Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Mutter des vierten Helios auf Rhodos
Band I,1 (1893) S. 1147 (IA)
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Akantho (Ἀκανθώ), in dem euhemeristischen Göttersystem bei Cicero de nat. deor. III 54 = Arnob. IV 14 (anders Ampelius 9, 3 u. a.) Mutter des vierten Helios auf Rhodos (quartus [Sol]is, quem heroicis temporibus Acantho Rhodi peperisse dicitur, [pater] Ialysi, Camiri et Lindi; der ohne Grund beanstandete Text gesichert durch Arnobius). Die letzte Instanz, auf die sich diese vielfach ausgeschriebenen, umgearbeiteten und ergänzten Kataloge (Didym. fr. ed. Schmidt p. 363) zurückführen lassen, ist der Theologe Aristokles von Rhodos (Müller FHG IV 329. Rose Aristot. pseudepigr. p. 615). Dem entspricht die angeführte Notiz insofern, als sie eine sonst verschollene rhodische Helioslegende berichtet und die eponymen ‚Heliaden‘ der wichtigsten rhodischen Städte heranzieht. Vermutungen des Verfassers über den Namen u. a. in Roschers Lexikon I 207 (danach Murr Die Pflanzenwelt in der gr. Mythologie 273). Ein weiterer Anhaltspunkt ist eine von Demetrios bei Athen. XV 680 (FHG IV 383, vgl. Hellan. fr. 150, FHG I 66) berichtete Legende, nach der Abydos (This) in Ägypten ἔχει … ἄκανθόν τινα δένδρον· ὃ τὸν καρπὸν φέρει στρογγύλον …, ἀνθεῖ δ’ οὗτος ὅταν ὥρα ᾖ, καὶ ἐστὶ τῷ χρώματι τὸ ἄνθος <λευκὸν> καὶ εὐφεγγές, λέγεται δέ τις μῦθος ὑπὸ τῶν Αἰγυπτίων, ὅτι οἱ Αἰθίοπες στελλόμενοι εἰς Τροίαν ὑπὸ Τιθωνοῦ, ἐπεὶ ἤκουσαν τὸν Μέμνονα τετελευτηκέναι, ἐν τούτῳ <τῷ> τόπῳ τοὺς στεφάνους ἀνέβαλον ἐπὶ τὰς ἀκάνθας. ἐστὶ δὲ παραπλήσια τὰ κλωνία στεφάνοις, ἐφ’ ὧν τὸ ἄνθος φύεται: denn hier sind griechische, möglicherweise rhodische Vorstellungen zu erkennen, ins Pharaonenland übertragen, wie viele ähnliche Elemente des rhodischen Helios-Eos-Kreises (vgl. K. Tümpel Die Aithiopenländer des Andromedamythos 160ff.). Wie man also Eos und Memnon mit der ἄκανθα in Zusammenhang brachte, so mag man die Heliosmutter auf sie bezogen haben; auch sonst schliessen sich Pflanzensagen an Helios an, s. Mannhardt’s Klytia und die von Mannhardt übersehene Heliotropionlegende bei Fronto p. 259 Nab. Schliesslich sei an die merkwürdige Überlieferung erinnert, dass die durch einen Kranz von Akanthosblättern ausgezeichnete Säulenordnung, das Κορινθιουργὲς κιόνων σχήμα (Apollon. Rhod. bei Steph. Byz. s. v. = Choliamb. p. 169 M.) in der Helios-Stadt Korinth (Steph. Byz. s. Ἡλιούπολις = Κόρινθος. Paus. II 4, 6. 18, 3. 31, 5 und dazu Duncker G. d. A. V 72) ‚erfunden‘ sei (Vitruv. IV 1, 9, s. Brunn Künstlergesch. I 251f.; einschlagende Beispiele der horologische ‚Turm der Winde‘ und der Sonnentempel in Palmyra).