωτῖνος). Als Philosoph überragte er nach Longin (bei Porph. v. Plot. 20) alle seine Zeitgenossen. Von seinen Schülern werden genannt: Origenes, der Neuplatoniker, und Origenes, der christliche Philosoph, Longinos, Herennios, Olympios, Theodosios und Antoninos (Porph. a. a. O. 3. 7. 10. 20. Euseb. a. a. O. Proclus in Tim. 187B). Der bedeutendste seiner Schüler aber war Plotin, der von 232–242 ihn gehört hat (Porph. 3). A. hat nichts geschrieben (Longin bei Porphyr. 20); er kann daher nicht identisch mit dem christlichen Philosophen gleichen Namens (Nr. 20) sein, von dem Eusebios mehrere Schriften anführt. Seine Philosophie sollte als Geheimlehre nicht weiter verbreitet werden. Erst als Herennios und Origenes mehreres aus ihr veröffentlicht hatten, folgte auch Plotin ihrem Beispiele (Porph. 3). Schon hieraus erhellt, dass es die durch Plotin zu voller Herrschaft gelangte mystisch-religiöse Geistesrichtung gewesen ist, der A. sich zugewandt hatte. Daher wird er auch θεοδίδακτος genannt (Hierokles bei Phot. bibl. 214 p. 172a 3. 461a 32). Hiermit stimmt, was Hierokles (ebd.) und Nemesios (De nat. hom. II 70. III 129 Matth.) von seinen Lehren mitteilen. Diese und die metaphysischen Principien, die sie voraussetzen, finden wir bei Plotin wieder; es ist daher durchaus berechtigt, A. zu den eigentlichen Begründern des Neuplatonismus zu zählen. Nun hat freilich Zeller (Ph. d. Gr. III 2³ 453f.) die angeführten Berichte verworfen, weil A. keine Schriften hinterlassen habe und von keinem seiner Schüler eine Darstellung seiner Lehre bekannt sei, Hierokles, den Nemesios benützt habe, daher wohl nur Lehren späterer Neuplatoniker A. in den Mund gelegt haben werde. Diese schwer wiegenden Bedenken sind zu heben, seitdem H. v. Arnim Porphyrs συμμικτὰ ζητήματα als Quelle des Nemesios erwiesen hat (Rh. Mus. XLII 276f.; vgl. auch Usener bei Thedinga de Numenio 23). Jedenfalls ist aus chronologischen Gründen Nemesios als unabhängig von Hierokles anzusehen. Dass sonst der Lehre des A. kaum gedacht wird, erklärt sich aus dem Umstand, dass Plotins tiefsinnige Philosophie die noch unentwickelten Gedanken A.s völlig in den Schatten stellte. Vgl. J. L. Dehaut Ess. hist. sur la vie et la doctrine d’A., Brux. 1836. Vacherot Hist. de l’école d’Alex. I 342f. Zeller Ph. d. Gr. III 2³ 450f. H. v. Lyng Die Lehre d. A., in Forhandlinger J. Videnskabs-Selskabet af Christiania for 1874. H. v. Arnim Quelle d. Überlieferung über A., Rh. Mus. XLII 276f.