Ainianes (οἱ Αἰνιᾶνες, ionisch Ἐνιῆνες Il. II 749 oder Αἰνιῆνες Herod. VII 132. 185. 198), ein echt hellenischer, den Myrmidonen und phthiotischen Achaeern nahe verwandter Volksstamm (Skymn. 616. Heliod. II 1, vgl. C. O. Müller Aeginetic. 17), welcher zuerst neben den Perrhaebern im inneren Thessalien, am Flusse Titaresios (Europos) und im Dotiongefilde wohnte (Il. II 749), aus diesen Wohnsitzen aber durch von Norden her eindringende Völker, unter denen namentlich die mehr mythischen als historischen Lapithen genannt werden, vertrieben wurde; infolge dessen zog eine Abteilung des Stammes westwärts nach Epirus, von wo sie später nach Kirrha, dem Landungsplatze von Delphi, übergesiedelt sein soll (Plut. quaest. Gr. 13. 26); die Hauptmasse aber wandte sich südwärts, überstieg die Kette des Othrys und erkämpfte sich das obere Spercheiosthal, umschlossen von der Dolopia, Thessalia Phthiotis, Malis und der Oitaia. Strab. IX 442. Skyl. 62. Hier bildeten sie einen selbständigen Staat, der als Mitglied des amphiktyonischen Bundes erscheint (Paus. X 8, 2. Harpokr. s. Ἀμφικτύονες), freilich aber infolge seiner geringen Ausdehnung in der griechischen Geschichte nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Am bekanntesten sind die Kämpfe, welche sie in Gemeinschaft mit den Dolopern und Maliern gegen die Ol. 88, 2 (427) von den Lakedaemoniern neben dem alten Trachis, oberhalb der Thermopylen, gegründete Stadt Herakleia führten (Thuk. V 51, vgl. III 92. VIII 3); ausserdem nahmen sie mehrfach an den inneren Kämpfen der griechischen Staaten als Bundesgenossen anderer mächtigerer Staaten teil, wie wir sie in der Schlacht bei Koroneia (Ol. 96, 3 = 394) auf Seite der Boioter, Athener und Argiver gegen die Lakedaemonier (Xen. hell. IV 3, 15; Ages. 2, 6), einige Zeit darauf (Ol. 102, 4 = 369) als Teilnehmer an dem ersten Einfall der Thebaner in Lakonien (Xen. Ages. 2, 24), dann im sogenannten heiligen Kriege (Ol. 106) mit der Mehrzahl der Glieder des Amphiktyonenbundes als Gegner der Phoker und Vorkämpfer für das delphische Heiligtum finden (Diod. XVI 29); auch an der letzten ruhmvollen Unternehmung der Mehrzahl der hellenischen Staaten, an dem sogenannten lamischen Kriege (Ol. 114, 2 = 323), nahmen sie teil. Diod. XVIII 11. Bald darauf beginnt eine Münzung (Inschrift Αἰνιάνων). Als der aitolische Bund mächtig um sich griff, schlossen sie gleich den benachbarten Stammen sich demselben – wahrscheinlich gezwungen – an, erscheinen aber nach seiner Auflösung auf Münzen (Head HN 248) und Inschriften (Dittenberger Syll. 211. 256) wieder als eigenes κοινόν, sicher bis in die ersten [1028] Jahrzehnte des 1. Jhdts. v. Chr. Strabon (IX 427) sagt also nicht ganz zutreffend, dass sie durch Aitoler und Athamanen aufgerieben und keine Spur von ihnen bis auf die Römer gekommen sei. Die Hauptstadt ihres Ländchens und zugleich die einzige bedeutende Stadt in ihrem Gebiete war Hypata. Ausserdem kennen wir nur zwei kleine Ortschaften, Spercheia oder Spercheiai und Makrakome. Im allgemeinen vgl. Ross Archäol. Aufs. II 453ff. Athen. Mitt. IV 206.