Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Hauptstadt des 8. Nomos in Oberägypten, mit Grabmal des Osiris
Band I,1 (1893) S. 130 (IA)
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2) Hauptstadt des 8. Nomos Oberägyptens, westlich vom Nil bei dem jetzigen Dorfe Arabat el-madfune. Wenn Strabon (XVII 813), der A. als einen heruntergekommenen Flecken bezeichnet, angibt, vordem sei es nächst Theben die zweite Stadt im Reiche gewesen, so trifft das nur zu hinsichtlich der religiösen Bedeutung. Hier wurde das „wahre“ Grabmal des Osiris gezeigt, und im W. von A. war nach einer ägyptischen Überlieferung der eigentliche Zugang zu den Gefilden des Totenreiches. Noch in römischer Zeit liessen bemittelte Ägypter sich mit Vorliebe zu A. bestatten (Plut. Is. u. Os. 20). Ein Orakel des Gottes Besa erwähnt Ammian XIX 12, 3; die Existenz eines solchen ist auch durch Inschriften (Proceed. Soc. Bibl. Archaeol. X 377–378. XI 318. 319) bezeugt. Genannt wird A. auch Ptol. IV 5, 66. Itin. Antonin. 158, 4 und als Garnisonsort Not. Dign. Or. XXXI 53. Überreste des Osiris-Heiligtums (Strabon a. a. O. Plin. V 60. Solin 38, 41). haben sich bis jetzt nicht nachweisen lassen. Das „Memnonschloss“ von Α., das Plinius und Strabon erwähnen, steht noch zum Teil in guter Erhaltung da; es ist ein Tempel nach Art der Memnonien von Theben, den sich Sety I. zu errichten begonnen und sein Sohn Ramses II. fertig gebaut hat. Wohl zu diesem Bauwerke gehörte der Dornakazien-Hain, in welchem den Griechen Kränze gezeigt wurden, welche äthiopische Krieger, die Memnon zu Hilfe zogen, als sie die Kunde vom Tode des Helden erreichte, dort aufgehängt haben sollten (Athen. XV 680 A). Doch hatte auch zu A. Ramses II. für sich allein ein besonderes Memnonion aufgeführt. In einem Gemache des letzteren wurde 1818 die erste der beiden als „Königstafeln von A.“ bekannten Aufzählungen von Namen ägyptischer Könige aus der Zeit vor Ramses II. gefunden (jetzt im British Museum). Die zweite, bedeutend wichtigere wurde 1864 in einem Raume des Sety-Memnonion entdeckt. Aus den drei Nekropolen, die A. besass, sind Unmengen ägyptischer Stelen in die Museen gewandert. Champollion L’Ég. sous les pharaons I 249–252. Dümichen Gesch. d. alt. Äg. 148–153. Brugsch Dict. géogr. 16. Mariette Abydos description des fouilles T. 1. Paris 1869. T. 2. 1880; Catalogue général des monuments d’Abydos, Paris 1881. Sayce Proceed. Soc. Bibl. Archaeol. VI 209–222. VII 36–41.