RE:Amali
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Königsgeschlecht der Ostgoten, mit Stammbaum des Jordanes | |||
Band I,2 (1894) S. 1718 (IA)–1720 (IA) | |||
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Amali (Amelungen, nach Müllenhoff bei Mommsen Jordan. p. 143 vom deutschen Worte amal ‚unermüdlich, mühevoll‘; vgl. Detter Ztschr. f. D. Altert. XXXVI 1ff.), in historischer Zeit das Königsgeschlecht der Ostgothen, dessen Stammbaum Jordanes (Get. 14, 79) auf folgende Weise angiebt (vgl. Mommsen a. a. O. p. 142):
Gapt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hulmul | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Augis | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
K. Amal | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hisarna | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
K. Ostrogotha | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hunuil | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
K. Athal | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Achiulf | Oduulf | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ansila | Ediulf | Vultuulf | K. Hermanaricus | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Valaravans | Gesimundus? (Conjectur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
K. Vinitharius | K. Hunimundus | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vandalarius | K. Thorismud | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
K. Valamir | K. Thiudimer (mit Erelieva) | Vidimir | Berimud | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
K. Theodoricus | (mit Audefleda) | Amalafrida (mit Thrasamundus) | Vidimir | Vetericus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
(mit ?) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
K. Amalasuentha (mit Eutharicus) | Eutharicus (mit Amalasuentha) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Thiudigotho (mit Alaricus) | Ostrogotho (mit Sigismundus) | K. Theodahadus | Amalaberga (mit Herminefredus) | K. Athalaricus | Matesuentha (mit Vitiges und mit Germanus) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
K. Amalaricus | Germanus | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[1719] Eine viel erörterte Streitfrage ist, auf welche Quelle dieser Stammbaum zurückgeht und inwieweit er historisch ist. Darin ist man wohl jetzt einig, dass Jordanes die Genealogie aus Cassiodor geschöpft hat (vgl. Cassiod. Var. IX 25. XI 1), dass dieser wieder grossenteils dem Ablabius gefolgt ist, hat Mommsen (a. a. O. p. XXXVIIff. XLII) wahrscheinlich gemacht. Schirren (de ratione quae inter Jordanem et Cass. intercedat, Dorpat 1858) und v. Sybel (Entstehung d. D. Königthums² 1881, 174ff.), die auf das Bestreben hinweisen, ‚insbesondere den Athalarich von Vater- und Mutterseite als Sprössling uralter Ahnen zu legitimieren‘, sehen die Genealogie als gelehrte Erfindung Cassiodors an. Dahn (Kön. d. Germ. II 117ff.) und ähnlich auch Köpke (Anfänge des Königth. bei den Gothen 94ff.) sehen als Cassiodors Quelle echt gothische Tradition und Sage an. Sicher ist jedenfalls, dass, obwohl Cassiodor (Var. IX 25) von den 17 königlichen Ahnen Athalarichs spricht, nicht alle als Könige bezeichnet werden können, dass vielmehr auch andere gleichberechtigte Fürsten der Gothen erwähnt werden und dass von einem Gesamtkönigtume der Gothen höchstens vorübergehend gesprochen werden kann. Mit Sicherheit kann ferner behauptet werden, dass wegen der inneren Widersprüche, welche diese Genealogie in Bezug auf Lebensdauer, Zeit u. s. w. enthält, der Stammbaum so nicht richtig sein kann (vgl. v. Sybel a. a. O. und v. Gutschmid Jahrb. f. Phil. LXXXV 1862, 135f.), dass ferner Cassiodor die Gleichzeitigkeit seiner Helden mit den sonst überlieferten Ereignissen nach seiner Generationenrechnung (3 Generationen = 100 Jahre) herzustellen suchte (v. Gutschmid a. a. O. 141ff.). Sagenhaft, aber sicher nicht alle von Ablabius oder Cassiodor erfunden, sind die ältesten Vorfahren der Amaler von Gapt, den J. Grimm (Mythologie, Stammtafeln XXVI) für Gaut, Gautr, einen Beinamen Odhins, hält (anders Muellenhoff bei Mommsen a. a. O. 143) bis Hisarna, den Eisernen. Auch an der realen Existenz des Ostrogotha (ags. Eastgota: vgl. Grimm Gesch. d. D. Spr.³ 311f.) sind Zweifel gestattet. Der erste in der Reihe, der historisch beglaubigt ist, ist Hermanaricus, während die Geschichte seiner Nachfolger, wie sie Ammian (XXXI 3, 1ff.), ein Zeitgenosse, giebt, mit dem Berichte des Jordanes (Get. 48, 246ff.) sich nicht vereinigen lässt. Sein Bericht, dass nach Thorismuds Falle die Ostgothen sich aus Trauer durch 40 Jahre keinen König gaben, ist natürlich schlechte Erfindung, dazu bestimmt, eine dunkle Zeit auszufüllen; Berimud soll zu den Westgothen gewandert sein und hier unerkannt als Amaler gelebt haben (Get. 33, 174): dies zeigt deutlich, dass der Ahne des Eutharich erst mit dem Stammbaume der Amaler verknüpft wurde, als es sich darum handelte, dem Athalarich auch auf väterlicher Seite amalische Vorfahren zu geben. Auch die Verknüpfung von Theoderichs Ahnen mit dem berühmten Hermanaricus ist keineswegs als gesichert zu betrachten; vielmehr dürfte hier die Erfindung des Hofhistoriographen eingesetzt haben. Über die einzelnen Persönlichkeiten des Stammbaumes vgl. die einzelnen Artikel. Ausser der citierten Litteratur vgl. auch Wietersheim-Dahn Gesch. [1720] d. Völkerwand. II 1ff. Pallmann Gesch. d. Völkerw. von der Gothenbekehrung bis z. Tode Alarichs, 1863, 23ff.